eurofaschIm Januar sprach ich vom “Protektorat Südost”, nachdem Griechenland nicht nur ein “Ministerpräsident” von Goldman Sachs vorgesetzt wurde, sondern auch mit einer faktischen Entmachtung von Regierung und Parlament geliebäugelt wurde – zugunsten eines “Sparkommissars”. Bitter genug, wenn man sich genötigt sieht, so zu formulieren. Entsetzlich, wenn das Kapital dazu übergeht, dergleichen offen zu fordern. Thomas Straubhaar gebührt die Ehre, öffentlich nach dem Gauleiter zu rufen und wortwörtlich die Errichtung eines “Protektorates” Griechenland zu verlangen. Wie es bei den neoliberalen Wirrköpfen und ihrem psychotischen Neusprech üblich ist, liefert er auch noch die schizophrene Begleitmusik dazu:

Das bedarf diplomatischen Fingerspitzengefühls, um nationalen Stolz, Eitelkeiten und den Widerstand von Interessengruppen bei der Neugründung Griechenlands zu überwinden.

Widerstand im Keim ersticken

Wer Christoph Waltz in “Inglorious Basterds” gesehen hat, kann sich vorstellen, wie dieses “diplomatische Fingerspitzengefühl” aussieht. Freundlich und besonnen im Ton, adrett und akkurat im Auftreten, werden “Stolz, Eitelkeit und Widerstand” im Keim erstickt. Nicht weniger als eine “Neugründung Griechenlands” traut der ‘Botschafter der INSM’ sich und der Interessengruppe der Finanzdienstleister zu. Das klingt doch wesentlich diplomatischer als “Besetzung”, “Unterwerfung” oder “Anschluss”.

Warum eigentlich nicht? Ich möchte Leistungsträgern wie Thomas Straubhaar die Chance geben, ihre Ideen und ihr diplomatisches Fingerspitzengefühl auszuprobieren. Sie sind doch wie es heißt stets mit der Bürde der großen ‘Verantwortung’ beladen. INSM-Straubhaar soll bitte nach Athen fahren und sich der öffentlichen Debatte über seine Vorschläge stellen. Das würde vermutlich mehr bewegen als jede Parlamentswahl und das Verhältnis der Finanzbranche zur Bürgerschaft sehr wirksam zurechtrücken. Ich fürchte allerdings, die Fingerspitzen könnten dabei empfindlich leiden.