Das Geschrei ist groß. Der Herr Westerwelle, der nicht wirklich weiß, was er tut, hat ein wenig gebellt, und die Reaktion ist ein großes Jaulen. Ich behaupte, er wisse es nicht, weil er stets für sich selbst und seine Klientel das Beste wollte und jetzt wild herumpöbelt, weil er das nicht mehr unter einen Hut bringt. Gegen faule Parasiten zu hetzen, hatte bis vor kurzem noch gereicht. Inzwischen ist das komplizierter geworden, und es war offenbar nicht so klug, noch einen drauf zu setzen und das in einen historisch depperten Kontext zu texten. Er hätte gleich sagen können, HartzIV sei schlimmer als der Überfall auf Polen oder alle Arbeitslosen seien Nazis.
Wo das Ressentiment nicht zündet, legt er Plattitüden nach und fordert empört, wer arbeite, müsse doch mehr verdienen als wer nicht arbeite – und garniert das wie üblich mit falschen Zahlen. Angeblich geht es ihm darum, den Abstand zwischen Existenzminimum und Löhnen zu erhöhen. Ja wer will das denn nicht? Jeder weiß auch, was daraus folgt: Daß nämlich die Löhne erhöht werden müssen, und zwar anständig. Alles andere würde nämlich in der statistisch unerhört reichen Sphäre der Industriestaaten zu Hungerrevolten führen oder alternativ in eine Diktatur, die sich darauf gleich einrichtet.
Wenn das Ressentiment nicht zündet
Nein, noch muß man nicht verhungern. Aber das Konzept der Westerwelles würde dorthin führen – es sei denn, man richtete staatliche Armenküchen ein. Das kann nicht der Plan sein, denn wenn sich die so Verarmten dort zusammenrotten, kippt das System, von dem die neoliberalen Amokläufer leben.
Wie soll das gehen, daß fünf Millionen Arbeitslose entweder von Mitteln leben, die weit unterhalb von Niedriglöhnen liegen oder zur Aufnahme von Arbeit gezwungen werden, die es nirgends gibt? Einen staatlich finanzierten Arbeitsmarkt für alle diese Menschen lehnt doch gerade die FDP ab, “weniger Staat” wäre das ganz sicher nicht. Es gibt bereits Löhne teils deutlich unter 5 Euro pro Stunde, es gibt “Ein-Euro-Jobs”, und dennoch wäre bei erfolgreicher Besetzung aller freien Stellen gerade einmal jeder zehnte Arbeitlose beschäftigt. Und was kommt dann?
Selbst die optimistischste Vorstellung eines Beschäftigungswunders kommt nicht aus ohne Menschen, die sich von ihrem Einkommen Waren und Dienstleistungen kaufen können. Wie soll das gehen, wenn die Masse immer weniger Geld zur Verfügung hat? Wie soll das gehen, wenn noch Mindestlöhne Tabu sein sollen, von denen weitere Millionen Geringverdiener kaum selbst über die Runden kommen? Wie soll angesichts anstehender massenhafter Altersarmut in einer überalterten Gesellschaft ein Markt funktionieren, wenn immer mehr Menschen weniger ausgeben können?
Marktwirtschaft, zu Tode gefördert
Flankiert wird dieser größte anzunehmende Schwachsinn durch eine von Neoliberalen zu Tode geförderte Marktwirtschaft, die Produktion und Dienstleistungsgewerbe ausblutet, weil “Investoren” glauben, ein losgelassener Finanzmarkt allein sichere Reichtum. Gewinnerwartungen im zweistelligen Bereich werden von Vollpfosten in Nadelstreifen nach wie vor geweckt, und wer versucht, stattdessen real unternehmerisch tätig zu werden, wird mit der Eselsmütze ums Bankenviertel geprügelt. Schuld sind, man möchte spucken vor Lachen, zu hohe Löhne und faule Arbeitslose?
Nehmen wir einmal an, jeder Arbeitslose würde unter Androhung der Todesstrafe dazu gezwungen, für Wasser und Brot eine Vollzeitstelle anzutreten. Was sollten diese Leute machen, um auch nur höhere Gewinne für Superreiche zu ermöglichen? Na, dämmert’s? Wie viele Putzfrauen, Frisöre und Maler braucht ein Leistungsträger? Wie viele Autos kann er fahren? Wir bauen euch das alles, Jungs und putzen eure Karren mit der Zahnbürste. Und dann rafft ihr immer noch nicht, wieso die Immobilienpreise weiter sinken und kein Schwein mehr Aktien kauft?
Koks gegen Kater
Zuerst bräuchte man natürlich die eine oder andere Verfassungsänderung, denn selbst das kochgewaschene und gefriergetrocknete Hirn des Wählers zwänge ihn bald dazu, den Stand der Abgehobenen mit Bonusmeilenrabatt nach Dubai auszuweisen. Der Sturzflug ist im vollen Gange, der Kater hat selbst die sturztrunkenen Wähler solcher Wirtschaftskompetenz schon so kurz nach der Wahl voll erwischt. Gut, wenn sie sich wenigstens schämen. Den Wirtschaftskriegsgewinnler Westerwelle hingegen ficht das nicht an, denn er kann sich den Koks leisten, der ihn zu seinen jüngsten Heldensprüchen ermutigt.
In der Tat erfüllt sich in diesen Tagen meine erste Hoffnung, die ich in eine siegesbesoffene FDP gesetzt habe. Sie machen sich mit ihren debilen Planspielchen vom ewigen Aufschwung auf Kosten der Massen derart lächerlich, daß selbst die geübten Schönschreiber der kürzlich noch gleichgepolten Presse nicht mehr wissen, wie sie das noch dem Stimmvieh ins karge Futter mischen sollen. Die einen hetzen darum noch primitver, die anderen wenden sich ab oder liefern lustlos ausgewogene Leere.
Fauxpas zur Lage der Nation
Den Freudschen Fauxpas zur Lage der Nation hat der Guy d’Eau mit seinem Dekadenz-Gefasel selbst geliefert. Man sollte ihm dafür dankbar sein. Das neoliberale Imperium geht seinem Untergang entgegen, weil der Pöbel nicht mehr zu kontrollieren ist. Wer führt schon Krieg für widerliche Despoten und ihre Hofschranzen, die sich in ihren Marmorhallen Champagner-Einläufe kredenzen lassen und lauthals die Sklaven verachten, die ihnen den Hintern wischen? Woher nehmen wir auf Dauer die willigen Helfer, die Ihresgleichen erschlagen, um dieser Majestät weiterhin dienen zu dürfen?
