Geldgeber und Geldnehmer
Posted by flatter under Journalismus , Wirtschaft[32] Comments
12. Mai 2010 0:22
Robert von Heusinger erklärt und begrüßt einen Sinneswandel in Europa, der unter der Hand und quasi zufällig ein wenig von der Regulierung leistet, über die sonst nur geredet wird. Geradezu erfreut nehmen es sogar die “Spekulanten” hin, die wie kleine Kinder erkennen, daß es ihnen hilft, wenn die Eltern für Ordnung sorgen.
Eine wesentliche Rolle spielt hier die Abkehr von der panischen Inflationsangst und dem starrsinnigen Beharren auf “Stabilität” angesichts einstürzender Wände. Natürlich haben nicht alle den Knall gehört – der Bundesbankchef gibt noch immer den kadavergehorsamen Inflationswächter.
Die tumbe deutsche Schuldenallergie, die Marc Beise natürlich teilt, zeugt nach wie vor von einem groben Unverständnis für volkswirtschaftliche Zusammenhänge. Zur Rettung der Banken waren Schulden einmalig von jeder Hemmung befreit, für das eigene Wohl und Wehe soll der Staat hingegen keine machen dürfen. Stattdessen sollen, wie schon in Irland, jetzt auch in Resteuropa wieder einmal die Ärmsten bluten. Alleinerziehende, die in Deutschland eh schon benachteiligt sind, gehören ebenso dazu wie Bildungsträger und Kindergärten.
Roland Koch, Deutschlands oberster Beschützer der Steuerhinterzieher, findet das ganz prima. Es sei “nur eine Provokation”, wenn er von den besagten Einsparungen spricht. Daß das aber gar kein Witz war, wird sich sehr bald erweisen. Spätestens, wenn er Bundesfinanzminister ist.
Zurück zu Beise. Er bringt Sinn in die Sache – den Hans-Werner. Kennt er doch die alleinige Ursache des Problems:
“Die Staaten dieser Welt haben in einer langen Ära des Friedens über ihre Verhältnisse gelebt“.
Na klar, die explodierenden Kosten im Sozialbereich. Er spricht es nicht aus, das ist aber kaum mehr nötig bei einem, der die brunzblöde Proganda der neoliberalen Ära aus Eimern gesoffen hat.
Es wäre doch nett gewesen zu hören, wer über seine Verhältnisse gelebt hat, wo das Geld bleibt und wer dafür wieder und wieder am Nötigsten knappst, damit die Leistungsträger den Standort Europa nicht ins Ausland verlagern. Oder halt wenigstens ein paar Gründe mehr zu suchen für die Krisenrallye. Das eindimensionale Geplapper solcher journalistischer Schulversager zum Beispiel hat massiv dazu beigetragen. Wir würden gern darauf verzichten – alternativlos, versteht sich.
Mai 12th, 2010 at 06:18
Ach ja, die Systemmedien brummen eben. Wen wundert das denn noch? Wer erwartet da denn tatsächlich eine tiefgründige Analyse? Die ist weder erwünscht, noch gewollt.
Mich erinnert das immer mehr an meine jüngste Tochter, die gerne die Mundwinkel nach unten zieht und die Arme über der Brust verschränkt, wenn sie ihren Willen nicht sofort durchsetzen kann. Die Reaktion sollte also dieselbe sein: “Marc B., wenn Du nicht endlich mit diesem Blödsinn aufhörst, bekommst Du auch keinen Schokopudding nach dem Abendessen!” Oder so.
Aber das greift natürlich zu kurz. Denn man darf nicht vergessen: Die Herren (und Damen) Beise & Co. geben ihren Namen ja nicht unabhängig und in freien Stücken für diesen Mist her. Auch sie haben einen Hintergrund – eine Familie, die es zu ernähren gilt -, und sie sind keine “frei schaffenden” und unabhängigen Wortkünstler, sondern in der Regel Angestellte (und für Freiberufler gelten noch viel strengere Abhängigkeitsregeln). Welche Worte da also unter ihrem Namen publiziert werden, unterliegt nicht ihrer alleinigen Kontrolle und Macht. Dahinter stehen andere Leute mit anderen Namen – und es wäre dringend geboten, DIESE Namen zumindest auch zu nennen.
