Hartz-IV-Empfänger werden immer häufiger beim “Betrug” erwischt. Die WAZ ist sich nicht zu blöd, völlig unkritisch von Betrügern und Sanktionierten zu reden und meldet, “die Situation in den Argen” habe sich “personell, organisatorisch und fachlich verbessert” – was sich in der Praxis der Sanktionierungen niederschlage.

765000 Sanktionen, das trifft statistisch jeden siebten ALG II-Empfänger. Kein Wort von zigtausenden Klagen, die dagegen anhängig sind und in einem erschreckenden Maß das Unrecht belegen, das sich hinter den Sanktionen verbirgt. Wer betrügt eigentlich wen angesichts dieser Zustände? Man fragt sich unwillkürlich, ob hier “paranoid-querulatorische” Hobbyfahnder am Werk sind, die Spaß am Drangsalieren haben. Das bezieht sich sowohl auf die “Sachbearbeiter” als auch auf “Journalisten”, die nicht zwischen Betrügern und Opfern eines idiotischen Sozialssystems unterscheiden wollen.

Verantwortungs- und Leistungsträger hingegen wissen stets die schützende Hand der Seilschaft über sich. Das gilt nicht nur für Steuerbetrüger, sondern ebenso für Minister, die noch jedes Verbrechen als besondere Raffinesse ausweisen – oder eben als Business as usual.

Die mal bestechenden, mal staatstragenden Leistungen der ministeriellen Allzweckhaubitze Jung bedürfen keiner Aufklärung mehr. Er wäre unter erträglichen Umständen längst im Bau, in der drögen Wirklichkeit sieht es freilich anders aus. Der Mann ist einfach zu cool zurückzutreten. Unerhört bauernschlau, brüstet er sich damit, gar nicht wissen zu wollen, wovon er mit Inbrunst redet.

Wenn es Fakten gibt, die seine kompetente Meinung erschüttern könnten, nimmt er sie erst gar nicht zur Kenntnis. Das ist das erklärte Prinzip seiner Arbeitsweise. Warum sollte es für ihn Konsequenzen haben? Was gestern richtig war, kann doch heute nicht plötzlich alles falsch sein, und als Arbeitsminister sitzt er schließlich genau da, wo es keine zivilen Opfer gibt, sondern ausschließlich (Sozial-)Terroristen zu bekämpfen sind.