Die dreifache Verneinung ist ein rhetorisches Mittel, das bislang eher selten zum Einsatz kam, aus gutem Grund, denn irgendwann ist die Kehre erreicht, an der endgültig niemand mehr weiß, in welche Richtung man unterwegs ist, und es ist einem einfach nur noch schlecht. Der verbale Eiertanz endet dann im Omelettwalzer und gibt zu erkennen, dass hier wer eigentlich nicht sagen will, was er zu sagen hat, also zu erkennen gibt, dass er es jetzt ausgesprochen hat, ohne es zu sagen, weil es vermutlich zu irgend einem früheren Zeitpunkt einmal für unmöglich erklärt worden ist. Was so viel Anlauf nimmt und dann doch noch aus der Kurve kippt, richtig, das kann nur Stuttgart 21 sein. Der Großmeister ministerieller Virtuosität, Geschmacksrichtung Verkehr, heißt Peter Ramsauer, und der dessen Ministerium hat nun folgendes zu Protokoll gegeben:
“Die Argumente, eine weitere Finanzierung nicht abzulehnen, sind zu schwach.“ Ganz großes Hallentennis, heißt es doch eigentlich: Ich lehne eine weitere Finanzierung ab. Aber nein, zunächst muss Zustimmung konstruiert werden in Form der Nichtablehnung. Denn das ist ja der Konsens gewesen: Es wird gebaut! Spätestens seit dem 30.09.2010 war klar: Das Ding wird durchgezogen, egal gegen welche Widerstände. Vor allem die CDU hatte nach dem Motto “Wer baut, der haut” allem in die Goschn treten lassen, was bis dahin glaubte, das Projekt ließe sich noch aufhalten. Als auch nach der sogenannten “Schlichtung” keine Änderung in Sicht war und die Bahn sich beim sogenannten “Stresstest” im God mode durch den Level gepfuscht hatte, standen alle Ampeln auf Grün.
Wer soll das bezahlen …
Nun, da hat jemand erkannt, was fast alle anderen schon vorher wussten: Niemand will das bezahlen, weil es vermutlich noch teurer wird als selbst die Gegner errechnet hatten. Wenn Ramsauer also säuselt, es gebe da “Argumente”, ist das drollig, denn auf die hat ja vorher keiner gehört. Jetzt sollen die was gelten, weil alles andere hieße, eine Entscheidung zu treffen, für die man womöglich verantwortlich gemacht wird. Milliarden Versenken macht dann keinen Spaß mehr, dafür waren die Spenden offenbar nicht ausreichend.
Ich schrub Ende 2011 bereits: “Es wird viel teuer, es müssen unkorrekte Verfahren aufgerollt werden, es wird länger dauern. Es ist nicht gesund, den Kopf in den Kies zu stecken, schon gar nicht zwischen den Schwellen. Das Projekt ist tot, die Frage ist nur, ob es als Zombie weiter existiert oder endlich in Würde begraben wird.”
Tja, jetzt gibt es nur noch eine Rettung für den Bahnhof ohne Kopf, das unterirdische Projekt einer desorientierten Möchtegernmafia: Kretschmän und seine Grünen Laternenputzer. Wenn sie auch diesen Stresstest bestehen, können sie Kanzler und müssen sich nie wieder Sorgen um die Finanzierung ihrer Funktionäre machen.
p.s.: Korrektur: Aha, nicht Ramsauer selbst, sondern nur die “untere Ebene” seines Ministeriums reagiert auf Argumente. Ob da gerade wer einen kleinen Nachschlag erhalten hat?
Februar 5th, 2013 at 14:41
Gefunden:
Laternenpuzter
Februar 5th, 2013 at 15:08
Dem “Kretschmän” et. al. traue ich in der Tat eine Rettung des S-21-Wahnprojektes zu, falls er dafür von interessierter Seite ausreichend entschädigt wird. Er würde sich damit würdig in beste Grün-Realo-Tradition einfügen. Seit Fischer und Konsorten sind die Grünen nicht mehr schamfähig.
Februar 5th, 2013 at 15:22
Aber sie bleiben sich doch treu…
Februar 5th, 2013 at 15:24
Die Betonmafia ist schon fleissig beim Studium sizilianischer Methoden.
Wäre doch gelacht, wo kämen wir denn hin…
Februar 5th, 2013 at 15:28
Ich habe oben eine Korrektur eingefügt.
Februar 5th, 2013 at 16:29
Es wird ja bereits fleißig zurückgerudert, gebaut wird das Projekt allemal, denn es geht ja nicht so sehr um den Bahnhof, sondern um die begehrten Immobilienflächen. Zudem kann sich Kretschmann jederzeit auf die Volksabstimmung berufen. Mit etwas Glück wird der Bahnhof am Ende schneller fertig als der Kölner Dom, dafür hässlich, teuer und lebensgefährlich. Aber bekanntlich lernen Menschen nie durch Einsicht, sondern nur durch Katastrophen.
Februar 5th, 2013 at 16:30
Gerudert? Dann ist das Wasser also schon eingeschossen?