Mai 12th, 2010 at 08:47
Die von vielen Politikern, Medienbütteln und sonstigen pseudo-wissenschaftlichen Bütteln und Tintenkulis des Kapitals zur Schau gestellten, zuweilen auch gern mal geschürten Inflationsängste zwecks Niederbügeln von sozialen Ansprüchen der kleinen Leute sind natürlich reine Ideologie zwecks verbergen des wahren Treibens und der wahren Interessen unserer ökonomischen Eliten.
Sie selbst häufen, insofern es ihren Interessen, ihrer ökonomischen und politischen Macht über diese Gesellschaft dient, weitere gigantische Staatsschulden ganz selbstverständlich und alternativlos weiter auf, um anschließend mit aufgesetzter feierlich-ernst-besorgter Miene zu verkünden bzw. verkünden lassen, dass nun, nach der Schuldenorgie zugunsten des Kapitals und seiner gierigen Ansprüche sparen angesagt sei.
Sparen natürlich nur und zuvörderst bei denen, deren Beruf es quasi von Geburt an ist, dem Wachsen des Kapitals, seinen eigentlichen Besitzern und Nutznießern, also den Eliten, zu Diensten zu sein.
Diese im Grunde einfachen, eigentlich schon für jedes aufgeweckte Schulkind verständlichen Tatsachen dürfen natürlich so offen nicht ausposaunt werden, müssen mit Hilfe eines wirtschaftswissenschaftlich-verquasten Jargons vernebelt werden.
Die genau für diesen Zweck benötigten und von Kapital oder Steuergeldern ausgehaltenen Figuren(deren Namen uns alle geläufig sind!) haben mit dieser Nebelwerferei und pseudo-wissenschaftlichen Volksverdummung ihr auskömmliches und oft auch sicheres Auskommen gefunden.
Ob alle diese Politiker, volkswirtschaftlichen Professoren, Experten und Journalisten selbst an diesen Quatsch glauben, es sich vielleicht auch nur einreden oder gar zynisch innerlich zu den von ihnen Geäußerten auf Distanz gehen ist völlig belanglos,
Wichtig ist nur, dass sie alle ihren öffentlichen Beitrag zu ideologischen Zementierung der herrschenden Machtverhältnisse leisten.
Nicht auf den Wahrheitsgehalt ihrer Botschaften kommt es dabei an sondern legiglich auf die Plausibilität, die beabsichtigte Wirkung auf die Masse der einfachen Leute, also Lohnabhängige aller Art, kleine Selbständige, Rentner, Arbeitslose, gewöhnliche Wähler.
Halten diese weiter still, machen alles mit, wählen wie gewohnt so wie bisher weiter die angebotenen Parteien, dann sind die Botschaften erfolgreich angekommen, wurde der ideologische Kampfauftrag aller dieser Herrschaften erfüllt.
Und auf mehr kommt es nicht an.
Mai 12th, 2010 at 09:43
Sehr gut, sehr wütend.
Aber leider spielt die Frage nach Gerechtigkeit im Moment keine Rolle. Im Moment kommt es meiner Meinung nach nur daraufan das Vertrauen in das “System” aufrecht zu erhalten oder besser erhalten zu müssen, um noch schlimmeren Schaden abzuwenden.
Die ‘Ganoven’ vertrauen den Strukturen, die selbst geschaffen haben nicht mehr. Insofern bin ich sehr verunsichert, dass sich von diesen Gewinnlern niemand so richtig auf den 750Milliarden Extrakuchen freut.
Maßlos entauscht bin ich über das geringe Erfassungsvermögen der Bevölkerung, die anstatt den ‘Mächtigen’ einen echten Schrecken ein zu jagen, treu und brav weiterhin die üblichen Parteien wählt. Das kann man doch nicht nur über die “Mainstream” erklären.
