Schäuble fordert Portugal zum Sparen auf. Das ist so unsagbar dämlich, dass es allein deshalb schon ungeheuer provoziert. Solche Kommunikationsbeiträge sind inhaltlich nicht mehr verwertbar, weil sie sich zu allen Grundlagen der Vernunft konträr verhalten. Sie verstoßen gegen die Logik, jede Erfahrung und die Gesetze der Sprache, in denen sie formuliert werden. Dem Troll ist damit Aufmerksamkeit sicher – die der empörten Gegner, die ein Dutzend Anlässe finden, sich zu echauffieren und die derer, welche einfach Freude daran finden, anderen eins auszuwischen. Kaum nötig darauf hinzuweisen, dass Macht und Ohnmacht hier allerdings sehr real sind und die Konsequenzen ebenfalls.
Südeuropa ist an der Austerität bereits zu Boden gegangen, jetzt wird ihr von den Zuchtmeistern aus Deutschland noch mehr davon verordnet, auf die am Boden Liegenden noch eingetreten. Die sperrige Vokabel “Austerität” hat sich übrigens durchgesetzt, weil es kompletter Unfug ist, von “Sparen” zu reden, wenn einer nichts hat. Die Propaganda aber suggeriert, diese Portugiesen, Griechen, Spanier wollten unsere Reichtümer verprassen. So hat früher nicht ganz zufällig Kriegspropaganda geklungen, das Niveau liegt daher auch ziemlich genau auf dem der nordkoreanischen Diplomatie.
Derweil wird innenpolitisch dasselbe getrieben, auch hier sind die Ärmsten der Feind. Es war in der Kriegspropaganda des zwanzigsten Jahrhunderts üblich, den Feind als Tier darzustellen, als Monster, das seine Krallen gegen das Vaterland ausgefahren hatte und zu bekämpfen war. Diese Darstellungsweise hatte vor allen zwei Ziele: Die Gefahr sollte betont werden und die Leute, die es zu vernichten galt, ihrer Menschlichkeit beraubt. Da die Nazis es damit dezent übertrieben hatten, ist dergleichen inzwischen nicht mehr das Mittel der Wahl. Trotzdem werden die europäischen Staaten, die am meisten unter der Krise des Kapitalismus leiden, als “PIGS” bezeichnet.
Der Krieg und seine Sprache
Entwürdigung geht heute anders. Man wiederholt endlos, ein Leben müsse sich durch Arbeit verdient werden, um den Umkehrschluss zu etablieren: Wer nicht arbeitet, soll verhungern (“muss auch nicht essen”). Trotz einer Arbeitslosigkeit, die regional einen regelrechten Kahlschlag bedeutet, werden nach wie vor die Opfer der Flaute zu Tätern erklärt. Dabei bleibt es freilich nicht, zumal in Deutschland, wo dem Urteil die Vollstreckung folgt, weil das eben Vorschrift ist. Die faulen Arbeitslosen müssen nahtlos überwacht werden und ihnen unverzüglich ihr Unwert nachgewiesen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Wer sich von denen krank meldet, kann ja nur der Faulpelz der Faulpelze sein. So etwas gehört sanktioniert, denen wird “zu Leibe gerückt“.
Auch hier dasselbe Resultat: Während die einen sich fragen, warum der Verlust der Arbeitsstelle ein so schweres Verbrechen darstellt, dass den Betroffenen nachgestellt wird wie gefährlichen Kriminellen, dröhnt von der anderen Seite der Applaus derer, die noch nicht so tief gefallen sind – umso lauter, je größer ihre Angst ist. Dahinter stehen dann die bezahlten Claqeure derjenigen, in deren Interesse die Verschleierung der wahren Ursachen liegt. Eine beachtliche kritische Masse an Lügnern, die einheizt. Dabei sparen sie an keiner Projektion und werfen alles, was sie an sich und ihrer Situation hassen, dem Feind vor.
Wie gesagt: Solcher Techniken bedienen sich Trolle, wenn man sie lässt. Sitzen solche Trolle in der Regierung, bewegen wir uns allerdings auf einem anderen Terrain. Das ist jener Weg, den wir angeblich nie wieder gehen wollten. Da sind Nazivergleiche vollkommen unangebracht.
April 8th, 2013 at 12:53
Über Portugal stand, dass man die Sozialleistungen “eindämmen” möchte. Das klingt so, als wären diese Leistungen eine Krankheit, durch die Portugal kontaminiert wäre.
April 8th, 2013 at 13:31
Ich plaudere mal wieder aus dem heimischen Nähkästchen. Vor Ort hat sich eine Riege zusammengefunden (CDU, Lions Club pipapo), die Hilfsgüter nach Griechenland, Waisenhäuser etc., exportiert. Weil “die Kinder nichts dafür können” . Das mag ja alles gut gemeint sein, ehrenhaft bestimmt nicht. Die in den Raum gestellte Systemfrage wurde mir wie folgt beantwortet.”Der schnelle Schuldenschnitt ist eine Falle, die auf Dauer nicht mal den Griechen hilft. Ist auch pädagogisch völlig falsch. Wenn man immer mit der liebevollen Verzeihung rechnen kann, wird der Vertragsbruch lukrativ.” – Lehrmeister allen Ortens, ich …. ach ….. kackealteverdammte.
April 8th, 2013 at 14:15
Wieso “unangebracht”??! Was in Deutschland grassiert ist faschistoid, . . . d.h. zugleich unreflektiert leutselig wie menschenverachtend und alltäglich rassistisch. Zu Zynismus reicht es bei soviel eitler Dümmlichkeit vielerorts kaum. Es wird Zeit diesem Unwesen konstruktiv etwas entgegenzusetzen anstatt solchen Schmutz kläglich zu schlucken . . . Das allgemeine Palaver über garnicht mehr als indoktriniert wahrgenommenen Schwachsinn erinnert schwer an die bildungbürgerlich vertrottelten 20er und 30er Jahre. Irgendwann wird es sonst wieder so sein, dass selbst unsere oasenbewohnenden “Papa Carlos” sich wundern werden, wozu ihre und unseralle “Pinocchios” so fähig bzw. unfähig zu sein vermögen . . . grenzenlos . . . hemmungslos . . . sozusagen “globalisiert”!
April 8th, 2013 at 14:57
OT: Thatcher ist tot. Der “Ding Dong the Witch is dead”-Song wird wohl heute der Hit bei Youtube.