Wenn alles andere “Sozialismus” ist, gebührt Guido Westerwelle noch einmal Dank, von Seiten aller anderen, die sich nunmehr als Sozialisten betrachten dürfen, vor allem aber von denen, die sich schon immer so nannten. “Sozialismus oder Tod” ist das Motto, vorgegeben vom Ikarus des dümmsten “Liberalismus” aller Zeiten. Er hat zu früh gebrüllt. Die Zustände, die er will, sind nicht herstellbar. Noch sind wir nicht schon wieder so weit.
Februar 14th, 2010 at 01:49
Geißler: “Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden”
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Februar 14th, 2010 at 01:53
Vielleicht ein Swingerclub-Verbot für Arbeitslose?
Februar 14th, 2010 at 02:41
Jetzt nimm mir doch nicht mein letztes Hobby…
Februar 14th, 2010 at 08:17
“… nicht mehr wissen, wie sie das noch dem Stimmvieh ins karge Futter mischen sollen …”
Vielen Dank für die Kleinodien.
Jetzt kann der Tag beginnen.
Grüße,
KL
Februar 14th, 2010 at 09:17
Beeindruckend. Weil brillant geschrieben und in den ökonomischen Zusammenhängen dargestellt.
Das mit dem Swingerclub-Verbot verstehe ich nicht. Muss aber auch nicht sein.
Februar 14th, 2010 at 10:47
Sehr gut, dass hier mal in aller Offenheit der Finger jeneseits aller verlogenen Ideologien und sonstigen billigen Polemiken der Finger in die wahre Wunde unserer heutigen (Arbeitsmarkt)Verhältnisse gelegt wurde, nämlich das massenhafte Fehlen von Arbeitsplätzen für Millonen von arbeitswilligen Menschen und die seither immer weiter vorangetriebene Lohndrückerei für Millionen von Beschäftigten in den verschiedensten prekären “Vertrags”Gestaltungen.
Das ist doch der wahre Skandal der heutigen Gesellschaft, welchen keine gekauften miesen Darsteller a la “EGON DÜBEL” vertuschen können.
Was das fast schon groteske Auftreten dieses FDP-Häuplings betrifft, so können wir ihm sogar dankbar sein, zeigt er doch mit diesen Sprüchen die wahre menschenverachtende Fratze des zeitgenössischen Neoliberalismus so grell, dass selbst einfälltige Gemüter langsam zu
erwachen beginnen.
Ein wahrer Eigentorjäger, dieser Guido!
Februar 14th, 2010 at 10:51
“Jetzt kann der Tag beginnen”, dem wäre fast nichts hinzuzufügen. Die Artikel von flatter übertreffen sich ja in letzter Zeit ständig. Kann man damit kein Geld verdienen (? ;-), der Aufwand scheint ja enorm. Jeder in unserer Bananenrepublik sollte eigentlich in den Genuß dieser Früchte kommen, um vom Baum der Erkenntnis wenigsten den physiologischen Geschmack zu verspüren, wenngleich bei vielen das Ergebnis eher Verdauungsbeschwerden sein dürften. Ansonsten befürchte ich (wie immer in meiner grundlegenden Skepsis), dass hier Orchideen im Stillen verblühen, oder anders ausgedrückt, “Perlen in den Ozean der Erleuchtung zurückgeworfen” werden.
Februar 14th, 2010 at 10:53
Hi Mathes, bei diesem Geißler- Zitates kamm mir soeben die Idee, dass sich die FDP als neuen Vorsitzenden besser einen ECHTEN Esel wählen sollte, beidseitig ein Slogan ins Fell gebrannt, etwa: FREIHEIT DER MÄRKTE.
Februar 14th, 2010 at 11:01
[...] uns blitzfix in den Ruin treiben würden. Vielleicht erklärt ihm schnell jemand das Wort “Mindestlohn” und was es bedeutet, wenn Menschen als Lohnsklaven von Zeitarbeitsfirmen geknechtet werden. [...]
Februar 14th, 2010 at 11:04
Lass’ sie raus die Wut! Gut so.
Aber bereite Dich auf schwere Rückschläge vor – Es gibt sooo viele “Vollpfosten”…
p.s. Köhler heißt jetzt Schröder. Ist das nicht geil?
Februar 14th, 2010 at 11:29
@RubberBots/6
Volle Zustimmung! Herrlicher Text. Sollte man sich ausschneiden.
@Mathes/1
Vorsicht! Geißler hat sich damit – seine eigenen Geschichtskenntnisse betreffend – auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und das von einem Jesuiten-Schüler, tz,tz. Er hätte ja mindestens mal bei Wikipedia nachschlagen können. Bin aber zugegebener Maßen auch erst in den Kommentaren von Don’s “Stützen der Gesellschaft” darauf gestoßen worden.
Februar 14th, 2010 at 11:41
In den heutigen “Tagesschau-Nachrichten” verspricht die Regierungsdame von der Leyen “Rasche Neuregelung für Hartz-IV-Fälle”.
https://www.tagesschau.de/inland/leyen132.html
Zitat:
“Bei den Härtefällen geht es nur um wiederkehrende, außergewöhnliche Belastungen, wie dies bei einem Aidskranken der Fall ist, der viele Hygieneartikel benötigt.”
Jetzt bin ich gespannt wie lange es dauern wird, bis eines unserer Qualitäts-Presseerzeugnisse mit der Schlagzeile aufmacht:
“Hartzi infiziert sich mit AIDS um noch mehr Mittelstandsknete abzugreifen!”
In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag
misfit
Februar 14th, 2010 at 13:01
Die Mindestlohndiskussion wurde ja erst durch Schroeder & Clement ermoeglicht, denn diese beiden “Sozialisten” haben das Arbeitnehmerueberlassungsgesetzt dermassen kastriert, dass die moderne Sklaverei wieder ihren Einzug die ach so moderne, westliche Welt feiern konnte. Dass nun ein echter Neokapitalist weiter macht, darf nicht sonderlich verwundern.
Im uebrigen sitzt unser ehem. Superminister aktuell in englands groesster Zeitarbeitsfirma – mit etlichen Dependancen in DE – im Aufsichtsrat… Ein Schelm, wer boeses dabei denkt.
