Das brauchen wir nicht in Deutschland
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
08. Mai 2009 1:07
Paintball soll verboten werden. Warum, das weiß niemand so genau, aber wie so oft findet Dieter Wiefelspütz, ein fanatischer Gegner bürgerlicher Freiheiten, das Verbot richtig. Warum, das weiß er auch nicht so genau. Er findet Verbote halt geil, das macht ihn an, da fühlt er sich mächtig. Auch davon weiß er nichts. Zu Paintball sagt er:
“Das müssen wir nicht haben in Deutschland”. Er findet es “sittenwidrig”.
Damit sind wir dann auch bei der Basis dessen, was dieser geborene Innenpolitiker für gutes Recht hält. Als solcher muß er nämlich Hardliner sein, das gehört sich so. Recht und Gesetz, Law-and-Order, Verbieten und Verfolgen, das gilt hier als “Innenpolitik”. Wer “Innen” ist, ist Hardliner, zumal wenn er als SPDler die rechten Koalitionspartner übertrumpfen will. So ein Inliner ist auch der Wiefelspütz. Sitte und Moral, Sicherheit und Ordnung gehen ihm über alles, auch und gerade über das Grundgesetz, wir hatten das schon oft hier.
Es wird immer blöder und immer undemokratischer, selbst in Wahlkampfzeiten erschließt sich nicht mehr wirklich, was sie den wollen, diese Symbolpolitiker, die ihre einfachen Lösungen aushecken, die alle immer schneller scheitern, weil sie von keiner Verstandesleistung mehr beeinflusst sind. Sogar die vorgebliche Militanz, gegen die sich Sittenwächter und Sicherheitsfanatiker so plakativ stemmen, fehlt ihnen sogleich wieder am anderen Ende. Denn immerhin sollen ja noch “Piraten” verfolgt und ischlamischtische Terrorischten am Hindukusch gestoppt werden. Wer soll denn noch für die Bundeswehr schießen, wenn Hobbygeballer mit Farbkügelchen als “menschenverachtend” gebrandmarkt wird? Sind ihnen dann also Wehrsportübungen lieber, bei denen die menschlichen Ziele einen Turban tragen und “Du Opfer” heißen?
Ich weiß, der Ansatz ist schon falsch, weil ich diesen Schwachsinn ernstnehme. Genau wie die gedruckte Hetze einer gewissen “Zeitung” nur deshalb Absatz findet und nicht zu Pogromen führt, weil ihr “Inhalt” schon beim “Lesen” wieder vergessen wird, lassen die Menschen es den nützlichen Idioten solcher politischen Elite durchgehen, daß ihre genialen Gesetzentwürfe zu nichts nütze sind und für die Tonne produziert werden. Aber es liegt ein gewaltiges Potential in solchem Ernstnehmen, wenn es auch nur für den Augenblick ist.
Sollte es also wichtig sein, was wir so haben müssen in Deutschland und sollte es also schon ausreichen für schwere Eingriffe in den Rechtsstaat, daß wir etwas nicht haben müssen, dann fangen wir doch einmal mit den Fischen an, deren Köpfe zum Himmel stinken. Und damit es nicht zu schwierig wird, weil das so viele Fische sind, beginnen wir mit dem, der da seine farblosen Blasen in den Tümpel blubbert:
Einen Wiefelspütz muß ich noch weniger haben als Paintball oder parfümiertes Briefpapier. Soll er doch dahin gehen, wo kein Paintball gespielt wird. Nach Afghanistan zum Beispiel oder in den Irak. Dort gibt es derart menschenverachtende Freizeitgestaltung ganz sicher nicht.
Mai 8th, 2009 at 07:21
Es ist unglaublich, wie den Politikern jedes Maß und Ziel abhanden gekommen ist.
Wenn man den Gedanken weiterspinnt, stehen die alten Kinderspiele wie Räuber und Gendarm, Abwerfen, Fangen usw. auch bald auf der Verbotsliste.
Mai 8th, 2009 at 07:31
Wenn man mal wie ein amerikanischer Republikaner mit Verschwörungstheoriezwang denken würde, könnte man meinen, solche Vorschläge, wenn sie denn umgesetzt werden hätten das Ziel, das Gewaltmonopol des Staates zu stärken. Das ist zwar gut gegen Amok und Selbstjustiz, aber auch eine gemeinsame Eigenschaft von Diktaturen. Wenn eine Regierung gegen ein Volk regiert, kann sie es sich nicht leisten, in diesem Volk Bürger zu haben, die mit Schusswaffen umgehen können.