April 8th, 2013 at 14:58
Ich möchte in dem Kontext auf ein Interview von Herfried Münkler verweisen (3Sat, Kulturzeit,5.4.13):
https://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=35738
Hoffentlich ist es noch in der Mediathek
April 8th, 2013 at 15:11
>>> Vokabel “Austerität” hat sich übrigens durchgesetz
leider
einzig richtig ist: SOZIALER GENOZID
April 8th, 2013 at 15:12
Magi ist tot
die Hure der Reichen
April 8th, 2013 at 15:34
iiiiiiiiii mach das bild weg
April 8th, 2013 at 15:52
“Es war … üblich, den Feind als Tier darzustellen, als Monster,..”
Duuuu, Onkel flatter, gildet das auch für Schäuble? Oder ist der jetzt echt böse? Oder ist das Satire, die Alles darf?
M.a.W. ich unterstütze Nr.8, wenn auch aus anderen Gründen
April 8th, 2013 at 16:16
Genau, denn “Du sollst dir kein Bild machen” . Jeh, ihr habt Probleme, männo.
April 8th, 2013 at 16:25
Das verfremdete Porträt unseres “rollenden Trolls” ist so schlecht nicht. Mich erinnert es aber mehr an Gollum als an einen Troll. Sei’s drum!
Zur Sache ist aus meiner Sicht erkennbar, dass mittlerweile jeder beliebige SchwachSinn auch von “höchsten Eliten” salonfähig ist, solange er nur richtig am mainstream des neoliberalen Meinungskartells orientiert ist. Ich bin überzeugt, dass das Ganze von diesen Leuten längst nicht mehr wirklich ernst genommen wird (falls es das überhaupt je wurde), sondern nur der fortgesetzten Volksverdummung dienen soll. Alles Andere hieße, dieses Lügenpack für dämlich zu halten. Davon möchte ich doch eher abraten.
Wenn der Amtseid ein Eid ist, dann haben wir es hier serienweise mit eidbrüchigen und korrupten Figuren zu tun.
April 8th, 2013 at 16:27
8. und 9: Wer sich ein paar Spaghettis über die Glatze legt ist in meinen Augen noch lange kein Troll.
4. Maxim: Ein Männerhirn im Frauenkörper hat aufgehört, Sauerstoff zu verbrauchen. Das wars.
April 8th, 2013 at 16:27
@fledder (5):
danke für den link^^
zum glück hatte ich noch nichts gegessen, sonst hätte ich sicher meinen teppich vollgekotzt bei dem geistigen dünnschiss den dieser münkler über den äther schicken durfte.
der ‘deutsche kurs’ ist richtig und gut so, quasi der fürsorgliche familienvater der mit sanftem druck die verzogenen gören erziehen und zur raison bringen will und muß. die solches dann halt nicht ‘chic’ finden und mit unfairen assoziationen (merkel mit addi-bärtchen etc.) ihrem unmut luft machen. die ‘guten deutschen’ als opfer der uneinsichtigen peripherieböslinge…
-.-
April 8th, 2013 at 16:29
Systemfrager, 7.
“SOZIALER GENOZID”
Ich würde eher von betreuter Sterbehilfe sprechen!
@flatter “Entwürdigung geht heute anders.” “Wer nicht arbeitet soll verhungern (muss auch nicht essen).”
Das, was der Arbeiterbewegungsmarxismus mal gegen die Kapitalisten gewendet hat, wendet sich nun gegen sie selbst, gegen seine Klientel, die er nicht von der Arbeit befreien wollte, sondern darauf getrimmt hat ” gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk “.
Ich glaube es war Lasalle, der das in die Arbeiterbewegung hineingebracht hat und gegen den der olle Marx polemisiert hat.
Vielleicht wird’s noch was, wenn man sich von der soziodemkratischen
Philosophie verabschiedet, Arbeit wie bis ins 18. Jahrhundert als Prostitution begreift.
Hilft den Portugais aber im Moment auch nicht weiter.
Schäuble bei Raumschiff Enterprise?
April 8th, 2013 at 16:41
@HAL9002 (9): Ich erlaube mir, auf einige nicht ganz unmaßgebliche Umstände aufmerksam zu machen: Erstens bin ich keine Regierung (no shit, Sherlock), zwotens ist die Feindpropaganda frei von jedem Humor (nein, ich stelle immer och keine “Satire”-Schilder auf) und drittens ist Gollum kein gefährliches Monster, sondern ein harmloses Wesen, das durch den Ring der Macht korrumpiert wurde. Noch Fragen?
April 8th, 2013 at 16:44
@altautonomer #12
Was sind das denn für romantisierende und stereotypisierende Töne von Dir? “Männerhirn” im “Frauenkörper”? Das ist keine feministische Position, auch keine materialistische.
April 8th, 2013 at 17:08
@flatter, 15.
“…ist Gollum kein gefährliches Monster, sondern ein harmloses Wesen, das durch Ring der Macht korrumpiert wurde.”
Hier wage ich zu widersprechen: Der Herr Schäuble muss nicht korrumpiert werden. Das was er sagt, denkt und fühlt, das trifft sich genau am anderen Pol.
Ich würde ihn als einen nationalen Demokraten bezeichnen. Das grosse N und die Zusammenschreibung von Adjektiv und Substantiv habe ich mir mal ungern verkniffen.
April 8th, 2013 at 17:28
16: Manche nennen es Sarkasmus, andere biologistischen Humor. “Frau sein allein ist kein Programm” (Ingrid Strobl).
April 8th, 2013 at 17:35
@17: Liegt darin nicht gerade der Denkfehler, in den Akteuren Monster zu sehen, die so handeln, weil sie einfach durch und durch bösartig sind? So wie unser lieber Kapitalismus von bösen Monopoly-Männchen gekapert wurde? Die Figürchen sind austauschbar, aber die Charaktermasken bleiben. So lange dieses kranke System mit seinen Regeln besteht, wird sich daran nichts ändern, egal ob jetzt Thatcher oder irgendwann Schäuble den Löffel abgibt.
April 8th, 2013 at 17:45
[...] feynsinn: Über Schäubles neuestes Geplärre Richtung Portugal und die aktuelle EU-Politik: Wenn Trolle regieren [...]
April 8th, 2013 at 17:49
Maxim,19.
Charaktermasken, das trifft es ! Korruption nicht ausgeschlossen!
April 8th, 2013 at 17:59
Zur Sache Maggie
Jetzt beginnen schon die Lobhudeleien und Würdigungen:
Margaret Thatcher war eine der Großen des 20. Jahrhunderts: Sie wurde als Totengräberin des Sozialstaats gehasst – und als Mutter des modernen Großbritannien gefeiert. Im Alter von 87 Jahren ist die Eiserne Lady gestorben. (SPON)
Wenn diese Abrissbirne des Sozialstaates eine der Großen des 20.Jhdts war, dann fallen mir aber auch einige andere Namen ein, deren Träger deshalb “groß” zu nennen wären, weil sie eine große Sauerei angerichtet haben.
