Nicht erst das scheinbare Desinteresse bezüglich der Totalberwachung oder die absurden Umfragewerte für Merkel (angeblich 2/3 Zustimmung) und ihre Regierung (angeblich 2/3 Ablehnung) machen deutlich, dass der wichtigste Teil der Demokratisierung in Deutschland nie stattgefunden hat. Das Volk, die Bürger, interessieren sich eigentlich nicht für Politik. Sie ordnen sich lieber Führern unter. Nie hätten sie den Anspruch, dass die Politik, der Staat, die Regierung, die Abgeordneten sich vor ihnen rechtfertigen. Ganz im Gegenteil ist eine mindestens latente Untertanenmentalität nach wie vor weit verbreitet. Demnach hätte sich jederzeit der Bürger vor der Obrigkeit zu verantworten, diese aber nicht vor dem Bürger. Das ist die elementare Verkehrung der demokratischen Gesellschaft zum autoritären Staat.
Die Deutschen haben nie auch nur ansatzweise die Fähigkeit entwickelt, sich um ihre eigene Gesellschaft zu kümmern, sie sind nie Demokraten geworden, egal ob im staatssozialistischen Osten oder im kapitalistischen Westen. In letzterem haben sie sich mit einer vorläufigen monetären Beteiligung abspeisen lassen. Vom Wirtschaftswachstum floss ein wenig in die Haushaltskassen, das genügte soweit. Dafür durfte man zwischen zwei bis drei Parteien auswählen, die das Ganze organisierten. Im Osten gingen sie 1989 auf die Straße, um ihr verkalktes Regime gegen D-Mark und Konsumanschluss einzutauschen. Die große Mehrheit der Ossis hat sich mit demselben doofen Trick einlullen lassen wie zuvor die Wessis.
Teilhabe ist Konsum
In anderen Staaten sah und sieht es nicht viel besser aus. Fast überall, wo bis in die 80er Jahre vielleicht noch eine rege Streit- und Streikkultur herrschte (z.B. Großbritannien), hat sich der ‘Konsens’ durchgesetzt, was nichts anderes ist als das zumeist von korrumpierten Sozialdemokraten durchgesetzte Interesse des Kapitals. Dieses kann spätestens in der ‘Krise’ sowieso am besten mit Diktatoren, was es inzwischen auch freimütig sagt:
“Jedoch wurde mit zunehmender Entfaltung der Krise offensichtlich, dass es in der Peripherie (i.e. den europäischen Krisenländern) tief verwurzelte Probleme gibt, die aus unserer Sicht abgeschafft gehören [...] Die politischen System der Peripherie wurden in einer Zeit beendigter Diktaturen etabliert und waren von dieser Erfahrung (der diktatorischen Regimes) definiert. [...] Politische Systeme in der Peripherie tragen typischerweise die folgenden Merkmale: schwache Führungskräfte; schwache Zentralregierungen im Verhältnis zu den Regionen; verfassungsmäßig geschützte Arbeitsrechte; auf Konsens gestützte Systeme, die politischen Klientilismus begünstigen; sowie das Recht auf Protest, falls am politischen Status quo unwillkommene Veränderungen vorgenommen werden.” (J.P. Morgan)
Es wird aber auch noch deutlicher, ganz anschaulich und am Beispiel:
“Die Ägypter hätten Glück, wenn ihre neuen herrschenden Generäle sich als aus demselben Holz geschnitzte Führungsfiguren erweisen würden wie Chiles Augusto Pinochet, der seinerzeit inmitten von Chaos die Macht übernahm und Reformkräfte anheuerte, die dem freien Markt verpflichtet waren, und so zum Geburtshelfer eines Überganges zur Demokratie wurde“.
(Wall Street Journal)
Kapital und Diktatur
Das ist zwar immer noch dämlichster Zwiesprech der Sorte “Diktatur ist Demokratie”, aber es beinhaltet immerhin ein deutliches Bekenntnis zum Faschismus. Woher soll also der Widerstand gegen die notwendigen autoritären Maßnahmen des kapitalistischen Staates kommen? Die depperte Behauptung, “Marktwirtschaft” sei quasi an sich “demokratisch”, wird gerade ersichtlich nach Strich und Faden widerlegt, ist aber nach wie vor gängige Erzählung. Die Massen sind darauf trainiert, statt jeglicher Beteiligung an Politik lieber Geld zu fordern und lassen sich obendrein noch mit immer weniger abspeisen. Der Zugang zu politischer Macht ist derweil für jegliche Alternativen versperrt, weil alle Ressourcen in der Hand von Anhängern der sog. “Marktwirtschaft” liegen.