@#2 Bakunin
Sehe ich auch so. Zweifel habe ich nur an dem Begriff ‘Volksverdummung’. Vielleicht macht das Volk ja niemand dumm. Denn das setzt ersten voraus, dass das Volk vorher schlauer war, und zweitens dass die Verdummer nachdem sie das Volk verdummt haben, immer noch schlauer sind ;-) Westerwelle liefert doch einen hervorragenden Gegenbeweis.
Ratlos
Mai 12th, 2010 at 09:51
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=3291 [...]
Mai 12th, 2010 at 10:14
HAL9002 meint:
@#2 Bakunin
Mit meinen etwas salopp gebrauchten Begriff der Volksverdummung meinte ich nicht, dass die Masse der Leute mit Hilfe dieser neoliberalen Dauereinseifung per se “strunzdumm” gemacht werden soll, sondern “dumm” nur in dem Sinne, dass sie zu GLÄUBIGEN erzogen werden, die einfach den Botschaften der neoliberalen Propaganda ohne weiteres Nachdenken GLAUBEN schenken sollen und dann, gestärkt in diesem GLAUBEN(der neoliberalen “Mantras”..), gehorchen, bereitwillig allen Ansprüchen, Forderungen, aber auch allen “nötigen Sparzwängen” gehorchen.
Fast ist man geneigt, den eigentlich nur für Tiere zu verwendenden Begriff der DRESSUR für diese neoliberale Dauerberiesselung in die Runde zu werfen.
Mai 12th, 2010 at 10:17
@Klaus #4
Pardon, aber in diesem Kontext der ‘falsche’ Titel: Es muss wohl heißen: Schuldengeber und Schuldennehmer.
Gestern hat mich ein humorvoller Punker in der welthässlichsten Innenstadt, Kassel, angehauen und gefragt: Haste mal ‘ne Mark? Euro will er nicht, hehe.
Konnte ihm einen Dollar und ‘ne Kippe geben, da ich erst vor kurzen in USland war.
Also ich freue mich auf den zukünftigen Schwarzmarkt; mental bin ich gerüstet
Mai 12th, 2010 at 10:25
@Bakunin #5
“Dressur” gefällt mir! Werde ich ab sofort verwenden. Aber hinter vorgehaltener Hand: DBDDHKP
So genug gepostet: Muss wieder die Welt retten!
Schönen Tag noch
Mai 12th, 2010 at 10:36
“Er spricht es nicht aus, das ist aber kaum mehr nötig bei einem, der die brunzblöde Proganda der neoliberalen Ära aus Eimern gesoffen hat.”
Herrlich! Ein echter flatter! :-)
Mai 12th, 2010 at 11:27
Man muss sich doch den Irrsinn dieser Regierung, besonders dieser FDP, nur einmal genauer vor Augen führen, um zu begreifen, dass sie einfach nur eine N(i)ebelkerze nach der anderen zündet.
Nachdem sie monatelang ihre Steuerersenkungen (Verringerung der Einnahmen) erfolglos propagiert haben, posaunen sie nun eine Totalumkehr herum, indem sie (vorerst noch diffuse) Kürzungen (Verringerung der Ausgaben) ankündigen. Dabei sind dies doch nur zwei Seiten ein- und derselben Medaille.
Nebenbei lavrierte die Vize-Statue-Of-Liberty gestern im Fernsehen umher, indem er verkündete, dass er “ja selbst auch für einen starken Staat sei, der seine Hohheitsrechte wahrnimmt, sich ansonsten aus dem Leben der Bürger aber raushält”. Da fragt man sich doch: Was denn nun, Herr Westerwelle? Diese Widersinnigkeit seiner in einem einzigen Satz getätigten Aussagen lässt einen vor Verblüffung mehr als nur erstaunen.