April 8th, 2013 at 19:12
Gefunden:
was an sie an sich
April 8th, 2013 at 19:14
@ #11
der “rollende Troll” *lol*
April 8th, 2013 at 19:50
@Maxim, 19
Treffer, Versenkt!
Genau deswegen läuft die hier vorgetragene Kritik an diesen Hampelmännern der Verwertung vollkommen ins Leere und negiert die notwendigerweise vorzutragende Kritik an der Politischen Ökonomie vollends.
Die Suche nach Sündenböcken ist immer etwas…fragwürdig. (Einfach mal bei Anarchisten und Gesellianern nachschlagen;) )
Es gilt sich (in sozialen Widerstandsbewegungen) zu formieren und die mittlerweile zur Pseudokritik verkommene (linke) Vulgärkritik am Kapitalismus zu transformieren.
Ein Leben ohne “abstrake Arbeit”, Waren- u. Geldform ist zu formulieren!
April 8th, 2013 at 20:36
BorisGruschenko,25.
sh. meinen Beitrag in Notizen aus der Unterwelt, ” Remembering Thatcher”, wenn Du Lust hast!
April 8th, 2013 at 20:58
@troptard, 26
Sehr guter Beitrag, lässt sich kaum besser formulieren!
Im Übrigen wird dieser innere Selbstwiderspruch des Kapitalismus (selbst die NML leugnet wo es nur geht) aus Trotz geleugnet, affirmatives Selbstzweckproduzieren bis Schluss ist…da müssen nicht einmal Statistiken herangezogen werden. Dennoch lässt sich die überflüssigmachende Produktivität überall feiern.
Am Besten lässt sich dies an den blauäugig-verträumten keynesianischen Staatsinterventionisten sehen, Arbeit des Selbstzwecks wegen…und wenn es heißt, dass ein Loch gegraben und wieder zugeschüttet werden muss, hauptsache Arbeit.
April 8th, 2013 at 22:07
@Boris – Einfach mal Anarchisten und Gesellianer in einen Topf werfen. Merkt ja vielleicht keiner. Mach du mal.
April 8th, 2013 at 22:16
Putin besucht Amsterdam.
April 8th, 2013 at 22:31
“Putin besucht Amsterdam.”
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischem dem Deutschen Reich und der Sowjetunion wurden bis zum 20. Juni 1941 aufrechterhalten, es muss!!! einem längst Angst und Bange werden…
April 8th, 2013 at 22:43
@pillepalle #28: Vorsicht, es gibt da tatsächlich Überschneidungen. Wenn wir Glück haben und sie Lust hat, dann scheibt uns hier bald @Amike ein bißchen zu anarchistischem Wirtschaftsdenken auf. (@Amike: Kein Stress!)
In der Zwischenzeit kann man sich z.B. das hier zu Gemüte führen.
April 8th, 2013 at 22:49
@R@iner
Nicht nur “Überschneidungen”.
April 8th, 2013 at 22:51
Mist. :-)
April 8th, 2013 at 22:57
@R@iner
Ich weiß ja, R@iner..du hattest Stowasser mal empfohlen, richtig?
Was mir am Anarchismus “gefällt”, ist die Radikalkritik am Staat.
Was mir missfällt sind diese antisemitischen Anleihen von den Gesellianern, solche “Spezialanarchisten” wie Max Stirner (der Mensch als „Eigner“) und die generelle Negation der Kritik am Kapitalverhältnis selbst.
April 8th, 2013 at 23:07
@BorisGruschenko: Ach, was heißt empfohlen – Ich stückle mir die Welt doch auch nur aus Elementen zusammen, die ich okay finde. Einer wissenschaftlichen Analyse hielte vieles nicht stand. Der alles plattmachenden Antisemitismuskeule möchte ich jedoch auch nicht zum Opfer fallen. Ich finde, der Stowasser z.B. war ein echt netter Kerl. Als Gallionsfigur des ersehnten “dritten Weges” taugte er jedoch nicht. Damit jedoch vertritt er eine typisch anarchistische Position.
April 8th, 2013 at 23:13
@Rainer@Boris – Bei “ausbeutungsfreie Marktwirtschaft” hab ich´s drangegeben. – wo aktuell, oder historisch negiert ein Anarchisterich die Kritik am Kapitalverhältnis ? Und da ich schon den Anarchisterich bemühe. Mühsam lieber Freund, Erich. Und steck dir die Antisemitismuskeule dort hin, wo sie hingehört.
April 8th, 2013 at 23:13
@pillepalle, 28
Ich “mach mal”, schau einfach mal in den von R@iner verlinkten Text (31), und siehe da…in den Literaturangaben wird ein gewisser Silvio Gesell genannt.
Im Übrigen zeigt mir das Leugnen der gesellianischen Akzente…ach, lassen wir das, wenn du dich auskennst wirst du wissen welcher Vorwurf kommt.
April 8th, 2013 at 23:16
@pillepalle, 36
Hier gehts doch nicht darum, alle Gesellianer als Antisemiten abzustempeln (und Anarchisten gleich mit).
Man sollte aber auf den historischen Zusammenhang hinweisen dürfen, Kritik am zinstragenden Kapital und Antisemitismus.
April 8th, 2013 at 23:19
@pillepalle: Naja, meine Erfahrung hier sagt mir, dass der BorisGruschenko nicht mal eben so einfach Dinge in die Runde wirft, von denen er keine Ahnung hat. Er macht halt keine Erklärbärexzesse daraus.
April 8th, 2013 at 23:31
Fein, dann ich auch noch – bin grad erst wieder vom Lohnjob rein…
Ich teile mit Anarchisten eine Menge, auch wenn schon die allgemeine Bezeichnung ‘schädlich’ verallgemeinernd ist. Gibt es doch auch dort die unterschiedlichsten Strömungen und ‘Richtungen’, die gerade wieder einmal dabei sind, sich auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Was ich sehr unterstütze, ist wie bei @BorisGruschenko die Radikalkritik an Staat und ich erweitere: an Macht über Menschen.
Selbst kein Anarchist bin ich vor allem aus einem Grund:
Ich will die Lohnabhängigen zu einer Partei gegen das Kapital geeinigt sehen und alles daran setzen, daß sie genau das einmal sind.
Dazu gehört aber eben mE unabdingbar, sie für fähig zu halten, gemeinsam genau das zu schaffen.
Ich unterstütze den Gedanken des freien Individuums, aber ich weiß sicher, daß ein einzelner oder nur einzelne niemals alles wuppen werden.