Es stellt sich daher die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, auf Emanzipation zu hoffen, zu setzen, hinzuarbeiten oder ob es nicht besser wäre, den Pöbel zu führen. Man muss in diesen Tagen schon gesotten linksradikal sein, um dieser Versuchung nicht zu erliegen.
Es ist aber auch Licht am Ende des Tunnels: Wo die großen Themen, sobald es ein wenig abstrakter oder gar global wird, auf Lethargie treffen, ist das Handfeste, Regionale durchaus zu Besserem tauglich, das zeigt mustergültig etwa der Rumble um “Stuttgart21″. Deshalb sind den Freunden des Kapitaldiktats auch ausdrücklich “schwache Zentralregierungen im Verhältnis zu den Regionen” ein Dorn im Auge. Wenn die Demokratie eine Chance haben soll, ist diese Baustelle vermutlich die wichtigste: Wie schaffen wir es, überregional vernetzt Konzepte und Theorien zu entwickeln, die dann regional umgesetzt werden? Das kann der Schlüssel sein.
Juli 29th, 2013 at 19:25
Treffende Analyse.
Btw: Der Widerstand gegen Stutgart 21 ist aktiver denn je. Die Montagsdemos sind nach wie vor gut besucht. Schon lange hat die Bewegung das große Ganze im Fokus.
Das wird nicht nur an der Themenvielfalt im Parkschützer-Forum sichtbar.
https://www.parkschuetzer.de/statements
Es wird von den Medien (auch den lokalen) totgeschwiegen. Dennoch bin ich mir sicher, in Stuttgart liegt der Schlüssel. Hier tut sich richtig was.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/828692.weisse-elefanten-und-gallische-kaempfer.html
heute abend (es goss wie aus Kübeln)
https://cams21.de/stuttgart-21-182-montagsdemo-am-29-07-2013-live/
Gruss aus Stuttgart “Oben bleiben”
Juli 29th, 2013 at 19:47
OT: J.J. Cale ist tot. R.I.P.
Ah Demokratie – Interessante Geschichte. Muß ich mich mal einlesen.
Juli 29th, 2013 at 20:50
Man bekommt zunehmend das Gefühl, als hielten die meisten Landsleute es schon für Demokratie, wenn sie Politiker scheiße finden können, ohne dafür in den Knast zu kommen.
Juli 29th, 2013 at 21:09
@Stefan: Gute(r) Satz/Anmerkung.
p.s.: @flatter: Tut mir fast leid, dass von mir seit längerer Zeit nix konstruktiveres kommt. Bin jetzt erst mal froh, eine g’scheite Wohnung gefunden zu haben.
Juli 29th, 2013 at 21:22
Ich erwäge ein mehrbändiges Werk mit Sätzen gegen die Regierung(en) zu veröffebtlichen und es urheberrechtlich schützen zu lassen.
Juli 29th, 2013 at 21:28
@flatter: Bist ein Sack.
Juli 29th, 2013 at 21:28
Genau, oder Genua…wo anders ist es eben nur anders kacke! Das wird man überall aber entsprechend zu spüren bekommen.
Juli 29th, 2013 at 21:36
Ich werde das Gefühl nicht los, das sich immer mehr Bürger lieber den Apps widmen, als sich tiefgehend mit dem desolaten Zustand dieser merkelwürdigen Republik zu beschäftigen. Ja, Politiker shitty finden, das fehlt noch. Gerade das sollte man in einem Staate sagen dürfen, ohne sich fürchten zu müssen.
Anfangen Vertrauen aufzubauen, auszubauen und zu Großdemos aufrufen ( nicht nur 1x sondern sehr oft ). Solange das noch geht, haben alle Menschen eine Chance. Schreiben hat keine Wirkung, wenn Taten nicht folgen. Wenn Politiker und PolGew ständig Drohszenarien ins Volk bringen, dann ist etwas gewaltig faul im Staate.
Juli 29th, 2013 at 21:43
@ R@iner
J.J. Cale ist tot? Das wäre dann auch wieder ein Stück meiner eigenen Geschichte , die ich in meinem inneren Tresor vor dem Vergessen bewahren muss!
“Ah Demokratie- Interssante Geschichte. Muss ich mich mal einlesen.”
Habe ich auch gemacht und dabei kam weniger heraus als ich erwartet habe, als voreingenommener Bürger mit dem Hang, sein Maul immer in den Aufschrei zu investieren, ich will Demokratie, Demokratie.
Was ich vorgefunden habe, war immer schon Demokratie, mal mehr und mal weniger. Aber immer war es Demokratie.