Bevor nun ein offizieller Sklaventreiber gegeiselt wird, sollten die eigentlichen Urheber an den Prager gestellt werden.
Februar 14th, 2010 at 13:14
Der Herr Clement ist doch jetzt “offizieller Sklaventreiber”. Als er noch ein hauptberuflicher Hetzer war, habe ich das durchaus gewürdigt.
Februar 14th, 2010 at 13:41
sorry, ich meinte “vom Volke eingesetzter offizieller Sklaventreiber”.. ;-)
Kleiner Nachtrag: Da ich selbst Unternehmer bin, muessten Herrn Wester(n)welles Aussagen ungemein gefallen, tun sie aber nicht..
Februar 14th, 2010 at 14:15
Ich finde es, sehr viel interessanter, warum trotz massiver Lohnsubventionen und einem fehlenden Mindestlohn nicht mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Gibt es eine Verschwörung der Ökonomen?
Wenn es also einen starken Anreiz gibt eine Arbeitsstelle anzunehmen.
Weil ich mich dank Kombilohn ALG2 immer besser stelle.
Wie erklären Ökonomen, das Ausbleiben der Arbeitsplätze?
Der Arbeitsanreiz ist nicht stark genug.
Die Neoklassik lässt sich falsifizieren.
Man muss sie so behandeln wie die Psychoanalyse.
Februar 14th, 2010 at 14:52
Guido == “Guy d’Eau”
YMMD!
Februar 14th, 2010 at 15:14
Super Artikel!
“Nein, noch muß man nicht verhungern. Aber das Konzept der Westerwelles würde dorthin führen – es sei denn, man richtete staatliche Armenküchen ein. Das kann nicht der Plan sein, denn wenn sich die so Verarmten dort zusammenrotten, kippt das System, von dem die neoliberalen Amokläufer leben.”
Ich fürchte, genau das ist es, was sie wollen, den Wandel vom Sozial-/ Wohlfahrts staat zum bloßen Suppenküchen-Charity-Nothilfestaat nach dem Vorbild GB und USA. Oder besser nach dem Vorbild des 19. Jahrhunderts.
Februar 14th, 2010 at 15:14
@7 Rubber und Flatter
“Kann man damit kein Geld verdienen (? ;-), der Aufwand scheint ja enorm. Jeder in unserer Bananenrepublik sollte eigentlich in den Genuß dieser Früchte kommen, …”
Kann man !!
Ad sinistram hat es mit “Ungehörig” vorgemacht.
Einen Verlag suchen, sollte in der heutigen Zeit der niedrigeren Einstiegskosten doch möglich sein–z.B. beim Renneritz- oder den EWK-Verlag nachfragen.
Ich würde es bei der Menge und Qualität der flatter-Artikel sowie der Reichweite des Webauftrittes, der sich doch auf Augenhöhe mit Spiegelfechter, Nachdenkseiten oder Ad sinistram befindet, für machbar halten.
Aber das muß ich einem Profi sicher nicht erklären.
Gruß Peter
P.S. um mir das aufwendige Archivieren einzelner Artikel zu sparen, würde ich sicher auch ein Exemplar erwerben.
Februar 14th, 2010 at 16:06
Man fragt sich doch nach der eigentlichen Motivation für Westerwelles Aus- oder Anfall. Was soll das sein, vielleicht eine Art Neuauflage der Wahlkampfkunst von Roland Koch? Sollen die Leute nach dieser Attacke auf die Hilfeempfänger bei der FDP vorbeikommen und fragen: “Wo kann ich hier gegen die Faulenzer unterschreiben?”? Gewinnt man damit die Wahlen in NRW?
Oder muss man annehmen, Westerwelle sei derartig unbeleckt in der Erkenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge, dass er keine Ahnung von den Folgen seiner Intentionen hat? Glaubt er am Ende wirklich, die weitere Absenkung der Hartz-IV-Sätzen führe dazu, dass die faulen Arbeitslosen endlich jene Arbeitsplätze annehmen, die es gar nicht gibt?
Denkbar wäre es. Politikberatende Ökonomen haben im Gutachten zum Kombilohn ja auch empfohlen, die Sätze allgemein deutlich abzusenken, um den Druck auf die Arbeitslosen zur Arbeitsaufnahme zu erhöhen. Sie haben allerdings, etwas verschämt und versteckt, auch darauf hingewiesen, dass es die benötigten Arbeitsplätze nach ihrer rudimentären Einschätzung nur zu einem ganz kleinen Teil geben wird. Was sie dann aber doch nicht hindert, an der Empfehlung zur Einführung des Kombilohns festzuhalten.
Die Absenkung der Hartz-IV-Sätze verbunden mit dem staatlichen Zwang gegenüber den Arbeitlosen, jeden angebotenen Arbeitsplatz zu noch so niedrigen Löhnen anzunehmen, kann nur die Folge haben, dass das allgemeine Lohnniveau weiter gedrückt wird. Niemand, der jetzt noch ausreichende Löhne zahlt, kann mit jemandem konkurrieren, der mit Niedrigstlöhnen als Wettbewerber auftritt. Das ist so evident, dass sich weitere Erörterungen erübrigen.
Wieso geschieht das? Wieso möchte Westerwelle, der doch etwas für diejenigen tun will, die jetzt noch genug verdienen, dass sie Steuern zahlen müssen, deren Einkommenssituation stark gefährden und vermutlich sogar deutlich verschlechtern, indem er sich für die Absenkung des allgemeinen Lohnniveaus einsetzt?
Weiss er es nicht? Ist er nur Teil einer Laienspielschar, die nicht einmal darüber nachdenkt, was sie so den ganzen Tag tut?
Oder ist das Berechnung – besteht die Absicht, den jetzt schon Vermögenden den letzten Kick zu verschaffen, bevor das System der ausgelebten Habgier zusammenfällt oder auch zusammengedroschen wird?
Ich möchte glauben, dass die Bande nur dumm ist – das andere wäre ja noch schlimmer.
Februar 14th, 2010 at 16:25
@Rubber & Peter
Danke für die guten Wünsche, aber so einfach ist das nicht. Ein Buch drucken zu lassen, heißt noch nicht, daß es auch etwas abwirft. Ich schätze “Unzugehörig” eher als Zuschußgeschäft ein.
Was die Reichweite anbetrifft, ist der Spiegelfechter eine Liga weiter oben, und die Nachdenkseiten sind da noch einen Schritt weiter vorn.
