hwsSo, dann schauen wir uns doch einmal die Resultate an: Die Wirtschaftsgenies der Ruhr-Universität Bochum hatten ja verlauten lassen, die Olympischen Spiele bräuchten nicht mehr stattzufinden, weil sie den Medaillenspiegel ziemlich exakt voraussagen könnten. Begründung: Sie hätten die Ergebnisse der vorherigen Spiele mit sehr geringer Abweichung rückwirkend (!) vorhersagen können, mit 97,4 prozentiger Sicherheit. Nö Shit, Sherlock!

Wer hätte denn ahnen können, dass eine Prognose in die andere Richtung schwieriger werden könnte? Die Handvoll konkreter Prognosen sei daher kurz gefleddert:
Deutschland werde um 12% schlechter abschneiden, nämlich nur 36 Medaillen holen. Knapp – es wurden 44, eine Abweichung von 22%.
China holte statt 102 nur 88 Medaillen, eine Abweichung von 16%. Bei den Briten wichen sie um 14% ab, bei Brasilien – ein Beispiel, das offenbar besonders die Relevanz der zugrunde gelegten Kriterien verdeutlichen sollte – lagen sie um knapp 65% daneben.

Vergangenheit ist Zukunft

Ja, die Domäne der Wirtschaftswissenschaftler, das sind Zahlen und Prognosen. Sie wissen rückwirkend immer die Ursachen und liegen damit lediglich in der Zukunft falsch, dafür aber kurz-, mittel- und langfristig. Da in Bereichen wie Sport, Leben und Welt ihre Kompetenzen stets vor die Wand der Realität klatschen, haben sie sich halt eine eigene geschaffen – die der “Märkte”. Dort zählt, was die Ratingagentur ratet, und alle machen mit. Das würde ganz wunderbar funktionieren, täten bloß nicht immer völlig unerwartet kosmische Blasen platzen, deren Herkunft jeweils vollkommen ungeklärt ist.

So gibt es trotz des nimmermüden Einsatzes der klügsten Professoren der Welt nie die absolute Sicherheit. Nur wenige Wahrheiten gelten als unumstößlich, so etwa “Eine Lohnerhöhung ist eine Gewinnsenkung” oder “Sozial ist, was Arbeit schafft”. Wer sich an diese Wahrheiten hält, gerät nie in die Gefahr, von der Erdscheibe zu fallen oder im tosenden Ozean des furchtbaren Sozialismus zu ertrinken. Es sei denn, Gott wollte es anders, denn dessen Wege sind so unergründlich, dass nicht einmal Goldman Sachs Termingeschäfte mit ihm abschließt.