Roberto schreibt heute über Privatsphäre und die merkwürdigen Ansätze, die der Nutzung des Internets entspringen. Ich traf einmal eine Dame, die beinahe stolz verkündete, sie sei “post privacy” und ob ich wohl noch “privacy” wäre. Ich musste die Frage erst einmal mechanisch verarbeiten, fehlte mir doch spontan die Einsicht in deren Sinn. Dann fielen die Schuppen: Ach ja, Generation Facebook (die ist übrigens altersunabhängig) hat sich ein Label verpasst, um darunter jede Entwürdigung für cool zu verkaufen, die man da im Interesse geschäftseifriger Anbieter mitmacht.
Ein Musterbeispiel für das Management kognitiver Dissonanzen, zumal sich damit obendrein stumpfes Desinteresse, wahlweise völlige Inkompetenz, als fortschrittliche Einstellung zu Markte tragen lässt. Dass es gleich mit “Ich bin” eingeläutet werden muss, spricht Bände: Die postmoderne Lüge ist das “Ich”, weiter kommt das Subjekt gar nicht mehr, um sich vollständig in seinen marktkonformen Untergang einzukuscheln. Früher nannte man das “Verdinglichung”, heute wäre selbst das eine Verharmlosung. Wofür Generationen gekämpft haben – den Schutz der Privatsphäre vor der Macht des Staates – das opfern die Zombies des Kapitalismus willig der Markenbindung.
Stolz auf die eigene Entrechtung
Sie blicken nicht, welche Konsequenzen das hat. Teils reicht ihr Halbwissen dazu nicht, teils verschließen sie willentlich ihre Augen davor. Die Macht der Konzerne über die privatesten Belange der Massen birgt ein Potenzial, mit dem verglichen die Geheimpolizeien autoritärer Staaten Amateurclubs waren. Wie können sie ernsthaft glauben, auf lange Sicht bezweckten die Datenhehler damit etwas anderes als Erpressung? Ist Zuckerberg vielleicht einer von den Guten, ‘einer von uns’? Ist Google eine karitative Einrichtung und Payback der Weihnachtsmann?
Was das große Ganze bislang noch halbwegs rettet, ist die Flut der Daten. So viel kann noch kein Mensch auswerten. Dies ändert aber nichts daran, dass Massen von Einzelnen gläserne Bürger sind, jeder von ihnen berechenbar, erpressbar, manipulierbar. Dass so etwas möglich ist, dagegen haben wir auch in den letzten Jahrzehnten gekämpft, zum Beispiel gegen die Volkszählungen oder die Vorratsdatenspeicherung. Aber wir sind ja “privacy”, was so viel heißt wie gestrig, öde, spießig. Mir kommen diese psychedelischen Narren vor wie Leute, die T-Shirts mit dem Namen des Mafiosos tragen, der von ihnen Schutzgeld erpresst. “Ich bin post legality” ist das Motto. Wenn solche Leute dann auf irgendwelche Rechte pochen, wundern sie sich noch, dass die Antwort ein Stiefeltritt ist.
April 3rd, 2013 at 15:07
Gefunden:
jede Entwürdigung (..), den man da (..) mitmacht
post Legality
April 3rd, 2013 at 15:22
Eine gute Bekannte, Akademikerin und altersmäßig mitten im Leben, überraschte mich vor kurzem mit der Mitteilung, sie habe sich dazu entschlossen, privat den Computer abzuschaffen. Meine Hochachtung!
April 3rd, 2013 at 15:37
Noch gefunden: Ich traf einmal einmal Dame…
Was wir hier aber vor uns haben ist nicht weniger als die finale Verkürzung bzw weitere Selbstreduktion der (Geld-) Monade zur bloßen Made im verwesenden Leichnam eines Gesellschaftssystems… Nein, wirklich gut drauf bin ich heute auch nich…
April 3rd, 2013 at 16:21
Statt “einmal einmal” haben wir nun “einmal einme Dame”.
Das ist ein sicheres Zeichen für den Untergang der Gesellschaft.
April 3rd, 2013 at 16:23
Der Abgrund ist nahe…^^
April 3rd, 2013 at 16:26
Ich bin keine Gesellschaft, es sei denn eine schlechte und war noch nie zu retten.
April 3rd, 2013 at 16:38
Wenn ich mal zusammenfassen darf: der rettende Untergrund naht. Oder wie…?
April 3rd, 2013 at 17:24
[...] [...]
April 3rd, 2013 at 17:28
Grundsätzlich bin ich ja deiner Meinung, aber ein bisschen zu polemisch/pauschalisierend ist mir das dann doch.
Als wenn jeder, ich auch :), der sich auf FB rumtreibt sein ganzes Leben öffentlich machen würde. Den meisten in meinem Bekanntenkreis ist die Problematik durchaus bewusst und bestimmte Lebensbereiche finden Online einfach nicht statt. Ausserdem sind die meisten mit falschem Namen unterwegs. Und nun komme mir keiner mit, man wäre ja über die ip etc. trotzdem zu verfolgen. Wenns danach geht kann man auch direkt meinen Anschluss abschnorcheln und ich dürfe übers Netz gar nix mehr machen.
Und obs nu Facebook ist oder das eigene Blog, ist doch inzwischen alles durchsuchbar und indexiert. Der Unterschied ist minimal imho.
Edit: P.S. Das völlig unreflektierte Post-Privacy-Gesabbel ist allerdings einfach nur dämlich. Da haste Recht.
April 3rd, 2013 at 17:33
Das Ende ist nah, näher als ihr denkt – bald wird Berlin an die Russen verschenkt. Dann drohen Armut und Enteignung und…
Aber ich schweife ab. “ich bin post privacy” – das ist der Beweis, dass es nur auf die richtige Verpackung ankommt, weil es ja keine schlechten Produkte gibt, richtig? It’s not a bug, it’s a feature! Du bist Deutschland, ich bin “post democracy”
April 3rd, 2013 at 17:38
I am too sexy for this blog …
April 3rd, 2013 at 17:42
Meine Fresse, es wird immer blöder:
Es finden durch Überwachungsmaßnahmen keine “überschießend grundrechtsintensiven Eingriffe” statt. Und überhaupt sei dide Trennung von Gehimdienst und Polizei nur so ne laue Soll-Vorschrift.
April 3rd, 2013 at 17:42
Bei Google zB geht es – der arte themenabend brachte das gestern nochmal ganz gut rüber – nicht in erster Linie um große Datenbestände und deren ‘Auswertung für den Menschen’, sondern vor allem um die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Dazu braucht man, wenigstens anfangs, genau diese großen Datenbestände, gerade zB auch das Literaturprojekt. Die ganz unerschrockenen ‘neuro enhancer’ wollen dann auch gleich die direkte bioneurologische Vernetzung bzw Verschmelzung mit dem Menschen. Dem werden dann aber aller Wahrscheinlichkeit nach keine ausgewerteten Daten zur eigenen Beurteilung mehr ‘vorgelegt’, sondern wohl gleich konkrete Handlungsanweisungen… post human sozusagen…
April 3rd, 2013 at 17:44
Oh, die Cloud ist übrigens auch post privacy. Das geht doch in Ordnung so?
April 3rd, 2013 at 17:53
Instant Messaging auch.
April 3rd, 2013 at 17:54
Email auch, ihr Geheimniskrämer. “Post-human” gefällt mir.
April 3rd, 2013 at 17:59
flatter, “down and out in the magic kingdom” haste gelesen oder? ist jetzt nicht gerade weltliteratur, lohnt aber den blick.
ps. ich schick *das teil* morgen aufn weg (die ansage ist auch kleiner arschtritt für mich).
April 3rd, 2013 at 18:03
ach, btw @R@iner: mit was für nem system bist du eigentlich unterwegs? alter informatiker? meine liste an progs wäre nämlich hauptsächlich XP-orentiert. sowas wie meshlab jibbet natürlich auch für linux & mac.
abgesehen davon; mit deinem rumgeprotze neulich (hihi) bezüglich deines backgrounds frage ich mich, ob ich mich zum kompletthorst mache wenn ich dir ne liste gebe.
edith mault/typo
April 3rd, 2013 at 18:09
Um öffentlich durch die Shice gezogen zu werden, bedarf es keiner virtuellen “Gesichtskladde”. Meine übelsten Erfahrungen im Netz habe ich mit dem Leichtsinn gemacht, dass ich mal so etwas Belangloses über mich erwähnte, wie “ethisch motivierter Vegetarier” und “Mountainbikefahrer”. Das war mir eine Lehre. Halte mich deshalb auch hier wegen der permanenten Überwachung durch selbsternannte Bloghygieniker etwas zurück.