@Feynsinn
“Das ist zwar immer noch dämlichster Zwiesprech der Sorte -Diktatur ist Demokratie-, aber es beinhaltet immerhin ein deutliches Bekenntnis zum Faschismus.”
“Diktatur ist Demokratie” macht möglicherweise dann Sinn, wenn der Mensch zwischen seiner privaten Spähre und der seiner Arbeitswelt zu unterscheiden gewillt ist. Arbeitswelt ist dann Diktatur, weil er in dieser nichts weiter einzubringen hat als seine Arbeitskraft und diese den Verwertungsbedingungen des Kapitals unterwerfen muss.
So haben wir es dann mit einer aufgespaltenen Identität zu tun, die sich in seiner Privatheit als demokratisches Subjekt fühlen darf, die aber in seiner Arbeitswelt davon ausgeschlossen ist.
Das Bekenntnis zum Faschismus ist dann möglicherweise das Bedürfnis, diesen Widerspruch aufzuheben. Die Konkurrenz unter den Verkäufern der Ware Arbeitskraft aufzuheben, sie im Faschismus oder in der Volksgemeinschaft untergehen zu lassen und das Kapital unter staatlicher Hoheit einem gemeinsamen nationalem Zweck unterzuordnen.
Gruss Troptard.
Juli 29th, 2013 at 21:44
Ach, lieber flatter,
was mich traurig macht, ist mein Eindruck, dass alles schon einmal “irgendwie” in der Weimarer Epoche gedacht wurde (s. z.B. bei Roberto mit Brünning; undundund), und jetzt in der Krise noch einmal neu gedacht wird.
Erstaunt hat mich, (Bauchgefühl) dass Dein Artikel eigentlich auch von einem der rechten Eisenfresser geschrieben sein könnte; bis auf den letzten Absatz natürlich (Pardon)
Dann beschleicht mich das ungute Gefühl, dass die Konservativen, vielleicht alle mal native Linke gewesen sein könnten, die von anderen Menschen (Eltern) abhängig waren. Die haben möglicherweise nur die Phase der Emphatie (Gutmenschentum, Utopien, Träume von Gerechtigkeit usw.) auf weniger als 2 Stunden begrenzen können ;)
Begeistert war ich hingegen von der Idee mit den Regionalität. Frage: Gab es da mal nicht Leute, die freiwillig bei Opel am Band gearbeitet haben, um die “Arbeiter” vor Ort direkt anzusprechen…? hähä
So, wegen meiner unkeuschen Gedanken, tue ich jetzt Buße und bete drei Ave Marx über Lenins “Was tun”.
Juli 29th, 2013 at 21:52
Widerspruch.
Was soll ein Schlüssel zu einer Sackgasse? Gucken, ob sie tatsächlich wieder eine wird?
Regionale Konzepte überregional verknüpfen – zur Abwechslung gern einmal das – also genau anders herum.
Denn wenn überregionale Konzepte und Theorien entwickelt werden, wie kommen die in die Regionen, wer paßt sie an die Region an. Wer kann das, wer darf das…
… Bisher ging doch der Ansatz immer von überregional auf regional. Dabei mußte dann im Interesse des überregionalen das regionale (und damit die tatsächlich lebendigen Menschen und ihre ‘Wünsche’, damit auch die direkte Mitsprache und Entscheidung dieser) auf der Strecke bleiben.
Juli 29th, 2013 at 22:03
@HAL9002 Nro. 9: “über Lenins “Was tun”.” – ein Schritt vorwärts, zwei zurück…ich weis, ich bin bösartig…
@Wat Nro. 10: kontaktier dich die nächsten Tage mal sprachlich, hier steht inzwischen Rechner Nro. 5 rum, der is technisch, glaub ma sacht hardware dzu, ganz ok, geh mer mal das Projekt linux an…
Juli 29th, 2013 at 22:09
OT – @langlode, da bin ich aber alles andere als der Experte (Linux), wir können gern reden, aber erst abends nach ca. 21 Uhr, bis dahin muß ich die Woche immer Lohnarbeiten. Für Linux hatte aber flatter hier schon so einige ganz passable Threads publiziert ;-)
Juli 29th, 2013 at 22:23
@HAL9002
“So wegen meiner unkeuschen Gedanken, tue ich jetzt Busse und bete drei Ave Marx über Lenins “Was tun”.
Also bitte, weisst Du nichts Besseres mit Deiner freien Zeit anzufangen, wenn Du davon noch welche hast?
“dass die Konservativen allemal native Linke gewesen sein könnten,…” Sind sie garantiert nicht! Sie haben es nur verstanden, dass linke Bedürfnis als bürgerliches Subjekt anerkannt zu werden, für ihre eigenen Zwecke, fürs eigene Überleben zu nutzen.
