Ich bin in einem Alter, in dem es aus unterschiedlichen Gründen weniger attraktiv für einen politischen Menschen ist, sich an einen vermeintlichen Rand zu stellen. Im Gegenteil tritt das Ziel in den Vordergrund, möglichst viele mit der eigenen Meinung zu erreichen. Dabei versuche ich durchaus zu überzeugen, wo Altersgenossen gern einfach bei der vermeintlichen Mehrheit sein wollen. Letztere, die sich gern als “angekommen” betrachten, verzichten dabei allzu oft auf jede Kritik und ringen ums Dabeisein. Wer “links” sein will, muß freilich in jedem Alter darauf verzichten. “Links” gilt als nicht konsensfähig, dabei liegen die Probleme weit diesseits eines angeblichen linken Extrems.
Gelegentlich firmiere ich mit der Bezeichnung “linksliberal” im Wappen. Dabei müßte ich zutiefst beleidigt sein, würde mich jemand innerhalb der Koordinaten der gegebenen Parteienlandschaft als “liberal” bezeichnen. Und “links” sein will ich ebenfalls nicht.
Letzteres mag viele verwundern, aber ich habe es bereits in Kommentaren angedeutet, daß einiges, was als “links” gilt, eigentlich recht mittig ist. Man bringt die Begriffe halt nicht recht zusammen, wenn man sich nach dem Wind des Zeitgeists richtet.
Andererseits ist eine historische Bestimmung nicht weniger schwierig. Die Strömungen und Manifestationen der “Linken” sind zum Teil erheblich vorbelastet und alles andere als homogen. Schon an der Frage, ob und inwiefern die SPD einmal “links” war, kann die Diskussion scheitern.
Der Begriff “links” gefällt mir allein deshalb schon nicht, weil er ein Extrem suggeriert, wo keines ist. Die Klientel der Linken war schon immer die Mehrheit des Volkes. Wo, wenn nicht in diesem Sinne “links”, wäre gesellschaftlich betrachtet die “Mitte”?
Auch die programmatischen Ziele der allermeisten linken Bewegungen waren immer mehrheitsfähig in ihrer Besinnung auf die Interessen der Menschen – eben im keiner Weise extrem oder gar extemistisch: Frieden, Solidarität, globale Gültigkeit der Ziele. Wo die Programme umgesetzt werden sollten, sind sie freilich immer wieder an Machtkonzentration und Dogmatismus gescheitert. Solange eine “linke” Idee nicht auch liberal ist, d.h. undogmatisch und von dezentralen Machtstrukturen getragen, endet sie unheilvoll wie jede andere Ideologie. Es ist kein Zufall, daß die Linke als Opposition oft so viel besser ist denn als Trägerin der Macht.
Aktuell ist es der sogenannte “Liberalismus”, dessen Illiberalität von der zerstörerischen Kraft einer herrschenden Ideologie zeugt. “Liberale” Strukturen wären solche gegenseitiger Kontrolle und Begrenzung von Macht. Der Neoliberalismus hingegen versteht unter “Freiheit” eine ungehemmte Ballung von Ressourcen – sprich: Macht. Er ist zu einer autoritären Ideologie geworden, welche die Begrifflichkeiten durchsetzt, Definitionshoheit beansprucht und sich anmaßt, alternativen politischen Entwürfen die Existenzberechtigung abzusprechen.
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die Aktualität “linker” Politik-Entwürfe, die nach wie vor die Bedürfnisse der Menschen gegen die Mechanismen der Aneignung verteidigen, das ‘Sein’ übers ‘Haben’ stellen und die Menschenrechte vor organisierter Diskriminierung schützen wollen. Daß letzteres in den entwickelten Gesellschaften noch nötig ist, ist der Skandal dieser Zeit.
Der Begriff “linksliberal” klingt heute paradox, er vereint aber zwei Aspekte politischen Wollens und Wirkens, die nur in dieser Kombination zu ihrem Recht kommen können. Aus meiner Sicht ist diese Fusion aus Freiheitsliebe und Solidarität der Sinn und Zweck sozialen und politischen Engagements. Ich bin noch täglich überrascht, daß diese Haltung so ungemein wenig verbreitet ist.
März 10th, 2010 at 00:06
Flatter, du bringst es mal wieder auf den Punkt.
Dank dem fehlen kritischer Medien gelingt es der angeblichen “Mitte” immer wieder, sich als Interessenvertreter der Mehrheit darzustellen, dabei ist sie nichts anderes als finsterster Konservativismus:
Angst schueren, Macht und Geld da zusammenballen wo es sich ohnehin schon konzentriert und bloss keine Alternativen hochkommen lassen.
Die ach so “liberale” FDP ist da meiner Meinung nach sogar noch schlimmer als die Union. Ruecksichtslose und reaktionaere Besitzstandswahrer.
Eigentlich sollte man gegen jeden Journalisten, der die “Liberalen” noch als liberal bezeichnet, ein Gerichtsverfahren wegen Betruges eroeffnen.
Aber der deutsche Michel laesst sich ja leider von allem ueberzeugen.
März 10th, 2010 at 00:20
Der letzte Absatz spricht mir aus dem Herzen!
Meine Weigerung mich “organisiert” zu engagieren beruht auf dieser Erkenntnis! Als Individuum gehe ich ein, zwei mal im Jahr auf eine Demo, aber damit hat es sich dann…
In der Euphorie im Sommer und Herbst ’09 war ich kurz davor bei den Piraten aktiv zu werden – habe davon aber Abstand genommen…
Bin wohl mit Anfang 40 zu “konservativ” und vielleicht auch zu träge um Grundsatzdebatten zu führen – wünsche mir einfach eine echte “linksliberale” Alternative bei der ich mein Kreuzchen machen kann und die ich evtl. durch Überzeugungsarbeit im privaten Umfeld und vielleicht durch Spenden unterstützen kann.