… das mit evtl. ‘geheimen Räten’ verkneife ich mir mal als zusätzlichen Hieb.
Btw. Partei meint hier nicht die Rechtsform.
Ich möchte meine individuelle Stimme mal in einer zukünftigen Gesellschaft (aller gemeinsamen Stimmen) ‘Gewicht’ haben ‘sehen’.
… das ist wohl der gravierendste ‘Ansatzunterschied’.
April 8th, 2013 at 23:34
@Wat.: Mein Opa ist in den Achtzigern in der ddr mit genau solchem Gedankengut gestorben. Er wollte immer nur, dass endlich einmal alle am gleichen Strang zögen.
April 8th, 2013 at 23:36
Mir reicht völlig, wenn das die Lohnabhängigen tuen – mehr müssen da nicht am gleichen Strang ziehen.
Ok, die anderen sollen auch nicht dran hängen ;-)
April 8th, 2013 at 23:39
Wat.: Hatte mich schlecht artikuliert. Zuerst kommt natürlich, was Du schreibst.
April 8th, 2013 at 23:40
Leutz – Es kurven im Namen des großen A´s mit Kreis drum jede Menge Schwachmaten rum.Die wirst du aber überall finden. Zum Thema Ökonomie fühlt sich ein fast jeder berufen. Ich nicht. Wo hier schonmal der leider verstorbene Stowasser erwähnt wurde. Keine großen Ideologiekomplexe, machen, gemeinsam, menschlich. Brauchen wir Staat ? Und wenn nein, wie können wir die Karre im gemeinschaftlichen Sinne am Laufen halten ?
April 8th, 2013 at 23:55
@pillepalle, 44
Entschuldige, aber das ist doch Unsinn, Anleihen und mehr von Gesell in der Kritik des zinstragenden Kapitals haben einen historischen Zusammenhang zum Antisemitismus. Wenn du das nicht weißt, wirds aber langsam Zeit dies nachzuholen.
Ich kritisiere in erster Linie aber auch keineswegs den Anarchismus in dem Zusammenhang, sondern Gesell. Das sich der Anarchismus hier gerne – wie in dem verlinkten Text von R@iner zu lesen war – etwas “nimmt” und auch noch daraus argumentiert macht die Sache nicht besser.
Dann wäre da noch die verdrehte Logik eines Gesellianers, der in allem Schlechten das zinstragende Kapital sieht und dabei leicht Ursache und Wirkung verwechselt…so als wären “Probleme” des Produktivkapitals nicht existent.
Die letzten beiden von dir gestellten Fragen beantwortet deine Ideologie doch, und dies sogar im Sinne Gesells.
Kostprobe gefällig?
“Diese natürliche Wirtschaftsordnung”, fährt Gesell fort, “könnte man auch als ,Manchestertum’ bezeichnen, jene Ordnung, die den wahrhaft freien Geistern immer als Ziel vorgeschwebt hat… Die Manchesterschule war auf dem richtigen Wege, und auch das, was man von Darwin her später in diese Lehre hineintrug, war richtig.”
Quelle:irgendeine Suchmaschine
Recht deutlich was da zum vorschein kommt, über diese “Rassenhygiene” gehen die netten Gesellianer einfach hinweg oder tun so als wäre es eine “externe” Nichtigkeit.
Stimmen dazu aus dem anarchisten Lager sind immer willkommen.
April 8th, 2013 at 23:57
@piilepalle(44)
Wahrscheinlich zu Deinem Entsetzen muß ich Dir auf Deine Frage:
“Brauchen wir Staat?” antworten:
JA, so wie wir uns jetzt als Menschen in dieser Gesellschaft reproduzieren, also alles zb. herstellen, was wir brauchen, brauchen wir Staat unabdingbar.
Wir sind nämlich noch nicht in der Lage uns selbst so zu koordinieren, daß wir dieses Ungetüm nicht (mehr) brauchen.
Den kannst Du nicht einfach in den Müll hauen, so lange die Reproduktionsbedingungen ihn noch ‘verlangen’.
Womit Du aber recht hast, wir könn(t)en die Reproduktionsbedingungen so ändern, daß es ihn nicht mehr braucht – indem wir die Karre gemeinsam im gemeinschaftlichen Sinne, nein, nicht am Laufen halten, sie ins Laufen bringen.
Dazu müssen wir lernen, wie wir den ganzen Krempel, den wir so zum Leben meinen brauchen zu müssen, anders, also ohne Markt, Ware und Geld herstellen können.
… und damit können wir jederzeit in kleineren Gruppen schon mal anfangen ;-)
April 9th, 2013 at 00:11
@Boris – Hast Du nen Narren an Gesell gefressen ? Hab doch kein Dafürhalten artikuliert. Was mich stört, ist diese Rauspickerei, den Anarchos einen einschenken zu wollen mit Bezug auf den Hansel. Ich gehe davon aus, daß du genau weißt, was du da machst.
@wat – Nöö, bin nicht entsetzt. Seh ich ziemlich genauso.
April 9th, 2013 at 00:16
@pillepalle
“Rauspicken”, wenns doch nur so wär. Wenn er wirklich so ein Hansel für euch Anarchisten ist, dann schau dir mal die Gemeinsamkeiten an.
Als Anarchist solltest du dich schon mit diesem ökonomischen Schwafler auskennen.
April 9th, 2013 at 00:40
@ Boris – Du willst nicht und hast schon. “Euch Anarchisten” und du “als Anarchist”. Und wie darf ich dich bitte nennen ? Von der ignoranten Fraktion, oder was ? Gesell hat zumindestens mein Kreislein schon vor langer Zeit abgefrühstückt.
April 9th, 2013 at 01:14
Kinners, wohin soll das führen? Ich habe mich auch kurzfrsitig mit Gesells Modell befasst und war zunächst gar nicht abgeneigt. Wer sich mit alternativen Modellen befasst, macht da erst mal nix verkehrt. Es dauert ein paar Jahre, bis man sich durch die Ökonomie gewurschtelt hat. Wie schon häufiger hier angemerkt, sind Marxsiten bisweilen so überzeugend, dass man nie wieder etwas mit Marx zu tun haben möchte.
Dass Geldwirtschaft und Anarchie sich ausschließen, müssen die Anarchoas sich auch erst mal erarbeiten. Negativzins ist eine faszinierende Idee, die sich erst bei näherer Betrachtung als Bullshit entpuppt, dabei ist es vordergründig egal, ob der Herr G. Zinswirtschaft nicht von Judentum unterscheiden kann. Generell sind mir Leute lieber, die mit solchen Ideen hantieren als andere, die es gar nicht erst versuchen.
