Olaf Scholz, den die FR neulich noch ernsthaft einen “Linken in der SPD” genannt hat, knallt in einem Interview mit der FAZ all sein neoliberales Gold auf einmal auf auf die Theke und bestellt Schampus für Freund Guido.
Eingangs betet er brav sein Credo, das Bekenntnis zur Agenda 2010:

Man tut niemandem einen Gefallen, wenn man die Krise ständig in den düstersten Farben malt und alle sich angstvoll am Händchen halten. Jetzt sind die Mutigen gefragt, nicht die Feigen. Zum Glück haben wir den Arbeitsmarkt mit den Schröderschen Reformen rechtzeitig effizienter gemacht. Das hilft uns jetzt.”

Richtig, die Millionen, die in ungesicherten Arbeitsverhältnissen ihre Minilöhne kassieren, bekommen demnächst nicht mehr das Schwarze unterm Nagel oder werden nach Hause geschickt, in ihr Heim mit Hartz. Viele hatten nie die Gelegenheit, in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen. Sie stehen dem Ein-Euro-Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung.
Was “mutig” ist und was “feige” in dem Zusammenhang, erschließt sich mir nicht recht. Ist “Mut” der Steinbrücksche Optimismus, der die Krise noch nicht sieht, wenn die Möbel schon abgeholt sind? Oder geht es einfach darum, ein bißchen Kriegspropaganda zu machen, weil das immer gut kommt? Fehlt nur noch ein Feind, gegen den man derart “mutig” zu Felde ziehen kann. Wen hätten wir denn da? Terroristen, Islamisten, Sozialschmarotzer?

Bemerkenswert kritisch fragen Oliver Hoischen und Markus Wehner nach:

[FAZ :] Wie lautet die Überschrift für den Wahlkampf der SPD, wenn Sie eine vorschlagen sollen?

[Scholz :] Arbeit sichern! Darum muss es gehen. Wir sollten uns zur Bedeutung der Arbeit für unsere Gesellschaft bekennen.

[FAZ :] Das könnte auch Guido Westerwelle sagen. Was mögen Sie an ihm?

[Scholz :] Guido Westerwelle ist ein intelligenter, beweglicher Politiker. Mit dem man regieren kann.

Man fragt sich, warum die SPD nicht einfach in die FDP eintritt. Das deprimierend stupide Motto “Arbeit sichern!” ist ein unverhohlener Ableger des neoliberalen Kampfmottos “Sozial ist, was Arbeit schafft”. Ausdrücklich angeknüpft an die Agenda 2010, ist nichts Gutes zu erwarten. Die SPD wird vermutlich ihre Mindestlöhne durchsetzen wollen, um sie dann sofort senken zu können. Und damit sich Arbeit auch lohnt, wird das ALG II gleich mit gedrückt. Nein, das ist kein Witz. Das sehe ich so kommen.
Am Ende auch noch den antikommunistischen Amokläufer und unbelehrbaren Marktbefreier Westerwelle zu loben, zeigt deutlich, wo Scholz wirklich steht: Mit beiden Beinen auf dem Rücken der Geringverdiener, mit dem Kopf tief im dunklen Hintereingang der “Leistungsträger”.