Februar 5th, 2013 at 16:46
Hier ein aktuelles Bild aus der Stuttgarter Zeitung…
Februar 5th, 2013 at 18:03
Zu dieser Prophetie ein Lob:
“Es wird viel teuer, es müssen unkorrekte Verfahren aufgerollt werden, es wird länger dauern. Es ist nicht gesund, den Kopf in den Kies zu stecken, schon gar nicht zwischen den Schwellen. Das Projekt ist tot, die Frage ist nur, ob es als Zombie weiter existiert oder endlich in Würde begraben wird.”
Ich tippe sehr auf Zombieexistenz. Und ich stelle mir eine Schwarz-grüne Koalition im Jahr 2024 vor, die unter einem rehabilierten Mappus so tut, als habe S21 immer noch visionäre Kraft. S21 wird der Altar, auf dem man Phrasen niederlegt wie “Schafft Arbeitsplätze!” und “Stärkt den Standort Deutschland!”…
Februar 5th, 2013 at 18:12
Als Kranzschleifen ließe ich mir die sogar gefallen. ;)
Februar 5th, 2013 at 18:37
Die Zombie-Apokalypse wie man sie aus diversen Filmen kennt, wird Realität: Im Zombie-Kapitalismus lebende Konsumzombies kaufen Zombie-Zeitungen (z.B. die WR) an unterirdischen Zombie-Bahnhöfen.
Februar 5th, 2013 at 18:43
Ja, das Projekt ist längst tot.
Aber, obwohl ich diese Grünen Pazifisten die überall in der Welt Krieg spielen wollen (sterben dürfen dabei natürlich wie immer die Anderen)…fast noch mehr hasse als die Brüderle Truppe, muss ich doch fragen was der gute Kretschmann denn tun sollte? Die BW Finanzierung steht. Es gibt einen Volksentscheid, der diese Finanzierung demokratisch gebilligt hat und eine Mehrheit gegen S21 hat er nicht, da die SPD schon immer pro S21 war…also auf Kretschi zu prügeln trifft in diesem Falle den Falschen.
Februar 5th, 2013 at 18:44
@Maxim: Lass uns das Ding drehen, das wird ein Kultmeisterkassenschlagerwerk!
Februar 5th, 2013 at 18:47
@W.Buck: Wieso, bloß weil er einmal womöglich unschuldig ist?
Aber unter uns: Ohne Finanzierung durch Bund und Bahn ist auch nichts mit der durch das Land. Da kann man jetzt sagen: “So nicht” oder “Aber wir sind doch vertraglich verpflichtet”. Jetzt du, Kretsche!
Februar 5th, 2013 at 19:15
Höchstwahrscheinlich ist diese “untere Ebene” des Ministeriums gleichzeitig die höchste Ebene, auf der noch ein Quäntchen Kompetenz zu finden sein dürfte.
Februar 5th, 2013 at 19:20
Der Kretschmann wird das Projekt erst dann begraben, wenn Mutti es absagt: “Grün-rot denke nicht über einen Ausstieg aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21 nach, sagte der Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag vor dem Hintergrund der neu aufgeloderten Debatte um das Milliardenprojekt.” (Stuttgarter Nachrichten)
Wenigstens kann ich mit gutem Gewissen schimpfen – meine Stimme haben die als Kriegstreiber entlarvten Grünen seit 1998 nicht mehr bekommen.
Februar 5th, 2013 at 19:21
@flatter #13 – Clockwork Orange gibt’s doch schon…?
Februar 5th, 2013 at 20:24
Hihi. Ich sehe, – dem fladder geht langsam auch die Ironie durchs rationale Vanilleeis. Ok, – sorry, – musste sein. Einfach nur Kompliment, – und *duck-und-wech*.
Februar 5th, 2013 at 21:13
Rationales Vanilleeis und Clockwork Orange? Vielleicht noch nen Schuss disziplinären Scotch drüber und der Becher nach Art des Hauses ist fertig.
Februar 5th, 2013 at 21:16
@Amike
Bitte keinen Stilbruch. Den disziplinären Scotch über dem Eis, -zündet man an. (Das verflüchtigt den Alkohol)
Februar 5th, 2013 at 21:22
18-20, aber alles BIO und aus regionalem Kaufhausklau, wegen der Gesundheit und der verbrauchernahen Versorgung.
Februar 5th, 2013 at 21:34
Beim Klaus kams gerade nicht durch, deshalb hier:
“Der Aufsichtsrat, so Arne Maier weiter, könne sich auch nicht auf die Volksabstimmung vom 27. November 2011 berufen: „Der Kostendeckel war ja Grundlage der Volksabstimmung. Nachdem er nun aber dramatisch gesprengt wurde, ist selbst die Landesregierung nicht mehr an sie gebunden.“ Mit rechtlich unverbindlichen Abstimmungen in einem Bundesland könne und dürfe die privatwirtschaftlich organisierte und bundesweit tätige Deutsche Bahn AG eklatante unternehmerische Fehlentscheidungen ohnehin nicht begründen. Zudem sei allen Beteiligten schon vorher bewusst gewesen, dass das Ergebnis der Volksabstimmung nur die Landesregierung, nicht aber die Deutsche Bahn AG binden könne. „Deshalb wurde nicht über die Fortsetzung des Projekts, sondern nur über die Kostenbeteiligung des Landes abgestimmt.”
