Kinder und Kapitalisten brauchen Grenzen. Wie Kinder nicht nur jede Orientierung verlieren, wenn man sie machen läßt, was ihnen einfällt, sondern auch immer radikaler Grenzen einfordern, so verhalten sich auch die grauen Herren an den Börsen. Sie wissen, daß ihr Treiben schädlich ist, aber die kurzfristige Befriedigung ihrer Geltungssucht und der Ansprüche ihrer Geldgeber treibt sie zu immer heikleren Aktionen. Ähnlich wie in einer Gruppe entgrenzter Kinder bestimmen dabei auf lange Sicht diejenigen das Geschehen, deren Mut zur Devianz am größten ist. Wer keine Grenzen erfährt, der braucht das Ausufernde, die Ekstase, das Extrem – denn es ist die einzige “Grenze”, die noch erfahrbar ist.
Dummerweise ist das Extrem, das nur in den Grenzen des Machbaren besteht, verschiebbar. Wer sich daran orientiert, muß zwangsläufig immer wieder testen, ob die Grenze noch besteht oder schon wieder überschritten werden kann. Ein entgrenzter Kapitalismus ist zwangsläufig extremistisch.
Es besteht daher die dringende Notwendigkeit, das Treiben an dem Märkten zu begrenzen, und diese Aufgabe kann nur der Staat erfüllen. Diese Binsenweisheit muß ernsthaft wieder zu ihrem Recht gebracht werden, nachdem Jahrzehnte neoliberaler Indoktrination die Logik der Wirtschaft auf den Kopf gestellt und festgedübelt haben.
Der Staat muß bestimmen, was gehandelt werden darf. Ohne eine solche Begrenzung ist er selbst dem Untergang geweiht – und mit ihm die quengelnde Wirtschaft, die nicht einsieht, daß sie ohne die politische Ordnung nicht existieren kann, von der sie zehrt. Selbst das gebrannte Kind will weiter mit dem Feuer spielen und die Mutter dazu verpflichten, immer schön mit dem Feuerlöscher daneben zu stehen. Wenn es dann abends nichts zu futtern gibt, wird wieder gequengelt und auf die blöde Mama geschimpft.
In der Welt politisch-ökonomischer PR ist der Totschlager “Globalisierung” der Renner in der Hitparade absurder Argumente. Es wird behauptet, die anderen Kinder dürften auch alles, also müsse Mama ebenfalls alles erlauben. Sonst gehe man halt bei Kowalskis spielen, deren Vater immer besoffen ist, das sei dann noch gefährlicher.
Die Struktur ist immer dieselbe: Es wird etwas verlangt, was für Wirtschaft und Gesellschaft langfristig fatal ist, aber man müsse das kurzfristig tun, weil es sonst andere tun, was noch schlimmer wäre.
Nicht mit allem ist der ökonomische Extremismus bislang durchgekommen, und darin liegt der Grund dafür, daß es noch eine zivile Ordnung gibt. Hätte man sich wirklich auch in Europa schrankenlos auf den Wettbewerb mit Niedriglohnländern und Steuerparadiesen eingelassen, wir hätten heute keine Krise, sondern einen Weltkrieg. Die Ideologie, der die Staaten schon viel zu weit gefolgt sind, liefe aber genau darauf hinaus. Alles spricht dafür, daß Mutter ihren Erziehungsauftrag wieder bewußt und souverän ausführen sollte. Das schafft nicht nur eine Sicherheit, die die liberalisierten Märkte völlig verzockt haben, sondern im Endeffekt auch den Wohlstand, der in der Realität nur als Dauerlüge existiert.
Hohe Lohnquoten, ein Finanzmarkt mit überschaubaren Produkten, der sich an der produzierenden Wirtschaft (und deren Wachstumsraten) orientiert – das sind die Säulen einer Marktwirtschaft, die so stabil und sozial wie möglich ist. Darüberhinaus kann man Alternativen diskutieren, aber sicher keine, die so grandios gescheitert ist wie der neoliberale Renditewahn.
