Ficksalpakt, Austerlitzität und andere Verständnisse
Posted by flatter under Politik[37] Comments
29. Mai 2012 18:55
Einen inhaltlich erfreulich hochwertigen Artikel gibt es heute in der FR zu lesen, allein: Wem nützt das Kauderwelsch? Stephan Schulmeister nutzt eine der Schwachheiten neoliberaler Strategien und nimmt sie auseinander, um damit ausgerechnet die SPD(-Führung) anzusprechen, was damit leider doppelt ins Leere läuft.
Nicht dass ich derartige Argumentationen grundsätzlich zurückweise, ich führe sie ja selbst hier. Es ist aber zu hinterfragen, inwieweit derlei Kommunikationsangebote noch irgendwo Resonanz erzeugen. Hätte man etwa die Hoffnung, Schulmeisters wie gesagt schlüssige Argumentation erzeugte auf Seiten der Neoliberalen selbst jegliche Erkenntnisse, so wäre man wohl naiv. Ein einziges Wort steht dem schon im Wege wie eine Staumauer: Er spricht von “Konsum”. Der intellektuelle Offenbarungseid eines Hans-Werner Sinn, der ganz offiziell glaubt, Konsum sei schädlich für die Wirtschaft, weist auf die tragende Säule im Hokuspokus der Sparpaketboten. Dagegen helfen keinerlei Argumente, schon gar keine, die unmittelbar gegen das Dogma des Konsumverzichts sprechen.
Schulterklopfen
Sich an die eigene Fraktion zu wenden, Argumentationen auf den neuesten Stand zu bringen, ein wenig Schulterklopfen vielleicht, ist nicht schädlich, aber auch wenig hilfreich. Das kann man also machen, wenn einem nichts Besseres einfällt; auch das mache ich regelmäßig selber. Es wäre aber besser, man fände dann stilistisch eine Möglichkeit, nicht staubtrockene Aufsätze zu schreiben, die niemand versteht, der nicht ohnehin längst eine Meinung zum Komplex hätte. Viele der Begrifflichkeiten und Theoreme kann man umgehen und manchmal dabei sogar auf kürzerem Wege zum Ziel kommen. Wenigstens ein Bemühen in diese Richtung wäre schön und wenigstens in einer Zeitung.
Begriffe wie Fiskalpakt, Konsolidierung, systemische Restriktionen, Schuldenquoten oder strukturelles Defizit versteht in dieser Dichte kein Mensch, der sich nicht intensiver mit Volkswirtschaft beschäftigt hat. Sie geistern durch die „Nachrichten“ und hinterlassen nur einen Effekt: Dass nämlich der Neusprech leichtes Spiel hat in der Atmosphäre einer Sprache ohne Bedeutungen.
Ein Satz wie „Man bereinige das Gesamtdefizit um die konjunkturelle Komponente und Einmaleffekte und man erhält das „schlechte“ , weil strukturelle, Defizit“ überfordern den gemeinen Abonnenten einer Tageszeitung.
Das Phänomen, Texte ohne Adressaten zu verfassen, wird vor allem dort zum Problem, wo es notwendig wäre, möglichst viele Menschen zumindest zu interessieren, wenn schon nicht zu informieren. Ich werde das Problem in den nächsten Tagen noch einmal aufgreifen und mich in diesem Ansinnen dem Marxismus widmen. Nicht um ihn zu verbessern, sondern um dazu beizutragen, ihn einer verdienten Totenruhe zuzuführen.
Mai 29th, 2012 at 19:14
Gerade im Fernsehen …
Ein angeblich großer griechischer Buchautor …
er fang an, wie die heutigen Griechen, die Nachkommen von großen Denkern, einfache Wahrheit nicht verstehen können, dass, wie in einem Haushalt, die Ausgaben nicht größer als Einnahmen sein dürfen
…
und siehe mal da, sein Buch wird auf Deutsch erscheinen
…
auf den ersten Augenblick dachte ich mir, der muss Recht haben, dass die heutigen Griechen Idioten sind …
dann habe ich aber schnell begriffen, dass der große Schreiberling doch nicht “die Griechen” ist
;-)
Mai 29th, 2012 at 20:26
flatter
Einen inhaltlich erfreulich hochwertigen Artikel gibt es heute in der FR zu lesen, allein: Wem nützt das Kauderwelsch?
Genau das .. wem nutzt es das die FR sachte den Finger in die Wunde legt und nun das schreibt was seit Jahren anderswo in sämtlichen Facetten thematisiert wird.