Diesmal wird ihnen das leider nicht viel Nutzen bringen. Es braucht keine Linke, der man noch Zugeständnisse machen muss, diesmal besorgen sie ihren eigenen Untergang ohne Zutun von aussen.
Wie der dann aussehen wird, dieser Untergang, ich mag mir keine Vorstellung davon machen.
Juli 29th, 2013 at 22:25
@Wat.(11): Du verstehst mich miss, vermutlich weil du -sorry- ein wenig paranoid bist in bezug auf die Okkupation der Emanzipation (die noch gar nicht im Ansatz stattfindet) durch höhere (überregionale) Mächte.
Nein, Ideen sind ortlos, die kann man überregional entwickeln. Methoden, Analysen, Theorien, Inspiration, Musterprojekte, nicht zuletzt auch das sich Versichern, dass man nicht allein ist. Wenn in einer Region 3 Männekes eine Idee haben, ist das etwas anderes als wenn in 100 Regionen je 3 daran arbeiten. Im übrigen ist das Neuland überregional, da kannste machen waste willst.
Juli 29th, 2013 at 22:32
Zusatz zu (15): Das Problem ist ja, dass man den Regionen mehr Einfluss (auf sich selbst) verschaffen muss. Das schafft man aber nur, wenn man in einer hierarchisch organisiserten Struktur (parlamentarische ‘Demokratie’ mit Hegemonie im Bund) sich überregional vernetzt. Natürlich müssen dafür regionale Projekte entstehen, sonst gibt es ja nix zu vernetzen.
Juli 29th, 2013 at 22:42
Danke für den guten Text. Es wird doch immer deutlicher, dass die Einsichtsfähigkeit des Deutschen stark beschränkt ist, ja manche Menschen geradezu immun gegen Vernunft sind. Arno Gruen hat die Gesellschaft mal eingeteilt in 20/50/30, also 20%, die absolut verbohrt und resistent sind (analysiere dazu den Erkenntniswert von Diskussionen mit Volker Kauder oder Rainer Brüderle…), 50% die zwischen Einsicht und Resistenz je nach Thema wechseln können, und 30%, die einigermaßen logisch und empathisch über ein Thema diskutieren können. Es ist tragisch und traurig, dass die Verbohrten immer gewinnen, aber ein Teil des Spiels.
Juli 29th, 2013 at 22:44
@flatter(15): Na, dann biste ja wieder feyn raus, wenn ich paranoid bin, machts ja keinen Sinn mit mir zu reden :-P
Btw. darum sag ich auch nicht, daß Du Dir grad argumentationsmäßig selbst in den Schw… in die Nase beißt. Was’n nu – regionale Projekte müssen entstehen oder überregional muß in der Region ‘Fuß fassen’…
Juli 29th, 2013 at 23:05
Na hömma, wenn du nur irgendwas liest von “überregional”, “Staat” oder nichtspontanvorort, grätschst du dazwischen, immer. Drum schrub ich “ein wenig(!) paranoid”, zumal ich doch ausdrücklich die Regionen stärken will.
Einigen wir uns doch zuerst mal darauf, dass wir hier überregional diskutieren. Wüsste ich nichts von Stuttgart21, wüsste ich z.B. nicht, dass sich selbst in diesem Land Leute nicht immer trollen, wenn die Staatsmacht das befiehlt. Was da passiert ist, wie es passiert ist, ist überregional von Belang – nicht zuletzt wie es torpediert wurde. Davon kann die nächste Inititative woanders profitieren. Man wäre doch selten dämlich, würde man die Stuttgarter nicht nach ihren Erfahrungen fragen, wenn man in Düssburch ein Projekt angeht, und die Stuttgater wären doof, würden sie aus deren Erfahrungen nicht ihre Schlüsse ziehen. K21 war eine feine regionale Initiative, wurde aber aus dem Bund und dem eh ortlosen Kapital torpediert. Es bedarf überregionaler Solidarität, um regionale Projekte vor dem Einfluss dieser Interessen zu schützen, sonst werden die Interessen der Menschen vor Ort immer spätestens von außen plattgemacht. Das meine ich.
Juli 29th, 2013 at 23:25
@flatter(19)
Ok.
“Überregionale Solidarität” ist aber denn doch wirklich etwas anderes, als “überregionale Konzepte und Theorien, die dann regional umgesetzt werden.”^^
Heute grätsche ich nur noch in mein Bett – Gut’s Nächtle.
Juli 29th, 2013 at 23:31
@wat&@flatter
Wenn ich mal davon ausgehe, dass der Kapitalismus an seine innere und auch äussere Schranke angelangt ist, wie darf ich mir dann die Zukunft der Menschheit vorstellen.