Ich denke auch über das eine oder andere nach, aber ich bediene eine Nische. Die Masse hat einen anderen Geschmack, fürchte ich.
Ich denke auch über eine Art “Best of” nach, sei es auch nur online. Es ist nicht so einfach aus 1350 Artikeln eine gute Auswahl zu treffen. Und es kommen ja täglich neue dazu ;-)
Vielleicht werde ich demnächst mal die Leserschaft bitten, beim Editieren zu helfen.
Februar 14th, 2010 at 16:35
Gui d’eau gibt sich betont klassenkämpferisch. Die römischen Arbeitssklaven sind also schuld am Untergang des Imperiums, weil sie aufgrund ihrer dekadenten Ausschweifungen ihre Herren nicht mehr ernähren wollten. Dem folgend ist das ägyptische Großreich ja auch nur an den maßlos übertriebenen Zwiebel- und Knoblauchforderungen der Pyramidenbauarbeiter zusammen gebrochen. Werden jetzt alle Geschichtsbücher umgeschrieben?
Die störendsten Faktoren und Präsenzen in der “schönen, neuen Sozialpolitik” sind eben Arme, Arbeitslose, Alte und Behinderte. Vielleicht gibt sich auf der nächsten Buchmesse das Autorenkollektiv Sloterdijk, Sarrazin und Westerwelle die Ehre, den nächsten Auftakt im Klassenkampf von oben, mit der Streitschrift “Die Arbeitslosen sind unser Untergang! Krieg den Hütten, Friede den Palästen!” einzuleiten.
Diversen, veröffentlichten Umfragen folgend, (FR etc.) stimmen etwa 30 % der “mündigen” Wahlberechtigten den kämpferischen Thesen der Seemannsbraut zu. Armes reiches Deutschland?!
Februar 14th, 2010 at 16:37
Flatter voll in Fahrt. *g*
Großartiger Artikel, Danke! :)
Februar 14th, 2010 at 17:21
An dem Tag, an dem Guy d’Eau in einer “Camisole de force*” vom Mikrofon weggeschleppt wird, wird sich bei mir enlich wieder das Gefühl einstellen, in einem “normalen” Staat zu leben.
* Zwangsjacke: dat Ding um Jecken zu immobilisieren (für Guy d’Eau die mit Stahlbändern bewehrte).
Februar 14th, 2010 at 17:53
btw: Ich bin nicht mal für so nen öden Blogpreis nominiert. Wie soll da was aus mir werden? ;-)
Februar 14th, 2010 at 18:14
@ Hermann Keske
Die Erklärung wird sein, dass der Mann gerade erahnt, was Abschiebung bedeuten kann. Das wiederum ist besonders hart, weil er weiß, dass es geheuchelte Abschiebung wäre, was ihm da droht.
Dem Artikel schließe ich mich auch deshalb an, weil darin erstmals auch Dankbarkeit gegenüber dieser und ähnlicher Figuretten zum Ausdruck kommt.
Februar 14th, 2010 at 18:17
Klasse Text! Hatte befuerchtet, das dir nach der Wahl die Luft etwas ausgeht. Man konnte nicht damit rechnen, das die Deppen von der FDP sich so gruendlich zerlegen und das Kraftfutter fuer Kabarett und Satire liefern.
Btw. Bin ein grosser Freund von Lesungen bei laengeren Autofahrten. Wischmayer, Malmsheimer und Co. liegen im Moment ganz vorn. Waere cool, wenn man ausgewaehlte Texte auch als MP3s, vom Meister interpretiert, erwerben koennte. ;-)
Februar 14th, 2010 at 18:26
erst mal zustimmung zu diesem klaren und entschiedenen text. wie du weißt, bin ich ja ein anhänger der kampfparole: friede den palästen, krieg den hütten.
Februar 14th, 2010 at 22:02
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber langsam habe ich das Gefühl, es war doch ein Fehler, daß sich die RAF aufgelöst hat. Die RAF hat zwar zu viele falsche erwischt (die Polizisten), aber ein paar Volltreffer waren auch dabei.
Februar 14th, 2010 at 22:18
Ich finde, Westerwelle sollte etwas für seine Gesundheit und meine Nerven tun und endlich mit dem Fallschirmspringen anfangen.
Februar 14th, 2010 at 22:47
@flatter: nicht nur fuer nen oeden preis:
https://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=996
Februar 14th, 2010 at 22:51
@slave:
ein bisschen was kann ich dir versuchen zu erklaeren:
Die steuerliche Subventionierung der Arbeitgeber/Unternehmer ist der totale Schuss in den Ofen. Denn was bringt mir als Unternehmer weniger Steuerlast, wenn die Konsumenten meiner Produkte durch die hohe Steuerlast nicht genug Geld haben, um meine Produkte yu konsumieren?!
Das Ergebnis: Mein Umsatz bleibt der gleiche, aber ich bestelle mir halt etwas frueher meinen neuen Porsche.
Wozu sollte ich denn durch das freie Kapital – bedingt durch Unternehmenssteuersenkungen – bitte mehr Mitarbeiter einstellen, wenn ich nicht mehr Abnehmer fuer meine Produkte habe?!
Februar 14th, 2010 at 23:16
Ich finde es stets aufs Neue bemerkenswert, daß die Deppen da draußen nicht merken, daß sie Westerwelle und seine Lobbyklientel durch ihre Steuern mitfinanzieren durch verdeckte Subvention (Niedriglohnsektor, Aufstocker).
Schlecker bspw. war eben nur zu dreist und zu eilig, obwohl er sicher nur die Spitze des Eisbergs ist.
Februar 14th, 2010 at 23:28
Na was glaubst du denn was los waere, wenn ploetzlich der poebel was in der Birne haette? Ich mag es mir nicht ausmalen wollen..
Also bitte Bundesliga, Mallorca und morgens die Bild am Kiosk.. damit ist die Welt doch schon fuer 95% aller Bundesbuerger vollkommen in Ordnung.
Februar 15th, 2010 at 00:01
@stephan(31): beim fabulösen goa stehe ich ja auf der liste, wie ich eben feststelle. bei dem anderen allerdings nicht. schade, da würde ich nämlich einen aus der jury kennen ;-)
Februar 15th, 2010 at 06:33
Na, ich will ja nicht schon wieder unken, aber was gilt die Wette, dass binnen dieser Legislaturperiode die Voraussetzungen für eine Grundgesetzänderung Art. 12 betreffend geschaffen werden?