Dass ein starker Staat vor allem erst einmal handlungsfähig sein muss, um seine Aufgaben überhaupt wahrnehmen zu kommen, kann aber vermutlich einem Radikalliberalen niemals in den Sinn kommen. Und Handlungsfähigkeit bedeutet an erster Stelle nunmal auch finanziell handlungsfähig, also mit entsprechender Ausstattung.
Dass dies zuvorderst über eine Stärkung der Einnahmensseite erreicht werden muss, wird solch ein Vertreter der Vermögenden natürlich nie zugeben. Stattdessen quetscht man den Staat immer weiter aus, sodass dieser seinen Aufgaben immer weniger nachkommen kann.
Doch inzwischen dürfte es wohl auch der Allerletzte wissen: Einen schwachen Staat konnen sich nur die Reichen leisten. Denn nur sie haben die finanziellen Mittel, auch noch an den Stellen zu bezahlen, wo sich der Staat (gezwungenermaßen) aus immer mehr öffentlichen Aufgabenbereichen zurückziehen muss. Siehe Kindererziehung, Bildung, Kultur, Soziales, öffentliche Daseinsvorsorge etc..
Mai 12th, 2010 at 13:16
“Die tumbe deutsche Schuldenallergie, die Marc Beise natürlich teilt, zeugt nach wie vor von einem groben Unverständnis für volkswirtschaftliche Zusammenhänge. ”
Ich weiß nicht…für mich sieht das eher so aus, als ob die ganz genau wissen, was sie tun. Und das sollten wir auch endlich mal einsehen.
Der Weg ist so gewollt mit allen Konsequenzen. Keiner von den bestimmenden Finanzkräften ist unbewußt in einem Dogma gefangen oder erkennt nicht die Zusammenhänge. Schlicht gesagt: So blöd sind diese nicht.
Nochmals: Der Weg ist bewußt eingeschlagen worden.
Mai 12th, 2010 at 13:21
[...] Brüder und Schwestern, während wir hierzulande noch abwarten, ob uns nun das Sparmenue unseres hessischen Kochs serviert wird, oder doch die schwäbischen Maultaschen der Kanzlerin und ihrer kleinen gelben [...]
Mai 12th, 2010 at 13:36
@9 Lutz
————-Zitat
Da fragt man sich doch: Was denn nun, Herr Westerwelle? Diese Widersinnigkeit seiner in einem einzigen Satz getätigten Aussagen lässt einen vor Verblüffung mehr als nur erstaunen.
————-Zitatende
Woher die Verblüffung?
Mich verblüfft da gar nichts.
Es ist doch gerade eben Vorraussetzung, nicht nur menschlich und moralisch verkommen, sondern darüberhinaus auch noch unzurechnungsfähig zu sein – sonst würden doch diese Politkriminellen ihre Pirouetten gar nicht unfallfrei hinbekommen!
Siehe auch das Nachwahl-Debakel in NRW “Wer mit wem”… Da zerlegt die Partei für die Privilegierten schon wieder – die gerade mal eine Woche alte Position (?) – in ihre Lügenbestandteile.
Der Satz vom 2. Mai “Daher kommen für uns Koalitionen mit Grünen oder SPD nicht in Frage” – wenn auch grammatikalisch falsch – ist an Eindeutigkeit kaum noch zu überbieten. Und dennoch….
Aber man gewöhnt sich ja so schnell an das wonnig-warme Gefühl wenn einem mindestens 2-3 Lobbyisten um die Rosette kreisen. Nicht zu vergessen der prall gefüllte Futtertrog, der einem bis ans Ende aller Tage ein sorgenfreies Dasein ermöglicht – da will man sich weiter laben, weiter vollfressen…
Tschuldigung, kann nicht mehr… muß K….
Mai 12th, 2010 at 13:56
@ Klaus:
Meine Frage war auch eher rhetorisch. Mir selbst ist dies ja schon seit geraumer Zeit klar. Aber ich möchte gern auch Andere, die vielleicht bis jetzt noch ein Fünkchen (unberechtigte) Hoffnung hegen, mit der Nase auf diesen Irrsinn stoßen.
