It’s better to burn out than to fade away? Aus dem Alter bin ich grundsätzlich mal raus, und es kommt auch darauf an, wie man ausbrennt. Es ist kein Knall, mit dem man sich unter tosendem Applaus aus der Manege verabschiedet. Es ist eher wie Sisyphos, der mitten auf dem Hang einen Sprint auf der Stelle hinlegt. Eine Minute lang ist das vielleicht noch lustig, dann wendet sich auch das Publikum gelangweilt ab.

Es geht mir gut. Ich habe alles, was ich brauche, ein Dach überm Kopp, Familie, Freunde, einen meist erträglichen Lohnjob und das Talent, mich vor Publikum so zu äußern, dass mir Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteil werden. Das Problem, das sich daraus ergibt, ist aber eine Erwartung, der ich immer weniger gerecht werde. Ich spreche da in erster und zweiter Linie von meiner eigenen. Hätte ich die nicht, wäre Feynsinn nicht das, was es ist. Nach knapp 2500 Texten merke ich aber, das die Tanks allmählich leer sind.

Die Substanz, von der Feynsinn jahrelang gezehrt hat, politische Debatten und Nachrichten, hat sich zu einem Klumpen giftiger Sinnlosigkeit verdichtet. Kein Detail ist mehr relevant, weil das große Ganze schon für den Restverstand im Halbschlaf als blanker Irrsinn erkennbar ist. Die produzierte Öffentlichkeit aber übt sich in Routine. Inmitten der Trümmerlandschaft eines Parlamentarismus, der sich erst von der Demokratie und dann vom Rechtsstaat getrennt hat, diskutieren sie über die Farbe der Gardinen.

Nur Narr, nur Dichter

Ich finde das seltenst lustig. Keine Ahnung, wie der Pispers darüber noch Witze machen kann. Ich bin aber auch kein Moralist wie ein Dieter Hildebrandt, der uns noch sehr fehlen wird. Und sonst? Ist da irgend ein Aufbegehren? Vorboten der Revolution? Wenigstens Spuren einer intellektuellen Reaktion auf die Endzeit? Wüsste ich wohl was von. Vielleicht suche ich ja an den falschen Stellen.

Ich kann auch ein Schnitzel schreiben, aber das ist Handwerk. Der letzte Text hier ist so ein Beispiel. Ich finde ihn gut. Hätte ich ihn nicht für das Blog geschrieben, wäre er wirklich gut geworden. Wäre – sieht man darüber hinweg, dass ich ihn vermutlich gar nicht geschrieben hätte. Fahrradkette. Und so sitze ich immer öfter da, will mich zwingen, weil es Zeit für den nächsten ist und stelle fest, da ist nichts und da wird nichts, und das frustriert mich. Ich will es nicht so weit kommen lassen, dass ich gar keinen Spaß mehr habe und womöglich für ein paar Dollar von der VG Wort nur noch launigen Murks abliefere.

So wird das nichts. Ich hoffe, dass die Obsession noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Dass ich noch anders kann. Vielleicht mache ich eine Pause, ein paar Wochen. Ich weiß es noch nicht. Danke einmal mehr für den ganzen Fisch, und lasst mich noch für eine Weile im Feedreader.