Ich bewege meine Gedanken nur in Richtung auf die äussere Schranke, auf Ressourcenerschöpfung und irreversiblen Umkippen des Klimas und nur auf das Land, in dem ich wohne.
Frankreich ist das Land in Europa, dass man wohl als typisches Agrarland bezeichnen kann. Hier wächst alles, was Menschen zu ihrer Ernährung brauchen, von der Tomate bis zur Banane und auch bis zur Ananas. Unter dem mediterranen Klima ist es ziemlich normal, bei bestimmten Gemüsesorten bis zu drei Ernten einzufahren.
Wenn jetzt, durch das Umkippen des Klimas, Mai ,Juni verregnet und der Juli mit schweren Unwettern nicht nur das private Vermögen der Menschen zerstört wird, sondern auch die Ernteerträge teilweise bis zu 90 % reduziert werden, was wiederum die Preise für Agrarprodukte in unerschwingliche Höhen steigen lässt( Kilo Paprika jetzt um 7 Euro, Kilo Äpfel und Pfirsiche jetzt ebenso, Kartoffeln um 4 Euro das Kilo usw., Durchschnittspreise).
Natürlich gibts das auch günstiger, wenn’s aus Agypten oder anderen afrikanischen Ländern kommt.
Wenn ich davon wiederum ausgehe, dass das Umkippen des Klimas nicht mehr aufzuhalten ist und dieses auch unabsehbare Folgen für die Ernährung der Menschen in den bisher nicht hungerleidenen Regionen in Europa bedeutet, wie darf ich mir dann eine emanzipatorische Gesellschaft vorstellen, die ihre grössten Anstrengungen erstmal darauf verwenden muss, ihre eigenen Mitglieder ausreichend ernähren zu können, sie vor den Folgeschäden des Klimaumsturzes zu schützen.
Läuft das dann nicht unweigerlich wieder auf das hinaus, was wir schon kennen, Diktatur, und dann in eine Ökodiktatur?
Juli 29th, 2013 at 23:37
@Wat.(21): Ich halte es da immer noch mit der “internationalen Solidarität” und bin überzeugt davon, dass es um Menschen geht – ganz allgemein – und dass die Menschen sich auf universale Prinzipien stützen müssen, wenn sie nicht die postmoderne Barbarei vorantreiben wollen. Sonst endet die Regionalität in reinen Interessenskämpfen, die genau das fortsetzen, was wir längst von oben herab haben. Das Engagegement und die Beteiligung sind nur regional organisierbar, und nur regional – von unten nach oben – ist Demokratie i.e. Selbstbestimmung machbar. Selbstbestimmung aber ist ein universales Prinzip. Deine Befürchtung ist deshalb ggf. kontraproduktiv, weil du den universellen Ansatz verwechselst mit jenem ‘globalen’ hierarchischen Prinzip des Kapitalismus und anderen autoritären Strukturen.
Das Internet spielt hier eine besondere Rolle, weil es weltweite Kommunikation ohne hierarchische Strukturen ermöglicht. Die Ideen sind niemals (nur) regional, schon gar nicht ist es die Idee der Selsbtbestimmung.
Sleep well!
Juli 29th, 2013 at 23:44
@Troptard: Eine “Ökodiktatur” ist für mich undenkbar, wie sollte die denn aussehen? Ich kenne keine relevanten Kräfte, die Interesse oder Ressourcen zur Errichtung einer solchen haben. Ich halte es auch für einen Trugschluss, dass aus Not Diktaturen entstehen, die solche Not zu lindern versuchten. Auf Not setzen bloß Diktaturen auf, die keine Probleme lösen und das auch gar nicht versuchen. Im Gegenteil entstehen in solchen Situationen nur autoritäre Strukturen, die eine kleine Minderheit an der Macht halten, die man eh immer durchfüttern kann.
Juli 30th, 2013 at 01:06
@flatter
Jetzt halte ich mal entgegen, was ich bereits schon angedeutet habe, in die Geschichte des deutschen Faschismus einige Anstrengungen zu unternehmen.
Ich stelle hier nur einmal zwei Begriffspaare gegeneinander, obwohl diese scheinbar nichts mit dem zu tun haben, was ich vorher beschrieben habe.
“Wert und Entwertung”, “Wertes Leben und Unwertes Leben”.
Das letztere ist keine Erfindung des Faschismus, sondern bereits vorgedachtes bürgerliches Denken auf die Spitze getrieben.
Warum willst Du ausschliessen, dass eine Gesellschaft ,nicht unbedingt in diesen Begriffen, aber in ihren Inhalten wieder zusammenfindet.
