Ein paar schöne Zahlen hat tagesschau.de heute parat, betreffend den Bodensatz der Gesellschaft. Demnach sind 40% der Alleinerziehenden auf Hartz-IV angewiesen und davon 95% Frauen. Wer jetzt noch weiß, daß man Kinder vom Regelsatz nicht durchbringen kann, bekommt eine vage Vorstellung davon, welch ein Risiko eine Frau eingeht, die sich schwängern läßt und noch nicht ausgesorgt hat.

Das Leben dieser Frauen und ihrer Kinder interessiert offenbar niemanden so recht. Hier zeigt sich sehr deutlich, was von der Worthülse “Fördern und Fordern” zu halten ist. Denn es werden zwar drei Jahre nach der Geburt eines Kindes wieder Forderungen gestellt, mit der Förderung ist das aber etwas völlig Anderes. Nichts wird gefördert. Es werden Gesetze erlassen, durch die Probleme von einer Gruppe auf eine andere abgewälzt werden. So führte etwa die Garantie eines Kita-Platzes zu Mehrbelastung der Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen. In der Folge zur Schließlung von circa 100% der Horte, die wiederum durch Ganztags-”Beschulung” ersetzt wurden, welche allerdings nicht im Geringsten ihrer Bezeichnung würdig ist.

Das Resultat: Eine überforderte Betreuung, die ohnehin nicht ausreicht, Alleinerziehenden eine nennenswerte berufliche Karriere zu ermöglichen. Da deren Kinder nämlich häufig durchgängig eine Betreuung brauchen, werden sie nirgends landen, wo ständige Ausfälle am Arbeitsplatz nicht geduldet werden.
Aber das Problem beginnt schon bei der Ausbildung. Zu meiner Zeit war ein Studium zumindest für Abiturienten eine Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen. Es brauchte halt länger, aber es ging. In Zeiten des Bachelor ist auch das Schnee von gestern. Mit Kindern in einen nichtakademischen Beruf wieder einzusteigen, ist angesichts des real existierenden Arbeitsmarktes nicht wirklich aussichtsreich.
Der schöne Slogan vom lebenslangen Lernen entpuppt sich als Sprechblase, es gibt keinerlei Infrastruktur für eine lebensbegleitende Bildung und Ausbildung. Im Grunde ist dieser “Markt” noch immer auf “Ehe und Familie” ausgerichtet.

Am schlimmsten trifft es die Kinder. Sie haben habe im Sinne ihrer geistigen Gesundheit eigentlich nur die Möglichkeit, Berufswünsche wie Feuerwehrmann oder Astronaut anderen zu überlassen und sich selbst für “Hartzer” zu entscheiden – was tatsächlich auch sehr im Trend ist. Hier gehören sie dazu, sind nicht zu arm und schämen sich auch nicht mehr. Dabei wissen sie noch gar nicht, daß ihre Bildungschancen ohnehin so miserabel sind, daß selbst Fleiß kaum hilft.

Eine liberale offene Gesellschaft will selbstverständlich niemandem vorwerfen, wie er zu leben hat. Und wer eben feststellt, daß die Partnerin und die Kinder dem Lebensentwurf nicht entsprechen, zieht weiter. Was da zurückbleibt, ist chronisch unterversorgt, chancenlos und abgehängt. Zu vierzig Prozent!
Auch hier stellt sich die Frage, wo der Protest bleibt gegen diesen Dauerskandal. Auch hier sind es die Frauen, die still leiden und keinen Ausweg sehen.
Vor allem aber zeigt die Gesellschaft einmal mehr ihre häßliche Fratze, die so etwas lächelnd duldet und deren Credo und ceterum censeo lautet: Sparen wir noch mehr im sozialen Bereich!

Der Markt regelt hier gar nichts. Es ist ja nicht seine Aufgabe. Der Staat soll höchstens das Nötigste tun, und ihm werden nicht die Kompetenzen zugesprochen, das ganz große Rad zu drehen, um die soziale Wirklichkeit einmal vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Das Problem würde nicht einmal wahrgenommen, gäbe es da nicht diese häßliche demographische Kurve. Aber auch dafür gibt es ja die Lösung: Kürzen wir einfach bei den Renten und der Pflege, dann können wir uns auch das noch leisten – und die nächste Steuersenkung für den Mittelstand.