Der größte Betrug der Nachkriegszeit ausgeführt von einer kriminellen Vereinigung aus Kapital,Wirtschaft und Politik, denn hätten die Banken ihre Bilanzen nicht durch kriminelle Überbewertung ihrer Aktiva massiv geschönt, währen sie längst Pleite jedoch mit Hilfe der gekaufter Politik die den Steuerzahler in Zwangsbürgschaft nimmt organisiert man weiter Beihilfen zur Konkursverschleppung und wo es Bürgen gibt braucht’s keine Sicherheiten mehr …. das Web ist voll zu dem Thema und da kommt nun die FR ..Muhahahah BULLSHIT !
Mai 29th, 2012 at 21:00
Zum Paaackkt jevts mal wieder eine Petition im Bundestag:
…ist nicht schädlich, aber auch wenig hilfreich…
Mai 29th, 2012 at 21:05
Gefunden:
steht dem schon wie im Wege wie eine Staumauer
Mai 29th, 2012 at 21:55
“Ich werde das Problem in den nächsten Tagen noch einmal aufgreifen und mich in diesem Ansinnen dem Marxismus widmen. Nicht um ihn zu verbessern, sondern um dazu beizutragen, ihn einer verdienten Totenruhe zuzuführen.”
Welcher “Marxismus” ist denn hier gemeint? Und welcher Marx, der junge, alte, posthum publizierte? Ich könnte mir auch weitaus bessere Ziele für eine an pragmatischen Aspekten orientierte Sprachkritik vorstellen, z.B. Adorno.
Mai 29th, 2012 at 21:55
Horst, du wirst schlampig.
nichts besseres
wäre schön und wenigstens in einer Zeitung
werde das Proben in den nächsten Tagen
Mai 29th, 2012 at 21:56
Durchaus nicht Leichtverständliches leichtverständlich zu machen, das grenzt schon an Kunst.
Allein schon den Begriff `die Wirtschaft` mal einem Uneingeweihten klar zu machen, dieses Schwachsinnskonstrukt der Ökonomen auseinanderzunehmen,
es ist zum Verzweifeln.
Naja, momentan riechts nach nem schlimmem Krieg, macht
mir mehr Sorgen als das Geld und der ganze Mumpitz.
Mai 29th, 2012 at 22:12
@Amike: Fast richtig und um 21:05 war das “wie” obendrein bereits gelöscht.
“wäre schön und wenigstens in einer Zeitung” ist allerdings o.k. und so gemeint.
Mai 29th, 2012 at 22:18
@SalvadorArachnor: Alles zu seiner Zeit. Adorno ist übrigens einer, der erheblich dazu beigetragen hat, Marx abzukürzen. Ich will auch keinen Philosophen auf an “pragmatischen Aspekten orientierte Sprachkritik” überprüfen, im Falle Adornos hielte ich das gar für ein Verbrechen. Der hat es zwar hier und da wirklich übertrieben, aber seine Philosophie ist ohne seinen Stil ebensowenig denkbar wie umgekehrt.
Ich habe auch an Marx nix auszusetzen auf diesem Wege. Ich meine die Marxisten.
Mai 29th, 2012 at 22:23
@ Amike:
Nicht schlampig, nur fahrig und unkonzentriert.
Mai 29th, 2012 at 22:25
@ flatter: am “wie” hab ich mich auch nicht gestört, dass das schon korrigiert war, ist mir sogar aufgefallen. Bei letzterem scheint mir das “und” ein wenig deplatziert (deplaciert), aber das ist wohl Geschmackssache.
Ich eigne mich generell kaum als Korrektor, mir fällt nur auf, wo ich beim Lesen hängenbleibe und ich kann neue nicht von alten Rechtschreiberegeln unterscheiden (ich hatte in der Schule alle auf einmal).
Nur sonst ist der Horst halt so gründlich.
Mai 29th, 2012 at 22:26
Tja, langlode44, geht mir ähnlich. Dieser ganze Wirtschafts-/Geldmumpitz ist nichts gegen den Wahnsinn aus dem Nahen Osten, Raketenschirm und so weiter.
Die Verwirrungen sind hausgemacht und über allen Dingen steht die Frage, wer sagt die Wahrheit und wer belügt uns? Halt so alt, wie die Menschheit selbst.
Das zu ergründen ist sehr schwer, denn die Manipulation ist allgegenwärtig und die Versuchung, dem nachzugeben, sehr groß. Lieber schöne Tage zu Pfingsten und während der EM, als schlechte Aussichten. Das kommt immer gut an.
