Bild am Montag hängt einen Vaterlandsverräter
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
05. Mrz 2010 1:06
Während die Beschützer rechtsextremer Rhetorik sich selbst in Kommentaren bei der TAZ gegen den Begriff (Rechts-)”Populist” verwahren, der sie in bezug auf Lafontaine nie gestört hat, zeigt SpOn einmal mehr, wie Propaganda geht. Ich bin zu müde für eine Analyse, daher nur der Schnelldurchlauf:
Sigmar Gabriel wettert zurecht gegen die Vermietung des Ministerpräsidenten Rüttgers. Wahlkampf hin oder her, aber man darf wohl kaum erwarten, daß er den Skandal auf sich beruhen läßt. Sebastian Fischer und Florian Gathmann sehen darin offenbar nichts weiter als die demagogische Attacke eines linken Verräters. War Lafontaine der “Populist”, wird Gabriel zum “Kampagnero”. Zitate:
“Gabriel treibt die Genossen zur Jagd auf Rüttgers“;
“Er rückt die umstrittene Sponsoring-Praxis von CDU-Ministerpräsident Rüttgers in den Mittelpunkt seiner Kampagne.”;
“Immer schärfer werden Gabriels Attacken“;
“Und legt nach, knöpft sich nun sogar Norbert Lammert vor, den zur Überparteilichkeit verpflichteten Bundestagspräsidenten, den zweiten Mann im deutschen Staat.”
“Gabriel, der Kampagnero, kennt da keine Hemmungen“;
“Damit nicht genug. Gabriel gibt den Saubermann”
Ekelhaft, dieser Gabriel, widerlich seine Kampagne, die nicht einmal vor der Vizemajestät halt macht.
Dieser Gossenjournalismus, der sich im übrigen durchgängig einer Front- und Kriegsrhetorik bedient, richtet sich selbst und baumelt an dem Strick, den die verantwortlichen Propagandisten einem politischen Feind drehen wollen. Wenn der Eimer und die Tüten voll sind, wird halt auf den Teppich gereihert.
Das stilistische Massaker findet seinen Höhepunkt dann in der Bemühung, die Reaktion der Reaktion ins Lob der eisernen Jungfrau zu zwängen:
“Parteichefin Angela Merkel schickt nun sogar einen Vertrauten in Rüttgers’ Wahlteam nach Düsseldorf: Joachim Koschnicke, bisher Leiter für Strategische Planung in der Berliner CDU-Zentrale, gilt als Experte für den Umgang mit Wahlumfragen, heißt es.”
Es heißt, er gilt. Und zwar als “Experte für den Umgang mit Wahlumfragen”. So einen schickt sie sogar.
Das ist so bitter dämlich, daß ich meinem Hirn die Gefahr einer weiteren Beschäftigung damit erspare.
März 5th, 2010 at 03:24
Dazu faellt mir nur ‘Business as usual’ ein!
März 5th, 2010 at 05:12
Und mir fällt dazu nur ein: Wer den Spiegel liest, ist selber schuld.
Aber ganz nebenbei: Gabriels Worte sind auch nichts weiter als Populismus und Opportunismus. Als ob die SPD es anders gemacht hätte. Dieses hochalberne Spielchen, die SPD sei ja so außerordentlich “anders” als die CDU, ist doch für alle erkennbar nur ein grottenschlechter Theatertrick. Dass der Spiegel das forciert, ist ja noch nachvollziehbar – es geht schließlich darum, das bestehende System der Ausbeutung zu schützen. Aber wir Bürger sollten doch inzwischen erkannt haben, dass das nichts weiter als albernes Theater ist. Die SPD ist um keinen Deut besser als die CDU, und dasselbe trifft selbstredend auf FDP und Grüne zu. Und sogar die Linkspartei ist schon in Gefahr, in demselben braunen Sumpf zu landen – die U-Boote sind platziert, die Debatten über den “Realo”-Kurs haben begonnen.
Wer in Gabriel und der SPD noch eine Chance auf eine Umkehr sieht, ist ebenso verloren wie der, der den Spiegel als Informationsmedium auch nur noch annähernd ernst nimmt.
