Seriös Bloggen: Keine Aufreger mehr
Posted by flatter under NetzweltKommentare deaktiviert
01. Apr 2009 23:50
Manchmal werde ich alt. Es fällt mir dann schwer, mich aufzuraffen, um mich zu Sachverhalten zu äußern, die ärgerlich bis empörend sind, mich aber inzwischen beinahe kalt lassen, weil sie schon quasi Normalität sind. Als junger Mensch war ich noch fassunglos, wenn bei Demonstrationen friedliche Menschen niedergeknüppelt wurden und die ganze Presse von “Krawallen” und “Chaoten” sprach. Ich erinnere mich noch an eine Sendung in den 80ern über Brokdorf (“Monitor” wahrscheinlich), in der gezeigt wurde, wie jemand, der gerade aus seiner Wohnung gekommen und auf die Straße getreten war, von einem Polizisten zusammengeschlagen wurde. Das war schon damals die ganz große Ausnahme, gemeinhin wurde nur über randalierende Chaoten berichtet.
Heute Mittag habe ich Berichte von Menschen gehört, die in London von der Polizei eingekesselt wurden, nicht einmal zum Pinkeln die Szene verlassen durften und darauf ungehalten reagiert haben. Es kam in diesem Zusammenhang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Die Demo und der Krawall
Heute Abend lese ich fast nichts davon, es ist flächendeckend von Randale und Krawallen die Rede. Lediglich SpOn fällt auf merkwürdige Weise aus der Reihe: Nachdem ich am frühen Abend dort ebenfalls von Ausschreitungen las, gibt es jetzt einen ausgewogeneren Artikel. Die Bilder sind dieselben, der Text hat sich geändert.
Allerorten gibt es dazu bunte Klickstrecken. Information ist relativ irrelevant, Reiz ist angesagt.
Ich habe mich anlässlich des letzten G8-Gipfels noch deutlich zu bekloppten Kapuzenheinis und der willigen staatlichen “Gegenwehr” geäußert, heute frage ich mich schon, ob mich das selbst noch interessiert. Die Situation des Bloggers ist dabei paradox, zumal, wenn man das Thema “Seriosität” in diesem Kontext berücksichtigt. Blogs sind Meinungsmedien. Hier schreibt einer, der weder auf die Redaktion noch auf Verleger und Anzeigenkunden Rücksicht nehmen muß. Das führt häufig zu sehr deutlichen Äußerungen, die von den Machern anderer Medien genau deshalb gern als “unseriös” gebrandmarkt werden. Das ist schon deshalb als Pauschalität Unsinn, weil eben ein Mensch sich für sich selbst äußert und daher nicht sprachlich maskiert Meinung mitmacht, sondern das Risiko eingeht, daß die Leser einem das übel nehmen und nicht wiederkommen. Seriös ist hier derjenige, der sich an sein Geschwätz von gestern gern erinnert und sich der Kritik stellt. Daß es auch viele gibt, die mit ihrem Gepolter Clacqueure einfangen wollen, ändert nichts daran, es ist schlicht eine Aufforderung zu differenzierter Betrachtung.
Meinung ohne Affekt?
Ein Weiteres wird dem derart seriösen Blogger zum Problem: Setzt er eben nicht auf Affekt, wird ihm gewahr, daß er sich wiederholt, wenn er der ewigen Wiederkehr der Meldungen folgt. Er füllt nicht “das Blatt”, das tagesaktuell an den Mann gebracht werden muß, er veröffentlicht seine Meinung und kommuniziert mit seinen Lesern. Das Dilemma besteht darin, daß seriöse Blogger also vor der Entscheidung stehen, auch immer denselben Quark breit zu treten oder quasi schweigend auf ihr Archiv zu verweisen. Ausgerechnet Bloggern wird immer wieder vorgeworfen, sie betrieben Aufregungsarbeit und rotteten sich zu einer Herde wütender Chaoten zusammen, deren Vorurteile sich durch eine Masse unsachlicher Beiträge Aufmerksamkeit verschafften.