März 10th, 2010 at 00:50
Ist zwar eine Splitterpartei,aber die liberalen Demokraten würde ich als linksliberaler empfehlen.
Hab mir deren Programm angeschaut,würde total mit meiner Vorstellung von echter sozial gerechter liberaler Politik konform gehen.
Schaut euch das mal an https://www.liberale-demokraten.de/
März 10th, 2010 at 01:19
Oha flatter, du schreibst auf was ich denke, dafür Danke. Ich sehe mich als “linksliberal” mit dem, was zur Zeit als “liberal” firmiert und mit dem was als “links” kolportiert wird habe ich aber wenig zu tun.
Das ist wohl aber eine Sache des “Neusprechs”. Links-Mitte-Rechts, liberal, konservativ, reaktionär….irgendwie hauen meine Definitionen nicht mehr hin :/
März 10th, 2010 at 02:04
Wenn ich um 1 Uhr 45 Feynsinn aufrufe, dann kann das nur einem persönlich nach Hause geschleppten Nebel geschuldet sein. Oder einer unterschwellig noch immer gehegten Sympathie.
Auf meiner Favoritenliste steht noch: Feynsinn rettet die Welt. Satire womöglich… Jetzt steht da oben “mehr Demokratie wagen”, und das ist doch nur noch …
Setze selbst die passende Bezeichnung ein, wenn du wirklich mehr Demokratie, mehr Rüttgers Kraft, mehr schwarz-rot wagen willst.
Moin!
März 10th, 2010 at 02:35
@ Huuh (Rrah)
Wenn Du Rüttgers Kraft und schwarz-rot für Demokratie hältst, versteh ich Deine unterschwellige Kritik. Du solltest über Deinen Demokratie-Begriff nachdenken.
Schick, ich kann jetzt meinen Kommentar bearbeiten, 10 Minuten lang… das hat so was von “Sicher?” oder “Wirklich beenden?”. Was mich daran auch fasziniert, ist, dass beim Bearbeiten des Kommentars (was ich ja gerade mache), kontinuierlich die Uhr tickt. Ich werde also beim Editieren meines Kommentars immer schneller, fühle mich gehetzt und mache daher am Ende noch Rechtschreibfelher… Ich hab nur noch 4 Minuten und ein paar Sekunden, die, während ich das schjreibe schon wieder weniger werden…, schneller…, was wollte ich noch sagen, schreiben, ändern? Hat sich in den letzten sekunden vielleicht meine Meinung geändert? Kann ja passieren, dass man eben noch rechts und jetzt schon wieder links ist in dieser schnelllebiegen Zeit, 3 “l”, sieht seltsam aus, doch keine Zeit zu korrigieren, was neuerdings richtig und ehemals falsch war. Nur noch anderthalb Minuten, ich werde hektisch. 10 Minuten sind doch so lang, und jetzt gerade erscheinen sie mir so kurz, dass ich kaum mehr zu atmen wage. Web 2.0 , Ajax, bietet so viel neue Möglichkeiten…, aber ich habe nur noch 30 Sekunden und muss es auch noch abschicken…,m 10,9, 8, jetz schnell
März 10th, 2010 at 03:58
Danke, dass Du diese “Grundsatzdebatte” aufgegriffen hast.
Für mich stellt sich das indes anders dar: Es war von Anbeginn der “demokratischen Kultur” (ich weiß, auch über diesen Begriff lässt sich trefflich streiten) so, dass “links” die zahlenmäßig große Mehrheit der Bevölkerung repräsentierte, während “konservativ” oder “rechts” eher die kapitalbezogene Größe darstellte. Da ist das Bild nach meinem Empfinden keineswegs diffus. Das wird es erst, wenn man das Schlagwort “liberal” in die Runde wirft – das ja u.a. auf die Zentrumspartei der Weimarer Republik zurückgeht, wo damals schon deutlich wurde, dass diese “Vermittlung” zwischen beiden Lagern nicht nur unmöglich ist, sondern allzuleicht auch auf die rechte Seite schwappt, um dann in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Vereinfacht gesagt: Ein angenommener neutraler Beobachter von außen sähe (damals wie heute) in unserem Staat zwei Lager – die breite Bevölkerung (inkl. aller Kleinunternehmer, Mittelständler, Freiberufler) auf der einen und das Großkapital (Banken, Konzerne, Multimillionäre, Milliardäre) auf der anderen Seite. Das sind – auch historisch – die beiden Lager, die man “links” und “rechts” nennt. Es mag eine kleine, verschwindend kleine Gruppe geben, die da genau in der “Mitte” steht – aber die spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Das Perfide an der ganzen Situation ist doch, dass es – damals wie heute – immer wieder politische Parteien gab und gibt, die diesen Gegensatz einfach verschweigen – und statt dessen künstlich andere “Fronten” erschaffen, die es aber real gar nicht gibt: Gutverdienende kontra Niedriglöhner, Hausbesitzer kontra Arbeitslose, Freiberufler kontra Angestellte etc. Und so reklamieren immer wieder irgendwelche Parteien, die ganz klar erkennbar andere Interessen vertreten, die angebliche “Mitte”, die es gar nicht gibt, für sich.
Es ist auch nicht korrekt, wenn Du die Mehrheit der Bevölkerung als “Mitte” bezeichnest. Dieser Mehrheit steht eine zahlenmäßig kleine, aber dafür um so mächtigere Kapitalseite gegenüber. Und dies sind die beiden Lager, um die es geht. Ich wundere mich immer wieder darüber, dass man Worte wie “links” oder “rechts” sofort mit Extremismus in Verbindung bringt. Daran ist doch nichts Extremes zu finden. Extrem wird es erst dann, wenn Faschismus oder Totalitarismus ins Spiel kommen – und das sind dann wirklich rechts- oder linksextremistische Gruppierungen.