Handy hab ich nicht. Payback kenn ich nicht. Kundenkarten besitze ich auch nicht. Eintrag in der Robinsonliste wird immer wieder aktualisiert. Bekomme kaum Werbung, weder draußen im Briefkasten, noch in der Kiste (web ist manchmal penetrant).
April 3rd, 2013 at 18:11
@DasKleineTeilchen: Bitte nicht so ernst nehmen. Mein “Rumgeprotze” resultiert eher aus echt mieser Stimmung, weil momentan eigentlich gar nix klappt. Ich ordne mich eigentlich in die Kategorien “harmlos” und “manchmal nicht ganz doof” ein. “System” ist insofern gut, weil mein Rechner gerade auch noch abkackt. Wechsle aber zwischen Linux und xp.
Wenn Du ein paar Infos rüberwachsen lassen möchtest, dann reicht mir die pure Softwareliste. Was die Proggis so machen, gucke ich mir dann selber zusammen.
Thx in advance.
April 3rd, 2013 at 18:18
@flatter
Du hattest Umgang mit Julia Schramm? Schäm Dich.
April 3rd, 2013 at 19:00
@R@iner: liste erster schwung:
stereoscan (photogrametrie aus stereofotopair):
agisoft.ru/products/stereoscan/
die haben natürlich auch ne vollfassung für 360grad-scans, die is aba teuateua, mir persönlich reicht stereoscan, die einzelmeshes kleister ich dann in meshlab zusammen.
wichtig: photoME zur manipulation der exif-datei der scan-fotos (ohne 35mm
brennweiten-equivalente info in der exif gehts nicht wirklich,
stereoscan, mein ich:
heise.de/download/photome-1147097.html
david:
david-laserscanner.com/
such mal im netz nach der 1.6ger fassung (winkwink), bei der du keine beschränkung der auflösung hast, die sind auch echt abgegangen, erst wars 4free (mit dem anspruch 4free), dann gabs ne meshimplementierung, also free ohne, mit 20,-, dann gabs bei der free plötzlich nur noch scans mit 256×256 pix quellmaterial, dann sprangs auf 50,- hoch und mittlerweile sindse auf 330 hühner. irgendwie dreist. ok vom erfolg überollt, aber trotzdem.
meshlab zum saubermachen & zusammenfügen der einzelmeshes (und tausend anderer sachen), stichwort “glue meshes”:
meshlab.sourceforge.net/
silo zur retopologie falls nötig, ist natürlich auch reines modelling, aber die
retopologie-funktion ist so ziemlich die einfachste händische die ich persönlich kenne, kein problem, da n wasserdichtes mesh zu erzeugen (echt komfortabel gelöst), voll funktionelle trial:
nevercenter.com/silo/
wenns dein rechner hergibt, kannst du einzelmeshes auch in meshlab automatisch re-topologieren (zb Poisson Reconstruction, zu finden unter “filter”)
pixologic sculptris alpha 6 (noch kostenlose z-brush erweiterung,die standalone funktioniert, ähnlich wie mudbox) zur weiterern oberflächen- und formbearbeitung, da fühlt sich n mesh wirklich wie
digitale knete an:
pixologic.com/sculptris/
und naturlement; blender. nerviges interface (jedenfalls für mich), aber open-source & kostenlos und mächtigst mächtig, kann wirklich fast alles
(3dMax für nerds):
blender.org/
um überhaupt mal mit 3D bischen zu spielen, empfehle ich die voll funktionale (jedenfalls wars die 2009-fassung noch) trial von 3Ds Max:
autodesk.de/adsk/servlet/pc/index?id=14642267&siteID=403786
ansonsten gibts ja auf der kommerzschiene noch maya und cinema4D
braucht aber fett ressourcen.
und wie gesagt, die einfachste nummer is die hier (zum probieren reichen ja auch erstmal 20 fodos, das zu scannende modell muss für n gutes ergebnis allerdings viel struktur bzw textur haben, fotos so scharf wie nur möglich):
my3dscanner.com
und noch ne leseempfehlung:
https://www.heise.de/artikel-archiv/ct/2012/11/086_Kopieren-in-3D
kostenpflichtig (tja) aber ziemlich erschöpfend das thema behandelnd.
denke für den anfang reicht das, oder? die liste ist nämlich eigentlich noch viiiel länger ;)
April 3rd, 2013 at 19:07
Lasst euch doch bitte die gegenseitigen Adressen geben!
@Rainer – sie nennen es auch transhuman…
April 3rd, 2013 at 19:09
@DKT: Cool. Vielen Dank!!! Auf David bin ich auch schon gestoßen und blender hat mich schon vor Jahren abgeschreckt. Bestimmt ist der heise-Artikel für mich ein guter Anfang. Danke nochmals.
April 3rd, 2013 at 19:11
hab ich r@ainer doch schon angeboten, kam aber nix. und meine werde ich hier nich posten (postpost-privacy, sie vastehn?).
ausserdem wars das ja auch erstmal *hust*.
@R@iner: kein ding ;)
ach einer noch: blender ist mittlerweile sehr viel logischer aufgebaut und tatsächlich intuitiv wenn man erstmal drin ist.
April 3rd, 2013 at 19:20
Und noch was via fefe; Der grandiose Erfolg beim Abschnüffeln von Emails,
April 3rd, 2013 at 19:22
@DKT: Sorry, das mit der Mail war mir damals entgangen. Hier hilft uns übrigens auf bittenden Zuruf der Meister, sodenn er wohlgestimmt ist.
Tatsache ist, dass ich mich zunächst in das Themengebiet einarbeiten muß.
April 3rd, 2013 at 19:24
ach kieka mal, was mir n galerist geschickt hat:
deutsche-bank-kunsthalle.de/kunsthalle/aktion.html
sich mal wieder n alibi als “kultur-förderer” erschleichen.
arschlöcher!
ja sorry, schon wieder OT.
April 3rd, 2013 at 19:29
Nix OT, Arschlöcher sind immer Thema :-P
April 3rd, 2013 at 19:34
Was der Zypresse ihr Russenmikado, ist der Holländerin eine seltsame Koinzidenz falsch angezeigter Kontostände in mindestens zwei Banken. Ich finde diese Welt von Tag zu Tag lustiger. (Die Quelle ist meine Freundin Fox News.)
April 3rd, 2013 at 19:41
22: Anarchisten tauschen Herrschaftswissen aus? Isch lach meshlab!
April 3rd, 2013 at 19:45
Fox News…Haste den Tipp von den Men in Black? “Rabo” heißt übrigens “Schwanz” auf spagnolisch.
April 3rd, 2013 at 20:37
@altreifenhändler:
herrschaftswissen? nö, ick zieh hier nur softCrackWare-mässi nich vom leder damit der hausherr kein stress mit der sog. obrigkeit bekommt. wat hatn dit mit bzw nich mit anarchismus zu tun? solln dette jezz? oder meenste den OT-fachidiotismus?
April 3rd, 2013 at 21:25
Letzteres. Soll ich ma vonne MTB-Komponenten anfangen? Fastehsse auch nix.
Gruss vom IT-Analphabeten.
April 3rd, 2013 at 21:43
sorry mann, ich war verwirrt %/. und MTB-kompis is mein wissen ausn 80gern. völlisch unbeleckt bin isch da aber ooch nich. und vonne IT hab ick wie du keinen schimmer, spezieller wie oben gehts eh nich. um dich aufzuklären, ging um dette hier:
https://archiv.feynsinn.org/?p=17651#comment-70394
du warst doch ooch in dem thread unterwegs?
April 3rd, 2013 at 21:52
@ Peinhardt #13
Deine grundsätzlich negative Einstellung zum post/transhumanismus teile ich dezidiert nicht. Diese Konzepte können durchaus auch ohne kapitalistische Ausbeutung und staatliche Überwachung implementiert werden, was natürlich ihre unbedingte Verhinderung unter besagten Bedingungen impliziert.. Wer will schon für 70+X Jahre auf bioware angewiesen sein, wenn die potentielle Unsterblichkeit im Silikon/Graphen/Quantencomputer nur ein paar Jahrzehnte weiterer Anwendung des moorschen Gesetzes entfernt ist?
April 3rd, 2013 at 23:17
da hilft nur eins: schreib weise, der feind liest mit.
April 3rd, 2013 at 23:20
Neulich entblödete sich ein sogenannter Zukunftsforscher vor mir zu sagen, dass in Zukunft immer mehr kostenlose Dienste verfügbar wären, man würde dann mit seinen Daten bezahlen, Daten wäre die neue Währung.