Das wüßte jeder, der sich mit der Geschichte der Ökonomie oder auch nur den aktuellen Entwicklungen beschäftigte. Leider profitieren noch immer zu viele Entscheidungsträger von diesem maroden und zutiefst ungerechten System.
Wie anders ließe es sich erklären, daß der Gangchef mit dem horrenden Waffenarsenal noch immer Mamas Liebling ist? Ackermanns Deutsche Bank müßte dringend zerschlagen werden, statdessen darf er noch weiter expandieren und kriegt obdendrein seine Schnittchen im Kanzleramt geschmiert. Mutti versagt, weil sie sich zum Komplizen ihrer mißratenen Kinder macht, anstatt endlich ihren verdammten Job zu erledigen.
Dezember 28th, 2009 at 15:58
flatter, wie sehr ich diesen Artikel nach dem Gesülze, das mir vor den Feiertagen auf der Arbeit entgegengeschwappt ist, brauchen konnte, kannst Du Dir gar nicht vorstellen.
Dieser Artikel müßte Pflichtlektüre für jeden sein, der neoliberal daherschwafelt.
Leider bezweifle ich, daß “hartgesottene” Neoliberale noch zu eigenständigem Denken in der Lage sind. ;-)
Dezember 28th, 2009 at 16:13
“Hohe Lohnquoten, ein Finanzmarkt mit überschaubaren Produkten, der sich an der produzierenden Wirtschaft (und deren Wachstumsraten) orientiert – das sind die Säulen einer Marktwirtschaft, die so stabil und sozial wie möglich ist.”
Diese Forderungen sind nicht nur richtig, sondern eigentlich ‘selbstverständlich’ und somit ‘minimal’. Dennoch sollte man darauf gefasst sein, dass es mit dem ‘so stabil wie möglich’ nicht mehr weit her sein könnte. Die Geschichte auch aller bisherigen Krisen zeigt nämlich vor allem eines – dass (Finanz-) Exzesse weit weniger Ursache als vielmehr bereits Folge einer gestörten ‘Realwirtschaft’ sind. Deshalb sollte man sich am besten nicht nur ‘darüberhinaus’, sondern schon ‘parallel’ Gedanken um Alternativen machen…
Dezember 28th, 2009 at 16:50
Jeder vernünftige Mensch könnte und sollte doch erkennen, dass im Prinzip in jedem Unternehmer, Banker, darunter auch in Mittelständlern und selbst in Kleingewerbetreibenden ein potentieller Ganove, Betrüger steckt, ein Ganove, der immer danach trachtet, bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Mitbürger zu betrügen. abzuzocken, über den Tisch zu ziehen. Komme mir keiner mit “ehrbaren” Unternehmern! Ganz egal, ob es einmal der “König Kunde” ist, ein anderes mal der von ihm beschäftigte Arbeitnehmer, wieder ein anderes mal das Finanzamt, also “Vater Staat”…., oder alle gleich gemeinsam zur gleichen Zeit.
Darüber wusste übrigens schon der alte ADAM SMITH recht gut Bescheid.
Er warnte folglich schon damals die Herrscher und Regenten davor, den Einflüssterungen der Unternehmer zu viel Gehör zu schenken.
Und wie sehr wurden seine so altehrwürdigen berechtigten Warnungen in den letzten 30-40 Jahren ignoriert!
Aber weshalb? Sie konnten vor allem deshalb so ignoriert, “vergessen” werden, weil es den Unternehmern bzw. deren think tanks in den letzten 30-40 Jahren gelungen ist, fast die ganze Politik zu kaufen, sich zu Diensten zu machen, ebenso fast die gesamten Medien und große Teile des Wissenschaftsbetriebes.
Die vollkommende Prostituierung aller dieser gesellschaftlichen Teilbereiche durch das Kapital ist Grund und Ursache dieses unglaublichen neoliberalen Siegeszuges der letzten Jahrzehnte.
