Man muß schon wissen, wohin man gehört. Kaum taucht hier ein anderer Schriftzug auf und etwas, das nach Insignien oder zumindest Initial aussehen könnte, werde ich auf den Boden der sozialen Tatsachen zurückgeholt und ins Glied geschubst. Ich habe ein Einsehen und daher jetzt eine Typo gewählt, die eher mit dem kalten Kriegsreporter in Verbindung gebracht wird als mit einer falschen Noblesse. Nein, ich habe nichts von Adel, nicht einmal vom Bürgertum. Selbst und gerade meine Sprache verrät mich, die zwar auch meinem Stande nicht geziemt, den Hochwohlveranlagten aber längst abhanden gekommen ist.
Das stellt so ähnlich auch Don Alfazo fest, der übrigens zu einer Einschätzung des Bundesbankers von der traurigen Gestalt kommt, die ebenfalls der meinen nicht widerspricht.
In diesen Zeiten, so muß ich allerdings deutlich pointierter herausstellen als der Herr und Don, spricht der Adel ohnehin nicht vom Adel, ebensowenig wie die Oberschicht von der Oberschicht: Wer es sich verdient hat, ganz gleich ob im frühen Mittelalter, den zwölf “tausend” Jahren oder beim Verklappen von Westmüll im gewendeten Thüringen, spricht von Steuern. Von deren “Sparen” respektive.
Der Herr von und zu Guttenberg zum Besipiel ist wohntechnisch Österreicher, sein Schlösschen steuertechnisch eine Stiftung und das Ganze wirklich günstig zu vererben, wenn es einmal so weit ist. Man fragt sich jetzt allerdings, wozu die FDP noch gut ist, wenn die Steuern eh im Ausland nicht gezahlt werden. Vielleicht, um deutschsprachige Außenpolitik zu machen? Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein? Raffiniert, dieser Westerwelle, macht auf “außen” und hat dabei nur das wirtschaftliche Wohl seiner Besteuerten im Blick.
Ein anderes gutes Beispiel für die moderne Noblesse, mit allen Wassern gewaschen, ist gotthabihnselig Reinhard Mohn, dem relativ egal sein kann, daß er jetzt tot ist, denn er hat vorgesorgt wie kein anderer. Steuern sparen, Gesetze machen, Profit reichlich sichern und den Ruch organisierter Selbstlosigkeit einheimsen auf einem Schlag – gäbe es die Bertelsmann-Stiftung nicht, sie müßte auf der Stelle erfunden werden.
Die arme Liz wird nun gezwungen sein, eine Bedarfsgemeinschaft mit ihrer Freundin und Erbschwester Friede Springer zu gründen. Sie werden sich gegenseitig zu Universalerben einsetzen und ihre Überreste in eine Stiftung einbringen. Nach der Wiederangliederung von Österreich, versteht sich.
Wenn die TAZ übrigens darüber spekuliert, ob die Bertelsmänner je “SPD-nah” waren, übersehen sie das Wichtigste: Die SPD war zuletzt unzweifelhaft und äußerst Bertelsmann-nah. In der Relation bleibt es das dasselbe.
Nein, ich verstehe nichts von dieser Welt. Mir klebt die niedere Herkunft ebenso am Schuh wie eine gewisse Bildung mich für immer von der Unterschicht getrennt hat. Ich kann nicht einmal mit solchem Proletariertum prahlen, wer wollte das auch noch hören? Ich gebe mir noch einige Jahre, in denen ich den Charme von Bürgerrecht und “Gegenöffentlichkeit” zu Tode reite, dann werde auch ich auf das faule Pack schimpfen und mir einen Platz in einer echten Redaktion verdienen. Auch mir werden sich endlich Türen und Tore öffnen, vor denen mir heute bestenfalls Essensreste zufliegen.
Oktober 5th, 2009 at 00:00
ich habe bei mir noch einen alten artikel von dir über roland koch gefunden.
Was für ein Schicksal, dachte ich eben, als ich folgende zeilen von dir las:
>>Mir klebt die niedere Herkunft ebenso am Schuh wie eine gewisse Bildung mich für immer von der Unterschicht getrennt hat.<<
Man muß seine Bildung eben so gut es geht geheimhalten. :–))
Oktober 5th, 2009 at 00:30
Und wo kommt da der Roland ins Spiel?
Oktober 5th, 2009 at 05:13
Meine Familie hat auch noch ein Haeuschen in einer oberhessischen Stadt mit langer Geschichte.
Das Gebaeude hat als Baudenkmal der goldenen Sechziger Jahre einen unschaetzbarem historischen Wert.