Die Zahlungskette von Diensteanbieter->Werbekunde->Endkunde hat er nicht verstanden. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass ich mit werbefinanzierten Diensten erst
a) meine privaten Daten loswerde
b) dann noch bescheuerte Werbung angucken muss, um mich manipulieren zu lassen
c) und dann noch anschließend die Dienstleistung im Laden zahle, indem ich ein Bier oder so kaufe.
Das hat bei ihm irgendwie kognitive Dissonanzen ausgeläst glaube ich, weil seine zentrale These im Arsch war.
April 3rd, 2013 at 23:48
ich kaufe prinzipiell nichts, wofür sie im TV werbung machen.
April 3rd, 2013 at 23:54
>>Was das große Ganze bislang noch halbwegs rettet, ist die Flut der Daten. So viel kann noch kein Mensch auswerten.<<
Eben nicht, sowas macht eine Datenbank, die was auf sich hält, automatisch. Gegen Aufpreis, versteht sich! Nennt sich dann Data-Mining.
Dabei wird die Datenflut einfach nach Auffälligkeiten durchforstet und dann Abhängigkeiten zu anderen Auffälligkeiten gesucht. Etwa sowas wie: Beim Websurfen ständig auf Verschwörungsblogs unterwegs, zugehörige 2. Auffälligkeit: Der Großteil dieser Verschwörungssurfer ist über 45.
Welche Schlüsse daraus auch immer gezogen werden, es ist imho erstmal unerheblich, ob die wahre Identität der User bekannt ist oder nicht.
Und niemals nie geh ich zu dem Zuckerberg sein Netz, und wenn er mir den Berg Zucker direkt in mein Arsch bläst – nichtmal dann, wenns Würfelzucker wär!
April 3rd, 2013 at 23:55
@klaus baum: Um das ausschließen zu können, müßte ich erst Werbung im TV schauen… Daß etwas im TV beworben wird, merke ich also ‘frühestens’ im Laden, wenn da der entsprechende Aufkleber draufpappt. Hat bei mir dann so etwas wie einen Aha-Effekt.
Edit: Wie jetzt, immer mehr 45+ gehen zu Facebook? Menno, das war bisher immer meine Ausrede, wenn mir nicht nach lamentieren war, daß ich für so was schon zu alt bin. Meine ‘Süßen’ auf der Arbeit haben das so bisher akzeptiert^^
April 4th, 2013 at 00:01
[...] Quelle: Feynsinn — Ich bin post privacy [...]
April 4th, 2013 at 00:59
@artikulant: Aber die Parameter, nach denen die etwas ausswerten, sind reiner Voodoo. Ich kenne mich ganz gut aus mit “Targetting” für Onlinewerbung. Diejenigen, die wissen, was sie da tun, wissen, dass das nur für Verkaufsgespräche taugt und dass sie da reichlich Schwachsinn verzapfen.
April 4th, 2013 at 02:17
@flatter:
Ja, was Intelligentes ist aus Marketing imo sowieso noch nie entstanden. Gerade darum könnte so ein Marketing-Fuzzi zB. aus Obigem schließen:
1. Besuch von Verschwörungsseiten
2. Mehrheit ist über 45
Es muß sich um Menschen handeln, die denken, der Grund ihrer Beziehungsprobleme muß eine Verschwörung sein.
Müll mer die mal etwas mit Datingangeboten a la Elitepartner zu. Und a bisserl Viagra-Spam kann auch net schaden…
Wollte damit nur ausdrücken, daß ich mich so gut es geht weigere, in welcher Art auch immer ausgewertet zu werden. Gibt sowieso schon genug die mit meinen Daten ohne mein Wissen ihre Geschäfte machen. Und beim Zuckerberg gehts ja nur um Geschäft hab ich mal wo gelesen.
April 4th, 2013 at 02:25
OT: sind unter den Lesern hier auch Anwälte oder andere Rechtsexperten? Lizenzrecht etc?
April 4th, 2013 at 07:53
Die Mitglieder bei Facebook müssen erkennen, dass sie nicht die Kunden von Facebook sind, sondern das Produkt. Facebook lockt sie, um an Daten zu kommen, welche dann verkauft werden. Das Geld wird also mit den Daten gemacht und nicht damit, dass man kostenlos den Service nutzt.
April 4th, 2013 at 08:39
@Salvador #36
Sagen wir mal so – die Implikationen kommen mir ein bisschen mächtig vor für ein ‘Subjekt’, das nicht mal sein eigenes Wirtschaftssystem kapiert. Und das ‘altersweise’ Genöle eines Helmut Schmidt ertrage ich auch nicht noch ein paar hundert Jahre. ;)
April 4th, 2013 at 09:27
Implemtieren kann nur ein Dritter…
… ich nenne ‘den’ dann Staat.
April 4th, 2013 at 10:55
postprivacy. Ein eleganter Ausdruck. Hab ich zwar noch nie gehört, allerdings kann ich es mir gut vorstellen wie adäquate Subjekte enthusiastisch davon reden. Es scheint sich ein sonderbarer Geisteszustand zu festigen, der aus einer bestimmten Balance aus einer Weltanschauung, die im Zentrum die Beschäftigung mit Trends aller Arten hat, einer allgemeinen enthusiastischen Grundstimmung und darauf angepassten partikelhaften Gedankenlängen.
Es scheint in der Tat so zu sein, dass die Seichtigkeit eine bislang nie dagewesene Pluralität aufweist. Sie scheint so groß zu sein, dass die Latte, ihr zu widerstehen, um einiges höher gelegt wurde und zahlreiche Resistente dann doch es belassen und sich unterhalten. Eine sonderbare Spannung. Viel wird allseitg abverlangt, die eigene Lust hat wenig Raum zum Ausleben. Wo sie es hat, da lauern gewissermaßen unzählige, ja überbodernd viele vorgefertigte Sets an Belustigung. Es ist verständlich, dass da viele erleichtert reinklatschen und dann von Dingen wie Postprivacy reden. Auch die erwähnte Postlegality ist vorstellbar. Vielleicht in kleineren Zonen, neue Kolosseen als Arbeitsgelegenheit für Lohnarbeitslose.
Man kann es auch so sehen: die Welt der Subjekte wird einfältiger. Im Grunde gibt es nichts mehr zu verbergen, in allen west dasselbe Belangslose. Mehr oder Weniger. Wen sollen Milliarden Fotos der eigenen Körper, die Bekanntmachungen aus dem je eigenen Hamsterrad denn besonders interessieren? Der eine wirft mit Farbkübeln um sich und twittert seine je aktuelle Färbung, die andere informiert, dass die Sauna heute zu heiß gewesen sei und veröffentlicht ein Foto davon. Er zeigt seine neue Küche her, die ohnehin mindestens in weiteren 2000 Küchen steht udn dort wird kund getan, dass irgendwas gefällt. Was kommt denn hier heraus unter dem Strich? Subjekte mit komplexen Gebilden, die viele menschliche Eigenarten relational in sich vereinen, Größe und Kleine, Scham und Schamlosigkeit, Schnelle und Langsamkeit, erfahrene Geschmacksblütenformen, eigene und fremde Gedankenketten, vielschichtige Gefühlsgewebe, Großherzigkeit und Erfahrensvielfalt, die Gemächlichtkeit mehrtausendjähriger Tugenden, die Bestand haben, auch wenn sie zig mal von einer Trendfarbe übertüncht werden, die beim nächsten Regen ohnehin wieder weggespült wird usw. sind ja nicht die konstruierten Subjekte der seichten Warenwelt. Hinter ihrem Schein ist ja bekanntermaßen nur die Leere oder sonst die ausbeutenden Strukturen. Warum soll dies bei Menschen anders sein? Der Zugriff auf die klassisch Seele genannte operative Einheit eines jeden Menschen ist unvergleichbar groß heute. Die Seelen sind Produkt, sie sind Ware. Oder zumindest sind sie früh und immer früher vergeklebt geworden mit warenförmigen Seelenschablonen und sind nun heute jene. Wer in sich jedoch Exoprodukthaftes bemerkt hütet einen Schatz. Wem nach Abzug seiner eigenen Produkthaftigkeit von sich, seiner Entfremdung in Arbeit und Freizeit von sich, seiner Verhaltenstrias des Konsumieren-Gebrauchsgenießen-Wegwerfen von sich, wem dann noch etwas Erkennbares übrigbleibt von sich und er die Angst der Leere längerhin ertragen kann, der hat gefunden etwas Besonderes.