Wie immer gilt auch hier: Halte dich fern von solchen, die auf dem Weg zur Religion sind. Alle anderen werden bald darauf kommen, was des Pudels Kern ist. Foren, in denen sich selbsternannte Anarchisten auf diesen Tinnef einschwören, sind getrost zu ignorieren. Ich wäre aber auch stinkig, wenn hier wer “Anarchismus” mit Freigeld identifizierte.
April 9th, 2013 at 05:46
wer hat nochmal gesagt “50% der bevölkerung haben keinen eigenen willen”? bei all dem menschlichen gemüse da draussen, daß seit jahren auf das kapital in form der grossbanken schimpft und banker angeblich gerne an der nächsten laterne aufgeknüpft sehen will, aber freudestrahlend zu tausenden (ja wirklich) ihre eitelkeit in die DB-kunsthalle berlin schleppen, wird mir angst und bange. neue gesellschaft? meine gegnwärtige deillusionierung ist schmerzhaft und trotzdem heilsam. mein “mitgefühl” für “das volk” ist gegenwärtig auf dem tiefpunkt.
April 9th, 2013 at 07:09
“… die Marxisten sind bisweilen so überzeugend, dass man nie wieder etwas mit Marx zu tun haben möchte.
Dass Geldwirtschaft und Anarchie sich ausschließen, müssen die Anarchoas sich auch erst mal erarbeiten. Negativzins ist eine faszinierende Idee, die sich erst bei näherer Betrachtung als Bullshit entpuppt, dabei ist es vordergründig egal, ob der Herr G. Zinswirtschaft nicht von Judentum unterscheiden kann.”
Upsssss
Man kann es kaum glauben, aber
das ist von ihm SCHWARZ AUF WEIß
wirklich
CHAPEAU
:)
April 9th, 2013 at 07:15
>>> Mein “mitgefühl” für “das volk” ist gegenwärtig auf dem tiefpunkt.
Willkolmmen in der Realität
>>> Meine gegnwärtige deillusionierung ist schmerzhaft und trotzdem heilsam.
Willkommen in der Realität
BEILAGE:
“Man sollte nie dem Glauben verfallen, eine kleine Gruppe engagierter, ideenreicher Leute könnte die Welt nicht ändern. Tatsächlich wurde sie nie durch etwas anderes verändert.”
Margaret Mead, amerikanische Soziologin
April 9th, 2013 at 07:58
@Wat. #40 – Lass mich mal so fragen: warum nur die Lohnabhängigen? Müssen alle anderen draussen bleiben?
@flatter #50 – Unterschreib ich tutto completto.
April 9th, 2013 at 08:25
@3/Siro: die Staaten Europas bereiten doch ihre innere Sicherheit gerade darauf vor, damit umzugehen. Und sie werden damit umgehen! Oder was meinst Du warum sie uns hetzen lassen? Denkst ernsthaft die schlafen? Denkt hier jemand die würden ja so gerne anders (sozialer), aber wissen gar nicht wie?
Jetzt in SAT1 Frühstücksfernsehen… Hartz IV… pseudokranke Arbeitsverweigerer. Und passend zu möglichen Gedanken unsere Welt mal auf den Kopf zustellen bietet Arte+7 seinen intellektrollen Hamsterrädlern eine Doku über die roten Khmer… “kuck, kuck… das passiert wenn die Revolution kommt”.
April 9th, 2013 at 08:52
WAT 46:
»Marx sagt, die Revolutionen sind die Lokomotiven der Weltgeschichte. Aber vielleicht ist dem gänzlich anders. Vielleicht sind die Revolutionen der Griff des in diesem Zuge reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse.«
Der Unterschied zu staatszentrierten Politikformen ist, dass emanzipatorische Linke/Anarchisten nicht darauf warten, dass der Staat ihre Forderungen erfüllt, sondern dass die Realitäten schaffen. Betriebsbesetzungen (Opel), Hausbesetzungen anstelle von legalen Protesten/Demonstrationen (Spanien/Portugal), Blockaden (Schottern etc.).
So wie die Autonomen in den 60er Jahren in Italien aus den arbeiterbewegten Operaisten (operaio sociale) hervorgingen, bezogen sich die Autonomen in Deutschland jahrzehntelang auf die sog. Arbeiterklasse (Zentralorgan die Zeitschrift AK=Arbeiterkampf, heute analyse und kritik, und die inzwischen eingegangene radikal)als potenziell revolutionäres Kollektiv. Seit Rostock-Lichtenhagen war das anders.
Ob in Wackersdorf, an der Startbahn West oder in Brokdorf: Man konnte den Eindruck haben, dass Autonome für eine Mehrheit agierten, dass das, was numerisch als Minderheit in Erscheinung trat, in gesellschaftlichem Sinne eine Mehrheit hinter sich wusste – so etwas wie eine »kulturelle Hegemonie«, was die Straße, den öffentlichen Raum, den Diskurs, die Zuspitzungen, die klammheimliche Freude anbelangte.
Seit Rostock-Lichtenhagen wurde für die radikale Linke klar, dass die eigenen Positionen unendlich weit von denen der Mehrheitsgesellschaft entfernt waren. Das führte zu einer deutlichen Radikalisierung gegenüber dieser Mehrheit. Ein positiver Bezug auf die »deutschen ArbeiterInnen« war spätestens jetzt nur schwer und differenziert bis nicht mehr möglich.
Vielleicht ist es in meinem Fall Altersmilde oder Makuladegeneration, dass ich mit der Neuauflage einer linksradikalen oder studentischen Avantgarde für den Fall von Unruhen sympathisiere, denn ohne Organisation in Sinne von Vorbereitung und flächendeckenden, “betriebsübergreifende” Strukturen läuft in Deutschland (spontan) leider gar nix. Das hat nicht mit der klassischen Stellvertreterpolitik von Parteien zu tun.
Das ist auch keine Romantisierung eigener Erfahrungen aus “alten” Zeiten, sondern das Resultat meiner Beobachtungen der vielfältigen Widerstandsformen in den letzten Jahre (Antifa/Anti-AKW/”Die glücklichen Arbeitslosen”/ Umsonst-Kampagnen/Wilde Streiks wie vom 14.-20.10.2004 bei Opel Bochum ohne die IGM).
April 9th, 2013 at 08:55
55 Herr Liebreiz: Freut mich, auch mal wieder etwas von Dir zu lesen. Schade um Deinen so gut gestarteten Blog.
April 9th, 2013 at 09:45
@Peinhart(54): Die anderen müssen nicht draußen bleiben, wieso denn, aber wenn die wenigen anderen, die nicht lohnabhängig sind, da nicht dabei sind, ist das ‘zu verschmerzen’. Ich verzichte jedenfalls nicht auf die Einigung der Lohnabhängigen, wenn einige andere das (für sich) nicht wollen.
