Ganz groß findet SpOn die Leistung der “vorbildlichen” Iren. Nachdem deren Steueroase und Zockerweide nämlich abgegrast und der karge Rest der Sintflut überantwortet wurde, löffeln die fleißigen Insulaner jetzt aus, was die Fäulnis ihnen gelassen hat. Konkret:
“Im Dezember legte er dann den Haushalt 2010 mit weiteren Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro vor: 760 Millionen Euro werden in Wohlfahrtsprogrammen gekürzt, darunter das Arbeitslosen- und Kindergeld, 980 Millionen Euro an laufenden Ausgaben, fast genauso viel an Investitionen und eine Milliarde Euro an Gehältern im öffentlichen Dienst. Staatsbedienstete müssen nun mit fünf bis 15 Prozent weniger Gehalt auskommen.”
Kindergeld und Wohlfahrtsprogramme, dieser unnütze Kippen- und Bier-Luxus wird eingespart, zum Wohle des Wohlstands. Gehalt ist etwas, das den Bediensteten in guten Zeiten eventuell großzügig gewährt wird. Ist der Aufschwung gefährdet, behält man’s halt ein.
Das mitzumachen ohne die Paläste zu stürmen, ist wahrlich vorbildlich. Ob dasselbe allerdings dem südeuropäischen Temperament ohne weiteres zuzumuten ist, läßt einen begründeten Zweifel offen. Darauf einen Leerverkauf!
Daß es auch andere Möglichkeiten gibt, liest man nur bei den üblichen Verdächtigen.
Mai 5th, 2010 at 00:08
freunde von mir waren gerade in dublin. ihr eindruck: eine menge leute betteln ums überleben.
Mai 5th, 2010 at 06:32
Ich bin wirklich gespannt, wann jemandem auffällt, dass diese Sparorgien insbesondere die betroffenen Staaten, aber auch deren Handelspartner, in die Rezession treiben (werden). Prozyklisches Verhalten in einer Wirtschaftskrise- und wir sind da trotz anderslautender Meldungen immer noch nicht raus- ist einfach dumm. Das immer wieder kein Schreiberling begreift, dass Löhne und Transfers IMMER auch Nachfrage und damit Umsätze, Gewinne und letztlich wieder Löhne und Transfer bedeuten, ist mir ein Rätsel.
Das dann ausgerechnet auf den Schultern der kleinen Leute auszutragen ist leider weder ungewöhnlich, noch besonders überraschend. Langsam neigt man zum Schwarzsehen, aber irgendwie hoffe ich immer noch, dass es so gewaltige Proteste gibt, dass sich dem keine Regierung mehr verschliessen kann.
Mai 5th, 2010 at 09:23
es ist überall das Selbe. ich habe gerade ein Artikel im alternet gelesen, wo der Autor den Verrat der ‘progressiven Intelligenz’ beklagt. Zu etwas Anderes als zum depressiven Selbstmitleid scheinen die ‘Progressiven’ nicht meht fähig zu sein. Italienische Linke, die beklagen, dass ihre institutionaliserte Organisationen die soziale Basis verloren und sie den Rechten bis Rechtsextremen überlassen haben. US-Linke, die das Selbe über die eigenen Organisationen beklagen. Eine soziale Basis, die sich selbst überlassen und von den eigenen politischen Organisationen verraten, leichte Beute von rechtspopulistischen Agitatoren wird, welche nichts Anderes als eine populäre Maske der Herrschenden sind.
Tja, was tun, meine Lieben? Bleibt wirklich nichts Anderes als der depressive Rückzug oder der verzweifelte Aktionismus, der massenmedial entfremdet und konsumiert wird? Oder bleibt uns nicht Anderes als der Weg, den viele ‘Progressive’ gegangen sind: Die Gesetze des Systems akzeptieren und den höchstmöglichen Preis für den Verkauf der eigenen Seele erzielen?
Warum wehren wir uns nicht?
https://www.alternet.org/vision/146711/why_the_enlightened_liberal_class_is_complicit_in_the_country%27s_downward_spiral
Mai 5th, 2010 at 11:24
Es ist eben in allen neoliberal zugerichteten Ländern das gleiche Elend, nachdem der Rausch der Eliten vorbei ist, diese sich mit Profiten bis zum Wiederauskotzen vollgefressen haben, werden nun die Zechen mit Hilfe der überall gekauften Politiker der einfachen Maße der Bevölkerungen zum Begleichen vorgelegt.
Natürlich verlogen -verbrämt mit dem schönen Wort vom Sparzwang, für welchen es keinerlei Alternativen gäbe.
Man kann da nur die Parole von der Akropolis immer und immer wieder wiederholen: Peoples of Europe, Rise up!
Mai 5th, 2010 at 13:11
Das ist wirklich der Oberhammer. Jetzt, wo der Kapitalismus die Märkte (und bereits vorher die “Realwirtschaft”, quasi en passant) nicht mehr ausquetschen kann, ist nun in letzter Konsequenz der Staat und damit die Steuerzahler an der Reihe. Die Politik scheint hilflos und hündisch ergeben (Schäuble hat sich kürzlich bei Ackermann BEDANKT für sein “zurseite stehen”!), die Menschen sind resigniert. Nur: was kommt dann? Wenn die Geldelite, insbesondere die großen Geldinstitute, den Staat / die Staaten ausgepresst hat, dann bleibt nicht mehr viel.
Leider wird der Ruf der griechischen Kommunisten auf der Akropolis (Völker Europas – erhebt Euch) unerhört verhallen. Hier in Deutschland ohnehin. Nicht, das ich mich als Kommunist bezeichnen würde, aber ein deutliches Zeichen seitens der Bevölkerung würde ich mir schon wünschen. Aber nein …
Mai 5th, 2010 at 13:16
Ja, das hamburger Boulevardmagazin hat halt was übrig für schwäbische Hausfrauen.
Für hemdsärmelige Deutschbanker übrigens auch.
Mai 5th, 2010 at 19:41
Auch die SZ pries am 3. Mai per Interview mit dem lettischen Ministerpräsidenten Valdis Dombrovskis drastische Sparmaßnahmen zur Nachahmung an.
“Wir habe die Löhne der Staatsbediensteten um bis zu 35 Prozent gesenkt, Renten gesenkt, Schulen und Krankenhäuser geschlossen.”
https://www.sueddeutsche.de/finanzen/968/510092/text/
Wozu braucht man auch Schulen und Krankenhäuser.
Mai 6th, 2010 at 01:28
@Salvo
Mit dem Gejammer haben sie mMn. zumindest teilweise Recht. Denn freiwillige Organisationen sind tatsächlich soetwas wie die Summe des Engagements ihrer Mitglieder. Dass sie verkrustet und institutionalisiert sind kommt sicher zum Großteil von unten.
Warum sollten die oben auch Leute vertreten, die sich zum Großteil nichteinmal selbst vertreten. Das Gejammer wirkt für mich immer wie auf der Grundlage einer “Supermenschen Theorie” errichtet, nach der Verantwortungsträger so eine Art omnipotente Mutter Teresa sein müssten.
Ich finde unser System ingesamt auch eher suboptimal, aber das liegt sicher nicht nur an “denen da oben”.
Mai 6th, 2010 at 01:28
[...] die unerträgliche Berichterstattung zum Beispiel im SPIEGEL, der (am Beispiel Irland) auch noch diese asozialen Kürzungen beim Pöbel abfeiert. Nachdem die Steueroase und Zockerweide abgefackelt wurde, entlässt man den Pöbel halt auf der [...]