Das Band zum Ernst schwindet, der Drall in die Präfixierung aller Dinge mit ‘post’ zeitigt auch viel ‘prä’. Der Mensch entflieht seiner eigenen Gegenwendigkeit nicht. Er ist sie.
April 4th, 2013 at 11:09
OT: Telepolis – Bricht das Lebensversicherungssystem zusammen?
«[..] Noch einmal: Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass das kapitalgedeckte Lebensversicherungssystem kollabiert?
Tobias Klostermann: Hundert Prozent.»
April 4th, 2013 at 11:20
Mir wird schlecht.
Alternative für Deutschland!
Warum schlecht?
Ich höre schon die edlen und humanen linken Gutmenschen, die hier den Faschismus wittern, ja, die öffentlichen Medien haben dies schon dem Volk in aller Deutlichkeit mitgeteilt
Was will diese (zweifellos) konservative und (zweifellos) neoliberale Bewegung:
• Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
• Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.
• Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen. Jedes Volk muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen.
• Wir fordern dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto blockiert.
• Wir fordern dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.
Was wäre da falsch?
Und zur Erinnerung – zum Vergelich:
Wann haben die Linken etwas erreicht, wenn sie sich zB mit der SPD solidarisiert haben.
Wann lernen die “Linken”, dass man taktisch und strageisch handeln soll, dass nicht die Grundprinzipien sondern die Ergebnisse entscheidend sind.
April 4th, 2013 at 11:49
Was daran falsch ist? Edit: Sorry, die Frage war: Was wäre daran falsch.
Trotzdem – Alles.
Es fehlt für diese Forderungen jegliches Wissen, was Kapitalismus ist, was und ‘wer’ Staat ist…
… im besten Fall sind das naive Forderungen von Kleingeistern, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen – denen der kleine ‘Geldsack’, der zu Lasten aller lebt, ein anderer ist als der große ‘Geldsack’, der zu Lasten aller lebt.
Intuitiv wissen sie vielleicht, daß sie selbst ‘Geldsack’ sind und das soll schließlich so bleiben^^
April 4th, 2013 at 12:06
Wo den Einzelnen – mangels Bewusstsein – alles nur als Funktion scheint aber keine Bedeutung mehr hat, ist halt auch das politische Gemeinwesen, welches durchs Streben nach Prinzipien, nach Transzendenz gekennzeichnet war, zum Erliegen gekommen. – Was soll da noch die Auflösung des Gemeinwesens hindern zum kybernetischen Konstrukt, das alleinig algorithmischen Ablaufprozessen zur Effizienzsteigerung gehorcht?
An Stelle des Staats würden dann lediglich Normen rücken, aber nicht als Ausdruck eines Souveräns, sondern um Entscheidungen abzunehmen, die ohnehin nur kostenaufwändige Reibungsverluste im Geschäftsablauf darstellen.
@Wat. #48, den Staat könnten wir schneller loswerden, als du denkst, allerdings auch anders, als wir evtl. uns das hoffen.
Dystopien sind preiswert heutzutage. Zugreifen! Jetzt!
April 4th, 2013 at 13:30
… ist dann immer noch ein Dritter, der über uns bestimmt, auch wenn Du daß dann nicht Staat nennen magst ;-)
April 4th, 2013 at 13:57
Nee, Wat., dann gilt das vollends entfesselte Konkurrenzsubjekt, macht einen auf Plünderungsökonomie und ‘beweist’ Hobbes im nachhinein…
April 4th, 2013 at 14:08
flavo 49: Die Skandalisierung des Banalen und Trivialen simuliert ein ereignisreiches Leben.
April 4th, 2013 at 14:55
Was mich in den letzten Tagen am meisten erschreckt hat ist, daß IBM mit der Individualisierung der Masse auch noch Werbung macht, es als toll verkauft, daß dank IBM-Technologie jeder einzelne in der Internet-Masse individuell mit Werbung bombardiert werden kann… und individuell verfolgt wird *grusel*
April 4th, 2013 at 15:04
Huijh, was alles so möglich ist:
https://www.sueddeutsche.de/kolumne/werkstattbericht-zu-offshore-leaks-wie-computer-forensik-das-offshore-system-entschluesselte-1.1640079
(von 14:44)
April 4th, 2013 at 15:13
@Reinplatzer @Peinhart
Ich denke, ich brauch Euch nicht sagen, daß ein schlechter Staat besser ist als gar keiner, so lange die Reproduktion(-sbedingungen) einen ‘verlangen’.
Aber noch weniger muß ich Euch wahrscheinlich sagen, daß ich nicht über mich bestimmen lassen will, wen auch immer.
… und solche Reproduktion ist möglich!
April 4th, 2013 at 16:16
Nicht nur das, sie ist nötig. Ich hatte zwar nie ‘meinen Frieden’ mit diesem System gemacht, hatte mich aber lange auf einen ‘Bitte, ihr wollt es ja offenbar nicht anders, und ich werde mich schon irgendwie durchmogeln’-Standpunkt zurückgezogen. Jetzt wird aber nicht nur das ganz persönliche ‘Durchmogeln’ immer schwerer, es droht auch schwerwiegende gesellschaftliche Unbill. Früher war ‘Revolution’ nur möglich, heute ist sie notwendig.
Dazu habe ich ehrlich gesagt noch keinen wirklich neuen Standpunkt gefunden, was das alltägliche Handeln angeht. Nur ‘widerständig’ zu sein, reicht längst nicht mehr. Aber was bringt es, alle am Kragen zu packen und durchzuschütteln? Darf man das, muß man das? Und ja, der alte Standpunkt war bequem. Vergleichsweise…
April 4th, 2013 at 16:53
Sehe ich ähnlich. Soll das, was zu organisieren ist, nicht bloß Abwicklungsgeschäft werden, worin Fragen nach der Legitimität gegenüber funktionalen Kriterien der Effizienz einfach obsolet werden, dann brauchen wir einen Systembruch.
Nur um ein mir wichtiges Bsp. zu nennen: Es ist ja längst so, dass im öffentlichen Diskurs H-IV eine Frage der Optimierung provoziert, aber längst nicht mehr die Infragestellung des ganzen Systems, das H-IV hervorgebracht hat. Letztere Infragestellung provoziert hingegen mehr und mehr Unverständnis.
*btw* Die Linke hat sich spätestens mit ihrem Koalitionskonfetti von der Hinterfragung des Prinzips ja auch längst verabschiedet.
April 4th, 2013 at 17:10
@Peinhart
Nein, außer mit Worten ‘darf man’ das nicht!
… jedenfalls nicht, wenn Du nicht in die gleiche Scho…se reiten willst. Oder willst Du das? Vielleicht reicht Dir ja (vorläufig), daß die Verteilung anders geregelt wird.
Mir definitiv nicht – und darum rufe ich nicht nach Revolution. Auch nicht nach der in Tüddelchen.
… da ich dann noch mehr erklären müßte, nämlich, daß, wenn ich das Wort jetzt gebrauche, damit keinesfalls eine gewaltsame Auseinandersetzung gegen den Staat mit militärischen Mitteln meine.
Wir sind zusammen die, die alles herstellen können, was wir brauchen – tuen wir es – für uns – und gemeinsam.
… Wenn wir das wirklich für uns tuen wollen, können wir dabei keinen Staat und auch keine Räte gebrauchen, die uns sagen, wie wir das machen – denn dann tuen wir es (wieder) nur für sie (also wenige andere).
Edit @Peinhart, @Reinplatzer: Vielleicht ‘gelingt’ es Euch ja einen persönlichen Standpunkt zu finden, der jeden, aber auch wirklich jeden materialistischen Ansatz von Lohnabhängigen und Besitzlosen unterstützt und nicht für Reformduselei hält.
… Dann willkommen im Club der Revolution, odda so.
April 4th, 2013 at 17:51
Ach Wat. – natürlich mit Worten. Aber wie weit darf man, wie weit muß man gehen? Wieviel darf ich anderen zumuten, wieviel mir selbst? Und nennen wir es meinetwegen Transvolution, aber im Hier und Jetzt mal eben einfach so ‘gemeinsam machen’ ist nicht, selbst wenn man die Leute zusammenbekäme. Und Räte sind für mich auch immer noch Beauftragte, keine ‘Aufträger’.
April 4th, 2013 at 18:08
@Wat. #52: “Wir sind zusammen die, die alles herstellen können, was wir brauchen – tuen wir es – für uns – und gemeinsam.