Was sollen sie aber tun? Wenn sie qualitativ hochwertigen Journalismus liefern wollen, wie wir ihn bei den professionellen Kollegen so schmerzlich vermissen, werden sie nicht mehr wahrgenommen. Während in den großen Redaktionen Rituale gepflegt werden, die als “News” verkaufen, was den trüben Tassen als kalter Kaffee längst zum zweiten Boden geworden ist, regiert am PC des Heimbloggers der blanke Zweifel: Was soll ich dazu noch sagen?” fragt er sich und schwankt. Zu verlockend ist oft die Möglichkeit, richtig auf die Kacke zu hauen und es dem Establishment entgegen zu schreien: Ihr seid korrupte Aasgeier, schreibt hirnlosen Mist voneinander ab und habt eine “Meinung” nur noch, wenn sie in das Antragsformular der Chefredaktion paßt. So wahr das oft ist, trifft es entweder die Falschen oder versackt in allgemeiner Systemkritik. Diese wiederum muß sich entweder zur Theorie auswachsen und verläßt die Sphäre des allgemeinen Interesses, oder sie richtet sich gegen ihren Urheber, weil sie dessen Sache nicht gerecht werden kann.
Das Dilemma der Blogger
Aus diesem Dilemma gibt es wenige Auswege, ein wirklich attraktiver ist nicht dabei. Stoisches Weitermachen ist einer. So tun, als schreibe man für den “Spiegel” und machte es besser, ist eine Möglichkeit. Aufklärung, die in Blogs mangels Aufmerksamkeit kaum jemanden erreicht, ist ein hartes Brot. Will man dann auch noch besagte Wiederholungen vermeiden, muß man einen Aspekt finden, unter dem man eine Sache noch nicht betrachtet hat und sich eben dazu äußern. Das kann im Einzelfall gelingen, aber es droht auch hier die Gefahr, zum Langweiler zu mutieren.
Selbst Themen zu setzen, kann großartig sein, geht aber notgedrungen meist am Weltgeschehen vorbei. Und schon wieder das Problem: Wie setzt man ein Thema, das die Leser nicht unmittelbar bewegt? Man entwickelt allmählich Verständnis für die “Kollegen”, die ihr journalistisches Tränengas in die Menge schießen, um Wirkung zu erzielen.
Am Ende bleibt die vage Hoffnung, durch eine besondere Qualität bestehen zu können, sei es die Sprache, besondere Sachkenntnis, schöne Fotos, gute Vernetzung, intime Kenntnisse einer Szene oder ähnliches. Obendrein ist das Ganze ein Null-Euro-Job, und nicht jeder träumt davon, für die FAZ bloggen zu dürfen. So verdammt hart ist der Job eines Bloggers, dem Seriostiät am Herzen liegt. Der nächste Journalist, der sich über die ach so unseriösen Blogger einen hobelt, möge daher einen Moment innehalten. Ihm sei dringend ans Herz gelegt:
Show some respect!
April 2nd, 2009 at 00:28
Vielen Dank für diesen Artikel. Ist zwar ein billiger Trick, etwas über Schreibblockaden zu schreiben, aber deine Aussagen sind treffend.
Mir macht das alles (auch?) keinen wirklichen Spaß mehr. Resignation wäre eine Erlösung von den Schmerzen, die ich mir durch all die Facepalms und Headdesks der letzten Wochen zugefügt habe.
Etwas passiert, die dpa meldet, die Nachrichtenvolontäre bauschen auf und schusseln rum, Blogger ärgern sich darüber, diskutieren und treiben Säue durch Dörfer* und Halb-Journalisten regen sich über Pöbel 2.0 auf. Das gleiche Schpiel bei jedem Räuspern der Weltgeschichte.
*(Der Winnenden-Zwischenfall war m.E. online binnen Stunden analysiert und meta-analysiert worden, während Politiker im real life noch heute von Killerspielen und anderen Strohpuppen faseln.)
April 2nd, 2009 at 00:47
Die beste Alternative zum verärgerten Basementdwelling sollte ja sein, auf die Straße zu gehen, sich außerhalb der eigenen Domain politisch zu engagieren oder guerillazugärtnern. Doch dazu müsste man sich bzw. müsste ich mich ja erst überwinden. Online über Kram abzulästern hingegen tut mir nicht weh und kostet nicht viel und in der Echokammer ist es schön warm.