Wachstum, Wachstum, Wachstum… warum nicht auch bei der Perfidie in der öffentlichen Meinungsmache? Warum nicht auch Wachstum bei der Lohnsenkung und den Daumenschrauben für Erwerbslose?
Für mich ist das ganze Theater nur der Auftakt zu einem gnadenlosen Kesseltreiben. Da kommt noch mehr und noch Abscheulicheres, da lass ich einen drauf!
Februar 15th, 2010 at 08:06
@ralf2.0: wieso? Das steht doch bereits in Abs. (1) “Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.”
Diese Besatzerverfassung ist doch bereits ausgehoehlt worden und loechrig wie ein Stueck schimmliger Kaese..
Februar 15th, 2010 at 09:43
Wie wäre es mit einer Verteilung zwischen Unternehmens-/Vermögenseinkommen einerseits und Arbeitnehmerentgelt?
“Wäre die Verteilung zwischen Unternehmens-/Vermögenseinkommen einerseits und Arbeitnehmerentgelt andererseits in 2007 unverändert wie in 2000 geblieben, hätten sich Unternehmer/Vermögende gleich wie Arbeitnehmer um jeweils 20% Steigerung (nicht inflationsbereinigt) in den letzten 7 Jahren freuen können.
UND: das Arbeitnehmerentgelt hätte dann allein in 2007 um 135 Milliarden Euro höher gelegen!! Das hätte bedeuten können:
44 Mrd. Euro mehr für die Sozialversicherungskassen
(Renten, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung)
20 Mrd. Euro mehr Steuereinnahmen (Lohnsteuer)
71 Mrd. Euro mehr Nettolohn für die Verbraucher,
d.h. höhere Kaufkraft zu Stärkung unseres Binnenmarktes”
Februar 15th, 2010 at 09:56
@stephan,
ich meinte eher die beiden Absätze:
“(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.
(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.”
Quelle: https://dejure.org/gesetze/GG/12.html
Ich bin kein Jurist, meine aber, dass sich Absatz 1 auf verschiedene Berufsgruppen beziehen mag, die besonderen Anforderungen unterliegen, z.B. Ärzte, Versicherungsvertreter, Berufskraftfahrer.
Ich verorte die Grundgesetzänderung da eher bei dem Kapitel “Zwangsarbeit”, und die kommt, so sicher wie der Rülpser nach ‘nem guten Essen.
Februar 15th, 2010 at 11:06
Ich sehe es schon kommen, dass die Freidemokraten in der deutschen Staatsordnung nach dem naechsten Zusammenbruch einen Spitzenplatz in der Rangordnung der menschenfeindlichen Ideologien einnehmen werden.
Beim aktuellen Tempo sogar noch vor dem Realsozialismus!
Ich denk’ mir schon mal ein paar geschmacklose Westerwelle-Vergleiche aus.
Irgendwann werde ich sie brauchen ;)
Februar 15th, 2010 at 11:06
Artikel gut – Zwei wichtiger Punkte zum Lohnabstandsgebot fehlen mir:
1. Relation
Die Sozialtransferzahlungen sollen dazu dienen, Menschen, Bürgern, ein Leben in Deutschland zu ermöglichen.
Dass Lohnabstandsgebot eine konstruierte Relation darstellt, die NICHT zum Ziel hat, “ein Leben in Deutschland zu ermöglichen” sollte erwähnt werden und ist wichtig für den zweiten Punkt.
2. Automatismus zur Armut
Die Einkommenssumme auf der unteren Einkommensskala ist immer größer geworden, das heißt, ( bekannterweise ) der ehemalige Mittelstand hat sich gespalten in die, die in die Nähe der Armut gerutscht sind und jene, die zu den Gutverdienern zu zählen sind. In unserer Relation reden wir aber immer von den untersten Einkommensbeziehern als Normalvergleichsgruppe. Dadurch, dass die Löhne so brutal gesunken sind, ( die Angabe des Statistischen Bundesamtes “Durchschnittsverdient” ist eine Täuschung ) hat sich die Differenz zu den Sozialtransfers verringert! Die Ursache dieser Diskussion ist also die breite Lohnniveauabsenkung!
Februar 15th, 2010 at 16:29
Ich meine, ich hätte irgendwo gelesen, dass das so genannte “Lohnabstandsgebot” nur eine Erfindung ist und nirgendwo in Gesetzesform gegossen wurde.
Damit ist es für mich wie mit “Freiheit” und “Gerechtigkeit” – ein ideologischer Kampfbegriff.
Februar 15th, 2010 at 19:54
Seit 13 Uhr wird zurückgeschossen …
Heute ist Bernd Buchholz (Vorstand der Bertelsmann-Tochter und des FTD-Eigners Gruner&Jahr und von 1992 bis 1996 Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion SWH) offenbar der Kragen geplatzt. Er scheint seinem Chefredakteur Steffen Klusmann einen “Hinweis” für einen Entlastungsvorstoß gegeben zu haben.
Innerhalb von 5 Stunden lieferten die üblichen Verdächtigen Horst von Buttlar (Westerwelle läuft zu Höchstform auf) und David Böcking + Maike Rademaker (Wo die Zahlen dem FDP-Chef Recht geben) pro-Westerwelle-Artikel ab, die sich an Einseitigkeit und Realitäts-ausblendung gegenseitig überboten — der übliche “Qualitäts-Journalismus” eben.
Interessant ist übrigens die überwiegend negative Reaktion in der FTD-Kommentarspalte.
Februar 15th, 2010 at 20:15
Lohnabstandsgebot
BITTE BITTE.
Hartz IV ist ein Kombilohnmodell und gibt den geltenden Lohnabstand per Gesetz vor.
Da werden Freibeträge für Arbeitende und ähnliches angerechnet.
Herr Westerwelle kann doch die anrechenbaren Freibeträge anheben.
BITTE NUR WENN IHR SACHKUNDIG ARGUMENTIERT WIRD SICH DER GORDISCHE KNOTEN DURCHSCHLAGEN LASSEN.
Die Frage muss also lauten wollen wir den Spitzensteuersatz erhöhen um die geltenden Freibeträge für Aufstocker im Hartz IV – Bezug zu erhöhen?
Von einer Senkung der Berechnungsgrundlage Hartz IV haben die Arbeitenden im Niedriglohnbereich insgesamt nichts.
