Es kann nicht richtig sein, ausgerechnet in die Biographien von Versagern Steuergelder zu investieren. Wer etwas leisten kann, dem muß man dies auch abverlangen. Jeder muß seinen Beitrag leisten. Man darf nicht die Faulen belohnen und die Fleißigen bestrafen, indem man den Leistungsträgern den Lohn ihrer Arbeit nimmt und ihn den Nichtstuern schenkt. Gerechtichkeit ist daher gleichbedeutend mit dem Lohn für Leistung. Steuern zu erheben, Sozialabgaben zu erheben, das ist pure Ungerechtigkeit, weil dies Leistung bestraft und Parasitentum belohnt.

Diese schlüssige Argumentation wurde in dieser Deutlichkeit noch nicht erhoben. Viele Begriffe wurden schon erfolgreich im Sinne einer leistungsfähigen Gesellschaft definiert. Der Begriff der Gerechtigkeit muß folgerichtig der nächste sein, der dem gescheiterten sozialistischen Experiment entrissen und reformiert wird. Die Menschen verbinden damit immer noch das Gift der Gleichheit. Auch über eine Änderung des Grundgesetzes muß in diesem Zusammenhang gesprochen werden. Der Gleichheitsgrundsatz meint nämlich mitnichten eine Ergebnisgleichheit. Vielmehr ist Gleichheit ein Gut, daß man sich erst erwerben muß. So wie Freiheit zu verstehen ist als Recht auf Eigentum, muß Gleichheit zu verstehen sein als gleiches Recht auf freien Handel. Jeder kann für Geld kaufen und gegen Geld verkaufen. Niemand wird bestohlen, keiner bekommt etwas geschenkt.

Diese aufgrund erfolgreicher Propaganda nicht als Ironie erkennbare Argumentation werden wir so oder ähnlich bald hören und lesen können – dann allerdings wörtlich gemeint. So wie gestern bereits die Kanzleuse sich das Credo des Guy d’Eau zu eigen machte, trägt heute der sogenannte “Arbeitsminister” das INSM-Motto “sozial ist, was Arbeit schafft” vor. Der primitive Zwiesprech des Neoliberalismus wird von der Sprechpuppenregierung ungefiltert in die Mikrophone gelogen. Sie nennen die Entwertung aller Werte und die Beschlagnahme aller Begriffe mangels Offenheit einfach “Politik”.

Klaus Ernst hat ja völlig recht, wenn er den dumpfen Slogan der Lobbyisten mit dem Hinweis auf Sklavenarbeit als Schwachsinn entlarvt. Aber Herr Ernst gehört zu den bösen Linken, deren Rolle in der Republik der großen Mutti die der finsteren Macht ist. Daß sogar das Oppositionsopfer Steinmeier neuerdings ein Lämpchen im Kronleuchter brennen hat und mehr Jobs für Niedriglöhner ein bißchen ungut findet, rundet das Bild ab. Et is wie et is, wirksame Opposition findet nicht statt, geschweige denn fände sich ein Diskurs ein, der die Gemütlichkeit des organisiserten Irrsinns nachhaltig stören würde.

Wir glauben also an mehr Eigenverantwortung, weniger Staat, das Wachstum durch Steuersenkung, die Freiheit des Eigentums, die Gleichheit der Gleicheren, die Gerechtigkeit des Marktes, die soziale Gesellschaft durch Minijobs ohne Mindestlohn, die Wahrheit der Medien, die Schönheit der Mode, das Gute durch Innere Sicherheit, den Frieden durch Verteidigung am Hindukusch, die Liebe des christlichen Geistes und die Hoffnung, daß alles so bleiben möge wie es ist. Demokratie ist angewandte Schwarmintelligenz. Wer gewählt ist, hat eben recht.