Zurzeit erleben wir ja, wie das geballte rechte Lager – bestehend aus CDU/CSU, FDP, SPD und den Grünen – immer weiter in den Extremismus abgleitet. Ähnliches konnte man auch in der Endphase der Weimarer Republik beobachten. Auf der anderen, “linken” Seite fehlen diese extremen Entwicklungen momentan noch weitgehend.
Und ein Wort noch zum “Liberalen”: Das war von Anbeginn an nur eine Farce. Wenn man diesen Begriff einfach mit “Freiheit” oder “Freiheitlichkeit” übersetzen will, braucht man dafür keine Partei. Die persönliche Freiheit ist ein Grundelement jeder echten Demokratie, und in der Auseinandersetzung zwischen dem rechten und linken Lager geht es doch genau darum: Jede Seite möchte möglichst viel Freiheit für ihre jeweilige Klientel durchsetzen, jeweils auf Kosten der anderen Seite. Genau das erleben wir gerade: Die “liberale” FDP setzt alles daran, die Freiheiten der Reichen und Superreichen weiter zu fördern. Menschenrechte, Bürgerrechte und ähnliche Floskeln haben in dieser Partei doch keine ernsthafte Bedeutung. Und deswegen ist der Begriff “linksliberal” auch grotesk. Übersetzt heißt der nämlich: “Möglichst viele Freiheiten für die Mehrheit der Bevölkerung”. Das ist aber nun etwas, das ein “Linker” sowieso einfordert, also eine Tautologie.
Der Neoliberalismus (oder auch “Rechtsliberalismus”) zeigt ja nun unmissverständlich seit Jahrzehnten, wohin der eingeschlagene Weg geht – Man könnte statt dessen auch einfach Kapitalismus sagen. Immer mehr Freiheiten für Kapitaleigner – und immer weniger Freiheiten für die Mehrheit der Bevölkerung (von der Freiheit, obdachlos zu werden, mal abgesehen).
Insofern bin ich verdammt gerne “links”, denn ich vertrete sehr gerne meine ureigensten Interessen und die meiner Mitmenschen. Und “liberal” bin ich dadurch automatisch – denn ich wünsche mir sehnlichst mehr Freiheit und würde es zeitgleich sofort absegnen, wenn Finanzmärkte, Großkapitalisten, Konzerne einer überaus rigiden staatlichen Regulierung unterworfen werden würden, damit sie unsere Gesellschaft und unseren Planeten nicht zerstören.
Und was hat es mit dem Alter zu tun, ob man sich “links” oder “rechts” positioniert? Man muss sich entscheiden: Möchte man dem Hartz-IV-Empfänger von gegenüber ein wenig mehr Lebensqualität gönnen – oder möchte man der Familie Quandt oder Mohn ein paar weitere Millionen zustecken, die sie im Laufe ihres Lebens sowieso nie ausgeben können?
Eigentlich ist das ganz einfach.
März 10th, 2010 at 08:18
Moin Flatter,
diesen Artikel vom Spiegelfechter hast Du bestimmt gelesen. Falls nicht: mach et, beschreibt er doch sehr plastische eben dieses Phänomen der verschwimmenden Grenzen.
März 10th, 2010 at 09:07
Oh jeh. Willkommen im Land der Dinosaurier. Soll aber nicht beleidigend sein, – eher eine leicht hilflose, aber absolute Zustimmung. Sagen wir “Back to the roots”. Parteipolitische Richtung, oder mental. Parteilpolitisch …. Links ist heute rechts vom maroden linken Rand der Sozen von vor zwanzig Jahren, und liberal irgendwo im Markt stecken geblieben. Und überall basteln Leute trotzdem noch am perfekten System der Steuerung aller. Mathematisch sollte eine Mitte zwischen zwei Extremen liegen. Da was nach links zu bewegen, ist angesichts der Inhomogenität der Linken schwierig zu sortieren. Bei den Liberalen kann man sich gleich selber verkaufen. Irgendwie gibt’s überall zu viele Mitten in der Mitte, die sich selber im eigenen Grüppchen nochmals halbieren.
Also doch lieber mental, und aus Sicht des Dinosauriers neu bewertet.
Fusion aus Freiheitsliebe und Solidarität. Die Mitte zweier Extreme, mit dem Bewusstsein, das eines für sich alleine immer gefährlich ist. Bin ich dabei.
März 10th, 2010 at 09:57
Zitat: “Die Klientel der Linken war schon immer die Mehrheit des Volkes. Wo, wenn nicht in diesem Sinne “links”, wäre gesellschaftlich betrachtet die “Mitte”?”
Du sagst es. Wann immer ich mich mit den LINKEN oder den Spezialdemokraten auseinandergesetzt habe und auf diese historischen Ursprünge und damit normalerweise unverrückbaren Grundsätze hingewiesen habe, habe ich eisiges Schweigen geerntet. Dagegen können diese offen nichts sagen, weil man sich ja offiziell in dieser Tradition stehen lassen möchte. Aber unter der Hand weiß es jeder, dass man schon lange zu Erfüllungsgehilfen der Wirtschaftsmächtigen gemacht hat. Einer kleinen Minderheit, mit jedoch enormen finanziellen Ressourcen, von denen man gern auch etwas für sich selbst abzweigen möchte.