Februar 15th, 2010 at 20:15
@salve:
diese Rechenexempel sind dahingehend obsolet, als dass das einzig gerechte Besteuerungssystem Alle mit pauschal 25% abkassiert. Dafuer keinerlei Subventionen irgendwelcher Art. Und schon haben wir eine reale Steuergerechtigkeit.
Oder als Variante 2. gibt es 50% MwSt und dafuer keine anderen Steuern und Subventionen mehr.
Denn wer glaubt, dass z.B. Mercedes oder Bosch oder meine Firma auch nur einen Cent Steuern zahlt, hat das System nicht verstanden.
@Ralf2.0:
So wie der kleine, unbedeutende Passus, dass das Deutsche Volk nach 50-jaehrigem bestehen des GG eine eigene Verfassung zu waehlen hat, einfach verschwunden ist, wird auch dieser Art. 12 auf wundersame Weise einer ‘Modifikation” unterzogen. Es reicht ja schon der Zusatz “Alles Weitere regelt ein Bundesgesetz”.
Februar 15th, 2010 at 21:00
Hallo Leute, ist euch allen eigentlich noch NIE aufgefallen, dass dieses komische “Lohnabstandsgebot” immer nur gegen Leute in Anschlag gebracht wird, welche als Arbeitslose Lohnersatzleistungen welcher Art auch immer erhalten, dieses “Lohnabstandsgebot” aber niemals in Anschlag gebracht wird gegen unsere runde 1 Million fetter wohlversorgter Pensionäre und Polit-Rentnern?
Warum dürfen die ganz locker oft viel MEHR fürs “Nixtun” pro Monat einstreichen als eine Menge “Anständiger” die “morgens aufstehen”?
Warum fällt dieser ssonderbare Widerspruch fast NIEMANDEN in den Foren auf?
Denkt alle darüber mal nach!
Februar 15th, 2010 at 23:41
@Bakunin
Weil der champagnersaufende Rentier ja schließlich SEIN Geld verpulvert.
Und SEIN, also Eigentum, ist heilig, da fragt oder denkt man nicht nach warum und wieso.
Im Gegensatz übrigens zu dem SEIN was dem HABEN gegenübersteht, das ist unwichtig.
Februar 16th, 2010 at 00:04
[...] meint: "Guido Westerwelle will unserem Volk die Wahrheit sagen" Ja der Westerwelle hat es gut. Der kann sich den Koks leisten, der ihn zu solchen Sprüchen ermutigt Unsereins hingegen steht angesichts solcher Extremisten in [...]
Februar 16th, 2010 at 10:21
Eine großartige Polemik, die neben ihrem Unterhaltungswert den Finger zielgenau in die Wunde legt. Sehr schön, you made my day!
Februar 16th, 2010 at 13:23
Danke! ;-)
Februar 16th, 2010 at 16:12
wohl keiner von den postern hier verdient sein lebensunterhalt selbst;
wenn ich morgens zur arbeit fahre und komme an den kiosken vorbei, stehen die gleichen typen schon da, die ich auch am späten nachmittag noch oder schon wieder da stehen sehe;
die warten wohl alle darauf, dass wenn die arbeit zu ihnen nach hause kommt, keiner die die tür aufmachen kann.
leute, träumt weiter.
unseren sozial- und subventionsluxus haben wir seit jahrzehnten auf pump finanziert, die party ist zu ende, der große crash steht bevor;
schaut euch griechenland an, glaubt ihr, mit unserer binnenverschuldung stünden wir besser da? schaut mal unter ‘hjalmar schacht’ nach, dann wisst ihr, was auf uns zukommt.
dann nicht nur griechenland, dann auch deutschland und europa gute nacht.
je früher man erkennt, dass uns alle politiker über jahrzehnte beschissen und belogen haben und die subventions- und transferleistungsempfänger sich haben einlullen lassen, desto besser.
der staat wird sich übrigens ganz schnell entschulden: währungsschnitt. und was dann für subventions- und transferleistungsempfänger übrig bleibt, könnt ihr euch an euren drei fingern der rechten hand ausrechnen, nämlich an den fingern, mit denen ihr eure eidesstattliche erklärung abgeben müsst.
warum haben die, die es sich leisten können, einiges von ihrem geld in die schweiz und sonstwo hingeschafft??? damit sie im falle eines falles noch was bares haben. oder glaubt ihr allen ernstes, die könnten ihre steuern für ne million oder so nicht zahlen? zumwinkel ein armer mann??? kinder, träumt weiter. schreibt polemiken, mehr bleibt euch nicht.
Februar 16th, 2010 at 16:25
@stephan:
Variante 2 ist tödlich für Leute in prekären Verhältnissen. Die zahlen keine (oder kaum) Einkommensteuer. Da sind 19% MWSt schon happig. 50% sind der Kopfschuß. Außerdem ist’s nicht mal “gerecht”. Der Arme verkonsumiert sein ganzes Geld – er hat keine andere Wahl. Der Reiche verkonsumiert nur einen Bruchteil.
Wieso sollen 25% Einkommensteuer für alle überhaupt “gerecht” sein? Gerechtigkeit ist definitionssache.
Der Reiche zahlt auf die ersten 1.000 Euro seines Einkommens genauso viel oder wenig Steuern wie die Putzfrau. ;-)
Februar 16th, 2010 at 16:30
@hannes: Schön, daß du uns arbeitsscheues Gesindel erleuchtest und nach 50 Kommentaren nicht auf einen einzigen eingehst, sondern uns ein Weltbild entgegen hälst, das wir in seiner Schlichtheit nicht zu erkennen vermögen – verblendet, wie wir sind. Helau!
Februar 16th, 2010 at 18:59
@hannes, Du kluges Köpfchen – wir wissen nicht nur, was auf uns zukommt – wir haben sogar mehr als eine kleine Ahnung davon, warum!
Februar 16th, 2010 at 21:00
@Flying Circus:
Wenn keinerlei weitere Steuern als die MwSt anfallen, dann haben wir die gleichen Produktpreise wie aktuell. Denn waerend des Produktionsprozesses fallen ja keine Steuern an.
Und da wir in einer sog. Fremdversorgung leben, kommt keiner um den Konsum herum. No chance! Und die “Reichen” Konsumieren genau so, nur halt andere Waren und Dienstleistungen als der Muellmann.
Februar 16th, 2010 at 22:13
@Stephan
Und wie möchtest du die Kapitalakkumulation bremsen, also v.a. die schon bestehenden Riesenvermögen die immer schön wachsen wollen wieder in die Volkswirtschaft einspeißen, wenn außer MwSt nicht abgeschöpft wird?