Dein “Wir” hat womöglich gar keine Konsistenz mehr. Und womöglich führt die Entwicklung zu seiner steten Auflösung dazu, dass unter “Wir” nichts anderes verstanden wird, als der synergetische Effekt zur affirmativen Selbsterhaltung.
Womöglich zeichnet #53 ein viel dunkleres Bild, als es mit einem “Wir” gegenzuzeichnen. Nämlich der Frage, ob damit die Bedingungen der Möglichkeit von “Wir” nicht selber verlorene Geschichte wären.
April 4th, 2013 at 18:16
@Reinplatzer: Es muß erst (wieder) ein “Wir” werden (dürfen), auch über ‘Reformkäse’.
@Peinhart: Halte den anderen für mindestens so schlau wie Dich selbst und vor allem alle anderen zusammen für schlauer als Du selbst je werden kannst ;-)
Btw. Räte sind dann keine feste Instanz und nur Beauftragte, wenn sie von ‘unten’ freiwillig gewählt werden, weil etwas grad nicht anders zu wuppen ist. Das schließt ein, daß ‘unten’ nicht nur sagt: diese oder jene Person will ich nicht (mehr) im Rat sehen, sondern: wir wollen jetzt gar keine Räte mehr, wir kriegen das so.
Diese Variante von Räten gibt es erst nach einem “Wir”.
Durch Räte kommst Du zu keinem “Wir”, nur zu einem neuen Oben und Unten.
@Beide
“Wir”… Parteibildungsprozeß… das Dingens, was sich so nennt, aber keiner Rechtsform Partei bedarf^^
April 4th, 2013 at 18:24
@Reinplatzer – danke, dass du meinen Nachtgedanken noch eine Schattierung schwarz hinzufügst. ;) Aber du hast recht – je länger dieser Mist noch irgendwie am Laufen gehalten wird, um so wahrscheinlich wird auch das. Die pathologische Persönlichkeit wird ohnehin immer gefragter: “Eine internationale Studie will herausgefunden haben, dass selbstverliebte CEOs ihre Unternehmen nach vorn bringen” – Quelle Während für ‘unsereins’ die Chancen immer größer werden, in der Psychatrie zu landen…
April 4th, 2013 at 18:35
“Die Politisierung und Radikalisierung der Menschen findet in den kollektiven Erfahrungen statt – den »kleinen« Kämpfen und den Massenmobilisierungen. Wer Gesellschaft verändern will, muss in diesen kollektiven Erfahrungen agieren und dazu beitragen, sie zu schaffen. Die Beteiligung von radikalen Linken mit praktischen Protesterfahrungen kann hierbei helfen – aber nur dann, wenn die AktivistInnen nicht versuchen, den aufkeimenden Bewegungen ihre Praktiken und Identitäten überzustülpen, sondern wenn sie sich darauf einlassen, das Neue gemeinsam zu entwickeln.
Weltweit sind Selbstorganisierungsformen entstanden oder gestärkt worden, die nach Kontrolle über das eigene Leben streben. Fast überall geht es primär um die Verteidigung des Rechts auf einen Zugang zu grundlegenden Ressourcen: Wohnraum, Wasser, Gas, Strom, Gesundheitsversorgung und Bildung. Das Prinzip in allen Kämpfen ist, dass sie die Erfüllung der Bedürfnisse als ein kollektives Recht verstehen. Ansätze solcher Kämpfe gibt es auch in unseren Gefilden, wie etwa die gerade entstehende Bewegung gegen Zwangsräumungen in Berlin oder die Flüchtlingsproteste in Deutschland und Österreich.
Wer die Luftgitarren-WM gewonnen hat, ist deshalb noch lange nicht in der Lage, ein mitreißendes Rockkonzert zu geben.”
aus ak 581: https://www.akweb.de/ak_s/ak581/09.htm
April 4th, 2013 at 18:36
@Wat. – das Problem, über ‘Reformkäse’ ein ‘neues Wir’ herstellen zu wollen, liegt ua darin, dass da vor allem vorstrukturierte ‘Interessen’ zu vertreten sind, eben zB die der ‘Lohnabhängigen und Besitzlosen’. Das stellt die Struktur aber gerade nicht in Frage, sondern stärkt sie.
April 4th, 2013 at 18:37
@ Wat.: Sorry, dass ich da jetzt so reingrätsche, aber in meinen Augen gehen deine Einwände voll an dem vorbei, was sowohl Reinplatzer als auch Peinhart schrieben. Und dass du den beiden dauernd eine Art intellektueller Überheblichkeit unterschieben willst, macht es nicht besser.
Wären alle klug genug und v.a. – was ich für viel wichtiger erachte – bereit, sich mal mit dem auseinanderzusetzen, was um sie herum ist, und zwar auf reflexiver und nicht rein funktionaler Ebene, dann wär vllt alles anders. Ist es aber nicht. Und wenn sich der Frage nach dem Grund dafür die Spekulation anschließt, dass die soziale Grundlage sich evtl. schon zersetzt haben könnte, sofern es sie jemals gegeben hat, dann finde ich das durchaus bedenkenswert. Auch wenn mir der Gedanke ganz und gar nicht gefallen mag.
Noch eine Anmerkung zum Thema “bereit sein zur reflexiven Auseinandersetzung”: das Äußerste, was ich einem Menschen, der partout jeglichem Hinterfragen und Nachfragen meinerseits ausgewichen ist, entlocken konnte, war “ich habe keine Lust, mich damit zu befassen, am Ende schaffe ich das alles nicht mehr”. Dieses Eingeständnis finde ich schon enorm, wenn es den meisten, denen ein Kopf zum Denken gegeben ist, jedoch so geht, dann sehe ich nicht, wie sich irgendwas ändern soll. Wenn das Dach in Flammen steht, ist den meistens, die ohnehin schon keinen Sinn und keine Muße zum Nachdenken haben, vermutlich noch sehr viel weniger danach zumute.
Edit OT: @ altautonomer: Danke für den Link neulich ;) Ich hab ihn vorerst in den Lesezeichen geparkt, häng z.Z. mit dem Lesen etwas hinterher. Hab den wesentlich kürzeren Verriss bei Kritik und Kunst mit einem Auge überflogen und hab mir schon bei der Vorschau, die ich vor einiger Zeit gesehen hatte, sowas in der Art gedacht. Glücklicherweise bin ich gar nicht erst in die Verlegenheit gekommen, mir den Schinken anzutun.
April 4th, 2013 at 18:43
Haste Kapitalismus ‘kapiert’ oder nicht @Peinhart?
Dadurch wird keine Struktur verstärkt, die ist nämlich soweit inne Dutten, daß die gar nicht mehr so reagieren kann, um alles wieder zu beruhigen… aber zusammen sind Menschen dann gegen etwas vorgegangen, was ihnen an diesem System (momentan) nicht gefällt.
Und wenn Menschen zusammen gegen das eine “etwas” vorgehen können, können sie es auch gegen ein anderes – und niemand käme gegen so eine Wand an.
… Halte Menschen nicht für doof, sorry.
Daß sie das hier noch nicht wegwerfen wollen, ist der tatsächliche Beweis, daß sie materialistisch noch mit klar kommen.
… und daß sie das können, siehst Du, wenn Du die Augen aufmachst.
Hartz4 ist Schei…benkleister, aber ich verhungere nicht, odda so.
Wie lange kann das in welcher Höhe noch gezahlt werden?
Wann greifen Menschen zur Selbsthilfe – und alleine kann das keiner…
April 4th, 2013 at 18:51
@Amike: Wenn Dir Dein Dach in Flammen steht, muß das der andere nicht so sehen und nicht so empfinden und das hat nicht unbedingt was mit Dummheit, Faulheit und fehlender Reflexivität zu tun.
Wie lange hast Du gebraucht, um Widersprüche zu finden. Wodurch hast Du sie gefunden. Wodurch ich.
Und weil Du und ich nun welche gefunden haben, müssen das alle anderen auch – das ist für mich intellektuelle Überheblichkeit.
So wie sie es auch ist, daß “die ja nicht wollen”.
Was macht ‘Ihr’ denn – welche Lösung habt ‘Ihr’ denn.
Btw. mir war mal nach “Platzen”.
April 4th, 2013 at 19:00
@ Wat.: Was macht ‘Ihr’ denn – welche Lösung habt ‘Ihr’ denn.