Das passiert halt, wenn man versucht, sich im etablierten Parteien- und Wirtschaftsstaat an die Macht zu dienen. Die Parteien und Politiker verkommen zu Huren, welche sich für ein Handgeld verkaufen. Gemeinwohlinteressen, Herrschaft des Volkes – alles leere Phrasen.
März 10th, 2010 at 10:20
@Charlie:
“Möglichst viele Freiheiten für die Mehrheit der Bevölkerung”. Das ist aber nun etwas, das ein “Linker” sowieso einfordert, also eine Tautologie.” – das stimmt leider überhaupt nicht., vor allem aber schließt dies nicht aus, daß große Teile der Bevölkerung – die nicht mitmarschieren wollen – auch durch eine sich “links” nennende Ideologie für vogelfrei erklärt werden können. Dazu muß man nicht die UdSSR hervorkramen, was ich von macnhen linken aus DKP, MLPD und dergleichen Genieansammlungen gehört habe, ist triefend antidemokratisch.
@HuuRaah: sprich dich aus, was willst du denn?
März 10th, 2010 at 10:41
…und wenn man sich dann noch als überzeugter Pazifist outed, wird man angestarrt, als ob man gerade felltragend aus dem Wald getrottet käme.
März 10th, 2010 at 11:01
Lieber flatter, herzlichen Dank für diese Standortbestimmung. Sie erklärt sehr gut, warum sich viele (mich eingeschlossen) in der existierenden politischen Landschaft nicht mehr wiederfinden.
Nicht unbedingt direkt zum Thema, aber eine treffende Analyse der herrschenden materiellen wie politischen Umstände: Greed and Good von Sam Pizzigati, zu finden unter
http://www.greedandgood.org
- sehr erhellend, und mit allen Daten und Fakten, die man sich als Linksliberaler nur wünschen kann.
März 10th, 2010 at 11:06
@flatter
Tut mir leid, das ganze Verortungsspiel ist einfach nur dämlich. Wo Du stehst, erkennt man an Deinen Worten und Taten.
Außerdem ist es keineswegs so, dass die “linke” Positionen von der Mehrheit der Bevölkerung unterstütz werden.
Da helfen auch Deine rhetorischen Kniffe nichts, zu behaupten, dass die linke Politik “mehrheitsfähig” wäre. Oder, dass die Klientel der “Linken” die Mehrheit bildet. Das kann jede politische Strömung von sich behaupten. Die Nazis haben den Beweis schon erbracht, die “Linken” bleiben ihn schuldig.
Und warum dann dieser Knicks vorm Zeitgeist, indem Du dich von Radikalen Positionen distanzierst? Du wirfst den “neoliberalen” vor, sich gegen Erkenntnisgewinn systematisch abzuschirmen. Dasselbe könnte passieren, wenn sich ein linksliberaler entradikalisiert. Denn dann ist er einfach nur noch linksliberal und schwimmt in der Suppe deren Inhalt längst identifiziert und katalogisiert ist.
Aber letzteres befürchte ich eigentlich nicht bei Dir. Viele Artikel haben mir aufgrund ihrer erfrischenden Konsequenz gefallen. Außerdem bilde ich mir ein, dass ich auch eine Entwicklung in Deinen politischen Positionen beobachten kann, was mir gefällt.
Noch ein Kritikpunkt: das Schielen auf die Mehrheitsfähigkeit von Positionen ist entlarvend. Interessant sind doch eigentlich diejenigen Positionen, die nicht mehrheitsfähig sind, denn nur diese können qualitative Änderungen bewirken.
Da bist Du nun schon in einem “bestimmten Alter” und hast beobachtet, dass die Menschen irgendwie “links” sind, oder sein müssten obwohl sie das teilweise nicht wissen. Ist Dir nicht in den Sinn gekommen, dass dieses Bewusstsein der Menschen nicht hinreichend “radikial” ist, um auch nur den Hauch einer Delle in das seit Jahrzehnten bestehende Machtgefüge zu schlagen? Jedermann und jedefrau schimpft und zetert. In der Öffentlichkeit, in Blogs, am Stammtischen sind sie links, rechts, liberal, etc. Zu Hause wird der bewusstseinslose Alltag fortgesetzt. Mehrheitsfähig ist in dieser Situation genau das Falsche. Es befreit die Menschen von der Pflicht, sich selbst nen Kopf zu machen und zu erkennen, das dass Öffentliche privat ist und umgekehrt.
März 10th, 2010 at 11:18
Sehr schön beschrieben.
März 10th, 2010 at 11:38
Zusammengefasst:
Wenn man “Rechts” als “Mitte” definiert, ist die eigentliche “Mitte” per Definition “Links (extrem)”
März 10th, 2010 at 11:43
Auch wenn ich verstehe, was flatter sagen will, ist es für die “breite Masse” (leider bestehend überwiegend aus Schafen und Politzombies) viel zu verschwurbelt, dies will bzw. nimmt sich wohl kaum jemand Zeit zu verstehen. Das liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass einerseits der Begriff “liberal” im deutschprachigen Raum mittlerweile absolut negativ besetzt ist (und bleiben wird, Stichworte z.B.: FDP, FPÖ, Neoliberalismus), und andererseits bezüglich des Begriffes “links” im Wesentlichen den Ausführungen von Charlie zuzustimmen ist. Das Ganze kommt mir wieder einmal vor wie Spiegelfechterei (sorry an den ebenfalls oft zitierten Blog-Autor gleichen Namens ;-) und dient der Sache leider herzlich wenig. Wer etwas verändern will, muss Sacharbeit der Aufklärung im Sinne z.B. der nachdenkseiten.de leisten, dies aber subtrahiert um die Illusion der Reformierbarkeit einer SPD (leider der größte Schwachpunkt dieser ansonsten herausrragenden Seite). Die breite Masse, den Ottonormalwähler, überzeugen allenfalls Demagogie oder knallharte Fakten, z.B. von den täglichen Lügen und der Manipulation durch Politik(er) bzw. Wirtschaft/Kapital und deren Lobbyisten. Und diese Fakten müssen übersichtlich, korrekt, belegt und vor allem einfach zu verstehen sein, damit auch dem dümmsten Schaf plötzlich ein lucidum intervallum kommt. Diesbezüglich hat auch nachdenkseiten.de noch eine riesige Optimierungschance, aber, vielleicht will man ja lieber Bücher verkaufen, die ich z.B. mir nicht leisten kann.