Oder sollen Albrecht und Co auf ihren Milliarden sitzen bleiben?
Februar 16th, 2010 at 22:59
Die Diskussionen wiederholen sich größtenteils. Ich habe ja einmal ein 100%ige Erbschaftssteuer vorgeschlagen. Bislang gab es noch keine wirklich besseren Vorschläge, die im System ansetzen. Etwas völlig Anderes wäre mir natürlich auch genehm.
Februar 17th, 2010 at 00:02
[...] wird doch klar erkennbar, dass das immer wieder herauf beschworene „Lohnabstandsgebot“, das (nicht nur) nach Westerwelles Lesart selbstverständlich nur durch eine rigorose Absenkung [...]
Februar 17th, 2010 at 08:51
@ Alvar Hanso:
Die sitzen doch garnicht auf ihrem Geld. Das Geld haben die entweder auf der Bank oder irgendwo investiert. Ansonsten waere es ja schlicht wertlos.
Und sobald es investiert ist, befindet es sich wieder im Geldkreislauf.
Abgesehen davon: “Die da oben” sind ja nicht vollkommen bescheuert, sonst waeren sie ja nicht da, wo sie sind. Soll heissen: Diese Herren wissen genau, dass ihr Geld zusaetzlich nur dort einen Wert hat, wo sie es auch ausgeben koennen und wo es sicher ist.
Oder wieso sind so viele Milliardaere in der Schweiz und Luxemburg und nicht in Afrika?!
Zum Thema “ausser MwSt nichts abgeschoepft”: wenn ich eine Million EUR im Monat ausgeben kann, weil ich es habe, dann sind das auch 190K fuer den Staat. plus direkte und indirekte Steuern waerend des Produktionsprozesses der von mir konsumierten Waren und Dienstleistungen sind es insg. 510K. Die MwSt. zahlt immer der Endkonsument. Aber: Alle Steuern und Abgaben innerhalb der Produktion einer Ware wird doch sowieso auf den Produktpreis umgelegt! Oder woher soll denn eine Firma das Geld nehmen, um Steuern zu zahlen? Das meinte ich mit “Keine Firma zahlt Steuern”.
Februar 17th, 2010 at 12:14
@stephan: jeder besitz ist eine Investition? Das ist aber eine äußerst kapriziöse Ansicht, ebenso wie die, reiche legten ihr Geld “sicher” an. Im Gegenteil liegt das Geld herum, ohne daß etwas daraus real angetsoßen wird, und es zirkuliert in absolut unproduktiven Geschäften. Und zwar umso mehr, je weniger jemand weiß, wie er sein Geld durch realwirtschaftliche Investitionen vermehren oder sichern kann.
Was gern vernachlässigt wird, ist Ökonomie als die Kunst, Reichtum nicht auf engstem raum zu komprimieren, sondern optimal zu verteilen. “Umverteilung” von oben nach unten ist der Sinn und Zweck des Wirtschaftens, so lange es bitterarm und schwerreich gibt. Dazu bedarf es entsprechender Instrumente und ggf. eines Wirtschaftssystems, das dies leisten kann.
Februar 18th, 2010 at 02:38
@flatter: wirtschaften war noch nie basierend auf der idee durch eigene leistung schmarotzer am ueberleben zu halten!
So eine bullshit! reichtum gleich verteilen! ich arbeite 24/7! wohl mehr als der durchschnitt! wieso sollte ich meinen profit teilen? mit irgend jemandem? wenn ich mir diese person aussuchen koennte, die ich foerdere, dann waere das etwas anderes.. aber Aykim Hassana oder Sureiman Tonsa.. nein danke.
Ich schlage ein Treffen vor! Ich wuerde euch alle gerne mal an einem Stammtisch treffen.. fernab jeglicher web-anonymitaet und hinter euren platten attitueden. das koennte ernsthaft interessant und konstruktiv werden.
Februar 18th, 2010 at 02:44
Achja: Leistung muss gefoerdert, Verweigerung bestraft werden. Dieses Prinzip ist doch recht einfach. es kommt nur immer darauf an, von welcher Seite aus man die Betrachtung beginnt!
Als Taugenichts und Tagedieb hat man natuerlich viel Zeit zu maulen..
Februar 18th, 2010 at 11:19
Schön, daß du dich in dieser Deutlichkeit outest. Dann kann ich mir ja jede weitere Diskussion sparen.
Februar 18th, 2010 at 14:55
Mir geht’s da um diese radikalen Thesen, die vor allem von der extrem linken Seite kommen. Nicht hier in den Kommentaren, aber in der allg. Presse.
Wieso sollte jemand einen Acker bewirtschaften, wenn sich jeder dann bei den Fruechten bedient?
Das ich ueber unser Sozialsystem benachteiligte Menschen mitfinanziere, das ist bedingt in Ordnung. Aber diese Floskeln á la “gleicher Lohn fuer Alle” funktioniert nur im Kontext ueberbezahlter Hedgefond-Manager.
Wenn Jemand fuer EUR 3,5 in der Stunde nicht arbeiten will, dann ist das fuer mich vollkommen verstaendlich. Aber dass einer mangels Motivation Zuhause sitzt und von mir €3,5/h will, das ist daneben.
Die aktuelle Lohnsteuertabelle auf der anderen Seite motiviert nun nicht wirklich zu mehr Leistung: je mehr ich arbeite und dadurch Geld verdiene, desto mehr soll ich Steuern zahlen?
Das ist genauso unsozial wie eine Erbschaftssteuer.
Februar 18th, 2010 at 18:20
Das ist nur die vollkommen falsche Diskussion. Oder hat schon jemand vor deiner Tür gestanden und die 3,50 gefordert? Entweder wir sprechen über das System, wie es funktionieren kann und wie nicht, oder wir sprechen über Moral und wer was und wieviel “verdient”. Aber nicht über Stereotypen, mit denen kaschiert wird, was hier wirklich läuft. Wer sich nämlich bei den Früchten bedient, das sind nun wahrlich nicht diejeinigen, die am wenigsten haben. Wie absurd!
Und was mich wirklich ärgert, ist, daß das hier schon in zig Artikeln durchgekaut wurde. Da stehen genügend Gegenargumente, um nicht mit radikalen Thesen hier aufschlagen zu müssen.