Vom 13.01.2013 aus:
https://www.bei-abriss-aufstand.de/2013/01/13/pressemitteilung-rechtsgutachten-belegt-ende-fur-stuttgart-21/#more-39877
Verfassungsrechtler Prof. Joachim Wieland über die Bedeutung der Volksabstimmung nach der Kostenexplosion:
https://www.ardmediathek.de/das-erste/plusminus/kostenexplosion-bei-stuttgart-21-verfassungsrechtler-prof?documentId=12778110
(Sendung vom 12.12.2012)
Der Aufsichtsrat ist dran.
Außerdem haben die Muffensausen wegen gewisser Haftbarmachung.
Februar 5th, 2013 at 23:14
sollen alles die schwaben zahlen!
grüße aus karlsruhe :P
ernsthaft: die machen das land doch MIT ABSICHT kaputt, oder??
Februar 6th, 2013 at 00:11
@leselotte: ich habs bei mir reinkopiert.
Februar 6th, 2013 at 00:15
@benjamin(23): Nee, unterstell da niemandem so eine weitreichende Denke. Das “Kaputtmachen” ist nur der Nebeneffekt dieses Tuns.
… so wie hier Gammelfleisch auf den Ladentisch kommt, nicht damit daran einer stirbt, sondern die Profite stimmen.
Februar 6th, 2013 at 00:17
Zu den Geschichten über die Schildbürger wurde folgende hinzugefügt: Al Pacino kündigte an, Frankfurt zu besuchen. Die Regierung in Hessen meinte, dafür müssen wir einen Festsaal bauen. Es gab ob der Verschwendung von Geldern (die alte Oper hätte es auch getan) Proteste. So ließ man das Volk abstimmen. 46 Prozent waren gegen den Neubau, 52 dagegen, 2 Prozent gingen nicht zur Wahl.
Als man für den Bau schon einen Park halb abgerissen hatte, teilte Al Pacino mit, dass er nicht kommen würde. Er sagte ab.
Die Regierung hielt jedoch am Bau fest mit der Begründung, das Volk habe ja für den Bau gestimmt.
Februar 6th, 2013 at 06:47
Guten Morgen, Deutschland: Frau Schavan ist ihren Doktortitel los!
(Ja, pubertäre, unwürdige Häme, aber die scheinheilige Johanna des Bildungsolymps hats nicht besser verdient)
Februar 6th, 2013 at 08:37
26 Klaus: 52 % DAFÜR.
27 ninjaturkey: Sie will aber jetzt den Rechtsstaat, den sie vorher verarscht hat, in Anspruch nehmen und gegen die Aberkennung klagen.
Februar 6th, 2013 at 10:10
@28. altautonomer: Ich möchte in diesem Zusammenhang eine große Frau mit vielen Verdiensten (von denen mir gerade leider keine einfallen) zitieren, die in einem ähnlich gelagerten Fall (Guttenberg) öffentlich geäußert hat: “…Alles andere [als Rücktritt] wäre unangemessen…” und “sie schäme sich nicht nur heimlich.”
DAS ist doch mal eine aufrichtige und christliche Haltung.
Zum Thema (damit ich nicht komlett OT bin): flatter, wenn ihr den Film dreht, mach ich den Mappus. Die Statur stimmt (fast) und wenn meine Frau nicht in der Nähe ist, kann ich sogar überheblich gucken.
Februar 6th, 2013 at 12:46
@altautonomer, ja natürlich muss es unter 26 heißen: 52 dafür.
Februar 6th, 2013 at 14:46
OT: Grün ist die Hoffnung auch für den dgb – Gewerkschaften und Bundeswehr: Engere Zusammenarbeit geplant
Was lernt uns das? “Das Verhältnis von bewaffneten Streitkräften und der Gewerkschaftsbewegung ist historisch belastet. Das ist es heute nicht mehr.” (Sommer)
@altautonomer: Hatte deinen Kommentar bei damax noch vollständig lesen können. Danke für dein Entgegenkommen und sorry for the inconvenience. Für mich ist das Thema damit auch erledigt.
Februar 6th, 2013 at 15:09
Zu dieser “an sich” schönen Farbe noch das:
(Brief der Blockadegruppe der Parkschützer an die Widerstandsbewegung gegen S21)
https://zwuckelmann.wordpress.com/2013/02/06/wichtiger-denn-je-baustopp-selber-machen/#more-4043
Und dass die Bahn bestätigt, die Abwicklungskosten beliefen sich auf 430 Millionen Euro – das sollte “man” auch noch wissen:
https://www.bei-abriss-aufstand.de/2013/02/06/presseerklarung-bahn-bestatigt-geringe-abwicklungskosten/