Ich blicke auf z. B. Querschuesse und auch auf anderen Wirtschaftsseiten, auch denen, die sich mit Aktien und Co. beschäftigen und sehr informativ sind, nicht mehr so ganz durch. Einfach gesagt, zuviel Infos. Ach, Infos….Die Washingston Post habe mehr Informationen, per Tagesausgabe, als der durchschnittliche Bürger im 16. Jahrhundert während seines “ganzen Leben” zu lesen bekam – soll wohl mehr ein Gerücht sein.
Mai 29th, 2012 at 22:37
@flatter(9)
@SalvadorArachnor(5)
Fein, versuchen wir alles beides: Beim Marxismus bin ich wahrscheinlich mit max. drei Sätzen durch (sorry) und den jungen und alten Marx. Da ist einiges Interessantes drin, wenigstens für mich und so wie das SalvadorArachnor anspricht, für ihn wohl auch.
Der posthume scheint mir eh nur ‘vergewaltigt’ im Marxismus ;-)
Am besten ohne den Namen ein einziges Mal zu nennen – das macht viel mehr ‘Spaß’ und mancheiner kriegts große Staunen, wenn dann so etwas wie die “Auflösung” gibt.
Aber eigentlich muß ‘man’ das doch gar nicht ‘auflösen’.
Macht ‘man’ das nicht nur, wenn man sich hinter wohlklingenden Namen ‘verstecken’ will?
Ich ertappe mich allerdings ab und an bei so etwas wie einer ‘Ehrenrettung’. Es ist zwar wohl Quark, daß ich das mache, aber da kann ich dann doch nicht aus meiner Haut.
Mai 29th, 2012 at 22:42
@Preto: immer wieder lesenswert:
https://www.textlog.de/tucholsky-nationaloekonomie.html
Mai 29th, 2012 at 22:48
@langlode44 #7
Naja, momentan riechts nach nem schlimmem Krieg, machtmir mehr Sorgen als das Geld …
Ja will er denn, das dies ewig andauert ?
Irgendwie muß der Profit ja mal schnellstmöglich maximiert werden, bevor die anderen bemerken, daß es bereits fertig hat, das Waxtum und Wohlstand für alle ;-)
Und im Sinne der Grünen wird dann endlich aktiv abgerüstet.
Mai 29th, 2012 at 22:51
Btw, ich glaube, Burks hatte neulich auch was in der Richtung angedroht, so von wegen Grundkurs Kapitalismus mit Marx als Vorspeise…
Mai 29th, 2012 at 23:07
@ Horst: Meine Kritik kann man übrigens auch andersrum lesen, nämlich als Anerkennung dessen, was du hier regelmäßig machst ohne was dafür zu bekommen ;)
Mai 29th, 2012 at 23:10
@langlode44, danke für den sehr unterhaltsamen und zeitlosen Link … angenehme Nachtruhe auch.
Mai 29th, 2012 at 23:21
@Horst Horstmann: Burks wird dabei mein Aufhänger sein. Ich werde mir erlauben, ihm zu widersprechen ;-)
Mai 29th, 2012 at 23:34
Witz des Jahres: https://www.focus.de/politik/deutschland/unerwartetes-lob-deutschland-die-am-meisten-bewunderte-nation-in-der-eu_aid_759817.html
“Demnach ist ‘Deutschland die am meisten bewunderte Nation in der EU und ihre Führer werden am meisten respektiert’. Die Deutschen würden am härtesten arbeiten und seien am wenigsten korrupt. Zugleich seien sie die stärksten Befürworter der EU.”
Hätte das Titanic-Magazin nicht besser machen können.
Mai 30th, 2012 at 00:00
@ Amike:
Das Kompliment hatte ich zwar gesehen, aber ich bin unsensibel. ;-)
Mai 30th, 2012 at 00:03
@Horst Horstmann(16): Hat er nicht nur angedroht, hat auch schon mit angefangen…
Ludwig lesen oder: Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?
Mai 30th, 2012 at 00:31
Fahrig, unkonzentriert und unsensibel? Tja, das Leben ist kein Ponyhof, was ;)
Schlaf gut
Mai 30th, 2012 at 00:47
@ Wat.:
Ach, dat issoch erst dat Intro.
@ Amike:
Nur die Harten kommen in den Garten.
(Und die Härteren kriegen die Gärtnerin.)