Mai 12th, 2010 at 14:23
@Caana: Mag sein, daß da der eine oder andere weiß, was er tut. Aber ganz sicher nicht der Beise.
Mai 12th, 2010 at 14:41
Bakunin, Du bist heute der absolute Hit! Weiter so!
Selten so geschmunzelt.
Schön das es euch gibt!
Mai 12th, 2010 at 16:06
Koch Finanzminister? Kaum. Besetzt wohl eher das Innere der Demokratie.
Mai 12th, 2010 at 16:35
Wer anderes als Schmierlappen Koch ist aus Sicht der Marktradikalen besser geeignet, den Job des Koppschlaechters des Sozialstaats zu uebernehmen? Fuer mich sieht das nach Planerfuellung aus!
Mai 12th, 2010 at 17:05
@ Huu Rrah
könnte passen, hab das auch grad so aufgeschnappt…koch will in hessen bleiben, muss dann aber doch ganz überraschend nach berlin und im topf der inneren sicherheit rühren, während de maziere den krank geschreibenen schäuble ersetzt und asmussen, clement und merz diejenigen sind, die allen anderen nachhilfe im “was jetzt zu tun ist” geben
Mai 12th, 2010 at 17:07
ps. alles reine spekulation, versteht sich…
Mai 12th, 2010 at 21:00
Der Koch macht den Dampfplauderer um das Geschwätz schon mal vorwirken zu lassen. Die Einstimmung quasi. Für mich völlig unerheblich, was dieser Demagoge einstmals für eine Deppenrolle übernimmt.
Traurig macht mich nur das Wahlverhalten der Deutschen. Wie aufgescheuchte Hühner wechseln die braven Bürger von rot zu schwarz zu gelb und nun wieder zurück zu rot. Nicht anders lassen sich die Zahlen erklären (maximal mit Wahlfälschung – aber wer würde denn so etwas Schlimmes tun um seine Macht zu erhalten?). Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir tatsächlich noch Jahrzehnte wie in einer Angsstarre verharren werden, bevor sich das alles seinen Weg bricht.
Ich kann noch so lange warten – ich will es nur noch erleben, wie dieses Dummschwätzerpack der neoliberalkonservativen Eliten und ihre Speichellecker unter den Trümmern des selbst zerstörten Systems hervor kriechen und atemlos staunen, was für einen große Knall so eine (Lebens-)Blase hervorbringt.
Ich bin so wütend über diese ständig geschürte und fast greifbare Angst etwas zu ändern, bevor es zu spät ist. Absolut unaussprechlich wütend!
Mai 12th, 2010 at 21:29
@HAL, in Kassel?
Mai 13th, 2010 at 03:52
“Spätestens, wenn er Bundesfinanzminister ” Ja hallo? Wurde der nicht abgewählt??!
Roland Koch wurde abgewählt, und es regiert weiterhin: Roland Koch!
Rüttgers wurde abgewählt, und wer wird weiterhin Ministerpräsident? Na Rüttgers wohl, scharrt schon wieder mit den Hufen!
Frage erst gar nicht wer BundeskanzlerIn wird wenn wir erst mal das Erkel abgewählt haben!
Wenigstens hat der Staat noch Einsparungsreserven bei Kindergärten und Schulen. Gemäß den Veröffentlichungen des Statistische Bundesamtes fehlen in NRW noch rund 320 000 Krippenplätze, da könnte man auf 640 000 fehlende Krippenplätze erhöhen (einem Wachstum von 100% zum vierten Quartal 2010 :)
Mai 13th, 2010 at 04:02
“Dahinter stehen andere Leute mit anderen Namen – und es wäre dringend geboten, DIESE Namen zumindest auch zu nennen.”
Nein.
Einfach, nein. Die Kugeln schlagen immer in die erste Reihe ein. “Erste Reihe Niederknieen, anlegen, feuer!” – selber schuld. Wer sich da hat zum Soldaten machen lassen – live by the sword, die by the sword.