Zitat zudem
“Die SPD gehört auf den Müllhaufen der Geschichte (wie die CDU/CSU, die FDP und die Grünen auch, aber das ist eine andere Geschichte).”, sehr schön aus diesem Kommentarthread https://archiv.feynsinn.org/?p=2752. Ich würde sogar noch die Linke hinzufügen, denn sie unterscheidet sich systemisch nicht. Wie man eine neue Partei nennen soll, weiß ich nicht, vielleicht “Die Soziale” oder “Partei der Menschlichkeit” (ich weiß, arg :-) oder wie auch immer, jedenfalls nicht “liberal” und auch besser nicht “links”, denn dieses Wort läßt sich von der herrschenden Minderheit natürlich gut mißbrauchen (insofern hat flatter Recht).
Zudem Zitat
“Revolution is Murks. Das haben doch viele aufrechte Sozialdemokraten schon lange vor unserer Zeit erkannt.” ist ebenfalls total falsch. Nur muss die Revolution möglichst mit friedlichen Mitteln herbeigeführt werden. Ich hatte dazu auf meinem bescheidenen Selbsttherapiewebtagebuch ja schon geschrieben. Bis dahin bleibt als Alternative noch
“Geht wählen, streicht in durch”
März 10th, 2010 at 12:02
@ flatter
…was willst du denn…
Mein Anliegen ist, die Trennlinie dort sichtbar zu machen, wo sie in der Realität verläuft.
Sie sollte dort zu suchen sein, wo sich Bürger der Erkenntnis widmen, dass das herrschende Geldsystem zur Lenkung der Wirtschaftsabläufe außer Kontrolle geraten musste und nun auch außer Kontrolle ist. Was das „bringt“? Nun, es würde zunächst einmal „bringen“, dass man aus dem Nebel von rechts, gelb, schwarz, liberal, neoliberal, rot, links, gewerkschaftsnah, grün und wasweißichnoch heraus treten kann.
Betrachte(t) den ganzen Aufschwunghandel und Trötenrummel der kommenden Wochen doch mal aus unverstellter Sicht.
März 10th, 2010 at 14:30
Tja, und da heb wir das Problem: jede kritik am geldsystem wird als “links” wahrgenommen – dazu muß sie nicht einmal klug sein.
März 10th, 2010 at 14:39
“Der Begriff “linksliberal” klingt heute paradox, er vereint aber zwei Aspekte politischen Wollens und Wirkens, die nur in dieser Kombination zu ihrem Recht kommen können. Aus meiner Sicht ist diese Fusion aus Freiheitsliebe und Solidarität der Sinn und Zweck sozialen und politischen Engagements. Ich bin noch täglich überrascht, daß diese Haltung so ungemein wenig verbreitet ist.”
Das kann ich so unterschreiben, und das entspricht auch meinem Verständnis guter Politik.
An der Sprachverwirrung “liberal”, “linkskonservativ”, “mitfühlender Konservativismus” und was es sonst noch so an beliebig interpretierbaren Worthülsen gibt, versuche ich mich so wenig wie möglich zu beteiligen. Gleichwohl muss man sich irgendwie mit seinen politischen Mitmenschen verständigen können.
Ich versuche immer wieder, darauf hinzuweisen, dass die FDP nicht “liberal” ist, sondern höchstens “wirtschaftsliberal” (und auch das nur in sehr befremdlicher Weise – siehe Wettbewerbsschutz für die eigene Klientel, z.B. Apotheker). Leider muss ich feststellen, dass der Begriff “liberal”, zumindest bei der jungen Generation, leider nicht so schlecht besetzt ist, wie viele hier meinen. Einige meiner Bekannten haben bei der vergangenen Bundestagswahl die “Liberalen” gewählt, weil Freiheit cool und in ist.
“Links” dagegen klingt ziemlich verstaubt und orthodox, irgendwie dogmatisch. Ich plädiere deshalb dafür, den Begriff “progressiv” zu verwenden, wenn man linksliberales (Verbindung von Solidarität und Freiheit) Gedankengut meint. Auch dieser Begriff ist ideengeschichtlich vorbelastet und leicht angestaubt, aber er macht für mich hervorragend den Unterschied zu den reaktionären und konservativen Ideologien (wozu ich auch die Anbetung der Marktwirtschaft, bzw. Marktgesellschaft zähle) klar.
Ich sehe leider auch die Tendenz, beispielsweise die Linkspartei als “linksradikal” oder gar “linksextremistisch” darzustellen. Was sind dann bitte die dogmatischen Splitterparteien wie DKP und MLPD? Die gleiche Tendenz gibt es aber auch auf der anderen Seite. Den “Kampf gegen Rechts” will ich (von der Wortwahl her) nicht unterstützen, weil er genau die gleiche Sprachverwirrung bemüht.
Der Kampf um die Deutungshoheit ist uralt und einige politische (Kampf-)Begriffe haben schon einige Wandlungen durchgemacht.