Und sollte es nicht gelingen diese unheilvolle Entwicklung zu stoppen und wieder wesentlich umzukehren, dann droht uns allen eine Art neo-feudale Gesellschaft, in der viele demokratische und zivilisatorische Errungenschaften all der vielen Revolutionen seit 1789 bald nur noch Makulatur sein könnten.
Um nochmals zur Metapher von den ungezogenen Kindern und der strengen Mamma zurückzukommen: Die heutigen “ungezogenen Kinder” benötigen eher einen sehr strengen “Vater”, einen Vater Staat, der diesen “ungezogenen Kindern” zur Not auch mit Haselnußstöcken Ordung, Disziplin, soziales Wohlverhalten, Gesetzestreue beibringt.
Mit rein moralischen Appellen dürfte es heute nicht mehr getan sein.
Dezember 28th, 2009 at 17:32
kann mir mal einer erklaeren, was mutti und ihre bagage konkret davon hat, den staat durch die raubritter der kapitalmaerkte auspluendern zu lassen? selbst der debilste abgeordnete der regierungsparteien muss doch langsam merken, das es langfristig kein aufsichtsratsposten wert ist! sind die wirklich idiologisch so verstrahlt oder einfach nur dumme schafe, die sich von einer handvoll klaeffender huetehunde aus den parteipraesidien brav lenken lassen?
btw. sehr guter artikel.
Dezember 28th, 2009 at 18:08
Eine jede Politfigur, die sich aus hinteren Reihen oder dem Schatten eines Hohlkörpers in den Vordergrund gebracht hat, lässt eine Hymne auf das Wachstum erschallen. Einige Kommentatoren mit Sinn für Nonsense haben hier im Blog schon den Begriff des Waxtums einfließen lassen um auszudrücken, was sie von dem Fetisch halten.
Gut,@ Peinhard, du kehrst nun zu Finanzmarkt”produkten”, die sich an der Realwirtschaft (und deren Wachstumsraten) ausrichten, zurück…
Kann mir verdammt nochmal jemand sagen, wozu eine Wirtschaft mit dem Standard der sechziger, siebziger Jahre ständiges Wachstum gebraucht hat? Etwa dazu, zu den Standards des Hier und Heute zu gelangen?
Man könnte über das WaXXXtum sehr erkenntnisfördernd diskutieren, um anschließend den Begriff des Wirtschaftens aus der wirtschaftswissenschaftlichen Gosse grob gereinigt wieder herauszuziehen.
Aber wir treffen uns dann meist drei Straßen weiter bei irgendeinem Schmierfinken X und seinem belanglosen Mitgepinsel entlang des Zeitgeschehens. Und sind aktuell.
Dezember 28th, 2009 at 20:11
2 nach wie vor gültige Sprichwörter:
“Macht korrumpiert”
“Gier frisst Hirn”
@flatter: Sehr gut!
Dezember 28th, 2009 at 21:08
Um auf friedlichem Wege ein grundlegendes Umdenken der “Eliten” zu erreichen, muß erst das Rad wieder neu erfunden werden. Alles Andere ist nur ein Flickschustern an Symptomen. Erreicht wird nichts; weder die geringste Besserung, geschweige denn eine Heilung!
Man kann sich den Kopf zermartern bis zum Kollaps; das Denken und Handeln der “Eliten” kann man mit Logik nicht entschlüsseln.
Rationales Herangehen an irrationales Verhalten ist wie ein abertausendmaliges Anrennen gegen die selbe, bekannte Mauer. Eine Leiter oder gar eine Tür kann SO nicht gefunden werden. Ich, und ich glaube, daß ich da nicht alleine bin, sehe keine Lösung hin zum Besseren.
Vielleicht könnte ein Generalstreik etwas bewirken; aber wer sollte (könnte) die Menschen mobilisieren!? Vielleicht könnte man auch an das christliche Gewissen der Kirchen appellieren. Kein Versuch ist sinnlos – außer der nicht Gemachte.