Der deutsche Faschismus war keine Veranstaltung, der eine kleine Minderheit an der Macht erhalten wollte, sondern eine
Gesamtveranstaltung des deutschen Volkes, wo der Bürger sich in seine Burg geflüchtet hat, in den Staat oder auch in die Volksgemeinschaft.
Parallelen zur heutigen Gesellschaft sind natürlich rein zufällig!
Warum kannst Du ausschliessen, dass in einer ökologisch absehbaren Krise, die Antworten darauf nicht genauso ausfallen könnten, wie in den 30igern, nur dann mit veränderten Inhalten, der Krise angepasst?
Ein Staat und seine Mitwisser, die heute schon einen grossen Teil der Bevölkerung nicht mehr zugestehen will als das nackte Überleben, warum sollte diese Verbindung nicht bereit sein, auch die letzten Reste seines bürgerlich humanen Denkens über Bord zu werfen.
Woher soll die emanzipatorische Kraft kommen, wenn nicht von allen Mitgliedern der Gesellschaft,ohne Ausnahme.
Wenn diese nicht kommt, dann werden wir das erleben, was wir bereits im Irak, Afghanistan, Lybien, Ägypten, Syrien, u.a. Staaten erleben dürfen: Den kompletten Zerfall staatlicher Strukturen zugunsten krimineller Klans und bewaffneter Banden.
Wenn belgische Flamen gegen ihre französisch-sprachigen Schmarotzer antreten, wenn korsische Surfer portugisische Surfer vom Strand vertreiben, weil es ihr Strand ist, wenn Franzosen an der Atlantikküste ihren Landsleuten aus anderen Regionen Frankreichs die Nummernschilder am Auto abschrauben, um ihnen klarzumachen, wem das hier alles gehört und so könnte ich das für Spanien noch fortführen, dann fällt es mir schwer, emanzipatorische Gedanken für die Zukunft zu machen.
Juli 30th, 2013 at 10:58
“Es stellt sich daher die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, auf Emanzipation zu hoffen, zu setzen, hinzuarbeiten oder ob es nicht besser wäre, den Pöbel zu führen.”
die frage haben sich die konservativen auch gestellt und mit ‘das volk braucht führung’ beantwortet. vielleicht kann man ja tatsächlich zweigleisig fahren und ‘führen’ und zur selbstständigkeit ‘erziehen’? wobei man sich dann ja auch über die massen stellt, wie verträgt sich das mit dem selbstbild? das ‘problem’ ist doch, das einem als ‘linker’ bestimmte instrumentarien trotz erwiesener wirksamkeit nicht zur verfügung stehen. ständig mit einem auf den rücken gebundenen arm zu gegen einen übermächtigen ‘gegner’ zu fechten macht wenig spaß. ich bin, ganz ohne ironie oder sarkasmus, völlig ratlos und überlasse das große feld den anderen. meine rechtfertigung vor mir selbst ist, da die alten griechen die probleme schon ganz richtig erkannt und analysiert haben und seitdem viele schlauer menschen als ich erschienen und wieder verschwunden sind, und es trotzdem keiner geschafft hat, eine lösung zu entwickeln die sich praktisch bewährt hat, bin ich auch raus aus der verantwortung, die welt retten zu müssen. vielleicht soll es genau so sein wie es ist. ich versuch es im kleinen. last man standing, big up!
Juli 30th, 2013 at 11:43
@Troptard: Wo genau kommt da jetzt die Ökodiktatur ins Spiel?
+ “Der deutsche Faschismus war keine Veranstaltung, die eine kleine Minderheit an der Macht erhalten wollte“. War er wohl. Das Kapital hat die nötige Unterstüzung rechtzeitig gegeben. Ohne das wär’s nix geworden mit Adolf. Dazu war auch die Wehrmacht dem deutschnationalen Schreihals sehr zugetan. Das waren die “relevanten Kräfte”, die sicher keine Demokratie anstrebten und denen Mehrheit und Menschheit ganz sicher nicht am Herzen lagen.
Juli 30th, 2013 at 11:46
@rase: Das rosa Wölkchen der Linken ist die Vorstellung, selbstbestimmte Menschen würden durch die Erfahrung der Freiheit an dieser festhalten wollen und dass sich dieses Virus ausbreitet. Ein Modell, das funktionieren kann, aber eben auf sehr viel Widerstand stoßen wird.