Februar 19th, 2010 at 00:14
Das Problem ist doch, dass das aktuelle system so dermassen festgefahren und verklausuliert ist, dass das drehen ein einzelnen Schrauben keine wirkliche Auswirkung hat.
z.B. unsere Steuern: Egal wie Du versuchst hier regelnd eine partielle Monetaerueberwucherung zu verhinden/einzudaemmen, es wird einfach nicht gelingen.
Ich persoenlich bin von diesem Konzept hier total ueberzeugt:
https://www.unternimm-die-zukunft.de/
Das waere wirklich sozial gerecht und wuerde Brennpunkte wie Harz-IV, Lohndumping, Arbeitgeberausbeutermentalitaet ausradieren.
Aber: Die verkrusteten Denkmuster aufzubrechen und ein gaenzlich neues System an- und durchzudenken scheint extrem schwierig zu sein fuer die Masse.
Das aktuelle System is doof und tut nicht, aber was wirklich revolutionaeres kann ja garnicht funktionieren. Hier spreche ich aus meiner Diskussionserfahrung mit Einigen aus den verschiedensten Einkommens- und Sozialschichten.
Februar 19th, 2010 at 00:17
Nachtrag:
Die “Reichen” werden es nie soweit kommen lassen, das die Masse der Bevoelkerung in die Unterschicht abdriftet. Denn: Wo keine Mittelschicht, da auch kein Konsum.
Und unsere Gesellschaft basiert mittlerweile nur noch auf Konsum.
Februar 19th, 2010 at 00:53
@stephan
Ich geh jetzt mal nur auf #66 ein.
Grundsätzlich, ein BGE wäre zu begrüßen, meine Meinung.
Vorausgesetzt das
1. mit BGE ein Leben oberhalb des Existenzminimums gewährleistet ist*
2. die Finanzierung des BGE stimmt
1. ist m.E. beim Werner-Modell nach nicht gegeben, da 2. nicht funktioniert.
Kapitalismus kann lang- bzw. mittelfristig nur funktionieren (gemeint ist die Schaffung und Erhaltung von Massenwohlstand, Freiheit und Demokratie) wenn die Kapitalakkumulation unterbunden oder die Vermögen nach Zeit X wieder umverteilt werden.
Falls Kapitalismus überhaupt noch ein funktionsfähiges Gesellschaftssystem ermöglicht.
Werners Modell sieht eine derartige Umverteilung nicht vor, daher sehe ich das ganze eher als Almosen an, welche man den Systemverlierern bis zum bitteren Untergang spendiert, während eine abgehobene Oberschicht in ihren Kristallpalästen Orgien feiert.
Drüben bei http://www.weissgarnix.de ist das BGE öfters Diskussionsthema, würde dir empfehlen da mal reinzuschauen.
*Davon ausgegangen das das BGE bestehende Sozialleistungen subtsituiert
Februar 19th, 2010 at 00:56
@67: Das tun sie doch längst. Hans-Werner Sinn und Konsorten haben da einen großartigen Erfolg zu verzeichnen. Wie weit sollen die Reallöhne noch sinken, bis das als exmtremistisch konsumfeindlich einzustufen wäre?
Februar 19th, 2010 at 09:02
Wenn Goetz Werner – seineszeiches Milliardaer – keine Gefahr fuer sein Kapital sehen wuerde, dann haette er sich keine Gedanken gemacht bzw. wuerde sich nicht fuer das BGE einsetzen.
Aber ihr solltet bei der Kapitalanhaeufung mal bis zum Kern des Problems weiter denken: Es handelt sich um den Zinseszins, der das Geldsystem ad absurdum fuehrt und in immer schnelleren Zyklen einen sog. Crash erzeugt.
Hierzu ist das “Wunder von Woergl” erwaehnenswert> https://de.wikipedia.org/wiki/Wörgl
Eine Kombination aus BGE und Woergl waere wuenschenswert.
Achja, BGE sehe ich, im Gegensatz zu HarzIV und aktueller Rentenhoehe, alles andere als eine Almose an, da es von der aktuellen Lebenssituation entkoppelt ist. Ausserdem waeren die sozialen Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben enorm!
Aber dies hier auszufuehren wuerde wohl den Rahmen sprengen.
Februar 19th, 2010 at 16:48
Das ist hier alles zumindest zum Teil schon diskutiert worden, auch über Freigeld und dergleichen. Ich kann zumindest weitgehend einen Konsens dahingehend erkennen, daß der Zinseszins das System enorm beschleunigt, aber ein auf Wachstum angelegtes System geberell auf Dauer nicht stabil sein kann.
Auch hat hier kaum jemand etwas gegen ein BGE; im Gegenteil wird dieses vermutlich unerlässlicher Bestandteil eines stabilen Wirtschaftssystems sein.
Die Krux ist immer: Setzt man jenseits des bestehenden Systems an (was ich für geboten halte) und setzt demnach Zwischenziele, versucht man es mit Experimenten im System (z.B. 100% Erbschaftssteuer) oder finden sich noch andere Lösungen?
Was der Neoliberalismus hingegen veranstaltet, ist ein “weiter so” auf allen Kanälen. Dafür werden zunächst einmal alle Register der Propaganda gezogen. Es gehören im übrigen zu keinem dieser Konzepte ein BGE oder auch nur nennenswerte Ansätze im Bereich Konsum. So traurig ist das.
Februar 20th, 2010 at 13:20
Das sog. Wachstum ist ja nichts anderes als der aktuelle Zinssatz, der bedient werden muss. Waechst die Wirtschaft nicht im selben Masse wie der Zins es erfordert, gibt es einen Crash.
Ein Uebergang mit Zwischenzielen ist aus meiner Sicht nicht machbar, das is dann gerade im unteren Einkommenssegment extreme Kollateralschaeden geben wird.
Die Erhoehung der MwSt auf 19% und gleichzeitig das absenken der staatlichen Leistungen koennte man als solchen schritt betrachten, doch was hat er gebracht?
Aber wieso Du die Erbschaftssteuer auf 100% setzen willst, verstehe ich nicht. Welchen Nutzen soll das erzeugen?
Februar 20th, 2010 at 14:55
Guxtu hier:
https://archiv.feynsinn.org/?p=1319
Februar 21st, 2010 at 15:27
@flatter:
Merci. Interessante These.
Kratzt aber auch nur am Symptom herum anstatt an der Wurzel des Problems.
https://www.neueimpulse.org/index.php?id=208