Deutsches Vaterland oder Angie’s Mutterboden – ein Irrenhaus, dessen Insassen freiwillig die Schlüssel wegschmeißen, Türen zumauern und Mauern errichten. Keine Heilung in Sicht!
Dezember 28th, 2009 at 21:43
“Mutti” sollte mal was Gescheites lesen ;-)
https://www.gegenblende.de/01-2010
Gegenblende | Ausgabe 01: Januar/Februar 2010
Dezember 28th, 2009 at 21:48
“Hohe Lohnquoten, ein Finanzmarkt mit überschaubaren Produkten, der sich an der produzierenden Wirtschaft (und deren Wachstumsraten) orientiert – das sind die Säulen einer Marktwirtschaft, die so stabil und sozial wie möglich ist.”
Für mich würden dazu auch noch gehören: hohe Sozialleistungen, Ausweitung der Mitbestimmung, staatliche Betriebe im Bereich der öffentlichen Güter und der Infrastruktur sowie eine stabilisierende, Konjunkturschwankungen und Krisen ausgleichende antizyklische Politik.
Dezember 28th, 2009 at 21:49
(übrigens nicht der Markus von Kommentar 8)
Dezember 29th, 2009 at 02:28
“Kinder und Kapitalisten brauchen Grenzen”
Wunderbar!
Dieses Zitat werde ich mir gut merken,
sagt eigentlich schon alles ;)
Dezember 29th, 2009 at 03:37
Mit dem Heil ist es halt immer “so eine Sache”. Ebenso mit dem gesunden Menschenverstand.
Die Idealisten denen Vater Staat in seiner Großmannssucht ein ineffektives Monstrum war, dass zum Wohle der Menschheit fallen musste, sind ein wesentlicher Urquell der Hinwendung zur Magie des Marktes. Die Anarchisten hatten nichts vergleichbar Magisches im Angebot, haben sich dazu noch in die Internationale verannt, waren vom Nihilismus unterwandert und wurden letztlich vom Sozialismus interniert und erschossen.
Ohne organisierte Macht scheint es im menschlichen Zusammenleben wohl kein Auskommen zu geben, inbesondere aus Sicht der organisierten Macht und ihrer Führer, aber mit leidvoller Erfahrung auch aus seriöseren Quellen. Weder Vater noch Mutter Staat sind dabei irgendein Garant für eine bessere Welt. Auch ist es nicht einfach der Lockruf des Geldes, der für die neoliberale Misere verantwortlich ist.
Mehr Staat wagen als politisches Leitmotiv der Gegenwart? Ja. Doch gilt es zu bedenken: du bist Staat, genauer ‘tschland. Manche Dus will ich keinen Staat machen sehen und mit anderen ist kein Staat zu machen. Die öffentlichen Jauchegruben auf dem Weg zur Zukunft werden so oder so bestehen bleiben, ebenso die conditio humana, was immer das ist. Mit den Ackermanns der Welt wird man (ich?du?wir?) sich arrangieren müssen, insofern die öffentliche Hand mal ein paar Verhandlungsführer findet, die das Gemeingut nicht fürn Appel und n’ Ei verscherbeln und wenns hart auf hart kommt auch mal eisern verteidigen. Der wirkungsvollste Garant der Veränderung bleibt dabei der Tod.
Ganz so morbide ist die Welt dann zwar auch nicht, doch am Anfang jeder Ideologie steht eine enttäuschte Hoffnung oder eine gekränkte Seele. In Rahmen dieses Blogs wird die einzig verbliebene Hoffnung wohl noch die sein, nicht zum Hauen und Stechen der Vergangenheit zurück zu kehren. Jedes Neugeborene ist aber ein potenzieller Träumer und kein Traum ist zu alt oder zu naiv, als dass er nicht erneut geträumt werden könnte. Ganz gleich obs die bösen, guten oder nietzscheanischen Träume sind.
Kommt Zeit, kommt Rat. Hoff ich mal.