Ansonsten hab ich in #42 noch was zu #40 geschrieben.
@altautonomer(56): Altersmilde und Avantgarde? Scheint wohl eher das Gegenteil zu sein, wenn Avantgarde beführwortet wird.
Ich bin durchaus für Organisierung von Menschen mit Zielen, die Frage ist nur, welche Ziele das sind und wie sie sich zur Durchsetzung bzw. Erreichung dieser Ziele organisieren. Mittel und Zweck.
Partei fällt da mal gleich aus, ich will den Parlamentarismus nicht wieder ‘aufleben’ lassen, da bleibt ein Lohnabhängiger immer der letzte A…
Avantgarde lehne ich sogar entschieden ab.
Aber eine Vereinigung, warum nicht – die soll sich sogar koordinieren – aber nix mit Befehl und so.
Erste IAA, das könnte hinhauen, um Aktivitäten zu bündeln und zu koordinieren.
… außerdem würde ich gern die Orientierung auf Lebenswelt dabei haben, das geht dann weit über die Betriebe hinaus.
Edit… und greift auf, wo Menschen sich heute schon einbringen, auch die kleinen ‘Pflänzchen’ bei uns – von Rekommunalisierung über Reprivatisierung bis Einsatz gegen Zwangsräumungen.
April 9th, 2013 at 15:24
@altautonomer: ich bin fürs Schreiben nicht gemacht und glaube nicht mehr an die Macht des Wortes. Langsam müssen wir die Leute da abholen wo sie wirklich stehen.
April 9th, 2013 at 19:21
Ich komm da so selten vorbei… und wenn, dann wollen die garantiert wieder in die andere Richtung. :(
April 9th, 2013 at 20:33
Ich ziehe sie am Ohr und sage: Komm’ mal mit, Freundchen!!1!
April 9th, 2013 at 21:43
Ihr-seid-sooo-doof!!! Hrhrhr…
April 10th, 2013 at 10:03
“How in the hell could a man enjoy being awakened at 6:30 a.m. by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush teeth and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you made lots of money for somebody else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?” (“Hank” Bukowski)
Jenau! An den Ohren sollte man sie langziehen! Allesamt ;-)
April 10th, 2013 at 11:10
Na, ja wohl nur die Männer, odda :P
April 10th, 2013 at 12:06
Stimmt. Wenn “a man” sich nicht mit ein Mensch übersetzen ließe …
Ganz ab davon frage ich mich aber schon, ob’s Frauen denn heute so viel besser geht mit der Transformation vom Heimchen am Herd zur Arbeitsmarktsklavin. Im ersten Fall konnte sie sich wenigstens etwas Freiraum nehmen, wenn der Alte auf Maloche war, jedenfalls wenn sie wollte.
April 10th, 2013 at 19:13
Absolute Mehrheit für Schwarz-Gelb. Da stehen sie und wollen abgeholt werden… ;)
April 10th, 2013 at 19:44
Wie ich ja nicht müde werde zu betonen (als Betonlinker), ist die Zahlenschmiede des Fachspezialdemokraten Güllner das schlechteste, was demoskopische Lügner auffahren. In diesem Fall ist es sogar besonders bedauerlich, denn eine Mehrheit als “absolut” zu bezeichnen, die a) die einer Koalition wäre, b) nicht einmal dann eine, sondern c) nur die der Sitze, also das als “Kanzlermehrheit” bekannte Phänomen, ist doch reine Propaganda.
Was bleibt – unter Berücksichtigung der Erkenntnisse anderer Institute, ist die nicht neue Erkenntnis, das die Spezialos keinen Bock auf Kanzler haben und Peer S. der größte Wahlversager der jüngeren Geschichte bleiben wird.
April 10th, 2013 at 21:30
Hier noch ein Aspekt zu Silvio Gesell (selbst. Kaufmann), der mir vernachlässigt scheint.
Für Gesell ist die Wertheorie von Marx ein Hirngespinst! Deshalb arbeitet er sich am Kapital und der Werttheorie von Karl Marx ab, um diesen zu widerlegen.
So kam ihm dann folgende Idee:
Er geht davon aus, dass alle Arbeiter, verstanden als Unternehmer als auch als Lohnabhängige, kleine Warenproduzenten und Händler sind.
Arbeiter im eigentlichen Sinne gibts bei Gesell gar nicht.
Er behauptet, der Unternehmer und Fabrikant würde dem Proletarier die Fabrik leihen und diese würden die von ihnen erzeugten Waren an ihn verkaufen.
Lohn ist dann der Preis, den der Käufer für die vom Erzeuger gelieferten Waren zahlt. Waren kaufen heisst Waren tauschen. Die ganze Volkswirtschaft löst sich in einzelne Tauschgeschäfte auf.
Mit dieser Definition von Arbeit und Wirtschaft blendet er Produktion und Produktionsverhältnisse vollständig aus.
April 10th, 2013 at 22:00
@tropdard Nro. 68:
Lies dir mal diesen Müll durch:
https://lausitzer.net/
Die Gesells schiessen wie Pilze nach nem warmen Sommerregen aus dem Boden…
Fällt mir grad ein, glaub von de titanic, Wolf in Brandenburg verhungert aufgefunden, war auf Menschenjagd,,,
April 10th, 2013 at 22:19
@Langlode44 Nr. 69
Vielen Dank, habe gelesen und bin dabei schnell ermüdet, Grütze!
Grüsse Troptard
April 10th, 2013 at 22:28
@troptard, 68
Absolut richtig, nur sollten “wir”, wenn wir von der “Produktion” und dem einhergehenden “Mehrwert” reden, ihn nicht als “unbezahlte Arbeit” auffassen und damit in die Verteilungsfalle tappen (und Fetischformen damit negieren), das würde uns keinen Deut besser machen als diese ökonomischen Schwafler aus der gesellianischen Ecke.
April 10th, 2013 at 23:31
Ich möchte andererseits auch in keine andere Orthodoxie verfallen. Der Witz ist ja, dass Kapitalismus sich vor die Wand fährt, aber kaum wer sich etwas anderes vorstellen kann. Insofern ist auch eine Tauschbörse mit Ersatzwährung ggf. subversiv. Das gibt es auch in ganz anderer Form und kann – meist alles andere als subversiv – nahtlos in kapitalistische Strukturen eingebunden werden. Das alles macht alternatives Wirtschaften extrem schwierig, birgt aber reichlich Lernstoff für die Aufgabe, sich vom Kap. zu lösen. Ich kann überhaupt nicht beurteilen, ob Tauschhandel letztendlich Kap. ergänzt oder innerhalb der gegebenen Strukturen Netzwerke entstehen lassen kann, die von innen echte Alternativen vorbereiten. Sollte man nicht mit dem Handrücken beiseite wischen.
