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Ich muss noch einmal zurückkommen auf das Thema des vorletzten Artikels und was “die Wirtschaft” da so “freut”. Sehr bedauerlich und ebenso gewöhnlich, dass die Neusprechfloskel “Wirtschaft”, durch das Vorstellen des Artikels “die” zum Mythos einer scheinbaren Notwendigkeit erhoben, wie immer kaschiert, dass es nur Kapitalisten freuen kann, was da passiert. Und zwar solche Kapitalisten, denen Menschen nur Ware sind, Stückgut wie alles andere, das der gnadenlosen Aneignung dient. Dazu gibt es einige aktuelle Berichte, die keinen Zweifel daran lassen, wohin der Marsch geht.

Melanie Mühl zeigt für das Feuilleton der FAZ einmal mehr den gedungenen Schönschreibern aus der eigenen Wirtschaftsredaktion, was eine Kralle ist und berichtet über Griechenland. Sehr löblich, dass dabei auch die verräterische Sprache der Nebelwerfer erwähnt wird: das ganze Geschwafel in “Begriffe[n] wie Rettungsschirm, Schuldenschnitt, Milliardenlöcher, Misswirtschaft, Troika, Hilfspakete, Schuldenrückkauf oder Bankenrettung, ohne dass wir verstehen würden, was all diese Wörter eigentlich bedeuten“.

Die Wirklichkeit aus Depression, Selbstmord und Aufblühen faschistischer Parteien, ist es das, was “die Wirtschaft freut”? Oder freut sie sich einfach trotzdem? Wie freut sich überhaupt eine “Wirtschaft”? Findet sie es dann auch vielleicht traurig, wenn entgegen solch freudiger Ereignisse, welche die Ware Arbeit verbilligen, auch Strukturen der Solidarität entstehen, in denen die Menschen etwas völlig Unwirtschaftliches tun? Wenn sie zeigen, dass das Leben inzwischen ohne Geld und Schulden besser geht; ich korrigiere: dass es überhaupt nur noch so geht?

EU-Kommission versklavt die Bürger

Wozu das, was soll das? Inzwischen dürften viele vielleicht wenigstens auf dem Stand der Kritik des Neoliberalismus angekommen sein. Dessen Idiotie, Menschen immer übler auszubeuten mit der Begründung, die Löhne seien immer zu hoch, selbst wenn man schon nicht mehr davon leben kann. Dessen Idiotie, auf der anderen Seite aus allem und jedem noch den letzten Cent herauszuquetschen, ohne wissen zu wollen, dass irgendwer das verdammte Geld dafür aufbringen müsste. Die Idiotie, Staaten in die Armut zu treiben, um sie dann zu zwingen, ihre Infrastruktur zu verkaufen in dem Glauben, die Menschen müssten Heizung, Strom und Wasser ja kaufen, zu jedem Preis. [Link unbedingt folgen!]

Idiotie, weil das schon jetzt keiner bezahlen kann. Idiotie, weil die Menschen sich nicht aushungern lassen oder freiwillig verdursten, weil sie dem Kapital nicht mehr hörig sein können, selbst wenn sie es wollten. Was soll dann passieren? Dass die Armee in die Menge schießt, die sich zusammenrottet, um Wasser zu stehlen? Ist das das Europa, über das sich die verdammte Wirtschaft “freut”?

Die Masterfrage wie immer zum Schluss: Wer hat das kommen sehen, dass “die Wirtschaft” in der “Krise” solche Mittel anwendet, dass ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb stattfindet und schließlich alles, einschließlich der Infrastruktur, den Oligopolen gehört? Darauf hätte doch jemand kommen müssen!