Dezember 29th, 2009 at 10:53
@snozin
“Kann mir verdammt nochmal jemand sagen, wozu eine Wirtschaft mit dem Standard der sechziger, siebziger Jahre ständiges Wachstum gebraucht hat? Etwa dazu, zu den Standards des Hier und Heute zu gelangen?”
Ich habe den grundlegenden Mechanismus in der Diskussion mit ‘Charlie’ hier ff versucht darzulegen – der ‘Waxtumszwang’ entspringt direkt dem Prinzip der kapitalistischen Konkurrenz. Nochmal anders ausgedrückt: eine (kapitalistische) Wirtschaft, die die konkurrenzbedingten Produktivitätssteigerungen (mit der sich jedes Unternehmen immer wieder Vorteile zu verschaffen sucht und suchen muss) nicht durch ständige Produktionsausweitungen (= Waxtum) kompensieren kann, entledigt sich sukzessive ihrer eigenen Grundlage, nämlich der kaufkräftigen ‘arbeitenden Bevölkerung’.
Und dieser ‘Schwund’ kann, allen Umverteilungsträumen zum Trotz, auch nicht aus der Umwandlung von (Unternehmens-) Profiten in (Massen-) Kaufkraft ausgegelichen werden, da eine solche Umverteilung den traurigen Selbstzweck der ganzen Veranstaltung, nämlich aus Geld mehr Geld zu machen, nur von der anderen Seite her angreifen würde. (Wen’s etwas tiefgehender interessiert, sei Die Krise des Tauschwerts empfohlen, ist allerdings keine leichte Lektüre.)
Wenn es bei unserem Wirtschaften tatsächlich ‘nur’ um die Befriedigung von Bedürfnissen ginge, könnte man freilich an einem fast beliebigen Punkt der Entwicklung – zB den 60/70er Jahren – sagen, ok, was wir hier an Kapazitäten haben reicht grundsätzlich zum ‘guten Leben’, wir verfeinern das laufend jeweils noch ein bisschen und arbeiten ansonsten in erster Linie an einer Verteilung in die Breite. Diese Vernunft aber lässt der Kapitalismus nicht zu, da hier die Befriedigung von Bedürfnissen immer nur das Mittel zum Zweck der Geldvermehrung ist. Und dieser Selbstzweck treibt den Prozess qua Konkurrenz an jeder ‘Vernunft’ vorbei ad infinitum – was in einer Welt endlicher Ressourcen und letztlich auch endlicher Bedürfnisse irgendwann an ökologische und ökonomische Schranken stoßen muss.
Und da sind wir mE inzwischen angelangt, und anderts als in vergleichbaren Krisen ist nichts mehr denkbar, was – wie zB das Auto oder Haushaltsgeräte nach dem Zweiten Weltkrieg – noch einmal soviel ‘Arbeit schaffen’ könnte, wie laufend ‘freigesetzt’ wird. Und selbst wenn ein solcher ‘Boom’ denkbar wäre, dann nicht ohne gleichzeitig den Planeten endgültig zu sprengen…
Und das heisst in letzter Konsequenz tatsächlich: entweder wir schaffen den Kapitalismus ab, oder er schafft sich selbst ab – und uns womöglich noch gleich mit.
Dezember 29th, 2009 at 11:42
Hi flatter!
Vielen Dank für den sehr guten Text – 100%ige Zustimmung!
Leider befürchte ich, dass “Mutti” schon zu viel Diebesgut als “Geschenke” von ihren verbrecherischen Kindern angenommen hat, als dass sie noch “Gehorsam” einfordern könnte. Zu lange hat sie sich an den luxeriösen Lebensstil aufgrund der Beute gewöhnt.
“Mutti” ist von ihren ungeratenen Bälgern erpressbar: Sie würde bei Forderung nach Gehorsam nicht mehr an dem Diebesgut partizipieren, müsste einen sehr viel bescheideneren Stil pflegen. Und sie müsste wohlmöglich auch noch vor allen Nachbarn zugeben von dem Diebesgut genommen zu haben, wohlwissend dass es Diebesgut war.