April 11th, 2013 at 10:13
Stimmt schon. Im Grunde ist jeder Ansatz ‘potentiell’, wo Menschen zusammenkommen und neue oder auch nur andere Formen des Austausches ausprobieren und diskutieren. Auch wenn ich immer dazu neige, Wasser in den Wein zu gießen…
April 11th, 2013 at 10:18
Wenn Kriegstreiber reden & diskutieren wollen.
Gestern Abend an der Humboldt-Uni.
April 11th, 2013 at 11:02
@BorisGruschenko, 71
Gesell spricht da vom Anspruch auf den vollen Arbeitsertag, der durch den Zins der Rentner (arbeitsfreies Einkommen) gemindert (erpresst) wird.
Für Lasalle ist es die Arbeitskraft, die allein die Werte schafft und der demzufolge auch der Anspruch auf den vollen Wert vorenthalten wird (unbezahlte Arbeit) . In dieser Sichtweise liegt dann wohl auch der Ursprung der Verteilungsfrage und die Auseinandersetzung darum.
Die bürgerliche VWL hat dann darauf ihre Theorie der drei Produktionsfaktoren aufgebaut (Natur,Arbeit, Kapital).
Wenn ich Marx richtig verstanden habe, so hatte dieser eine negative Bestimmung der Arbeit. Ihm ging es um die Aufhebung der Lohnarbeit und nicht um die Fortsetzung derselben und deren positive Umdeutung und Reduzierung auf eine Verteilungsfrage.
Mit dem Mehrwert, so hat dieser wohl so seine Mucken,
weil er im betrieblichen Prozess nicht sichtbar wird und für die Akteure auch gar nicht von Interesse ist. Dort geht es ja allenfalls um Vorauskosten, Gewinn, Preiskalkulation unter Konkurrenzbedingungen.
April 11th, 2013 at 12:57
@Peinhart, @flatter:
Protest hat mir immer etwas anrüchiges, will sagen: in seiner Anklage wählt er als Ansprechpartner den Staat bzw. das Kapital. Das ist ja verständlich und es ist auch Status quo und Teil von Aufklärungsarbeit. Aber Protest allein wirkt systemstabilisierend.
Luhmann drückt es folgendermaßen aus: “Das System immunisiert sich nicht gegen das Nein, sondern mit Hilfe des Neins, es schließt sich nicht gegen Änderungen, sondern mit Hilfe von Forderungen gegen Erstarrung in eingefahrenen, aber nicht mehr umweltadäquaten Verhaltensmustern.”
Deshalb lasse ich mir an solchen Stellen auch gerne den Ruf der Gießkanne nachsagen ;-)
Anders ist es aber da, wo nicht auf das Kapital und den Staat mit seinen Institutionen referenziert wird, sondern wo es um den Akt der besseren Praxis selber geht; nicht um Protest, sondern ums Aufstehen – den Aufstand. Hier lasse ich mich gerne zu Experimenten anstiften, weil sie den Möglichkeitsraum erweitern können.
Mehr dazu in diesem Artikel.
April 11th, 2013 at 13:06
Vllt mag es ja selbstverständlich sein oder auch Quatsch. Aber die herrschende Vereinigung von Produktionskapazität erfordert zentrale Organisation und ist doch damit bereits die Basis unvermeidlichen Machtmissbrauchs. Je dezentraler und kleiner Kapazitäten sind, desto weniger Ausbeutung und mehr strukturelle Anpassung. Aber woher nehmen wir die ganzen Schuster?
April 11th, 2013 at 13:18
@Reinplatzer – stimmt ebenfalls. Aber auch wenn Protest natürlich nicht hinreichend ist, bleibt er doch notwendig. Für die dabei zu erhebenden Forderungen gilt nun allerdings nicht mehr, dass man noch in irgendeiner Weise deren ‘Machbarkeit’ beweisen sollte und müsste. Wenn ‘Wirtschaft und Politik’ uns bspw vorrechnen, dass existenzsichernde Löhne und Sozialleistungen ‘nicht mehr drin sind’, dann sollten wir sie nur immer wieder zu dieser öffentlichen Bankrotterklärung zwingen, von den Forderungen aber keinesfalls lassen oder sie auch nur dem angeblichen Machbaren anpassen. Und auch keine ‘Alternativrechnungen’ aufmachen. Auf dieser Ebene ist mE durchaus noch sinnvoll, das System mit seinen eigenen Versprechungen und Idealen zu konfrontieren. Offensiv, nicht bettelnd, sondern nur noch fordernd.
Das ist immerhin eine gute Gelegenheit, den Widerspruch zwischen dem zu thematisieren, was stofflich-materiell längst fast mühelos möglich wäre, finanziell aber eben immer weniger bzw gar nicht mehr, trotz aller vergeblichen Mühsal. Was – auch nach Marx, wenn ich ihn allmählich recht verstehe – nicht weniger als der Grundwiderspruch des Kapitalismus ist.
April 11th, 2013 at 13:35
@Herr Liebreiz – noch ist das Handwerk nicht ganz ausgestorben. Aber auch das droht natürlich. Und ‘die herrschende Vereinigung von Produktionskapazität’ in ihrer gegenwärtigen, vom Kapital und seinen Verwertungsinteressen geprägten Struktur ist aufzubrechen. Was aber wiederum nicht einfach eine Rückkehr zu Handwerk oder Manufaktur bedeuten darf. Modernste Maschinerie macht aber auch Dezentralisierung wieder möglich.
April 11th, 2013 at 14:19
Yip; das ganze Outsourcing hat ja preisliche Gründe i.e. Ausbeutung. Man kann auf recht kleinem Terrain mit relativ bescheidenen Mitteln schon eine komplexe Infrastruktur schaffen, sogar sehr ressourcenschonend – theoretisch.
April 11th, 2013 at 14:28
@Reinplatzer (76): Lese ich da die “große Weigerung” von Marcuse?
Mich juckt da gerade etwas von wegen Bewusstsein und Veränderung (des Systems). Geht in die Richtung, dass (epistemologische) Veränderungen noch nie bewusst herbeigeführt wurden und mündet in die Frage, ob eine solche bewusste Veränderung – das Schaffen oder zumindest Korrigieren des Seins aus dem Bewusstseins – ein Ziel der Gesellschaft sein kann oder vielmehr das Bewusstsein sich quasi endgültig dem Lauf der Episteme unterwerfen muss und von allen Ansätzen außerhalb der historisch altuellen Möglichkeiten Abstand nehmen sollte.
