Sie hätten gewonnen, meint ein Magazin für wahre Marktberuhigung, dessen Weltbild mich immer an einen Zerrspiegel erinnert. Gewonnen, weil sie ihren Banken und denen, die Staatsanleihen mit adipösem Zinssatz erworben haben, die Sicherheit der Unterstützung durch die europäischen Steuerzahler garantieren können. Letzteres schreibt nicht das andere Magazin, sondern nur dieses hier. Das andere macht glauben, es seien “Spanien” und “Italien”, die etwas hätten vom Deal. Daher eignet sich dieses Fußballturnier auch so herausragend zur kondebilen Mitverblödung:

Es sind nicht mehr oder weniger talentierte Ballschubser und ihre Dirigenten, die hier einen perfekten 80er Jahre-Fußball, dort einen modernen, aber zum Rumpeln dümmlich orchestrierten Verliererkick zelebrieren. Nein, es sind die Länder, die Staaten, die da gewinnen und verlieren. Und jeder, der ein Deutscher, Spanier oder Italiener ist, hat sich als betroffen zu empfinden. Wenn man sich die Brötchen nicht mehr leisten kann, von einer korrupten Behörde zum Spielen im Einkaufsladen mit Plastikobst gezwungen wird oder pleite geht, weil niemand mehr einen Job hat und keiner mehr etwas kaufen kann, dann ist das anders. Dann ist man Versager, faul oder Besitzstandswahrer.

Es ist unser Geld

Na gut, für die Deutschen ist man dann immer noch Italiener oder Spanier, vor allem aber Grieche. Nur bei denen mit Ariernachweis im eigenen Land ist es schwieriger. Die sind dann vielleicht faule Deutsche, vielleicht aber auch nur Opfer von Juden und Griechen, die unser Geld undsoweiter. Alles in Ordnung, solange nicht mit unrechtsstaatlichen Wörtern wie “Kapitalismus”, “Neoliberalismus” oder “Plutokratie” hantiert wird.

Kein Wort davon, dass all die Details, die da verhandelt wurden, jede Variante, für oder gegen die sich die Bleierne Kanzlerin ausgesprochen hat, sämtlich verfassungswidrig sind. Als sei es irgend ein Zugeständnis, wenn das Unmögliche den Vorzug vorm nicht Machbaren erhält. So geht Politik, das ist Demokratie heute. Ihr “Sturmgeschütz” hat sich dem bloß angepasst.

Es ist nämlich “unser Geld”, das “alle wollen”, und unsere heldenhafte Kanzlerin “hustet euch was”, wie der Verlag mit dem stets ungeniert vorgehetzten Weltbild meint. Der Grundirrtum ist virtuos eingewirkt in die Nachricht. Alle verstehen, was sie verstehen sollen. Die im Dunkeln, Zuchtchampignons der Massenmedien, denken tatsächlich, es gehe um ihr Geld. Die anderen hören mit Genugtuung, dass ihre Ansprüche weiterhin ungefährdet bleiben. Ob sich Italien, Spanien oder Deutschland oder alle nachher zum Absingen der Hymnen versammeln, kann ihnen herzlich wurscht sein. Sie gewinnen. Immer.