April 2nd, 2009 at 07:35
ihr jungs solltet euer licht nicht unter den scheffel stellen. fuer mich, der ganz sicher nicht ein interlecktueller ist, sind die blogs eine sehr wichtige stuetze, ob der minderwertigen, einseitigen berichterstattung nicht komplett durchzudrehen! es gibt mir immer wieder das gefuehl, nicht alleine dazustehen und eine meinung, die im affekt niedergeschrieben wurde, hat oefters einen recht grossen unterhaltungswert. das ist dann fast so schoen, wie seinen psychotherapeuten in rage zu sehen! ;-) das passt scho!
April 2nd, 2009 at 09:54
@henteaser:
Was soll ich bitte auf der Straße? Die Leute vollquatschen? Mit meinen zwei Füßen abstimmen?
Und das mit dem politischen Engagement ist so eine Sache. Ich stehe in losem Kontakt zu zwei Parteien, aber was da abläuft, läßt mich weder vermuten, daß es besonders sinnvoll wäre, sich dort enger anzubinden, noch daß ich dort mehr Einfluß hätte. Da ist die mühsame Überzeugungsarbeit hier noch aussichtsreicher.
April 2nd, 2009 at 10:16
Du stehst aber nicht mit dem US-Gesundheitsministerium in Verbindung?
Hier mehr über einen unglaublichen Vorgang, der beweist, dass Teile der Obama-Regierung einen auf George W. Bushs “Patriot Act” machen:
https://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30052/1.html
….ehrlich, ich war geschockt als ich diesen Artikel las – im ersten Moment – im zweiten Moment hielt ich den für einen, wenn auch schlechten, Aprilscherz.
Ergo, Warnung an alle die kritisch gegenüber der “Neuen Weltwirtschaftskrise” (Zitat: Paul Krugman) sind, wir könnten uns bald alle im realen Leben wiedersehen, als Opfer eines neuen Totalitarismus namens Neoliberalismus, der freie Meinung nur für Bonzen zuläßt und die Mittel- sowie die Unterschicht massiv, und totalitär-diktatorisch, unterdrücken will.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
April 2nd, 2009 at 11:36
Zehn Jahre lang habe ich mich in den Dienst von Redaktionen eingefügt. Ich betone “eingefügt”. Denn, das was ich da zu schreiben hatte, führte mich immer deutlicher zu meinem jetzigen Entschluss – mir reichts!
Es war in den meisten Fällen PR. PR für irgendwelche dämlichen Ideologien, für Politiker, für Firmen, die auch in der Tagespresse hochgelobt werden sollten und über Menschen, die nicht begreifen wollen was für Menschen zum würdevollen Leben erforderlich ist.
Dabei ist mir allerdings der Umgang mit Sprache immer bewusster geworden. Insofern bin ich sehr dankbar, dass es blogs wie diesen hier gibt.
Allein das Durchdenken eines Problems, um es dann schriftlich “aufzuarbeiten” und das Ergebnis der eigenen Überlegungen dann einer mehr oder weniger großen Leserschaft mitzuteilen, ist für mich jedenfalls ein großer Gewinn.
Denn durch dieses “Sichmitteilen” entsteht Kommunikation – und auch so etwas wie Empathie.
Denn das, so glaube ich, ist das Wichtigste:
Beim Lesen passiert etwas im Hirn des Lesers. Er kann auftauchen aus dem “Aquarium der Beliebigkeit” – und er oder sie kann mitfühlen.
Passiert ja heute kaum noch!
Deshalb Dank an Sie und schreiben Sie weiter!
Es muss nicht immer das “große” Weltgeschehen sein. Wir Menschlein können auch kleiner.
April 2nd, 2009 at 11:53
Herzlichen Dank für Ihr unermüdliches Engagement immer wieder so brillante Artikel zu schreiben.
Sie zeigen mir damit, dass ich nicht alleine bin mit meiner Art zu denken und die Dinge zu sehen.
Für mich sind Blogs wie dieser hier immer Rettungsanker und Ansporn.
Rettungsanker dann, wenn in Diskussionen meine Sichtweise vom Tisch gefegt wird und Ansporn auch wenn ich im meinem Umfeld nicht weiterzukommen scheine nicht aufzugeben und mir treu zu bleiben.
