5sinn
Ich nehme den Artikel von Stephan bei ‘wiesaussieht’ zum Anlass eines Versuchs, die ökonomische Sicht ein wenig zu erden. “Vom Kopf auf die Füße stellen” maße ich mir nicht an, es ist auch komplizierter als das. Zunächst in direkter Antwort eine Spitze des Spaßes wegen: Nein Stephan, Heiner Flassbeck ist nicht deiner Meinung. Ich nehme an, er wird sie nicht einmal zur Kenntnis genommen haben. Dann aber das Wichtige: Ist es wirklich die Ansicht eines “Sozialisten(schweins)“, die Frage nach Sinn und Unsinn des Euro in den Fokus der Betrachtung zu stellen – um dann eine Lösung in dessen Abschaffung zu sehen?

Ich meide nach wie vor die Selbtskategorisierung als “links”, “sozialistisch” oder dergleichen und provoziere lieber weiterhin mit der Attitüde “sozialliberal”, weil das mitten hinein weist in die Widersprüche, die der Kapitalismus ums sprichwörtliche Verrecken nicht zu kitten vermag. Ich mag auch kein Marxist sein, weil der Mann aus Trier die Wahrheit nicht erfunden, sondern nur gefunden hat, und das kann jeder täglich aktuell. Zum Beispiel die der Krise des Kapitalismus und wie sie sich äußert.

Die Krise bleibt

Der Euro ist dabei nur ein Symptom und keine Ursache. Seine Abschaffung löst kein Problem wie seine Einführung schon nicht, obwohl diese immerhin im Spiel auf Zeit eine originelle Idee war. Die dadurch steigende ‘Kreditwürdigkeit’ der Netto-Importeure gab ihnen nämlich einen Schub und gleichzeitig den Netto-Exportweltmeistern, deren Währung nicht durch die Decke ging und derart ein wundervolles künstliches “Wachstum” ermöglichte. Solche Tricks aber verschaffen dem System bestenfalls Zeit. Schlimmstenfalls beschleunigen sie den Zusammenbruch.

Wenn nun das Kapital die ‘Märkte’ abgegrast hat und die Profite sinken, muss neues Land geraubt werden, egal in welcher realen oder virtuellen Region. Kreditblasen aller Art, abenteuerliche börsentechnische Konstruktionen und bizarrer Hokuspokus mussten dafür herhalten, und es ist schon fast ein Wunder, dass jetzt erst der Euro und seine Staaten selbst zum Opfer der Profiteure werden. Jadoch, er ist auch eine Fehlkonstruktion, aber siehe oben: Diese war selbst schon ein Rettungsversuch.

Wahr ist, da haben Stephan und Heiner Flassbeck recht: Das Gewese um den Euro zerstört gemeinsames Kulturgut, facht einen vergessen geglaubten Hass an und fordert Opfer, die keine Währung der Welt Wert ist. Falsch ist, dass das Ende des Euro daran etwas ändern könnte. Die Krise nämlich bliebe. Wäre ich Sozialist, ich forderte die Abschaffung des Kapitalismus. Jedenfalls solange ich nicht das Patentrezept in der Tasche hätte, wie der seine Profite ewig steigern könnte. Das freilich hieße nicht nur Marx zu widerlegen, sondern alle Erfahrung.