Werde mal bei Gelegenheit zur Sprache bringen, dass wir es moeglichst bald in eine Stiftung einbringen, um es der Nachwelt erhalten zu koennen.
oesterreichische Notare scheinen da ja kompetent zu sein…
Oktober 5th, 2009 at 07:25
Mich stört ehrlich gesagt weniger, dass irgendwelche reichen Typen ihr Geld ins Ausland schaffen, als die Menschen die sie verteidigen. Sicherlich ist es asozial und sich dann als Gemeinschaftsheld darszustellen ist schmierig und Intrigant, aber letztlich wird es doch legitmiert. Es wird legitimiert indem man diese Themen als Neiddebatte nieder macht, es wird legitimiert indem man nicht wählen geht, es wird legitimiert indem man nichts sagt weil man hofft irgendwann dazuzugehören. Schaut man in liberale (eigentlich mehr fanatische, denn mit liberal hat das nichts zu tun) Blogs wird einem erschreckend bewusst wie blind viele sind. Alle sehen das Unglück, aber da es ihnen als verlierer noch gut geht blenden sie alle Möglichkeiten völlig aus, welche nicht mit der Freiheit des Marktes zu tun haben. Da ungefähr 90% streng genommen zu den Verlierern gehören kann man solche Aussage treffen. Denn nur 10% haben ihr Vermögen prozentual erhöht. Aber solche Argumente zählen nicht in einer Welt, wo diese Menschen den Arbeitslosen Unbildung vorwerfen und Proletarierfernsehen. Selber können sie aber nur Schwarz und Weiß denken, können sich nicht vorstellen, dass auch Reporter sich irren und folgen blind dem Glauben von Mises, etc.. Solche Leute sind in meinen Augen verantwortlich. Sie sollten die Ausbildung und die Möglichkeit des Verstehens haben. Aber sie haben nur die Angst vor Verlust.
Oktober 5th, 2009 at 07:56
Das Erschreckende an diesen Diskussionen ist doch,dass im 21.Jahrhundert die Debatten geführt werden, wie sie schon seit Jahrhunderten oder auch Jahrtausenden geführt werden und einige wenige meinen, über das Wohl aller bestimmen zu können.
Die Demokratie wird als Errungenschaft immer wieder herausgestellt, solche “Pöbel-Senatoren” verhalten sich wie in den vielen Jahrhunderten ohne Demokratie und es passiert “fast” nichts.
Wo steckt die Weiterentwichlung der Menschheit, die einem solchen Tun ein Ende bereitet?
Jaja, ich weiß schon, die Schafe wählen ihre Schlachter selbst. Anscheindend wird sich daran nie etwas ändern.
Oktober 5th, 2009 at 08:24
“dann werde auch ich auf das faule Pack schimpfen und mir einen Platz in einer echten Redaktion verdienen”
Untersteh’ Dich! Ich warne dich, wenn du das tust, werd’ ich CDU wählen – frei nach dem wenn-du-springst-spring-ich-auch Motto…
Oktober 5th, 2009 at 10:50
@Psycho: ich halte und erhöhe: ich wähl dann FDP. Mit beiden Stimmen. *g*
Wo wir gerade von Adligen sprachen, die Französische Revolution hatte nicht nur schlechte Seiten.
Oktober 5th, 2009 at 19:39
Ich schließ mich da auch Psycho an, aber FDP — nee.
Erst will ich sehen Flying Circus. ( wie stellt man ein grimmiges Pokerface dar ?)
Oktober 5th, 2009 at 20:45
@antiferengi:
Ich hab auch ein BWL-Studium durchgezogen. Das ist ja wohl Beweis genug, daß ich leidensfähig bin *g*
Oktober 5th, 2009 at 21:29
Ok, -ich passe.
Oktober 5th, 2009 at 21:38
ich bin gelernter schreiner und zimmermann und katholisch und waehle die grauen! los, rueckt eure kroeten raus!
Oktober 6th, 2009 at 00:24
Ich bin Unternehmer und habe im letzten Jahr fast nichts verdient für das große finanzielle Risiko und die regulären 60-Stunden Wochen, weil ich mehr als 30 Mitarbeiter zu anständigen Löhnen beschäftige und jeden Cent brav in Deutschland versteuere. Ich habe die Linke gewählt.
Ich gewinne moralisch – macht ihr BWLer mal den Rest unter euch aus ;-)
Oktober 6th, 2009 at 01:46
“Kaum taucht hier ein anderer Schriftzug auf”
btw: waere es moeglich, dass Du hinter den feynsinnigen Schriftzug wieder einen Link auf “Home” legst?
Erklaerung: ich bin meist mit recht schmalen fenstern unterwegs und muss dann immer parallel scrollen, damit das Woertchen “Home” ueberhaupt ins Bild kommt.
Oktober 6th, 2009 at 01:46
waagerecht scrollen natuerlich ..
tsssts
Oktober 6th, 2009 at 08:33
@Psycho: Du Gewinner. :-)
Hey, man sollte Dich ausstopfen, falls das tatsächlich Dein Ernst ist. Ein Unternehmer mit Ethik, Gewissen und sozialer Verantwortung? Der auch noch volkswirtschaftlich sinnvoll handelt??
Oktober 6th, 2009 at 11:08
@14: Da die Schrift Teil der Grafik ist, geht das nicht. Mal sehen, evtl. bastel ich den ganzen Header zum Link um.
Oktober 6th, 2009 at 15:22
@Circus: Du glaubst nicht, was ich mir von befreundeten Unternehmern und Investoren an liberalem Mist anhören muss… ;-) Aber ausstopfen lass ich mich nicht, so weit geht die Selbstlosigkeit dann auch wieder nicht *lach*