Mai 8th, 2009 at 07:32
Wir können ja eine Petition einreichen, welche Duschen verbeitet. Alle Amokläufer und Kriminellen, auch Terroristen (es ist belegt) haben mindestens einmal im Leben geduscht. Man muss nur noch eine Studie aufbauen, welche den Zusammenhang zwischen Tropfengröße und Aggressionspotential untermauert.
Mai 8th, 2009 at 08:49
Es scheint doch klar zu sein, warum diese Placebos: sie wollen ablenken von den gesamtgesellschaftlichen Verwerfungen, welche durch Profitsucht, Vermarktung des Menschen an sich und der damit eingehenden entmenschlichung des Individuums entstehen. Das gerade die jungen daran innerlich zebrechen und das Saufen und Schiessen anfangen, das, ja das kann nicht sein.
Mai 8th, 2009 at 09:47
Ein genialer Zug des Herrn W.! Eine Eingabe machen, die so gehaltlos ist, daß selbst Flatter sie inhaltlich nicht diskutieren mag. Da erinnert sich nächste Woche keiner mehr dran. Was aber bleibt, ist die Präsenz des Politikers beim Bürger. Wenn die Wahlen anstehen, wird W. von seiner Popularität profitieren. Die Leute meinen ihn zu kennen und sich an ihn zu erinnern. Und da er ausschließlich Randgruppen (Paintball-Spieler) für seine Werbung missbraucht, behält ihn auch niemand (ausser den Betroffenen) in schlechter Erinnerung. Mit dieser Strategie lassen sich sicher eine Menge unbedarfter Wähler abschöpfen.
Er hätte ja auch Jäger oder Sportschützen kriminalisieren können. Hat er aber nicht. Beim Paintball wird zwar vermutlich noch nie jemand gestorben sein, aber das kommt sicher noch wenn er nicht einschreitet. Nicht auszumalen welcher Wind ihm entgegen bläse, würde er sich mit im Dauerrausch befindlichen Schützenvereinen anlegen. Das sind doch dann doch zuviele Wähler. Auch wenn Schrotgewehre und dergleichen tödlich sind. Da hat er wohl offenbar weiter gedacht als angenommen, gegenüber Bewaffneten hält man wohl lieber mal die Füße still.
Mai 8th, 2009 at 10:47
Verbote zu erlassen, und seien sie noch so unnütz, ist halt die einfachste Übung die diese Politikdarsteller grad noch so beherrschen. Die waren Hintergründe und gesellschaftlichen Misstände zu benennen, oder sogar Lösungsansätze dagegen zu entwickeln, trauen diese ‘Eliten’ sich selbst und damit ihrem Volk doch gar nicht zu.
Ich tippe mal binnen zwei Jahren, nach dem nächsten Schulmassaker, kommt ein Verbot von James Bond Filmen.
Armer Wiefelspitz, armes Deutschland!
Mai 8th, 2009 at 11:10
Der Herr Wiefelspütz ist ein geradewegs in’s Gesicht schlagendes Beispiel dafür, was mit einem passiert, der sich zu lange auf den Korridoren der Macht herumdrückt, ohne aber wirklich etwas zu sagen zu haben oder auch nur zu können. Eben ein ‘Berufspolitiker’. Insofern bin ich auch dringend für ein Wiefelspütz-Verbot…
Mai 8th, 2009 at 11:29
Schnief… Tränen der Rührung hatte ich den Augen!
Ja, ja, genau so! Richtig! Schreib’ weiter, Baby! :-)
Aber mit einem hast Du Unrecht: Er hat keine eigene Meining, denn die setzt irgendeine Art von Denken voraus. Und Hardliner ist ein Widerspruch in sich bei Einem, der bei dem leisesten Windhauch umfällt. Naja, vielleicht steckt er deshalb des öfteren in irgendeinem Popo (aus Stabilisierungsgründen natürlich, rein physikalisch gedacht und extrapoliert).
Deshalb auch an dieser Stelle: Glückwunsch zur Kapitulation (8. Mai) und um mit Reinhald Grebe zu sprechen: Vielleicht sind 60 Jahre Frieden einfach genug?