Übrigens, um zu Feynsinns Begriffsbestimmung zurückzukommen: Eng verwandt im Wortsinn mit dem Begriff “linksliberal” ist der Begriff “sozialliberal”, der auch wieder eine Fülle von verschiedenen Bedeutungen hat. Konkret sind mir schon über die Weg gelaufen (hierbei handelt es sich NICHT zwingend um meine Meinung):
1) Politik, die konkret von SPD (sozial) und FDP (liberal) gemeinsam gemacht wird.
2) Politik, die von einer sozialdemokratischen Partei (z.B. SPD, Grüne, Linke, früher Union) mit einer liberalen Partei (Grüne, FDP) gemacht wird. Nach dieser Definition wäre Rot-Grün bspw. eine sozialliberale Koalition gewesen.
3) Verbindung von gesellschaftspolitisch liberalen und wirtschaftspolitisch sozialdemokratischen Konzepten
4) Gesellschaftspolitisch und wirtschaftspolitisch liberale Politik, die sozialen Ausgleich teilweise berücksichtigt.
Zur Zeit bezeichnen innerhalb meiner Partei vorallem diejenigen als “sozialliberal”, die sich auf Schmidt (merkwürdigerweise weniger auf Brandt) berufen und auf Koalitionsmöglichkeiten mit der FDP hinarbeiten bzw. sich von der LINKEn abgrenzen wollen.
März 10th, 2010 at 15:02
“Tja, und da heb wir das Problem: jede kritik am geldsystem wird als “links” wahrgenommen – dazu muß sie nicht einmal klug sein.”
Was ist das für eine Feststellung?!
Wer nimmt hier wahr? Wem wird suggeriert?
Wer fragt nach?
Ehrlich gesagt, verehrter flatter, bin ich etwas “enttäuscht” über deine “Verbalkapitulation”. Die solltest du noch einmal überdenken.
Hilfreich scheinen mir dafür die Sätze von
memoon (14), er schreibt: “Und warum dann dieser Knicks vorm Zeitgeist, indem Du dich von Radikalen Positionen distanzierst? Du wirfst den “neoliberalen” vor, sich gegen Erkenntnisgewinn systematisch abzuschirmen. Dasselbe könnte passieren, wenn sich ein linksliberaler entradikalisiert. Denn dann ist er einfach nur noch linksliberal und schwimmt in der Suppe deren Inhalt längst identifiziert und katalogisiert ist.”
Wichtig ist doch, dass wir nicht aufgeben die Aussagen ob diese nun von Christlichen, Liberalen, Grünen, Sozialen, von Linken sowie von rechts kommen, ständig überprüfen, ob sie
dem würdevollen Leben in Frieden für alle Menschen entsprechen und ob sie die Möglichkeit bieten, dass alle Menschen auf diesen Planeten endlich (!) in Zukunft in Würde leben können.
März 10th, 2010 at 15:10
Wo stehe ich? Auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Für Menschenrechte. Wo ist das? Mitte? Links? Liberal? Konservativ? Sozial?
Ich bin von jedem etwas.
Konservativ, wenn es um Ordnung geht. Um Hundekackhaufen. Um aus dem parkenden Auto auf die Straße gekippten Aschenbecher. Um ausgespucktes Kaugummi und ausgespuckten Schalen von Sonnenblumenkernen uaf der Treppe im Hausflur, was wieder keiner gewesen sein will, und ich darf die Treppe putzen.
Liberal, wenn ich jeden nach seiner Fasson selig werden kann, so lange er damit keinen Anderen behelligt.
Links und sozial, wenn es um Menschlichkeit geht, dem Miteinander statt Gegeneinander.
Mitte, die gibts doch nicht wirklich. Das ist ein Konstrukt um nicht als “extrem” oder “von der Norm abweichend” zu gelten.
Wo liegt das Problem? Das Parteien eben nicht Links, Rechts, Mitte, Sozial oder Liberal sind. Das sind “Werbebanner” die eine vermeintliche Richtung vorgeben. So wie der “Quacksalber” im Wilden Westen der seinen Wundertrank verkauft, und schnell wieder verschwindet.
Welche Aufgabe hätten den unsere Abgeordneten? Sie sollen im Interesse des Volkes (nicht nur einem Teil) handeln. Komisch, das machen sie nicht. Dort wird uns ein Puppentheater geboten.
Wie oft wünsche ich mir die Möglichkeit einem Abgeordneten mit einem Scherbengericht in die Verbannung schicken zu können. Ist das Links? Mitte? Liberal? Konservativ? Sozial?
Warum nicht einfach nur HUMANISTISCH. Mehr Demokratie wagen? Besser doch, wir sollten mehr (Mitt)Menschlichkeit wagen.
März 10th, 2010 at 19:28
Wem gehört die Öffentlichkeit? Dem der am lautesten schreit, dem, der besonders lange schreien durfte.
März 10th, 2010 at 19:55
Soo, dann will ich mal versuchen, eine Sammelantwort zu geben – ich hatte heute Mittag nur eine Minute Zeit, darum nur der sehr kurze Kommentar.
Ich sprach bewußt nicht von “radikal”, sondern von “extrem”. Als “linksradikal” würde ich mich womöglich sogar bezeichnen lassen, der Begriff wird nur in aller Regel völlig fehlgedeutet.
Die “Mehrheitsfähigkeit” und der Begriff “Mitte” werden immer noch mißverstanden. “Mitte” verstehe ich wörtlich wie erläutert: Stellt alle nebeneinander, von rechts-bis linksradikal und fragt den in der Mitte – seine eigentlichen Ziele würde heute als “links” gelten. Muß ich im übrigen erwähnen, daß “links” in der öffentlichen Debatte gleich “nicht politikfähig” ist?