Juli 30th, 2013 at 12:29
Auf der Suche nach Möglichem im Rahmen des Gegebenen (das ja eigentlich ‘Gemachtes’ heissen müsste). Ich könnte mir vorstellen, dass so eine Suche auch oder gerade in MVP oder Brandenburg gar nicht mal so aussichtslos sein könnte…
Juli 30th, 2013 at 21:12
@flatter(21)
Bin da immer etwas hin und her gerissen, lese ich, was und wie es da steht, oder lese ich so, daß ich Vordiskussionen zur Interpretation des Gelesenen hinzuziehe…
… zumeist entscheide ich mich fürs erste. Schien mir bisher passender bei Diskussionen, bei denen möglicherweise eine leicht wechselnde ‘Leserschar’ dabei ist ;-)
Juli 30th, 2013 at 21:21
Nun steht aber die Stärkung der Regionen als demokratisches Prinzip und Alternative zum autoritären Staat auch deutlich im Artikel, und wenngleich der letzte Satz geschickter hätte formuliert werden können, finde ich schon, dass deutlich wird: überregional denken, regional (und unabhängig) handeln. Sonst macht das ja alles keinen Sinn.
Juli 30th, 2013 at 21:26
Spätestens nach der kleinen ‘Kommentareinlage’ allemal ;-)
Juli 30th, 2013 at 21:39
Dafür biste ja da, dasste auf mich aufpasst ;-)
Juli 30th, 2013 at 21:46
Ja, ja, ich weiß, ich ‘firmiere’ unter “geprüfte Nervensäge”.
Wenn Du schon schreibst: “Jetzt seid ihr dran“, kann ich ja auch mal vorher schon “pieps, mucks und meld mich mal wieder” sagen :-P
Juli 30th, 2013 at 22:27
@langlode44 [12]:
Was hast Du denn für Probleme mit Linux ?
@flatter [5]:
Lohnt sich das, ein Buch über Regierungen zu schreiben ?
Frau Merkel… ein ganzes Buch ?
Übrigens: Ich würde nicht wollen, das die Demokratie eine Chance hat, nein,
der Lohnarbeiter muss das Ruder übernehmen, sonst bleibt das wie es ist.
Die Demokratie stammt aus der Sklavenhalter – Gesellschaft !
@rd [1]:
Sehe ich ganz genauso !
Ich beobachte die Szene in Stuttgart über https://www.fluegel.tv aus dem Ausland und
finde das hervorragend was da im Zusammen-
hang mit S21 passiert.
Absolut Spitzenklasse !
Juli 30th, 2013 at 22:31
@Testosteron: Ich erlaub mir mal für @langlode zu antworten: Noch gar keine, wird ja noch nicht genutzt und wurde noch nicht genutzt…. es geht ums ‘ab-palavern’, was da wie geht und gemacht werden kann.
Juli 30th, 2013 at 23:23
@Wat (35):
Ich darf mal meine Frage wiederholen:
@langlode44 [12]: Was hast Du denn für Probleme mit Linux ?
Juli 30th, 2013 at 23:39
@Testosteron Nro 36:
Das is jetzt Vorname reiner, Nachname Zufall, komm grad aus der Kirche wo die Gesangsbücher Henkel haben.
Ich bin der typische Nutzer, auch user genannt. Hatte vor geraumer Zeit ein PC Problem, das unter aktiver Hilfe einiger Leser hier hervorragend gelöst wurde.
Bei der ganzen Aktion is auch ne Menge der harten Ware angefallen, so dass itzn hier 4 ganze und ein zerlegter Rechner rumstehn und liegen. Und der harte Ware mäßig beste davon wird vom win befreit und kricht linux verpasst. das is alles, und für mich eben äh…Neuland…
Juli 31st, 2013 at 01:07
@Testosteron(34): Nein, ich will nur jegliche Kritik an jeglicher Regierung durch Urheberrechte zensurierbar machen.
“der Lohnarbeiter muss das Ruder übernehmen“?
WTF? Lohnarbeiter sind per se Sklaven. Die sollen sich dann selbst knechten oder wie?