Ab an die Paintball-Ostfront
Mai 8th, 2009 at 11:42
Was wohl nie kommen wird, ist ein Verbot von Barettas im Schlafzimmer von Sportschützen.
Schönes Ablenkungsmanöver das mit dem Paintball. Bisher war – soviel ich weis – kein Amokläufer Paintball-Spieler. Aber mehrere waren im Sportschützenverein.
Haben die mal wieder gut hingekriegt, die Lobbyisten von Jägern und Sportschützen. Eigentlich typisch, wie Gesetzesinitiativen immer wieder so ausgehen, dass mächtige Interessengruppen am Ende keinerlei Einschränkungen zu befürchten haben. Nur die Bürokratie wächst immer weiter.
Es sind die Lobbyisten, die unser Land kaputt machen.
Mai 8th, 2009 at 13:48
Mich hat er überzeugt. Ich bin sein Fan.
Wiefelspütz ist der Mindestlohn für den Wähler für das gemachte Kreuz.
Er ist nicht einfach nur Elite oder Leistungsträger wie andere auch, Wiefelspütz ist Kult. Er verkörpert den Willen Europas genau so wie die Hoffnung des deutschen Friseurs und vertritt die Grundordnung gleich mal so wie die Ordnung, weil er den Unterschied nicht sehen kann.
Manchmal erscheint er mir im Morgengrauen, wenn ich darüber nachdenke, ob es die Unterirdischen und die Außerirdischen gibt.
Mai 8th, 2009 at 13:50
Wer seine Frisur schon nicht in Ordnung halten kann, wird, sollte dies bei “ihm” überhaupt möglich sein, seine Gedanken erst recht nicht ordnen können.
Ein typischer Speichellecker, dieser Herr. Blind für die Realität im Lande weil ein klarer Blick unnötig ist in den Enddärmen derer, die das wirkliche Sagen haben.
Mai 8th, 2009 at 14:25
“[...] nützlichen Idioten solcher politischen Elite [...]“
Unseren Politikern fallen doch auch immer so schöne neue Begriffe ein. Warum nennen wir sie dann nicht “Elioten”? ;)
Mai 8th, 2009 at 14:28
Es ist schon erstaunlich wie aktiv unsere Politiker plötzlich werden… jetzt, kurz vor der nächsten Bundestagswahl. Wiefelspütz, v. d. Laien, Zypries, die Stones…
Man wird ja ganz kirre bei so viel Aktivität. Können die nicht einfach das machen, was sie die letzten drei Jahre gemacht haben?
NICHTS!!!
Mai 8th, 2009 at 16:45
Heillige Mutter Moses!
Ich habe die Erklärung gefunden. Seht selbst!!
https://webarchiv.bundestag.de/archive/2007/0108/mdb/mdb13/bio/W/wiefedi0.html
Ihr habt den Nerd also gehänselt und jetzt rächt er sich!
Mai 9th, 2009 at 00:49
Georg Schramm als Oberstleutnant Sanftleben zur Wehrpflicht und dem Nutzen von PC-Spielen zur Vorbereitung des Wehrdienstes:
“Sanftleben: Einerseits kann man die Leute nehmen, die sonst ja herumlungern… nicht!? Der Hauptschuler, der auch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Waffen hat … kleines Klappmesser auf dem Schulhof und so… nicht!???
Oder PC-Spieler…Es gibt ja auch Übergewichtige zum Beispiel, die hätten wir früher nicht genommen … ja…. aber die können eine F-16 fliegen, in Echtzeitsimulation! … Und wenn sie mal daran denken, dass wir in einer Generation bereits ferngesteuerte Waffen
Frage: Sind das ferngesteuerte Flugzeuge?
Sanftleben: Ja, den körperlichen Strapazen sind die ja sonst nicht gewachsen. Bei Beschleunigung auf G6, nicht wahr, da ist so ein kleiner Fettsack natürlich erledigt.”
https://www.youtube.com/watch?v=a5fX7E7nbTI
ab ca. 5:30
Mai 9th, 2009 at 10:47
Superidee kann ich nur sagen. Wir sind als treue Vasallen der USA weltweit unterwegs, die Interessen der Ersten Welt zu sicheren, unsere Freiheit am Hindukusch zu verteidigen und maßen uns an, den Rest der hemmungslos zu versklaven, damit unser Wohlstand uns noch eine Weile erhalten bleibe, wollen aber nicht, dass sich unsere Kinder mit Farbkugeln beschießen, weil wir das bäh finden. Es wird höchste Zeit, unsere Eliten, die sich solch einen Schwachfug ausdenken ernsthaft auszulachen.