An unserem Callboy Rüttgers und seinen Co-Prostituierten ändert das natürlich nichts. Die haben wir trotzdem auf dem Hals. Es wird Zeit, diese ganze korrupte Bagage endlich loszuwerden …
März 5th, 2010 at 06:20
Danke für den Hinweis, hatte den Artikel beim Überfliegen der Seite erst gar nicht aufgeschlagen, da der Eimer schon voll war…
;-)
März 5th, 2010 at 10:09
@ Charlie:
Dieses “die anderen sind ja genau so schlimm” magst du ja allgemein so sehen. Aber Generalisierungen nützen fast nie, zumal, wenn sie nicht auf Fakten beruhen, sondern sich nur in Rhethorik erschöpfen.
Denn hier, in diesem Fall, zu diesem Thema (Käuflichkeit eines Ministerpräsidenten) sind ja in der Tat nur die Fälle von CDUlern bekannt.
März 5th, 2010 at 10:25
@Markus
Dass es solche Fälle nur bei der CDU gab, stimmt so nicht ganz. Bei der SPD prostituiert man sich nur etwas weniger offensichtlich.
März 5th, 2010 at 10:56
Unfassbar, dieser Feyngeist, wo nimmt er denn immer diesen Wortwitz her,
“ins Lob der eisernen Jungfrau zu zwängen” :-)
Danke.
Anonsten gilt für mich derzeit
Diese Gesellschaft
” … so bitter dämlich, daß ich meinem Hirn die Gefahr einer weiteren Beschäftigung damit erspare”
n möchte, eigentlich, am liebsten, wenn ich doch könnte, wie ich wollte …
März 5th, 2010 at 18:10
Wieso, ist doch toll wenn auch der Spiegel mal Teint aufträgt bei heiklen Themen. Nur hilfreich!
März 6th, 2010 at 03:17
Die direkte Kaeuflichkeit ist bei SPD-lern tatsaechlich weniger ausgepraegt. Die rotlackierten bevorzugen da eher das “Dankeschoen”-Prinzip. Vertrauen gegen Vertrauen halt.
Ansonsten muss ich doch schon sagen, dass dieser SCHNIEDEL ONLINE-Artikel eher harmlos ist. O.K., es wird auf Gabriels scheinheiligen, demagogischen Tendenzen hingewiesen. Aber die sind ohnehin offensichtlich und nicht zu leugnen.
Von verantwortungsbewussten, objektiven Journalisten haette ich da doch etwas mehr Analyse erwartet.
So haette man schon auf Parallelen zwischen Gabriels Vorgehen und den Luegenkampagnen anderer seines Schlages hinweisen koennen: Auch die RAF, die SED, Stalin und Castro haben unbescholtene Amtstraeger diffamiert, um von ihrer eigenen Unfaehigkeit und Verbrecherischkeit abzulenken.
Auch haette man ihm kontrastierend andere ehemalige Linke gegenueberstellen koennen, die zwar ebenfalls in ihrer Jugend staatsfeindliche Tendenzen hatten, mittlerweile aber den rechten Weg gefunden haben. Oswald Metzger oder Joschka Fischer haetten sich da angeboten, und aufgezeigt, dass “links” zu sein kein unabaenderliches Schicksal ist, sondern dass der Mensch eben doch die Freiheit hat, sich wieder zu bessern.
Auch Gabriel, der halt nur nicht will.
Aber so liefert der Artikel nur noch einen weiteren Beleg dafuer, wie stark linkslastig die deutsche Medienlandschaft ist ;)
März 6th, 2010 at 03:50
@ Markus:
Fakten gibt es mehr als genug – man muss sie nur kennen. “Schöne” Beispiele aus der SPD sind da Wolfgang Clement und Peer Steinbrück. Der eine, Clement, hat seinen Ministerpräsidentenposten einfach vorzeitig geräumt, um “Superminister” in Berlin zu werden und in dieser Funktion u.v.a. die Leiharbeit massiv auszuweiten – und heute sitzt er u.a. im Aufsichtsrat des größten Leiharbeitsunternehmens, verdient sich eine goldene Nase und hat sogar sein Parteibuch zurückgegeben, um einem “drohenden” Rauswurf aus der SPD (der nie gekommen wäre, wie ich vermute) zuvorzukommen. Und Herr Steinbrück, der seinerzeit nach einer grandios verlorenen Wahl in NRW zum Bundesfinanzminister befördert worden ist und später der SPD im Wahlkampf geschadet hat, weil er eine Fortführung der großen Koalition propagierte (um seinen Ministerposten zu retten), ist heute im Verwaltungsrat von Thyssen-Krupp – einem Konzern, dem er in seiner Amtszeit erhebliche Steuergeschenke beschert hat. – Was ist das anderes als Korruption bzw. Käuflichkeit wie bei Rüttgers & Co.? Diese Liste ließe sich noch lange fortführen.
