karfrei

Zwei Jahre habe ich in einer Wohnung gewohnt, die an einem wunderschönen Platz lag, zentral, aber dennoch beschaulich, Tempo-30-Zone mit benachbarter Spielstraße, Kastanienbäume, Altbauten, Kopfsteinpflaster – von der Art, die man auch problemlos mit dem Fahrrad benutzen konnte. Kein großer Autolärm, nicht vor dem Haus und auch nicht von nahegelegenen Fernstraßen. Es hätte wirklich schön sein können.

Wären da nicht diese Störenfriede gewesen, Lärmterroristen übelster Sorte, die sich auch nicht damit bescheiden konnten, einen ab und zu mal aus dem Bett zu werfen, es bei hundert Dezibel zu belassen oder vielleicht Sonntags mal Ruhe zu geben. Nein, das infernalische, unerträgliche Gedröhne musste sprichwörtlich rund um die Uhr sein. Wenn sie einmal im Schwung waren, konnte man bei offenem Fenster sein eigenes Wort auch dann nicht mehr hören, wenn man schrie. Sonntags fanden sie’s am geilsten, schon morgens früh, wenn anständige Menschen gerade mal schlafen.

Lärmterror, infernalischer

Das Beste an der ganzen Chose: Es war vollkommen legal. Hätte ich das gewusst – okay, ich hätte es wissen können, vielleicht müssen, aber ich habe mir das nicht so höllisch vorgestellt – ich hätte nie diesen Mietvertrag unterschrieben. Dass ich schon recht bald wieder ausgezogen bin, hatte zwei Gründe, von denen einer die besagte unerträgliche Lärmbelästigung war. Der Grund für die Erlaubnis, derartigen Stress zu veranstalten, derartige Menschenverachtung nachgerade genussvoll zu zelebrieren: Es handelte sich um eine Gemeinschaft solcher Typen, die an höhere Wesen glauben und okkulte Handlungen mit diesem Lärm eröffnen. Die Häuser rund um die sogenannte “Kirche”, in der abartig riesige Metallglocken schwangen, hatten einen Abstand von Luftlinie dreißig Meter.

Wozu, frage ich, muss also die sogenannte “Gemeinde” auf ihre “Messen” aufmerksam gemacht werden, die ohnehin immer um dieselbe Zeit stattfinden? Unter den genannten Bedingungen, dass also der Schall ohnehin direkt auf die Gemäuer traf, in denen er unschuldige Opfer um Schlaf und Verstand brachte? Und wozu musste Tag und Nacht jede verfickte Viertelstunde mit einem Schlag dieser Hölleninstrumente begangen werden?

Das, meine verständnisvollen Empathen, ist das eine. Das andere ist dann diese Geschichte mit dem Lattenjuppfreitag. Da darf keiner niemals nicht in einer Kneipe eine Musik hören und schon gar nicht tanzen. Begründung: Das sei ein stiller Feiertag. Stiller Feiertag! Und wetten, dass diese “Stillen” ihre akustischen Massenvernichtungswaffen wieder baumeln lassen, bis uns das Blut die Hälse herabrinnt? Wetten?!