Es hat einen Government Shutdown in den USA. Geheimdienstheini James Clapper, Metachef einer Reihe von Spitzeldiensten (darunter CIA und NSA) sieht deshalb das Armageddon aufziehen. Die Situation sei irrsinnig gefährlich, weil 70% der Dienstler bis auf weiteres Urlaub haben. Wen schert’s? Anschläge können auch die restlichen 30% verüben, oder? Sinnlose Alarmmeldungen kann auch ein unbezahlter Praktikant tippen, richtig? Oder worin genau besteht nun die Gefahr?

Sicher nicht darin dass, dass der Turbanterrormann jetzt unbeobachtet das Land kaputtmacht. Worin aber dann? Möglicherweise in der gestörten Zusammenarbeit der staatlichen Mafia mit der nichtstaatlichen. Es könnte sich ggf. konkreter Erpressungsbedarf ergeben, für den sich keine Fußhupen finden, die wen anrufen, um ihn einzuschüchtern oder zu bestechen. Das kann schnell zu Milliardenverlusten bei befreundeten Konzernen führen.

70% weniger Stasi

Ja, so ist er, der Verschwörungstheoretiker, immer das Schlimmste annehmen. Dabei kommt das ganz von selbst. Wenn man zum Beispiel nicht auf den Lafontaine hört. Der hat nämlich alles gewusst und durfte das ein paar bedauernswerten Bänkern sagen. Immerhin gelang es ihm, den Herren deutlich zu machen, wer für die Verluste aufkommt, die ihresgleichen verursachen, wenn sie ihrem Tagesgeschäft nachgehen.

Leider nicht gelungen ist ihm ein Fingerzeig, dass die Entwicklung der sogenannten “Finanzmärkte” nicht nur Ursache für etwas sind, sondern auch Folgen von etwas. Eben nicht von Gier, Charakterschwäche und ein paar dummen Irrtümern, sondern – wissens’ scho – ausfallenden Profiten. Es ist nämlich nicht nur leichter für die Global Player, an der Börse Gewinne zu machen, es ist völlig alternativlos. Oder hat der Oskar vielleicht eine Idee, wie alle die Billionen in “Investitionen in die Realwirtschaft” verzaubert werden sollen? Auch nur irgendeine?

Da zitiere ich doch lieber einen, der nicht bei Marx losläuft und nachher bei Erhard auf dem Schoß landet, sondern den Blick in den “tiefen Abgrund” wirklich aushält:

Janz weit draußen

Es ist menschlich und in gewisser Weise für Leute, die nur tagestaktisch zu denken in der Lage sind, auch politisch verständlich, aber dennoch grundfalsch, zu glauben, durch Eingrenzung der Spekulation die kapitalistische Krise beherrschen zu können. Das ist so als glaubte jemand, mit der Senkung des Fiebers alle Krankheiten beseitigen zu können.”

Der ist aber auch völlig politikuntauglich, ganz weit draußen und hat noch nicht einmal Lösungen parat, ehe wer das Problem erkannt hat. Da warten kaum Hoffnung, viel Arbeit und am Ende ein Weg ins Unbekannte:

Es gibt keine gelingende revolutionäre Praxis ohne revolutionäre Theorie und wer glaubt,theoretische Arbeit ließe sich mal eben beim Bier erledigen, wird nach einigen Erfolgen im Effekthaschen von der Geschichte erledigt werden.

Dann doch lieber einen Lafontaine, der früher immer recht hatte, heute ein paar Reparaturen verlangt und morgen keinem wirklich wehtut. Einen besseren Begrenzungspfosten für das, was linksaußen noch gedacht werden darf, kann man sich kaum wünschen.