Zu den Grünen mag ich gar nicht mehr viel sagen – da ist schon vieles recherchiert worden und man kann nur noch abwinken. Ein kleiner Auszug:
“Ohnehin sind ja auch schon vor Fischer andere Grüne bei ihrem langem Lauf zu sich selbst weit gekommen: Die Ex-Gesundheitsministerin Andrea Fischer macht PR für die Pharma-Industrie, ebenso wie Norbert Schellberg, der frühere Koordinator der Fraktionsspitze. Die Ex-Umweltstaatssekretärin Margareta Wolf entdeckte ihre Fähigkeiten als Atomlobbyistin, die frühere Parteivorsitzende Gunda Röstel ließ sich zu einem Tochterunternehmen der Kernenergiebetreibers Eon treiben, und die ehemalige energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Michaele Hustedt wachte auch eines Tages als Beraterin des Atomkonzerns RWE wieder auf. Die Ex-Abgeordnete Marianne Tritz ließ sich ebenfalls vom grünen Beraterbazillus anstecken und fand einen neuen Job als oberste Lobbyistin des Dt. Zigarettenverbandes. Und der frühere Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium Matthias Berninger warnt heute nicht mehr wie früher vor Schokoriegeln, sondern hilft, sie zu verkaufen. Er hat sich wohl gedacht, bevor man ihn auf den Mond schießt, geht er lieber zu Mars.”
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Joschka-Fischer;art15890,2905825
Ganz egal ob Ministerpräsidenten, Minister, Abgeordnete oder Staatssekretäre – käuflich scheinen eine ganze Menge von denen zu sein, und zwar quer durch alle Parteien.
März 6th, 2010 at 11:37
Goldener Reiter: Wie kann das harmlos sein? Es geht mir ja nicht darum Sigmar Gabriel zu schüzen. Es geht mir auch gerade nicht um die inhaltlichen Vorwürfe, es geht mir um die verräterische Wortwahl von Hetzern. Was dieser Artikel da auffährt, läßt sich kaum mehr steigern.
März 6th, 2010 at 12:56
@flatter
OK, haette *Ironie an* nicht weglassen sollen.
Die Sache ist, dass ich einige Bekannte habe, fuer die solche “Artikel” tatsaechlich verharmlosend sind, und die echt schnell mal einen RAF- oder Stalin-Vergleich in den unsinnigsten Situationen bringen.
Die sind auch ernsthaft der Meinung, dass der Spiegel noch “links” sei…
Was die Wortwahl angeht, hast du vollkommen recht. Die ist unsachlich und menschlich abwertend. Aber fuer gewisse Kreise ist das noch eine ganz normale Art und Weise sich mit politischen Gegnern auseinanderzusetzen.
Und ich fuerchte eher, dass es in Zukunft nicht besser werden wird.
März 6th, 2010 at 13:58
Welcher Mensch mit noch einem Fünckchen Verstand kann die albernen, grotesk-gestelzten BÜTTENREDEN dieses fetten verkommenen “Sozialdemokraten” Gabriel auch nur für eine Minute ernst nehmen?
Es ist billigster politischer Klamauk, billigstes, miesestes Kabarett.
Wenn nun der SPIEGEL diesem Unfug ernsthaft zu “widerlegen” sucht, so beweist dies nur, wie weit sich dieses Magazin inzwischen von Augsteins Vorgabe, ein “Sturmgeschütz der Demokratie” zu sein, entfernt hat.
Ich sehe es so wie ein anderer Kommentator, diese ganze verlogene Bagage aus CDU/CSU/SPD/FDP und diesen OLIV – (Kotz)”GRÜNEN” verdient keinen Cent mehr an Vertrauensvorschuß, kann nur noch in einem einzigen Punkt “Vertrauen” beantspruchen, nämlich in puncto Korrumpierbarkeit, totaler Käuflichkeit, absoluter politisch-moralischer Beliebigkeit.
Wenn schon Kabarett, dann lieber echtes, gutes, ohne miese politische Laien- “Kabarettisten” a la Gabriel & Konsorten!
März 6th, 2010 at 15:47
@Bakunin
Irgendwie muss dem Leser ja vorgespiegelt werden, dass es noch relevante unterschiede zwischen Schwarz-Rot-Gelb-Gruen gaebe.
Nichts anderes ist der Sinn solcher Schmierereien.