Da könnte nur noch ein sachverständiges “Vormundschaftsgericht” helfen, aber das bekommt ja nur die von den Bälgern selbst, resp. von geschmierten oder mit Drohungen gefügig gemachten “Gutachtern” erstellten Gutachten, zu sehen. Das “Vormundschaftsgericht” müsste, statt blind auf jeden “Gutachter” zu hören, seinen Verstand einschalten und zugeben, dass das Anzünden der Roben der Richter durch die ungezogenen Bälger während der Verhandlung den “Gutachten” diametral entgegen gesetzt ist. Sie müssten darauf hören, wenn aus dem Zuschauerraum längst der Ruf ‘Feuer!’ ertönt.
Leider scheint das “Feuer” zu vielen “Vormundschaftsrichtern” immer noch bloß wärmend zu erscheinen – anders kann ich mir die 75% Zustimmung zum (nicht vorhandenen) “Erziehungsstil” nicht erklären.
Dezember 29th, 2009 at 12:28
@flatter
schließe mich dem Fliegenden Zirkus an!
@Peinhard
Super – wie immer!
Und immer wieder bringt mich das zu meiner Frage zurück: Warum sind alle klugen Gedanken schon gedacht und wurden und werden nich nachhaltig umgesetzt? Was hindert die durchschnittlich einssiebzig hochgestapelten Zellhaufen daran “vernünftig” und nachhaltig zu handeln? Sind’s kosmische Strahlen? Ein genetischer Code? Isses Gott oder Allah oder alles zusammen?
Dezember 29th, 2009 at 12:45
@Vogel: nachhaltiges Handeln würde bedeuten, jetzt eventuell Nachteile in Kauf zu nehmen, damit es spätere Generationen besser haben. Das widerspricht evident der menschlichen Natur, die eher das “nach mir die Sintflut!!”-Prinzip bevorzugt. Lustgewinn jetzt.
@Peinhard:
“Diese Vernunft aber lässt der Kapitalismus nicht zu, da hier die Befriedigung von Bedürfnissen immer nur das Mittel zum Zweck der Geldvermehrung ist.”
Genau so ist es. Und es gibt genügend Idioten, die genau das zum Rad des Fortschritts erklären. Ohne Profit geht nix. Und so.
Dezember 29th, 2009 at 15:03
tja mal wieder ein suoer text.
irgendwas ist extrem faul im staate dänemark, aber solange die proles nicht aufbegehren wird wohl eher das schicksal eines winston smith die logische folge sein. und irgendwann nach der “großen Mangel” wird im café rosenbaum ((oder war es ein anderes?) – egal) gesessen und gin mit nelkenaroma getrunken werden und alle werden sie ihn lieben den großen bruder. was soll man von der zukunft halten wenn junge pickelige gesichter auf wahlveranstaltungen orangefarbende schilder mit “angie” hochhalten und dazu skandieren: “wir haben ein idol … helmut kohl!”?? was? das der kapitalismus mittlerweile global betrachtet ein desaster ist, sollte wohl jedem klar sein. die weber aus dem 19ten jahrhundert konnten davon ein hasslied singen. aber der großteil der leute guckt lieber Soaps und sonstigen schrott in den riesen-televisor-glotzen, als sich auch nur einen winz gedanken darüber zu machen was da draußen für einen mist abgeht (wobei dieses ja auch von der herrschenden elite gerne gesehen wird und äußerst angenehm ist) und ist zufrieden wenn er sein krisennotwendig gekürztes weihnachtsgeld bekommen hat und noch stolz drauf sein kann einen job in der “verwurstungs”-logik eines grenzenlosen freien vernichtungs- und heillosen konkurrenz-marktes hat.
aber wer weiß?? die deutsche geschichte zeigts ja, auf einmal war die mauer weg und keiner hätte dieses je gedacht. was draus wurde und das die Wunder der D-Mark eher ein blaues Wunder in der Ex-DDR Arbeiterschaft vollzogen steht nun ja auf anderen Blättern.