Damit kann man ja schonmal jegliche Reflexion sehr bequem abwürgen. Wenn der Frage nicht auf dem Fuße eine Antwort folgt, ist sie es nicht wert, gestellt zu werden? Na, dann brauchen wir wohl doch noch ein paar Bänke auf diesem besagten Friedhof, wird meinem Empfinden nach langsam voll dort :P
Und Kritik ist nicht gleich intellektuelle Überheblichkeit. Das Unterstellen selbiger ist allerdings ein beliebtes und auch wirksames Mittel, Kritik abzuwürgen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas tatsächlich deine Intention ist, deswegen hau ich dich da auch so fies von der Seite an.
Und sowohl ich als auch einige andere hier, sofern ich sie da richtig gelesen habe, stellen sich ja gerade diese Fragen: wie sie selbst zu ihren Widersprüchen gekommen sind und wie andere auch dazu kommen könnten. Etwas vorsichtigere Lektüre dessen, was z.B. Peinhart schreibt, würde da m.E. gut tun.
Und platz ruhig ein bisschen, dann wird es wenigstens nicht langweilig :)
April 4th, 2013 at 19:09
@Amike
Mir geht das einfach auf den Sender, selber nicht den Ansatz von Handeln zu haben (es jedenfalls zu sagen und nur das kann ich hier lesen), aber sich beschweren, daß andere ihn auch nicht haben.
Im Gegenteil alles was wenigstens Spinnitisieren über “wie kämen wir zu einem anders”, gleich mal damit abzuwürgen, daß das ja eh keinen Zweck hat, weil…. (hier kannste Dir jede friedhofsbanktaugliche Begründung zu malen)
Und @Peinhart schreibt mE immer nur was alles gemacht werden müßte, aber so und so nicht geht, weil ‘die’ das ja nicht wollen.
… und @Reinplatzer fängt schon genauso an.
Bitte – macht das. Sagt, wann ich den Kranz bestellen soll.
Edit @altautonomer: Du überrascht mich (angenehm). Danke.
April 4th, 2013 at 19:13
@wat.
treffend. kann ich gerade so unterschreiben.
April 4th, 2013 at 19:22
@Wat. – Ich meinte Denkstrukturen, nicht ökonomische. Die ökonomischen sind schon lange ‘in Dutten’, aber die Denkstrukturen verhindern immer noch, dass das wirklich ‘bewusst’ wird. Wir wissen doch selbst ganz gut, wie hartnäckig die sind… die sind härter als die ökonomischen. Und mit ‘Reformkäse’ kannst du zwar gegen etwas vorgehen – und das ist auch weiterhin nötig – aber die Gefahr ist groß bzw kaum zu umschiffen, dass du dabei genau in den immanenten Strukturen argumentieren musst, die doch gerade zu überwinden wären. Und sie natürlich dadurch auch stützt und ‘reanimierst’.
April 4th, 2013 at 19:25
@ Wat.: An der Stelle fehlt mir aber eine wichtige Differenzierung – sich über die fast schon komische Ignoranz der meisten Zeitgenossen von Widersprüchen, die dieser unserer Lebensform zueigen sind, auszulassen ist die eine Sache. Je nachdem, wie das formuliert ist und wie weit es geht, kommt da eine brauchbare Kritik dabei rum oder halt eher nicht und nur ein bisschen Rumgemaule. Eine andere Sache ist, anderen vorzuwerfen, sie hätten keine Handlungsalternativen vorzuweisen. Ersteres habe ich hier durchaus schon gelesen, Letzteres eher nicht, zumindest nicht bei deinen beiden Pappenheimern.
Wenn du hier so reichlich den Ratschlag verteilst, man solle andere nicht für dümmer halten, als sie tatsächlich sind, dann bitte ich dich, das auch selbst zu beherzigen und Beiträge nicht so verkürzend und gebrochen darzustellen, dass deren Gehalt verloren geht, um dann auf ihnen herumzureiten. Das erinnert mich total an furchtbar anstrengende Diskussionen, in denen mir erklärt wird, was das Problem mit “euch Linken” sei, diese angeblichen Positionen dann auseinandergenommen werden und ich dann den Rest der Unterhaltung damit verbringe, klarzustellen, dass ich aber auch nichts, was mir da so als “links” und somit mir zueigen unterstellt wurde, so sehe oder vertreten würde.
April 4th, 2013 at 19:28
@Amike: Ich habe @Peinhart beim Wort genommen, seinem eigenen, schriftlich fixiert in diesem Thread…
… such Dir was besseres ;-)
@Peinhart: Wenn das Handeln das Denken bestimmt (ja, um die Dialektik weiß ich), dann kann sich ein Denken nicht mehr (lange) halten, wenn das Handeln dazu nicht mehr ‘haltbar’ ist.
April 4th, 2013 at 20:01
wieso, geh doch auf facebook und schreib bei politischer gesinnung: cdu.
religiöse überzeugung: HAIL SATANAS
als ob das jemanden auffiele^^
April 4th, 2013 at 20:23
Mal kurz aus dem Lohnjob heraus eingeworfen: Logisch sollte man die Leute nicht für dümmer halten als sie sind. Wenn ich das aber als Befehl lese, sie für klüger zu erklären als sie sind, kann ich mich dem nur verweigern. Es gibt viele Menschen, die zu dumm sind für vieles. Dieses Problem gehört zur Realität. Daran vorbei zu romantisieren, ist unklug. Eines ‘unserer’ größten Probleme besteht darin, dass andere solche Dummheit fördern und nutzen. Für mich wird das wie das Amen in der Kirche zum strategischen Dilemma: Was mache ich mit denen, die nicht aufzuklären sind? Warten auf ein Wunder? Sie den Rattenfängern überlassen? Sie selbst manipulieren?
Oder, um es mit den Worten einer Freundin zu sagen: Never underestimate the power of stupid people in large groups!
April 4th, 2013 at 20:35
@flatter: Du machst mit denen gar nichts… oder doch, aber dann bist Du der neue Diktator ;-)
Zu sagen, den anderen für mindestens so schlau zu halten wie mich selbst, bedeutet, den anderen als gleichartig zu betrachten, derjenigen weiß dafür Dinge, von denen Du (noch) keine Ahnung hast, resp. ich (noch) keine Ahnung habe.
Was definitiv so ist und mE nicht mit “Romantisieren” zu tun hat: Alle anderen zusammen sind schlauer, als Du allein je werden kannst.
Btw. Du wirst ‘unser’ Problem nicht damit ‘lösen’, daß Du dem anderen sagst, daß er dümmer ist – machs schlauer – nicht das ihm Sagen – das Tun. Das kapiert jeder, wenn es (für ihn) tatsächlich(!) besser ist – und diese Entscheidung trifft er selbst und allein. Sonst ist es keine (freie) Entscheidung, die für eine freie Gesellschaft mal unabdingbar nötig ist.
April 4th, 2013 at 20:50
Wenn ich mit ein paar Jungs, die Knüppel schwingen können, um die Häuser ziehe, bin ich ebensowenig ein “Diktator” wie wenn ich Strategien entwickle um Leute auf meine Seite zu ziehen, indem ich ihnen komplexe Sachverhalte so darlege wie sie es zu meinem Vorteil hören sollen. Das muss nicht einmal falsch sein, was ich dabei erzähle.
Du macht dir die Welt zu einfach.
April 4th, 2013 at 20:53
Na, dann ist ja gut, wenn ich mir die Welt zu einfach mache, brauchen wir ja nicht weiter darüber reden, was wir tatsächlich tun können…
April 4th, 2013 at 21:02
Wir bräuchten an der Stelle jemanden, der sich mit der soziologischen Interaktion in Gruppen beschäftigt hat. Womöglich käme dann dabei heraus, dass sich immer bestimmte Konstellationen herausbilden, die Einzelnen eine normative oder emotionale Führerschaft zugestehen, während ein großer Teil aus Mitläufern besteht, die sich einzurichten versuchen und keine bestimmenden Positionen einnehmen möchten. Das ist nicht systembedingt, sondern umgekehrt dessen Grundlage.
Nur mal so angemerkt. Und ich bin bestimmt niemand, der das Wort vom “Michel” in seinen Gedanken oder Reden führt.
April 4th, 2013 at 21:03
Ich meinerseits rede fröhlich weiter und frage mich weniger fröhlich, was andere machen, während wir etwas machen. Wenn die nämlich mehr Erfolg haben mit den bösen Strategien, reicht es nicht, nur gut zu sein. Dann muss man verdammt gut sein und sich niemals unter Problemen wegducken, die einem auf dem Weg begegnen. zum beispiel zu allem entschlossene Deppen. Die gibt es nämlich da draußen.
April 4th, 2013 at 21:22
@flatter, dazu müssen wir aber erstmal was machen, sonst machen andere in jedem Fall, weil ‘Du’ gar nicht bist, weder gut noch schlecht.