Und wenn genuegend Medien den “Linkspopulisten” Gabriel als Gefahr “ernst” nehmen, dann glaubt auch das Volk, dass man ihn ernst nehmen muss.
Entweder als politischen Brandstifter oder als Alternative zu Schwarz-Gelb.
Das Ziel, echte Alternativen aus der politischen Diskussion zu eliminieren ist dann erreicht.
März 6th, 2010 at 17:13
Was die SPD betrifft:
SPD-Vize verlangt gemeinnützigen Einsatz von Hartz-IV-Empfängern
Vorlesen im Altenheim oder Straßenreinigung: Nach Auffassung der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD wird ein Viertel aller Langzeitarbeitslosen nie wieder einen regulären Job finden. Sie plädiert deshalb dafür, dass diese Menschen gemeinnützig arbeiten.
Dafür müsse so schnell wie möglich “ein Gemeinwohl-orientierter Arbeitsmarkt” aufgebaut werden. Hartz-IV- Empfänger ohne Aussicht auf reguläre Arbeit sollten auf diese Weise eine Chance bekommen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Gesellschaft etwas zu leisten.
Mehrkosten für den Staat entstünden dadurch nicht. “Die meisten Langzeitarbeitslosen werden sich über eine sinnvolle Beschäftigung freuen, selbst wenn sie dafür nur einen symbolischen Aufschlag auf die Hartz-IV-Sätze bekommen”, sagte Kraft. Die Initiative begründete die SPD-Politikerin mit den Worten: “Wir müssen endlich ehrlich sein: Rund ein Viertel unserer Langzeitarbeitslosen wird nie mehr einen regulären Job finden.”
https://www.ftd.de/politik/deutschland/:arbeitslosen-debatte-spd-vize-verlangt-gemeinnuetzigen-einsatz-von-hartz-iv-empfaengern/50084846.html
März 6th, 2010 at 17:59
Wer bessere Überschriften macht, gerne, aber hat Frau Kraft jetzt endlich der Linkspartei den Einzug in den Landtag von NRW ermöglicht? Sie tritt jetzt auch gegen Hartz-IVer. Schön!
Macht die Grünen nicht soo fertig, immerhin haben die auch Trittin (war mal im Kommunistischen Bund, was immer das auch genau ist). Und vor allem hat er die Linkspartei im Septemberwahlkampf nicht abgeputzt wie alle anderen, sondern sie als seriöse demokratische Konkurrenten mit ähnlicher Interessenlage aufgefasst und behandelt.
März 6th, 2010 at 18:29
@unbequemer
Frau Kraft ist da sicher falsch zitiert worden.
Die Spd tritt für einen Mindestlohn ein. Der die Höhe von 8,5 Euro pro Stunde haben sollte. Natürlich wird die Spd diesen nicht den gemeinnützig Beschäftigten verweigern. sonst macht die Spd sich vollkommen unglaubwürdig.
Bei 8,5 Euro braucht es keinerlei Zwangs.
Und die Griechenland – Krise.
6 Millionen zusätzlicher potentieller Urlauber.
Perfekte Wirtschaftspolitik Hut ab!
März 7th, 2010 at 00:46
@salve
Ja, so scheint es wohl zu kommen.
Und “Wir” ohne schlagkräftige, wehrhafte Organisation!
Verelendung schönreden, daß war schon immer in der Geschichte das “heilige Amt” der Sozialdemokraten. Zur Griechenland Krise….naja denkt mal zurück….an die große Einwanderungswelle wegen der Militärdiktatur.
Damals hieß es wenigstens noch nicht “Wirtschaftsflüchtlinge”, was immer das auch sein soll. Wenn sich Geschichte wiederholen sollen könnte, nun denn, auch die Farce kann sehr blutig ablaufen….Marx hat wohl recht.
März 7th, 2010 at 02:48
@salve
Die SPD schreit zwar nach einem Mindestlohn, wenn es aber an Taten geht, taucht sie ab. Ein allgemeiner Mindestlohn würde nämlich das SPD-Kind HartzIV ad absurdum führen. Und die Forderungen dieser Hannelore Kraft sind ein Schlag ins Gesicht jedes anständigen Sozialdemokraten!
Habe über die Ruhr-Nachrichten gerade folgende Frage an die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft gestellt:
Wann wird die SPD sich endlich umbenennen in KPD, und zwar nicht in “Kommunistische” sondern in “Kapitalistische Partei Deutschlands”.