Die Task Force zur flexiblen Nutzung des Grundgsetzes hat getagt und einen großen Schritt für die Menschheit gewagt. Die sogenannte “Föderalismuskommission”, die in Zeiten der Großen Koalition nichts anderes ist als der längste Hebel gesetzgeberischer Willkür, hat sich auf eine Verfassungsänderung geeinigt, um eine “Schuldenbremse” für die Haushalte der Länder einzuführen. Daß überhaupt eine Maßnahme zur langfristigen Steuerung der Haushalte Verfassungsrang haben soll, ist schon merkwürdig. Daß aber eine beschlossen wird, die zukünftig genau die Wirtschaftspolitik vorschreiben will, die in die aktuelle Katastrophe geführt hat, ist grandios. Nicht, daß das Gesetz vorher besonders sinnig war und nicht nach belieben zurechtgebogen wurde, um unnötige Schulden machen zu dürfen. Aber was, wenn nicht die Wirtschafts- und Finanzkrise, lehrt, daß Schulden machen sinnvoll sein kann, um Schlimmeres zu verhindern?
In den letzten Zügen einer gescheiterten Ideologie soll diese noch im Grundgesetz verewigt werden. Wenigstens als schuldenfreier soll der “schlanke Staat” zementiert werden, damit gar nicht erst jemand versucht, ihm die Mittel an die Hand zu geben, um im Zweifelsfall groben Irrsinn im freien Markt rechtzeitig zu korrigieren. Die Helden des Neoliberalismus wissen, daß der jüngste Geldregen für sie ein einmaliges Ereignis bleiben wird. Nach ihrer erhofften Rettung soll der Staat so zurechtgestutzt sein, daß er sich nicht an die Umstrukturierung der Volkswirtschaft begeben wird. Es sei denn, er beschaffte das dazu nötige Geld woanders.
Optimisten dürfen diese glorreiche Leistung der geballten Wirtschaftskompetenz unserer Politgrößen freilich bejubeln: Wenn es hart auf hart kommt, gibt es bald nämlich nur noch eine Möglichkeit für den Staat, die notwendigen Eingriffe in die Volkswirtschaft zu tätigen: Gnadenlose Enteignung. Pessimisten können sich hingegen darauf vorbereiten, daß auch noch Enteignung, Verstaatlichung und Steuererhöhungen per Grundgesetz verboten werden. Oder eben der Bund allein per Notgesetz Geld eintreiben und Schulden machen kann, wie es ihm beliebt. Das ist schön übersichtlich und erspart lästige Debatten in der Öffentlichkeit.