Schließlich ist es mir außerordentlich wichtig darauf hinzuweisen, daß es möglich sein muß, radikale Kritik am bestehenden Zustand zu üben, ohne dafür an den Rand der Gesellschaft gestellt zu werden. Was ich zu sagen habe, ist weder extrem noch extremistisch. Es ist oft nicht einmal wirklich “links”, sondern schlicht kritisch.
Einen Hinweis noch zum links-rechts Vergleich, mit dem ich gerechnet habe: Die Nazis hatten nie eine Mehrheit, und wer mir weißmachen will, sie hätten sich für das Wohl der Mehrheit eingesetzt, sollte sich mal am Kopf kratzen. Mal abgesehen von den anderen Aspekten, die da so gar nicht passen.
p.s.: Der katholische Clown, der hier ständig versucht, seinen Sermon abzulassen, kann sich trollen. Ich dulde hier nicht die Verteidigung einer chauvinistischen Sekte und ihrer perversen Sexualmoral. Das will hier auch niemand lesen.
März 10th, 2010 at 21:59
Links ist ein beliebtes Totschlagargument um von den Kassenfehlbeträgen die das gegenwärtige System hinterlässt abzulenken. Letzten Endes ist alles Mathematik.
März 11th, 2010 at 00:07
Also ich bin sehr gern links, schließlich: “If nothing goes right, go left!” Links ist nicht SPD sondern – in meinen Augen letzten Endes – sozialistisch linksdemokratisch, vielleicht auch undogmatisch kommunistisch. Wo nun was wie heißt und ob die Mitte der Bevölkerung nicht vielleicht doch eigentlich linke Ideen hat, ist das nicht egal? Finde diesen Beitrag, flatter, als ersten der deinen nicht so toll. Ist er doch gewissermaßen eine Vermischung von gebräuchlichen Bezeichnungen und “eigentlichen Gedanken”. Liberalismus ist zeitgeschichtlich betrachtet nicht gerade schön, deshalb ist, da muss ich Charlie (#7) recht geben, der Begriff “linksliberal” grotesk. Warum sollte man nicht “links” sein wollen? Bloß weil der Begriff möglicherweise nicht ganz passt, es nicht auf den Punkt bringt, verbraucht oder falsch ist? Haarspalterei.
März 11th, 2010 at 00:14
@Jan: Dann mag ich Haarspalter sein, jedenfalls wäre mir an Begriffsarbeit gelegen, käme man nur dazu. Ich fürchte, du unterschätzt das Problem der neoliberalen Eroberung der Sprache. Da gibt es bald nix mehr zu spalten, da ist nicht mal mehr Haut auf der Glatze.
März 11th, 2010 at 00:28
Hey flatter:
Es ist doch völlig unerheblich, welchen Namen, welche Katalogisierung oder welche Schublade man sich zulegt, um seine Einstellung zum Leben zu vertreten.
Egal auch, wie die Begrifflichkeiten mit Nuancen und Tendenzen belegt werden. Negativ? Postitiv! Was ein Blödsinn. Ebenso wie richtig und falsch. Gib den Tarifierungen mainstreamverhafteter Schreiberlinge doch nicht mehr Macht über dein Wort und deine Lebenseinstellung indem du dir ihren Wertekatalog zu eigen machst.
Tu, was du tun musst, mach es so, dass es dich befriedigt und du mit dir im Einklang bist. Pfeif drauf, wie es andere nennen, (ab)werten oder (ver)drehen.
Bleib einfach wie du bist und schreib wie es dir einkommt, dann musst du nicht mit Begrifflichkeiten und anderem Schwachsinn hadern. Es gibt Wichtigeres, gerade jetzt, gerade in diesen Zeiten. Schreib und kritisiere dir die Seele aus dem Leib!
So wirst du gelesen und nur so auch gebraucht.
@ Charlie noch:
Danke. Aus vollstem Herzen meine Zustimmung.
März 11th, 2010 at 00:35
Ach, und einen schiebe ich noch nach, der mir heute auf der Arbeit einfiel:
Ich sitze in meinem Auto. Links und rechts sind die Außenspiegel, die niemand als extremistisch bezeichnen würde, die aber die Extremata des Wagens darstellen.
Setzt sich einer auf den Beifahrersitz und stellt fest, daß der Schaltknüppel ja reichlich weit links sitzt und nörgelt mich an, wie ich denn den ersten Gang einlegen könne – das sei doch ein unerhörter Linksrutsch!
Lächerlich? Aber das ist der Stand der öffentlichen Diskussion.
März 11th, 2010 at 00:44
guten Tag Herr Flatter,
ich lese Ihren blog seit ca. 1-2 jahren, stets mit Interesse, oft mit Gewinn. Dieser Artikel hat mich doch sehr verwundert.
Hat das deutsche Volk in der Zeit von 1933 bis 1945 nicht eindeutig bewiesen, wie nötig es eine “Stasi” hat?
Diese Volk, das kurz vor der Errichtung des sozialistischen deutschen Staates mit glühendem Eifer den Arm schräg nach oben gehoben hat und tatkräftig an der Ausrottung einer in Europa ansässigen Volksgruppe mitgewirkt hat, beklagt sich bitterlich über die kommunistische Unterdrückung, die ihm die Reise nach Rom (z.B.) verwehrt.
Da erfährt es dann Verständnis vom “Linksliberalen”, der ja prinzipiell gegen Unterdrückung ist.
soviel zum anfang.
fortsetzung folgt.
März 11th, 2010 at 03:47
Liberal, liberal sein … ist sehr sehr wandelbar. Hinter diesem Begriff sammelten sich zB Gegner vom Rassisus, bevor sie Rassisten wurden. Siehe “liberale” Bewegungen rund um die Welt und die Geschichte. Es ist nichts als eine der vielen “-ismen” die immer gegen die Humanität gerichtet sind.