Du hast recht Flatter, man sollte sowas gar nicht ernst nehmen aber unsere Welt ist mittlerweile so verrückt, dass sie bei solchen Ideen nicht mehr vor Lachen zu Brüllen anfängt, was die einzig angemessen Reaktion wäre.
Auf diesem Level bewegt sich das, was bei uns unter politischer Kultur läuft: Spielverbote für die Kinder und Rußfilter für unsere Panzer -der Umwelt zu Liebe.
Mai 9th, 2009 at 11:22
@willi
“Spielverbote für die Kinder und Rußfilter für unsere Panzer – der Umwelt zu Liebe.”
Es ist noch perfider und schlimmer:
Was hier abgeht, ist eine Arbeitsteilung nach dem Muster des bösen und des guten Polizisten:
Die Amis produzieren (1) grüne $-Papierchen und (2) Waffen, mit denen sie den Rest der Welt marktreif bomben.
Wir Westeuropäer protestieren gegen die „bösen Amis“, wir sind die Guten – die Demokratie und die Marktwirtschaft sind doch etwas Gutes -, und hinter ihren Panzern erobern wir fieberhaft die reifgebombten Märkte.
Den Sold an die Amis zahlen wir, indem wir nach USA exportieren, also Konsumgüter für ihre grünen $-Papierchen schicken.
Das ist die neoliberale und neokoloniale Globalisierung. Der „Rest“ der Welt weiß es, nur wir tun es so, als ob wir es nicht wüssten. Der größte Historiker des 20. Jahrhunderts Hobsbawm (Stern, 20/2009) sagt, dies führe bestimmt zum nächsten Weltkrieg: „Es wird Blut fließen, viel Blut.“
Mai 11th, 2009 at 10:05
@Systemfrager: So ist es.
Was den Herrn Wiefelspütz angeht, der geht auf Abgeordnetenwatch.de ab wie Schmidts Katze. Un-glaub-lich. Einem Frager mangele es an “Respekt”. Okay, man hätte das höflicher formulieren können, aber nachdem der Herr Wiefelspütz einen Frager “sarkastisch” abgekanzelt hatte, fand ich das noch direkt freundlich. Und Herr Wiefelspütz kann sich eigentlich noch glücklich schätzen: Der Typ hatte ihn GEFRAGT, ob er weiß, wofür z.B. DNS steht und wie es funktioniert. Der Frager traut es ihm also im Prinzip noch zu. Mutig!
In diesem Sinne: laßt die Musik weiterspielen, auf der Titanic hat das doch auch wunderbar funktioniert.
Musizierend, Flying Circus
Mai 13th, 2009 at 17:16
Aha, laut taz.de rudert Herr Wiefelspütz nun wieder zurück. Zitat taz: “Ich halte Paintball für sittenwidrig, frage mich aber, ob eine solche Überzeugung für ein Verbot ausreicht.”
Hauptsache das Verbot wird erst einmal auf den Weg gebracht, nachdenken können wir immer noch?!
taz weiter: Wiefelspütz sagte auch, niemand glaube an einen direkten Zusammenhang von Amokläufen wie in Winnenden mit Spielen wie Paintball oder Gotcha. “Wer Paintballspieler auf diese Weise kriminalisiert, vertritt Schwachsinnsthesen”, sagte Wiefelspütz. “Winnenden war nur der Anlass für ein Verbot.”
Es kam also gerade gelegen. :) Herr Wiefelspütz ist offenbar verwirrt. Seiner Argumentation kann ich nicht folgen, aber ich kenne die Folgen (wenn jemand in diesem Geisteszustand mit zuviel Macht ausgestattet ist).
Auch wenn ich die Bild ungern als Quelle heranziehen mag: Hintergrund ist offenbar der heftige Protest aus der Paintball-Lobby. Abgeordnete bekamen in den vergangenen Wochen immer mehr Protest-Mails. Ein Abgeordneter, der namentlich nicht genannt werden will, zu BILD.de: „Die legen uns mit Protesten unser Büro lahm.”