Mai 13th, 2010 at 04:50
@ Case:
Das ist ein übles Menschen- und Gesellschaftsbild, das Du da kolportierst. Ich stimme Dir ja zu, dass derjenige, der sich zum “Soldaten” machen lässt, auch die Konsequenzen – also die geballte Kritik – zu tragen hat – aber wieso Du es ablehnst, dass die feist grinsenden, sehr reichen Hintermänner, die ihren “guten Namen” für derlei Unsinn in den Medien nicht hergeben müssen, ungenannt bleiben sollen, erschließt sich mir nicht.
Ich empfehle Dir die Teilnahme an einer Redaktionskonferenz einer deutschen Tageszeitung Deiner Wahl – vorzugsweise einer Zeitung, die jüngst in den Besitz einer “Heuschrecke” übergegangen ist. Und dann denke noch einmal darüber nach, inwieweit abhängig Beschäftigte einen Einfluss darauf haben, was mit ihrer Arbeitskraft geschieht.
Wenn – um beim angeführten Beispiel zu bleiben – Marc B. diesen Text nicht geschrieben, sondern sich aus nachvollziehbaren Gründen geweigert hätte, das zu tun – ja, dann wäre ein Text mit derselben Botschaft eben von irgendeinem “Kurt Schmidt” verfasst und trotzdem publiziert worden. Und Herr B. dürfte zum Arbeitsamt gehen. Ist DAS die Option, die Du den “Soldaten” in der Frontlinie der kapitalistischen Medienwelt empfiehlst?
Wenn Du so denkst, müsstest Du jedem Angestellten, der auf irgendeine Art durch sein Handeln das ausbeuterische System unterstützt, die sofortige Kündigung empfehlen. Das wäre zweifelsfrei ein sehr wirksames Mittel, wenn denn auch alle mitmachen würden – aber ist das realistisch?
Es scheint sich noch immer nicht herumgesprochen zu haben: “Freie Medien” gibt es nicht. Das, was in den Zeitungen, Zeitschriften, im Fernsehen und im Hörfunk (und teilweise auch im Internet) veröffentlicht wird, stellt nicht die Meinung einzelner Personen und erst recht nichts Unabhängiges oder Überwachendes dar. Es ist überwiegend die von oben verordnete Linie der Meinungsmache, die das Personal der Redakteure und Schreiberlinge umzusetzen hat.
Man kann und soll das kritisieren – gewiss! Und ändern muss man das sowieso! Aber was soll es bringen, da auf einzelne Menschen einzudreschen, ohne das gesamte kapitalistische Mediensystem auch genauso zu hinterfragen? Das wäre ja so, als würde man den Soldaten, der den rechtswidrigen Befehl erhält, jemanden zu töten, anklagen – während man den Befehlsgeber und das ganze System, das dahintersteht, einfach unter den Tisch fallen lässt. Das wäre absurd.
Mai 13th, 2010 at 09:42
@charlie
“Das wäre ja so, als würde man den Soldaten, der den rechtswidrigen Befehl erhält, jemanden zu töten, anklagen – während man den Befehlsgeber und das ganze System, das dahintersteht, einfach unter den Tisch fallen lässt. Das wäre absurd.”
Warum eigentlich nicht? Weshalb soll im Kleinen nicht bestraft werden, worauf im Großen der Ganze Schwindel angelegt ist? (Serner)
Wenigstens beförderte das im Kleinen einen Zuwachs an Bewußtsein für das eigene Handeln.
Mai 13th, 2010 at 12:21
Leute, wir sprechen hier von der Süddeutschen, nicht vom Stürmer und nicht einmal von der “Welt”. Was ein Prantl schreiben darf, darf auch ein Beise schreiben. Bei aller Abhängigkeit von Journalisten – jemand wie Beise ist kein Soldat. Er bekommet keine direkten Befehle und stirbt nicht, wenn er einen Fehler macht. Er schreibt tatsächlich das, was er denkt.
