In gleichlautendenden Artikeln infomiert die Qualitätspresse von Spiegel, FAZ und Sueddeutsche über die Versuche des Volkswagenwerks Baunatal, sein Gelände reinrassig zu halten. Der Volksgenosse dort fährt Volkswagen, “Fremdmarken” werden dort nur als Gastarbeiterwagen geduldet: Rein und schnell wieder raus, so haben wir die Fremden gern, wenn sie uns nützen. Wer bleiben oder wiederkommen will, hat sich in die Volkswagengengemeinschaft einzureihen.
Ich mag an dieser Stelle nicht lange über die Geschichte des “Volkswagens” räsonieren oder über sonstig fehlendes Feingefühl, das der Volksmarke sicherlich nicht zu Ehre und Image gereicht. Dennoch fasse ich mir fassungslos an die Birne und versuche ebenso bemüht wie erfolglos, meine Urteile über deutsche Wirtschaftler im Dunstkreis der Großkonzerne zu relativieren. Es herrscht hier eine Ideologie vor, deren Geschichtslosigkeit sich nicht erst am Vergleich zum tausendjährigen Reich blamiert. “Wir” haben ein Recht auf Wohlstand und Weltmeisterschaft.
“Wir” sind abonnierter Exportweltmeister. Wir schicken Truppen noch recht bescheiden in völkerrechtswidrige Kriege, aber bei unseren Waren kennen wir keinen Pardon. Diese haben die Fremden widerstandslos zu importieren, zu kaufen und sich damit gefälligst zu identifizieren. Es ist der Konsum der Anderen, den wir besorgen, dafür steht der größte Ökonom aller Zeiten, Hans-Werner Sinn, prototypisch. Daher mag der ungebrochene Zuspruch zu “unseren” Neoliberalen seit Otto Graf Lambsdorff rühren: Daß sie unseren Anspruch auf die Weltherrschaft so marktwirtschaftlich zivilisiert repräsentieren. Und wieder einmal verpassen wir den Untergang, den wir wie dunnemals ohne jeden Erkenntnisgewinn hinnehmen werden.
Diesmal muß immerhin niemand verbluten oder einmarschieren. Die Welt wird uns einfach kalt lächelnd die Arschkarte zeigen. Vielleicht wird sich dann wenigstens klären, wessen Wohlstand die verblichene Weltherrschaft stets gesichert hat.