Ich wünsche Ihnen die Kraft, die Sie brauchen um weiterzumachen und zusammen mit Ihren Lesern unsere Gesellschaft ein Stück weit zu verändern und gegen die stattfindende Vereinzelung anzugehen.
Liebe Grüße
Margitta Lamers
PS.: Danke auch an alle Kommentatoren.
April 2nd, 2009 at 12:35
Blogger sind auch nur Menschen.
Jenseits der Tatsache, dass die falsch angewandte Freiheit irgendwann zur Hörigkeit führen kann, implizieren Einlassungen über Journalisten, die offensichtlich die Realität verfälschen, die Möglichkeit, dass sie auch anders könnten. Ich bezweifle, dass die Vielfalt an Blättern und Blättchen – Sendern und Senderchen, Bloggs und Bloggchen – eine Seriöse Diskussion über Qualität der einzelnen Beitragserzeuger zulässt oder erforderlich macht.
Im Übrigen: Welche Legitimation hätte ein Jorunalismus der seinen Namen wirklich verdient, in den Augen von Menschen deren Machtlegitimation nichtmal einer am Rande gestellten Frage standhielte?
April 2nd, 2009 at 15:50
allein der psychologische aspekt kritischer blogs, wie diesem, sollte nicht unterschätzt werden.
bojenberg und margitta haben recht gut das ausgedrückt, was ich auch empfinde.
ist klar, das die prof. journalisten sie als ‘beta-blogger’ abstempeln; das kann man aber durchaus als symptom deuten. nämlich, dass sie diese konkurrenz fürchten.
in der zeit-online gab es kürzlich einen reichlich wirren kommentar zu dem thema mit zitaten, die mir vorgekommen sind wie der turmbau zu elfenbein (den link hab ich leider nicht mehr gefunden).
April 2nd, 2009 at 18:20
Herr Feynsinn, wie so oft sprichst Du mir komplett aus dem Herzen, und ich finde Du hast vollkommen recht.
Aber: Du bist ein Seelenmensch (nein, ich bin kein Esoteriker), und so rate ich Dir: Wirf’ mal den Ballast ab, mach’ vielleicht mal ‘ne kreative Pause, Du wirst mit noch so viel Idealismus diesen Wahnsinn doch kaum beeinflussen können. Da ist es viel wichtiger, nicht selber zu zerbrechen.
Leider gilt ‘Stumpf ist Trumpf’, und gerade ein Denker wie Du braucht erst mal wieder partnerschaftlichen Ausgleich, um nicht an der immerwährenden Dummheit der Menschen zu verbittern.
Sorry für die ehrlichen Worte, aber ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
Ich gehe hier als beruflich bedingter, vorübergehender Neu-Tegernseer gerade am Berg in der Sonne spazieren und denke mir, ohne Neid, eher mit Resignation: Die machen’s richtig! Dickes Auto fahren auf Kosten der anderen und nicht im Ansatz d’rüber nachdenken. Kostet weniger Nerven, bestimmt.
Wie war das noch bei Brecht? ‘Der Arme sprach’ zum Reichen bleich: ich bin arm, weil Du bist reich.’ Ich bin mir sicher, der Reiche hatte überhaupt keine Ahnung, was der andere eigentlich wollte.
Sorry, ich schweife ab.
April 2nd, 2009 at 18:30
Also… so schlecht geht’s mit gerade eigentlich gar nicht ;-), ich habe auch gar keine rechte Lust zu verbittern – schon gar nicht bei dem Wetter!
Was ich beschreibe, ist ja ein durchaus sachliches Problem. Je schneller sich der Blödsinn da draußen wiederhpolt, desto schwieriger wird es, dem etwas Originelles entegegnzusetzen. Wenn sich das Karussell des Schwachsinns nur schnell genug dreht, kann es gar nicht so viel Inspiration geben, daß man dem noch mit sinnvollen Kommentaren beikäme. Hier ist es auch wichtig, daß sich jüngere Menschen äußern, die sich womöglich noch nicht daran gewöhnt haben, daß sie verkaspert werden.