Mai 13th, 2010 at 14:39
nun ja, ich finde es eigentlich nicht besonders schlau, eins ums andere mal so zu tun als wären diese Herrschaften blöd. Die “neoliberale ideologie” ist doch nicht einfach eine Spinnerei! Und man sollte doch bitteschön nicht glauben, daß Politiker sie befolgen. Das zeigen doch gerade die jetzigen Ereignisse. Deshalb einen intellektuellen “Schwenk” darin zu sehen, halte ich auch für bedenklich. Es geht und ging doch um die Qualtiät des Geldes. Und da braucht es eben besonderer Anstrengungen wenn man mit dem Euro in Konkurrenz zum Dollar treten will. Und Stabilitität ist durchaus etwas, was das Kapital mit seinem Zweck (ja, ja, immer diese Marxisten, aber worum geht es sonst?) aus Geld mehr Geld zu machen, schätzt. Das macht die Sache kalkulierbarer und damit auch gerade für Finanziers interessant. Also bietet man ihnen das an und versucht auf diesem Weg viel und billiges Anlagekapital zu finden. Kombiniert mit einem Standort, der billige Arbeitskräfte bietet. Jedenfalls haben Staaten mit einer hohen Inflation es bisher darüber wohl seltenst zu wirtschaftlicher Stärke gebracht. Falls überhaupt. Das Gegenteil ist eher der Fall. Klar hat diese Strategie Widersprüche an sich. Aber genauso doof ist es, zu meinen, wenn man den Arbeitenden einen ausgibt würde das Kapital boomen (kann man ja daran sehen, daß im Vorfeld der Krise meistens die Löhne steigen). Der Weg heisst deshalb Exportnation. Auch das hat wieder seine Widersprüche. Aber so zu tun, als wären die Herrschaften blöd, das ist selber blöd. Und schon gar nicht sind Poltiker deshalb Anhänger von Friedman mit seinen Einfällen. Der wird doch nur vorgeschoben. Und was die Journaille betrifft: Die hält es doch für ihre nationale Pflicht, dem Volk 1:1 die Strategie der Politik zu verklickern. Dafür taugen Überzeugungstäter ja am Besten. Klar, daß die dann sich an den Kopf fassen, wenn sie merken, wie leicht die Politik auch anders kann. Aber das wird sich schon wieder ändern. Die Bildzeitung hat ja inzwischen auch den Schwenk vom nationalistischen Griechen beschimpfen zur verantwortungsvollen Frage zur Zukunft des Euro gebracht. “Was kommt da auf uns zu” (ist die Schlagzeile aktuell schon gemacht worden) spricht dann den ohnmächtigen Untertanen an, der sich auf die Fährnisse des “Lebens” einstellt. So gehts dann auch.
Mai 13th, 2010 at 22:04
@flatter
Allein für diesen Satz soll man Dir ‘n Denkmal aufstellen!
Koch’s Ideen verselbständigen sich schon, die Hinterbänkler, Vorhut des Mehnstriems, trappeln schon. Endlich kommt Bewegung in die Sache – ich denke (hoffe), das wird à la longue die Straße mobilisieren.
Allerbeste Grüße
Mai 14th, 2010 at 01:15
Eigentlich gehen unsere Politiker mit der “neoliberalen Ideologie” ebenso souverän um wie einst die NS-Regierung mit dem Antisemitismus.
Während der Olympischen Spiele 1936 wurde der Antisemitismus vorübergehend aus der deutschen Öffentlichkeit verbannt, der STÜRMER in den Zeitunsläden und an den Kiosken UNTER die Ladentheke.
Ebenso verfahren unsere heutigen Politiker ganz aktuell mit bestimmten Versatzstücken der neoliberalen Ideologie, wie z.B. dem Vorrang des Sparens, der “unbedingten Haushaltskonsolidierung”, den “Maastricht-Kriterien”, der Geldwertstabilität, selbst Insolvenzverschleppung/Insolvenzverhinderung ist ok, wenn etwas als “systemrelevant” erachtet wird bzw. Herr Ackermann es erachtet.