GN8
Mai 30th, 2012 at 00:56
@Horst Horstmann(24): Das mich aber schon mit der Frage zurückläßt: Muß ich nun an mir selbst oder an Burk hochklettern ;-)
Mai 30th, 2012 at 01:09
@ Wat.:
Klettern muß nur, wer zurück auf den Baum will.
Oder:
Gepuzzelt wird auf dem Tisch, nicht an der Wand.
So, jetze aber wirklich ab inne Koje, is spät nu.
Mai 30th, 2012 at 01:32
@Horst Horstmann: Auf den Baum kann ich ruhig wollen, allein, ich komme nicht mehr hoch. Darum pflanze ich mir so wie früher auch nicht noch extra welche dafür ;-)
Guts Nächtle Dir.
Mai 30th, 2012 at 01:49
Immerzu der gleiche Fehler. Es ist völlig sinnlos, schwer verständliches leicht verständlich zu machen. So wie jede andere ausschnitthafte Systemkritik auch.
Mai 30th, 2012 at 02:12
Es ist nichts verständlich zu machen, was ‘man’ selbst nicht verstanden hat.
Mai 30th, 2012 at 04:56
@ Wat.
Was nutzen alle Einfachheiten, wenn unser Gegenüber sich selbst dieser simplen Verstandeskunst nie bediente?
Mai 30th, 2012 at 09:27
Herr Dummdreist (28)
Es ist völlig sinnlos, schwer verständliches leicht verständlich zu machen.
Eben nicht denn gerade das ist die Kunst eines Wissenden ( Ausbilder etc.) die Materie mit einfachen Worten und Denkmodellen verständlich zu machen,nur ist es modern wie bei den meisten “Experten” dieser Tage sich Fach und Fremdwörter zu bedienen um größtmögliche Kompetenz bei kompletter Ahnungslosigkeit vor zu gaukeln, für mich zumindest sind Leute die sich bei einem Themeneinstieg schon Fach-chinesisch und Fremdwörter bedienen Blender und Schwätzer, mit zunehmender Tiefe der bereits erklärten und hoffentlich verstandenen Materie sieht das anders aus, aber bis dahin sind die sich geschwollen ausdrückenden, aufgeblasene profilierungssüchtige Dummschwätzer ;-)
Mai 30th, 2012 at 10:01
Der letzte Satz haut mich um. Sprachkritik an Marx?
Nie hat ein Wissenschaftler so klar ausgedrückt, worum es in der Welt geht. Natürlich sprach er die Sprache des 19. Jahrhunderts, zum Glück aber nicht die Gelehrtensprache des 19. Jahrhunderts; an sie den heutigen Maßstab anzulegen, das halte ich, ehrlich gesagt, schon für ganz schön vermessen. Was dabei rauskommen kann, ist leicht abzusehen. Natürlich wird erfahrungsgemäß so etwas nicht ganz uneigennützig getan, kann man doch unauffällig auch gleich ganze Inhalte für überlebt erklären.
Mai 30th, 2012 at 10:54
Wessen letzter Satz?
Mai 30th, 2012 at 12:15
Lazarus – sry, ich kann das ganz einfach ausdrücken: dieses System ist für den Arsch, weil es auf alles scheißt, das nicht effizient™ (genug) ist. Allem voran auf Menschen. Es baut auf angeblichen wirtschaftlichen Notwendigkeiten auf und behauptet, dass Mensch sich dem kläglichen Ergebnis fügen müsste.
Die Frage ist, was benötigt eine Gesellschaft um zu funktionieren. Das ist der Minimalkonsens. Nur darauf kann sich die Frage aufbauen, wie eine “Wirtschaft” funktionieren könnte.
Alles andere ist Zeitvertreib und Flachwichserei – egal auf welchemsprachlichen Niveau. Sprachschach für Dullis denen es noch zu gut geht.
@Sylvia: er meint die Marxisten und nicht Marx. Sprachschach eben.
Mai 30th, 2012 at 13:04
“Die Party ist vorbei.”
Mai 30th, 2012 at 15:09
War irgendwo Party…?
Mai 30th, 2012 at 18:18
Die
PferdeSchuldenbremse wirkt schon. Der Anschluss der Offshore-Windparks iss gefährdet, Vertragspartner TenneT hat Probleme, u. a. fehlt Kohle. Eine Teilverstaatlichung kommt nich Infrage wegen … Schuldenbremse.“Der Markt muss steuern – nicht der Staat. Modell Deutschland über alles!” Weinkönigin Brüderle auf dem F.D.P.-Parteitag