@R@iner, das ist die Dialektik vons Janze. Warum sollte in einer Gruppe nicht wer eine Perspektive aufzeigen, das geht mE tatsächlich überall so – aber obs die anderen annehmen, als sich einrichten können, ist eine andere Sache.
Und ob sie sich dann auch weiter nur einrichten sondern einbringen (wollen/können), das liegt dann an der Gruppe.
Ich rede hier def. von Gruppe in dieser Gesellschaft, nicht von einem Etwas, das staatlich so für eine ‘Gruppe’ festgelegt wird. Denn da bleibt nur “Einrichten müssen”.
April 4th, 2013 at 21:28
@ Wat. 77: Du wirst lachen, das hab ich gemacht. Gekocht und gegessen. Jetzt bin ich auch nicht mehr gar so streitlustig.
Dennoch noch einen Einwand: Du bestehst darauf, dass das Handeln das Denken bestimmt. Damit bin ich grundsätzlich auch einverstanden, allerdings nur insoweit nicht ausschließlich wie ich handle bestimmt, wie ich denke und wenn diese Beziehung auch in die andere Richtung funktioniert. Ich will nicht ohne Not hinter Freud und Konsorten zurückfallen, ich bilde mir nicht ein, “Herr im eigenen Haus” zu sein. Ich gehe davon aus, dass wesentlich mehr meines Handelns von ganz anderen Faktoren als meinem bewussten Denken gesteuert wird, als mir lieb ist. Trotzdem finde ich es wichtig, dass ich (größtenteils in Anlehnung an das, was andere kluge Menschen schon vor mir gedacht haben, bzw. gemeinsam mit anderen, die sich auch nen Kopp machen) versuche zu verstehen, wie die Welt funktioniert und wie es dazu kommt, dass sie größtenteils ziemlich Banane ist, um es mal freundlich auszudrücken. Mich darauf zu verlassen, dass ich und andere automatisch auf den richtigen Trichter kommen, wenn jeder nur weiter wurschtelt, wie er gerade meint, weil es irgendwann ja jedem beschissen genug gehen wird, dass er sich dann mit seiner ganzen Tatkraft einer flauschigen Utopie vom Typus “alle sind plötzlich total vernünftig und geben auf sich und ihre Umwelt in einem Maße acht, wie sie es nie zuvor taten” widmen wird – tut mir leid, daran kann ich nicht glauben, genauso wenig wie an die Story vom Lattenjupp (was man hier so lernt…) seim Vatter. Ich habe ganz andere Befürchtungen, was den Leuten so einfällt zu tun, wenn man ihnen ihr “wohlverdientes” Spielzeug – und gar mehr – wegnimmt. Und diese Befürchtungen sind durchaus historisch oder meinetwegen auch aktuell – siehe Golden Dawn – begründbar.
April 4th, 2013 at 21:30
@Wat.: Okay, dann lass uns über einen aufgeklärten Absolutismus reden. Der gute Monarch und so…Aber da war Peinhart schon mit seiner Erwähnung von Hobbes angelangt, wenn ich ihn richtig verstanden habe.
April 4th, 2013 at 21:36
@Amike
Ja, ich bestehe darauf, daß das Handeln das Denken bestimmt, und ich bestehe darauf, daß es zwischen Beidem eine Dialektik gibt.
Ausschlaggebend ist aber Dein Handeln, das ‘verleitet’ Dich zu denken, was Du denkst und zu bezweifeln, ob Dein Denken richtig ist.
Wo habe ich was von automatisch geschrieben – das denke ich nicht mal – dann bräuchte ich ja nicht so ein ‘TamTam’ um’s Tuen zu machen.
Das Spielzeug darfst Du niemals jemandem wegnehmen!
So schwarz kann sich mE niemand die Reaktion ausmalen, wie sie kommen kann.
Nein, gibt ihm (Metapher) ein anderes mit dem er glücklich ist – und wenn Du dabei nicht wie jeder Rattenfänger vorgehen willst – dann such mit ihm gemeinsam ein neues ;-)
April 4th, 2013 at 21:39
@Wat.: Du musst gar nicht viel machen, um die Deppen anzulocken. Machst du ein Blog, wirst du vielleicht abgemahnt. Machst du eine Genossenschaft, wirst du vielleicht von einem Konzern plattgemacht. Bestellst du ein Feld, trampelt’s dir wer nieder oder sät fieses Zeugs aus. Das ist die Welt, in der ich lebe. Da wird sich m.E. gar nichts von selbst tun, wenn man nur das Geheimnis der wahren Produktion entdeckt. Da machst du besser immer zwei gute Schritte vorwärts, denn der rückwärts kommt garantiert.
April 4th, 2013 at 21:43
Mmmh, Denken und Handeln. Erinnert mich daran, dass Lernen vor allem auch ein physischer Vorgang ist. Das Gehirn soll den Körper unbeschadet durch die Welt chauffieren.
Ich glaube, das stimmt so in dieser von dir angegebenen Reihenfolge, auch wenn das für Hirnis (wie uns?) zunächst schwierig zu akzeptieren ist.
@flatter: Über das “Plattmachen” alternativer Strukturen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Viele sagen deshalb, dass es besser wäre “unter dem Radar zu fliegen”, aber mit etwas Funktionierendem wenigstens ein paar Nachbarn zu infizieren.
April 4th, 2013 at 21:45
Das ‘Tango-Buch’ gibt es auch schon @flatter, von dem gleichen, der “Was tun” schrieb – ‘gefallen’ mir beide nicht.
Geschenkt gibt’s nichts – und in ‘meiner’ Welt, wollen Menschen das Wasser und den Strom reprivatisiert haben und von Zwangsräumungen nicht beglückt.
… gibt eben doch nicht nur eine, odda wie ;-)
April 4th, 2013 at 22:03
@ R@iner: Ich hab genau gesehn, dass du mich gerade “Hirni” genannt hast *g*.
Nee, ist ja auch nicht unplausibel und grundsätzlich habe ich auch kein Problem mit dieser Annahme, dennoch möchte ich für mich daraus nicht ein Lob der blinden Praxis ableiten. Ganz im Gegenteil, gerade wenn das Handeln so sehr mein Denken bestimmt, werde ich mich vor ihm sehr in Acht nehmen, weil in meiner alltäglichen Praxis in jeglicher Hinsicht der Code eingeschrieben ist, mit dem ich gerade nicht einverstanden bin. Hatten wir ja kürzlich beim Thema “Schenken”, wie tief drinne dieses verfluchte Tauschprinzip ist, selbst wenn man darum weiß, kann man es nicht mal eben abschütteln.
April 4th, 2013 at 22:11
@Amike: Bedaure, aber ich hatte dich gar nicht im Visier, zumal Du ohnehin erwähntest, dass Du einen Teil deines Handelns nicht dem Bewußten entsprungen klassifizieren möchtest. Tja, gar seltsame Wesen sind wir.
April 5th, 2013 at 17:54
Naja, – der ästhetische Imperativ. Willst Du erkennen, lerne zu handeln. Eigentlich ein Ding von Försters Heinze und den Konstruktivisten. Da hat sich sogar der Schlotterdick die Mühe gemacht, zu versuchen, den zumindest für die Kunst mal als ungültig zu verschwadronieren. Als könnte man etwas ganz normales, was lediglich auch nur einen Teil des Ganzen beschreiben könnte, philo-chirurgisch entfernen, – oder alles daran fest machen. Mich erinnern so Sachen immer an die coolen Sprüche, die beim Landmann über der Tür stehen. Tritt frohen Herzens ein, – es sollte nicht dein Schaden sein.
April 5th, 2013 at 22:26
OT: Einfach mal auskotzen
Ach mensch, heute bin ich wirklich genervt, nach einer langen Diskussion mit GenossInnen. Wenn das Endresultat jeder Debatte in der defätistischen Behauptung besteht, Praxis sei aussichtslose Selbsttäuschung, dann fragt mensch sich schon, warum er/sie noch Linke/r in diesen Zusammenhängen ist.
Du willst auf ne Demo am 1. Mai gehen, um 0,01% der Anwesenden mit linksradikaler Kapitalismuskritik anzusprechen? Ne, das ist eh nutzlos, weil auf solche Demos nur “sozialpartnerschaftliche Arschlöcher” und deformierte Arbeiter gehen, die noch aus dem radikalsten Flyer nur eine Bestätigung ihrer reformistischen Selbsttäuschungen eruieren.