Dezember 29th, 2009 at 15:38
@16:
@Vogel: nachhaltiges Handeln würde bedeuten, jetzt eventuell Nachteile in Kauf zu nehmen, damit es spätere Generationen besser haben. Das widerspricht evident der menschlichen Natur, die eher das “nach mir die Sintflut!!”-Prinzip bevorzugt. Lustgewinn jetzt.
….
So ganz kann das aber nicht stimmen!
Man schaue sich nur die Indianer Nordamerikas an, wie die drauf waren, bevor sie von Europa mit “Zivilisation” beglückt wurden.
Ich halte das für eine Erziehungsfrage in oder unter entsprechend gestalteten und sozialisierten Umweltbedingungen, in denen sich ein Mensch bewegt.
Dezember 29th, 2009 at 17:02
@ Peinhard
Das Schwarzbuch und einiges andere von Robert Kurz ist mir geläufig; ich empfand ersteres als großartigen Abriss der Wirtschaftsgeschichte, ohne dass es zu meiner Bibel geworden ist.
Ich betrachte, wie die heutigen Parolen a la Waxtum und Wegwerfsfähigkeit sich über den Comedy-Status hinaus zum offensichtlichen Schwachsinn entwickeln, und freue mich über jeden, der das aufzuzeigen vermag. Auch über jeden, der es auch nur erkennt.
Meine über R. Kurz hinausgehenden Kenntnisse entstammen übrigens dem Erleben eines Staates, der zuletzt aus nichts anderem mehr als kuriosen und schließlich grotesken Parolen bestand. Du schreibst:
“Und das heisst in letzter Konsequenz tatsächlich: entweder wir schaffen den Kapitalismus ab, oder er schafft sich selbst ab – und uns womöglich noch gleich mit.”
So wird es wohl sein.
Dezember 29th, 2009 at 20:32
[...] Mutter Staat. Von der Notwendigkeit staatlicher Beschränkung des [...]
Dezember 29th, 2009 at 23:56
@13:
Und in welcher anderen Weise gedenkst Du den Wert von z.B. Eigentumsimmobillien zu bestimmen?
Wie bestimmen, welchen Wert an der Gesamt-Geldmenge Wasauchimmer hat?
Angebot und Nachfrage?
Dezember 30th, 2009 at 03:00
“Mutti versagt, weil sie sich zum Komplizen ihrer mißratenen Kinder macht, anstatt endlich ihren verdammten Job zu erledigen.”
Ich spalte ungern Haare – aber ein Versagen würde ja voraussetzen, dass “Mutti” tatsächlich einmal ernsthaft vorgehabt hätte, “ihren verdammten Job zu erledigen”. Das bezweifle ich. Das Wohlergehen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat diese Frau niemals interessiert. Aus ihrer Sicht ist ihre Kanzlerschaft bislang also äußerst erfolgreich, mithin das Gegenteil eines Versagens.
Versagt haben im September vor allem die Wähler und Nichtwähler, die diesem Pack eine Mehrheit verschafft haben. Denn dass CDU/CSU und FDP “Komplizen” der Ackermänner waren und sind (und sein werden), MUSS jedem klar gewesen sein, der sein Kreuz bei einer dieser Parteien gemacht oder sie durch Wahlboykott gestärkt hat.
Merkel & Co. tun also nur das, wofür sie auch vorher standen – und wer überrascht ist, dass sie dies tun, glaubt sicherlich auch an den Weihnachtsmann. (Damit meine ich nicht Dich, flatter, sondern insbesondere eine ganze Reihe von “Protestwählern” aus meinem Umfeld, die die FDP gewählt haben und nun konsterniert feststellen, was sie da angerichtet haben.)
Dezember 30th, 2009 at 03:31
@ Charlie:
Lass mich bitte da raus.
Es mag Dir kaum in den Sinn kommen, dennoch konnte ich nur als Nichtwähler pazifistisch wählen..
Gegen Harz4 wählen ..