*koppschüttel*
Juli 31st, 2013 at 11:14
OT: Diese Austriaken sind doch immer wieder höchlich unterhaltsam:
“Alle grundlegenden ökonomischen Theoreme können, so Mises, aus einem einzigen Axiom, dem Axiom des menschlichen Handelns, abgeleitet werden. Dieses Axiom ist von besonderer Art: Es lässt sich nicht widerlegen, es ist unzweifelhaft oder apodiktisch wahr. Man kann nicht widerlegen, dass der Mensch handelt. Wer so argumentiert, handelt – und widerspricht damit seiner Aussage, der Mensch könne nicht handeln. Das Axiom des menschlichen Handelns ist folglich eine wahre, nicht-hypothetische Aussage. Von ihr lassen sich auf logisch-deduktivem Wege (unter Zuhilfenahme empirischer Annahmen) Aussagen ableiten, die wiederum unbestreitbar wahr sind: Aussagen, die immer und überall, unabhängig von Ort und Zeit, Allgemeingültigkeit besitzen. Mises arbeitete heraus, dass zum Beispiel die folgenden Kategorien im Axiom des menschlichen Handelns enthalten sind beziehungsweise in diesem Axiom mitgedacht werden: Mittel, Zweck, Kosten, Gewinn, Verlust, Zeit, Zeitpräferenz, Unsicherheit, Knappheit, Ursache-Wirkungsbeziehung (Kausalität). Auch das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen, das heute allgemein als Grundlage der Preis- und Werttheorie anerkannt ist, lässt sich logisch-deduktiv vom Axiom des menschlichen Handelns ableiten.” (Quelle)
Kant hätte – unter Zuhilfenahme empirischer Annahmen – wenigstens noch gefragt, ob es denn auch Torte gibt (nach E. Henscheid)…
Juli 31st, 2013 at 20:18
@flatter (38):
“Nein, ich will nur jegliche Kritik an jeglicher Regierung durch Urheberrechte zensurierbar machen.”
Aaachso; da habe ich da was falsch verstanden
“WTF? Lohnarbeiter sind per se Sklaven.”
Das ist wohl richtig.
“Die sollen sich dann selbst knechten oder wie?”
Sehe ich etwas anders..
Wenn man die in Deutschland jährlich geleisteten
Arbeitsstunden durch die Anzahl der arbeitsfähigen
Menschen in Deutschland teilt, kommt man auf ca.
3,5 h tägliche Arbeit. Das ist mit Sicherheit keine Knechtung; nicht so jetzt, wo schon über die Rente mit 70 angefangen wird zu diskutieren und immer mehr Leute sich Arbeit mit nach Hause nehmen, weil diese in der Firma nicht mehr geschafft wird. Das Thema der Jugendarbeitslosigkeit noch garnicht angesproc-
hen. Es sind die kapital. Produktionsverhältnisse die den Lohnarbeiter knechten incl. des kapit. Staates, der die Schutzmacht der Firmen darstellt und dieses System am Laufen hält. Die Demokratie kann funktionieren, nur nicht in kap. Wirtschafts- Verhältnissen.
Juli 31st, 2013 at 20:26
Dann genau ist der Mensch (der immer noch arbeitet) aber auch endlich kein Lohnarbeiter mehr, das verstand das daher wohl miss.
August 1st, 2013 at 08:50
“Unsere Wahlbeteiligung ist niedrig, und das ist für mich ein gutes Zeichen. Weil es nämlich bedeutet, dass viele Menschen zu beschäftigt und auch zufrieden sind mit ihrem Leben, als dass sie wählen gehen müssten. Viele Wähler sind zudem Wechselwähler. Je weniger eine Gesellschaft politisiert ist, umso besser ist dies für ihre Stabilität. Das ist immerhin ein Grund zu Optimismus.” Robert D. Kaplan
https://www.welt.de/wirtschaft/article112701882/Europas-Problem-ist-das-Wohlfahrtsstaats-Modell.html
August 1st, 2013 at 09:58
Wenn amerikanische “Militärexperten” wider den europäischen Sozialstaatsgedanken fabulieren und gleichzeitig die Aufstockung der Rüstungsausgaben fordern, präsentiert in einem deutschen Scheißhausblatt, dann möchte ich jetzt schonmal vorbeugend für den Resttag schwer kotzen.
August 1st, 2013 at 10:49
“Das ist wohl letztlich der Geist des Systems – die unumschränkte Ausweitung einer Kriegslogik auf Wirtschaft, Handel und Verkauf.” (Wer lenkt die Dienste?)
August 1st, 2013 at 11:54
@ 42 Warum ist geringe Wahlbeteiligung ein gutes Zeichen? Man hat ja damit kein Zeichen gesetzt, kann sich also dann auch nicht beschweren, regiert zu werden. Aber so gering ist die Wahlbeteiligung nun auch nicht.
Wechselwähler? Deutschland ist Stammwählerland Nummer 1. Da wird auch künftig wenig passieren, es sei denn es gibt zwischen de Parteien Kummeleien, wie bei der Wahl in NDS. Aber ob nun einer von der SPD zur CDU und umgekehrt schwenkt, dass halten sicher nur Landeier für besonders revolutionär.
@44 Da gibt`s auch ein paar Bücher drüber. Grundsätzlich sind natürlich viele Interessen monetär. Das bedingt auch der große Einfluss der Konzerne.