Kann das mal jemand schreiben für mich? Ist furztrocken, gibt nur Mecker und ist mir eh grad zu anstrengend.
April 11th, 2013 at 15:14
Die ‘Verwerfung’ des Werts ist aber eine ‘historisch aktuelle Möglichkeit’, spätestens seit der Olle sie formulierte. Sie dringt allerdings und offenbar nur sehr langsam in’s allgemeine Bewusstsein vor, andere Aspekte seiner Theorie waren dem ‘historisch aktuellen Bewusstsein’ bislang näher, bis hin zur Verballhornung. Was allerdings nicht passieren wird, ist die ‘Selbstverwerfung’ des Werts, eher droht der Untergang nicht nur des Bestehenden, sondern auch der dadurch geschaffenen Möglichkeiten. Das Bewusstsein bleibt also gefragt, auch wenn der weitere Krisenverlauf sich prinzipiell zugunsten dieses ‘Epistems’ auswirken dürfte. ;)
April 11th, 2013 at 15:29
Einspruch meinerseits wieder an der Stelle des Untergangs von Möglichkeiten: Die liegen qua Knowhow vor, daher ja auch meine Skepsis bezüglich möglicher Resets, und dass wir mit der technischen Produktivität ruckzuck wieder an derselben Stelle landen. Das könnte btw. die Lösung sein: Schneller als alles Bewusstsein kann die Beschleunigung der Zyklen Reset-Marktsättigung-Reset der Religion den Todesstoß versetzen.
April 11th, 2013 at 15:33
66/67 Peinhart/Flatter
Zur Schwarzgelbenforsamehrheit titelt der Kommentarschreiberling meiner Provinzpostille,der Fuldaer Zeitung,ein Bürscherl namens Henke:
“Jetzt lacht niemand mehr”
Ich weise gerne auf das Original hin:
“Ich glaube nicht,daß die die damals lachten,heute auch noch lachen!”
Weiterhin frohes Schaffen
lg
April 11th, 2013 at 15:37
@flatter #83 – Ich hoffe, du schätzt das Zerstörungspotential dieser ‘Hochkultur’ richtig ein… es könnte zumindest mühsam sein, die Scherben einzusammeln und neu zusammen zu setzen.
April 11th, 2013 at 15:40
Falls dann noch Scherben bleiben und nicht nur Brösel.
April 11th, 2013 at 16:26
Ergänzung zu 56 und Wat 46:
Avantgarde! Ein Anfang.
https://www.taz.de/!114338/
April 11th, 2013 at 19:25
Die Kommentare zum TAZ Artikel sind ja was von widerlich…
April 11th, 2013 at 19:28
[...] Weiterlesen … [...]
April 12th, 2013 at 11:29
@altautonomer @ll
Bin vorgestern direkt vom Lohnjob aus dem deutschen Gesundheitssystem überführt worden, so waren mir die Gesichtszüge entglitten… verfüge erst morgen über mehr als mein Handy.
Dann bin ich wieder ‘in der Welt’.
April 12th, 2013 at 12:07
Das ist das, was unterscheidet: Wolfgang Lieb sieht nicht nur die “Zeit für eine neue Sozialdemokratie“ gekommen, er zitiert auch noch unkritisch den Begriff “Gerechtigkeitslücke”. Was soll denn das wohl sein? Der Grand Canyon? Oder doch eher eine Propagandablödheit, bei der einem der Kaffe aus dem Gesicht fällt?
Ich frage mich manchmal, aus welchem Beton die Wand links neben den Sozialdemokraten (also auch neben deren Romantikern) gegossen ist, dass sie da nicht durchkommen. Das Bild mit dem Kreidestrich war natürlich noch besser.
April 12th, 2013 at 12:26
@Wat. – Gute Besserung! – was im ‘deutschen Gesundheitssystem’ allerdings nur soviel heisst wie ‘Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit’…
@flatter – Blumendank! ;) Der Knickpunkt bei den Herrschaften ist nach wie vor, dass sie den Neoliberalismus als Krisenursache begreifen. Und nicht als Krisenverlauf.
April 12th, 2013 at 12:39
@Wat. “Dann bin ich wieder ‘in der Welt’”
Dir alles Liebe und auch von mir Gute Besserung! Und ein bisschen raus sein aus der Welt tut ja vielleicht auch mal ganz gut. Lass dir also Zeit und komm’ bitte, bitte ganz schnell wieder. ;-) *lieb drück*
@flatter: Es ist, wie Holzbank neulich mit einem Zitat von Zizek sagte: Das Ende der Welt können sie sich vorstellen aber nicht das Ende vom Kapitalismus.
April 12th, 2013 at 13:24
@Wat.: Ich drücke dir mal beide Daumen.
@flatter: Die nds empfehle ich als ersten Anlaufpunkt eigentlich sehr gerne. Diese Rückfälle – neulich war dort auch ein gar weinerlicher Text von Albrecht Müller zu lesen – nerven mich inzwischen auch immer mehr.
April 12th, 2013 at 13:41
Und das passiert dann, wenn man einem spdler vorwirft, sie seien Verräter. (Die Story dazu gibt’s bei Klaus Baum.)
Mein Vorschlag für den neuen Slogan: Sozial, asozial, scheissegal.
April 12th, 2013 at 18:35
“Und das muss Anlass sein, die Massstäbe bei Zwangsräumungen zu überdenken.”
Nicht dass SPD’ler ? darauf kommt diese zu verändern, im Sinne der Betroffenen, sondern es reicht lediglich dafür diese zu überdenken.
Dabei bleibt es dann auch wohl. Und überall haben wir dann diese Bedenkenträger, aus ihrem Mief aufgeschreckt und mit der grossartigen Attitüde ausgestattet sich genötigt zu sehen, wider Willen, einfach nur zu denken, sondern sie machen aus einer einfachen Geistesanstrengung noch den Pfurz des Überdenkens.
April 13th, 2013 at 10:02
Wieder da. Zwar nur poststationär, aber immerhin…
Blöderweise oder vielleicht passenderweise(?) sind mir links die Gesichtszüge entglitten und bleiben es wohl auch noch – rechts kann ich grinsen wie eh und je.^^
Gar nicht feixen gestaltet das ganze gleichmäßig, aber die Augen können beide sprechen wie immer. Also alles in bester Ordnung. Da keine Viren, Bakterien odda so beteiligt sind, bleibt personenbezogene Macke, die hatte ich immer, aber nun ist es wenigstens gleich (vorläufig) sichtbar.
Unkraut vergeht nicht, da müssen Maschinen kommen, aber keine Ersatzteile ;-)