Alle Anderen sind (“nahezu”) unheilbar, nur mensch selbst hat die “radikale Gesellschaftskritik” als Weisheit letzter Schluss aufgenommen, die eigene Kritikfähigkeit ist unhintergehbarer Bestandteil des ach so individuellen Ichs – jetzt sollten wir einen Lesekreis zu Adornos Vorlesungen über die “Probleme der Moralphilosophie” machen, weil materielle Widerspruchserfahrungen eh nur in den Faschismus führen, nicht zu emanzipatorische Kritik…
Bah, manchmal findet mensch sich desillusioniert über die Praxisbereitschaft allzu antideutscher Postlinker.
April 5th, 2013 at 23:49
@Retter der Spinnen: Es is nich OT, is leider Realität.
Die Hirne sind so was von vernebelt, hier sinds exakt drei, in Worten Drei, Leutz dies begriffen ham dass das ganze zum Deibel geht…
Das Gejammer nach die Aaaabeidsplätze, is doch so scheissegal was der kostet, rentabel muss er sein, rentabel…
Die Temperaturen sollen demnächst dauerhaft positiv werden, ich mach mal die Kamera scharf, wegen der Spinnenweiber, da gibts viele hier im Haus…
April 6th, 2013 at 01:38
Passend zum Artikel:
In einem großen Lebensmittelmarkt nahe der holländischen Grenze in NRW (der ist echt der HIT) wurde ich in gefühlten 6 von 10 Besuchen gebeten, den Kassiererinnen (komischerweise nur Frauen) den Inhalt meines Rucksacks zu zeigen. Stets weigerte ich mich und dies wurde mir mit dem Hinweis auf die vorhandenen Schließfächer bis zu meinem letzten Besuch zugestanden, Solidaritätsbekundungen der anderen Kunden erlebte ich nicht.
Bei meinem letzten Besuch akzeptierte die Kassiererin meine Weigerung allerdings nicht. Der Leiter der Filiale wurde gerufen – was mich zu lautstarkem Protest veranlasste, daraufhin bat er mich in sein Büro. Wieder weigerte ich mich genauso wie seiner erneuten Aufforderung zu folgen, ihm endlich den Inhalt meines Rucksacks zu zeigen. Er rufe sonst die Polizei! Meine hilfesuchenden Blicke in Richtung der anderen Kunden und der Mitarbeiterinnen der im Markt befindlichen Bäckerei blieben unbeantwortet. Nur betretenes Schweigen, obwohl ich in meiner Ohnmacht den ganzen Markt zusammengeschrien habe, keine Solidaritätsbekundungen. Lautstark erklärte ich dem Marktleiter, dass ja mein Rucksack prall gefüllt mit Pornoheften oder auch Geldscheinen sein könnte, was entweder zu peinlichem Geschwätz in der Nachbarschaft führen oder auch Begehrlichkeiten bei diebischen Zeitgenossen wecken könnte. Ich drohte ihm rechtliche Konsequenzen für den Fall an, dass die Polizei keinerlei Diebesgut findet (natürlich stehle ich nicht!). Die Sache endete damit, dass mich der arme Kerl mit dem falschen Hinweis, dass er mir ohne jeden Grund Hausverbot erteilen könne, des Hauses verwies. Alles weitere zu dem Thema:
https://www.ferner-alsdorf.de/2010/03/taschenkontrolle-im-supermarkt/
Wehret den Anfängen!
April 6th, 2013 at 02:47
na, dann druckste ihm halt die entsprechenden urteile aus und hälst sie ihm bei deinem nächsten besuch unter die nase. auf die anderen kunden darfst du da nun mal nicht hoffen, die meisten WISSEN wie üblich nicht um ihre rechte bzw haben “nichts zu verbergen”, nix neues.
April 6th, 2013 at 08:09
Passt – hast offenbar noch Glück gehabt…
April 6th, 2013 at 09:09
ograus. achja DIE nummer. absurder gehts echt nicht, ein lehrstück in obrigkeitshörigkeit. was ich mental echt nicht mehr auf reihe bekomme sind in dem fall die eltern der schüler. haben die schiss den bullen und/oder die lehrer (die haben die scheisse schliesslich zugelassen) anzuzeigen oder sind die tatsächlich schon so indoktriniert?
April 6th, 2013 at 11:44
Eine der Grundentwicklungen während bzw. aufgrund der Agenda2010, wie es eigentlich auch generell Mentalität rechten Gedankengutes ist, war die Wegwendung vom Belohnungs- hin zum Bestrafungsprinzip mit Aufbau einer Generalverdachtsmentalität. So was indoktriniert unbewusst, und lähmt beim; “Die werden das schon richtig machen”-Enthusiasten, – jede Gegenwehr auch noch des normalsten Rechtsempfindens. Auf Lehrer muss man da nicht zählen. Dass sind die Konditioniertesten überhaupt dabei. Die haben schließlich einen pädagogischen Auftrag. (Ausnahmen bestimmen natürlich die Regel)
April 7th, 2013 at 00:06
RAiner/#83:
Das Problem ist eher, dass das von Dir beschriebene Verhalten in allen Gruppen existiert und immer existieren wird. In mittleren Gruppen bis ca. 50 Personen, entstehen dabei genug Reibungen, dass ständige Einigungsprozesse eine dynamische Entwicklung durch die Menge erlauben.
Bei 80 Mio. Bundesbürgern ist der Mensch in seiner Vernetzungdkapazität überfordert. Einigungsprozesse verlaufen sich auf unterster Eben. Führer können nahezu unbehelligt walten.
April 7th, 2013 at 04:30
@Herr Liebreiz
Vergiss es. Es gibt keine Vernetzungskapazität. Das ist kalkulativer pseudowissenschaftlicher Dünnschiss. Aber es gibt Menschen, die ganz menschlich, – über diesem Quark stehen.
April 7th, 2013 at 09:56
Das Problem ist, dass die Soziologie ihrem Gegenstand weitgehend ‘unkritisch’ gegenübersteht, also diese Gesellschaft einfach wie die Gesellschaft an sich behandelt. Analoges gilt auch zB für die Psychologie – und für die Wirtschafts’wissenschaften’ sowieso.
April 7th, 2013 at 11:53
@Peinhart
Exakt. Ich seh noch kommen, dass um Europa Zäune gezogen werden, damit sich der demografische Wandel bloß nicht wandelt ;-)
April 7th, 2013 at 14:49
Na denn… lach. Sorry Eb – mir fehlen die Argumente in Deiner Einlassung. Was ich da “meine” ist keine Pseudowissenschaft; es ist gar keine Wissenschaft. Es ist reine Beobachtung. In der Größenordnung von Gesellschaft in der wir uns bewegen, gibt es keine gesellschaftlichen Einigungsprozess mehr. Die Leute ziehen sich in Kleinstgruppen zurück und überlassen Entscheidungsprozesse nicht jenen mit den besseren Ideen, sondern jenen, die härter Prügeln können und ein massentaugliches Charisma besitzen.
Edith: man muss sich nur die Individuen im Netz ansehen um zu verstehen, welche Menschen welche Art Sendungsbewusstsein entwickeln und wieviel Lern- und Einigungsbereitschaft diese besitzen. Siehe Reaktion/Eb.
April 7th, 2013 at 15:48
@flatter
Wat willste machen, wenn schon “die neue App von fuckboo” soviel Nachrichtenwert begemessen kriegt, dass sie in der zwanzischuhr Tagesschau präsentiert wird … :-(
April 7th, 2013 at 15:53
@Herr Liebreiz.
….es ist gar keine Wissenschaft.
Na dann ist ja in Ordnung. Leute wie Peter Kruse z.B. oder ähnliche Best-Practice Anhänger, inklusive einiger besonders begnadeter Soziologen, – benutzen Satzkonstellationen mit eingehender Nomenklatur deines vorletzten Kommentares, für darstellende Netzsoziologie und verhökern das als Wissenschaft, – welche sich bis ins tiefste Management fortpflanzt. (Das löst bei mir pawlowsche Reflexe aus, – sorry ) Dein letzter Kommentar, klingt dagegen irgendwie ….. verständlich. Demzufolge, – ist meine Lern- und Einigungsbereitschaft, – absolut in Ordnung :-)
April 7th, 2013 at 16:16
Ist dann der, der nicht selber prügelt, der mit den besseren Ideen?
Oder woran wird die bessere Idee eines andern festgemacht.
Ich möchte die Entscheidung weder dem einen noch dem anderen überlassen – ich würd’s gern selber tun ;-)
Ideen höre ich mir gern dazu vorher an.
Aber entscheiden – bitte ich für mich!