Und wenn ich fordere, daß man den bloggenden Egoshootern ein wenig Respekt zollen soll, dann geht das durchaus mit einigem Stolz einher.
April 2nd, 2009 at 18:40
Als leidenschaftlicher Blogger finde ich, müssen wir uns nicht vor der bürgerlichen Presse verstecken. Qualität hin oder her – wichtig ist, dass jeder weiß, hier wird die subjektive Meinung gesagt. Die Leser können dann entscheiden, ob sie so etwas lesen möchten oder nicht. Die Mainstrem-Presse hingegen gibt sich das Etikett der journalistischen Objektivität, ist dabei hochideologisch und macht damit auch noch Geld. Beispiele dazu gibt es genug bei Dir, mir, ad sinistram, nebenbei bemerkt und anderen. Insofern sind wir weitaus ehrlicher, glaubwürdiger, authentischer.
@ demokratie-ist-wichtig
Partnerschaftlicher Ausgleich, kreativ-Pausen, mal abschalten und neue Ideen tanken halte ich auch für sehr wichtig, um seine kämpferische Energie zu bewahren. Allerdings sollte man nicht seine Prinzipien und seine Glaubwürdigkeit aufgeben, nur weil “die da oben ein dickes Auto fahren”. Wenn der wahre Grund für uns linke Blogger nur der Neid auf die Reichen sein soll, dann haben wir nichts verstanden. Materieller Reichtum bedeutet gar nichts. Spätestens kurz vorm Tod wird das JEDEM bewusst werden.
April 2nd, 2009 at 18:41
Na, dann bin ich ja beruhigt. Jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Hüstel.
April 2nd, 2009 at 20:32
Hey, soll ich dir von einer guten Tat berichten, die du vollbracht hast? (Na ja, ein paar Mittäter hast du auch noch.) Zur Sache: Ich habe per 31.12.2008 als Verursacher von Hautausschlag die regionale Printjauche abbestellt.
April 3rd, 2009 at 13:27
@feynsinn
so wichtig und richtig dein blog auch immer ist, der henteaser hat doch auch ein bißchen recht: Präsenz tut im Netz nicht weh.
Viele lesen es, einige stimmen zu, andere regen sich auf und das wars. Netz ist eben groß und www und im nächsten blog wartet schon er nächste Aufreger.
In Lessings Emilia Galotti gibt es die Figur der Orsina, die begreift als einzige, wie man Macht mit Mißbrauch konfontiert. Nachdem sie im Alleingang scheitert, als ihr Unrecht geschieht, stellt sie sich hin und sagt: Ich werd nicht mehr flüstern, ich geh und schrei es auf dem Marktplatz raus, was hier geschieht.
Das war für das 18. Jahrhundert der GAU.
Heute darf man alles sagen, solange es im Virtuellen bleibt.
Nicht daß ich dein Blog niedermachen will, beileibe nicht, es gehört für mich zur Gegenöffentlichkeit und der fast täglichen Lektüre. Aber wenn sich Gegenöffentlichkeit darauf versteift, zuhause zu sitzen und Wahrheiten auszuprechen, reicht das heute nicht mehr.
Vor kurzem wurde an anderm Ort über Revolution diskutiert, oder besser über Revolte, und daß die Unterschicht zu faul, zu träge und zu abgestumpft sei, den Arsch hochzukriegen, ja daß man eigentlich dem Mob sowas gar nicht zutrauen dürfe, weil er eh die falschen Leute an die Laterne hänge.
Entschuldigt bitte, aber langsam kommen mir die Herren und Damen von der linken Webopposiotion so vor wie Spießer, die gern mal eine Revolution im Fernsehen gucken wollten, aber vom Mob verlangen, daß er vor dem Stürmen des Palastes eine Gruppeneintrittskarte löse, und ja nix kaputt und vor allem keinen Krach und keinen Schmutz machen soll.
Nein, so kann es nicht gehen.
Entschuldige bitte, wenn das nun ein wenig polemisch war.
bel
April 3rd, 2009 at 17:55
Nun ja, eine Revolution auszurufen, zu der keiner hingeht, ist nicht die Alternative. Gib mir ein revolutionäres Subjekt, und ich werde es in einen wirksamen Satz einbauen.