Als ich Gabriel als “Optimum für die SPD” bezeichnet habe, tat ich dies aus guten und bereits geäußerten Gründen. Der Parteitag lief allerdings noch besser, als ich mir das in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Um es klarzustellen: Eine Partei, die gestern noch als neoliberaler Kampfsportverein aufgetreten ist, kann nicht heute schon wieder als Willys rechtmäßige Erben auftreten. Wer aber hätte gedacht, daß so schnell Köpfe rollen und offen diskutiert wird?

Am erfreulichsten für mich, und das hat eine Bedeutung weit über die SPD hinaus, ist die Offensive gegen das, was Gabriel zurecht die “Deutungshoheit” der Neoliberalen nennt. Sein Kniff, die Mitte einfach wieder nach links zu rücken, ist äußerst clever und findet meinen vollen Respekt.
Auch Erhard Eppler hat es deutlich ausgesprochen: Es ist nicht alles falsch, was die Medien als “Linksrutsch” bezeichnen. Und “links” ist es damit noch lange nicht.

Wer erwartet hat, daß die SPD sich in eine linke Partei wandelt, dem war von Anfang an nicht zu helfen. Wer die Dinge realistisch sieht, findet aber eine gute Aussicht auf eine erfolgreiche Opposition gegen die neoliberale Propaganda, die bis vor Kurzem noch aus der SPD selbst kam. Wenn dieser Hebel wirksam angesetzt wird, ist ein politischer Diskurs endlich wieder möglich.