Einige Wochen oder Monate später werden diese neoliberalen “Mantras” dann wieder ganz unbekümmert in der Öffentlichkeit herumgeschwengt, herumgeschwengt, so dass gerade die kleinen Leute wieder einsehen, was NUN bei IHNEN für “unvermeidliche” Opfer zwecks “Schuldenabbau” anstehen!
Herr Koch und Herr Schäuble grüßen schon mal aus der Ferne….
Mai 14th, 2010 at 02:03
Lassen wir die Gläubiger doch mal dran glauben..(sic!)
Mai 14th, 2010 at 09:12
@27 so,so:
“Der Weg heisst deshalb Exportnation. Auch das hat wieder seine Widersprüche. Aber so zu tun, als wären die Herrschaften blöd, das ist selber blöd.”
Kurz zu der Inflationsgeschichte: eine moderate Inflation ist sogar ausgesprochen sinnvoll. Deflation ist für eine Volkswirtschaft absolut tödlich. Zu hohe Inflation ist natürlich auch nichts, was man unbedingt anstreben sollte.
Das mit dem Exportweltmeister hat nicht nur Widersprüche, das Modell stinkt. Insbesondere, wenn sich dann jemand hinstellt und meint, am Deutschen Modell müssen die Welt genesen. Alle Staaten – Exportmeister? Mit Exportüberschüssen? Wie soll das bitteschön denn gehen?
Und blöd ist vielleicht das falsche Wort – aber hey, die Jungs denken von 12 bis Mittag, extrem kurzfristig. Da ist “blöd” schon ein einigermaßen angemessener Ausdruck. Mal abgesehen davon, daß konsequent Annahmen, die auf der mikroökonomischen Ebene durchaus sinnvoll sind (d.h. auf der Ebene einzelner Unternehmen, wie z.B. Profitmaximierung, Sparen) auf die Makroebene übertragen werden, wo genau das brüllender Blödsinn ist. Aber ein Prof. Sinn weiß das nicht, weil er eben BWLer ist und auf der Mikro-Schiene denkt.
Übrigens, das “blöd” zu nennen, ist noch freundlich. Sonst müßte man ihnen nämlich Absicht unterstellen, und das Zauberwort wäre dann “gefährlich” oder gar “kriminell”.
Mai 14th, 2010 at 11:07
@flying circus
ach, flying circus, das meine ich. Hey, die Jungs denken vielleicht gar nicht kurzfristig, sondern sie wollen auf Teufel komm raus, über eine mächtige Ökonomie herrschen. Und dabei sind sie nicht kurzsichtig sondern rücksichtslos. Glaubst Du zum Beispiel allen Ernstes, sie hätten nichts über zum Beispiel die Gefahren der Atomkraft oder die Gefährlichkeit von Leerverkäufen gewusst? Ersteres kann nicht sein, weil sie haben ja die Gutachten selber “aufgehübscht”. Und Zweiteres ist ja auch nicht umsonst lange in Deutschland verboten gewesen. Das alles hat es ja schonmal gegeben (nur mal so “Finanzkapital” von Hilferding beschreibt das aufs Schönste). Aber dabei haben sie eben als Finanzplatz verloren. Eine Poltik, die “Risiken” vermeiden will, hat doch sofort in der Standortkonkurrenz verloren. Und deshalb ist “Unwissen” eine Verharmlosung. Ich plädiere nämlich für “gefährlich”.
Was Sinn betrifft: Glaubst du wirklich, daß Politiker die Politik machen, weil sie Sinn glauben? Stimmt schon, auf der praktischen Ebene wurden Korrekturmechanismen” staatlicher Art in den letzten Jahrzehnten eingestampft. Unmittelbar sollte nur der Gewinn zählen, so etwas wie eine staatlich vorangetriebene “Industriepolitik” mit Zöllen, Beschränkungen für auswärtige Unternehmen, Verstaatlichungen war des Teufels. Der IWF hat zur Verbreitung deutlich beigetragen. Das kann man als BWL-isierung wahrnehmen. Aber man sollte nicht Ursache und Wirkung verwechseln.