Für mehr direkte Demokratie wählen ..
Träum weiter damit, dass Du verantwortungsbewusst bist.
Dezember 30th, 2009 at 08:59
[...] Verfasst von stefanprass am 29. Dezember 2009 Mutter Staat [...]
Dezember 30th, 2009 at 09:02
@snozin
Es gibt genügend Punkte, in denen ich nicht mit Kurz übereinstimme, ebenso mit Marx. Dennoch halte ich die sog. ‘Wertkritik’ für einen der ‘erklärungskräftigsten’ Ansätze, die zZt so unterwegs sind. Man beachte, dass der verlinkte Beitrag 1986 geschrieben wurde, und bereits nahezu ‘vollinhaltlich’ die Verhältnisse beschreibt, in denen wir uns heute wiederfinden.
Dezember 31st, 2009 at 01:42
@ Kotzer:
Wenn Du tatsächlich der irrsinnigen Meinung bist, Du könntest irgendetwas Sinnvolles oder Positives für unsere Gesellschaft tun, indem Du Wahlen boykottierst, leben wir in unterschiedlichen Universen.
Ich sehne mich auch nach einer neuen APO, einer neuen französischen Revolution oder zumindest massenhaften Protesten auf der Straße – aber wie realistisch ist das denn in diesem Land, das durch gleichgeschaltete Medien ruhiggestellt wird und dessen Bevölkerung sich entweder in die Vergnügungen/Ablenkungen oder aber in die Resignation flüchtet?
Der realistischste Weg für eine Veränderung führt in diesem Land durch das Jammertal der Wahlen und der beständigen Aufklärung. Da kannst Du kotzen, soviel Du willst.
Dezember 31st, 2009 at 04:36
Darf ich mal ein bisschen klugscheißen?
Die echten Neoliberalen (die Ökonomen der 30er und 40er Jahre) hatten diese Erkenntnis sehr wohl verinnerlicht, sie war sogar der Kern dessen, was “neoliberal” eigentlich bedutet. Die Neoliebralen von heute sind gar nicht neoliberal sondern “Neoklassiker”, laissez-faire-Ideologen, nennt sie von mir aus Wirtschafts-Anarchisten. Eigentlich passt “Oligarchie-Verfechter” am besten. Denn sie wollen Demokratie und Rechtsstaat durch eine Diktatur des Kapitals ersetzen. Vom Neolberalismus könnten unsere heutigen “Eliten” noch einiges lernen. Und im Grunde genommen ist es nichts anderes als echter Neoliberalismus, wofür flatter sich hier ausspricht.
Dezember 31st, 2009 at 13:12
@Tim: Deshalb erwähne ich ja gebetsmühlenhaft das Lambsdorff-Papier, in dem der aktuelle Neoliberalismus quasi definiert wird. Ich bin nicht allzu weit entfernt vom Ordoliberalismus, den ich in einer gewissen Ausprägung als Optimum der Marktwirtschaft betrachte, allerdings zeigt die Krise der Weltwirtschaft auch Symtpome, die Anlaß geben, über die Marktwirtschaft hinaus zu denken. Dies ist dringend geboten, zumal Planwirtschaft definitiv keine Alternative ist.
Januar 1st, 2010 at 13:40
[...] Quelle: Feynsinn [...]
Januar 4th, 2010 at 17:27
[...] Feynsinn » Mutter Staat. Das könnte Dich auch interessieren:Der Staat erobert das Internet zurück Lesenswerter [...]
Januar 5th, 2010 at 07:04
@Flying Circus #16
so seh’ ich das (leider) auch. Es beißt die Maus kein’ Faden ab: Der Mensch iss zu doof für sein Hirn!
@Michael E. #18
Jaja, als die Menschen noch zu “Zweit” waren … Ab Drei wurde es dann kompliziert: “Der Mensch ist ein Säugetier, der eine saugt den andern aus.” [G. Uhlenbruck] Und dazu noch den Planeten – ist hinzuzufügen.
Beste Grüße