März 11th, 2010 at 05:06
@ flatter:
Schade, ich finde Deine Erwiderung etwas dürftig. Aber in der Sache scheinen wir ja “Brüder im Geiste” zu sein, so dass das auch nicht so wichtig ist. Wenn Du dich gerne als “Linksliberaler” bezeichnen möchtest, tu das nur – solange die Texte, die Du hier vom Stapel lässt, weiterhin eine solche linke Qualität haben, soll mir das vollkommen recht sein.
Was in Deiner Definition nun der Unterschied zwischen “links” und “linksliberal” ist, erschließt sich mir zwar nicht – ebenso wie Dein Hinweis, das “Linke” ohne den Zusatz “liberal” könne auch undemokratisch sein und Menschen unterdrücken … aber sei’s drum.
Wichtig ist nicht, wie wir etwas nennen – wichtig allein ist, was inhaltlich Sache ist und was wir anstreben. Und da erkenne ich aus Deinen Texten hier ganz eindeutig, dass Du eine genauso rote, “linke Bazille” bist wie ich. :-) Und wenn Du es auch nicht hören möchtest: Ich freue mich darüber. :-)
März 11th, 2010 at 14:21
linksliberal meint doch bloß, dass man für Rede- und Pressefreiheit, für Menschenrechte und ein kritisches Staatsverständnis steht. Und das halt in Verbindung mit sozialem Ausgleich, der guten alten Umverteilung, während man angewiedert vor den Prozessmächten eines Herrn Ackermann und überhaupt dem großen ganzen piefigen Geld steht.
Trotzdem, kapitulieren vor dem Journalistenbegriff der “Mitte” ist blödsinn. Man muss lang genug andere Worte benutzen. Der Geist der “neuen Mitte” weht doch schon lange genug als kühle Flurbrise durchs Land. Er hat die falsche Prägung. Ich meine, selbst als die Wähler von der SPD zu CDU und Linke abwanderten (wegen Agenda etc.) meinten die ach so schlauen Kommentatoren mit Papierformat, das sei doch der Beweis, dass die SPD unbedingt in der “Mitte” bleiben muss, obwohl genau dieser Rechtskurs für die Abwanderung gesorgt hatte…
Es kommt auf Entwicklungen an und wie die Politik sie anstößt oder ändert. Dass der Mittelstand seit 10 Jahren kontinuierlich abbröckelt hängt damit zusammen, dass man leider nicht eingesehen hat, Regeln für den internationalen Waren – und Kapialverkehr zu machen, im ersten Schritt in in Europa. Damit ist die Macht an den Markt transferiert worden. Außerdem hat man Hartz IV gemacht und die Steuersätze für Kapital- und Spitzeneinkommen gesenkt, sodass es die machtlosen sind, die zur Zeit alles tragen müssen.
März 11th, 2010 at 16:51
Ach, und wenn man einfach nur links ist, steht man nicht für all das?
März 11th, 2010 at 17:24
@ Frank Powers #13:
Danke für den Link! Grossartiges Buch, wie mir scheint!!!
DAS ist das, worüber ich gerne rede/schreibe – nicht ob man mich oder Euch “links”, “radikal” oder meinetwegen “grünblaukariert” nennt.
Ich habe es schon lange aufgegeben, mich in eine dieser Schubladen stecken zu lassen und sehe das ähnlich wie #22.
Zugegeben, es verunsichert die meisten Diskussionspartner erheblich, wenn sie ihr Gegenüber nicht in das erlernte “rechts-mitte-links”-Schema einordnen können. Das macht manche Diskussion anfangs mühsam, weil erst Verständigung über einige Grundannahmen hergestellt werden muss: Ob die Menschen alle gleich geboren sind oder nicht, ob es richtig ist, wenn irgendjemand das Zigtausendfache eines beliebigen anderen verdient etc.
Aber lieber diskutiere ich entlang solcher konkreteren Linien als um eine beliebig deutbare Bezeichnung.
Typischer Part vieler Diskussionen:
“He, Du bist wohl’n Linker?”
“Tja, kommt drauf an – was heißt denn für Dich links?”
“Eh, emm, oh…!”
Und dann fangen manche an, nachzudenken. Immerhin…
März 11th, 2010 at 20:45
@Jan So war das nicht gemeint. Es geht um die Liberalität des Geistes, wie sie gerade unter Linken doch sehr weit verbreitet ist. Und halt die Skepsis bei Machtkonzentrationen. Egal wie man es jetzt nennt. Es ist halt bloß eben nicht der Wirtschaftsliberalismus, wie er heute vertreten wird. War eher als Abgrenzung gemeint. Insofern sind “links” und “linksliberal” Synonyme.
März 12th, 2010 at 17:03
[...] „Ich will nicht >links< sein“ begehrt Feynsinn in einem Beitrag auf – und wir (insbesondere der besonders schwierige Autor) empfindet größte Sympathie mit dem „Linksliberalen“, weil er eine ganze Reihe von guten Gründen dafür anführt, warum man sich als „sozial, solidarisch und freiheitlich denkender und fühlender Mensch“ mit dieser politischen Verortung nicht mehr so recht glücklich fühlen kann. Man sollte jetzt nicht unbedingt eine neue Diskussionsrunde initiieren, aber doch mal über das Geschriebene nachdenken! [...]
August 8th, 2010 at 16:12
[...] aktuell ein mehr oder weniger lästiges Anhängsel der Wirtschaft, mithin der Besitzenden. Auch wer nicht links sein will, wird zu diesem analytischen Urteil kommen. Es muß einem Diksurs auf die Beine geholfen werden, [...]