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November 2012


 
Was bedeutet eigentlich “transatlantisch”? Das ist ein Etikett für Zirkel, die Krieg, Unterdrückung, Entrechtung und die Interessen der heimischen Oligarchie fördern. Das nennen sie dann “Freiheit” und behaupten vor diesem Hintergrund nicht zu Unrecht, wir lebten in der “freiheitlichsten” politischen Ordnung aller Zeiten.
CETA sollte das neue ACTA werden, ein weiterer Anschlag auf die Bürgerrechte zum Zwecke der “Pirateriebekämpfung”. Ihr wisst schon: Schwerstkriminalität in Form von “Kinderpornographie”, Terrorismus und unbezahlten Downloads.
Das Vorhaben wurde jetzt ein wenig abgespeckt, um mit der nächsten Scheibe von der großen Salami unter dem nächsten Titel wieder aufgespeckt zu werden. Der Wille zur Durchsetzung der Profitinteressen mit allen Mitteln ist ungebrochen. Wer nicht sein letztes Hemd dem Konsum opfert, ist ein potentieller Verbrecher.

Da warten sie nur darauf, dass einer sagt, “Ich kann nicht mehr” und das auch so meint. Dass immer mehr Menschen so reagieren. Im vorliegenden Fall werde ich Herrn Max allerdings mal kräftg am Ohr ziehen und ihm sagen, was er “nicht mehr kann”. Dir werde ich helfen, Freundchen!

Auf zum letzten Gefecht

Ich habe mich neulich gefragt, warum eigentlich noch irgendjemand den ganzen Quatsch mitmacht. Die Politik der Contentmafia ist eine Aufforderung zur Raubkopie und so etwas wie die GEMA zum Beispiel will unbedingt vereimert werden. Wer denen etwas freiwillig und korrekt meldet, kann doch nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Das schreit nach massenhafter Verweigerung, lasst sie doch sehen, ob sie mit dem Klagen hinterherkommen.

Ich kann Max gut verstehen. Es gibt Tage, da wird einem alles zu viel. Da ist die Haut dünn, man kann das Trampeln auf der Stelle, den Irrsinn da draußen und das Gepöbel der Diskursautisten nur noch als unerträglichen Frust erleben. Aber dann kommen auch wieder die Tage des Zorns. Der bringt immer wieder neue Energie, da ist er zuverlässiger als Mars. So lange ich atme, lebe ich noch. Also weitermachen und nie vergessen: Die letzte Waffe ist dein Mundgeruch. Die Revolution braucht dich!

 
Es ist schon putzig. Da raunt es allüberall in den herbstlich-matschigen Blättern “Kapitalismuskritik”, aber so recht kommt man nicht zur “Kritik”, weil es mit dem Kapitalismus schon nichts wird. Der ist nämlich, wo von ihm gesprochen werden darf, nur das Böse, das sich in die gute Marktwirtschaft eingeschlichen und die perfekte Welt mit der fiesen Gier infiziert hat.

Hätte man ein weniger infantiles Bild von der schnöden Wirklichkeit, man scheute sich nicht davor, das K-Wort auch dort einmal in Anschlag zu bringen, wo der Teufel das Detail durchseucht hat. Wirtschaft hat nichts mit Moral zu tun, höchstens mit deren konsequenter Abwesenheit. Weil aber die Buchstabenfinken so nicht denken können und dürfen, suchen sie bei jedem hässlichen Auswuchs, den das Phänomen hervorruft, nach einem Schuldigen, der sich vermeintlich leichter findet als die Ursachen. So gibt es etwa Schuldige am Urheberrecht, nämlich die bösen Raubkopierer, die dagegen verstoßen. Die Bösen, die den Künstlern die Butter von Brot nehmen, weswegen deren fürsorgliche Beschützer, die Verlage, strengere Urheberrechte fordern. Und härtere Strafen, was den Konservativ natürlich freut, denn er mag härtere Strafen.

Marktwirtschaft® vs. das Böse

Und natürlich müssen die herben Verluste, die das böse Gesindel den armen Urhebern beibringt, wieder reingeholt werden. Dazu tragen härtere Strafen nur geringfügig bei, also braucht es andere Möglichkeiten. Zum Beispiel die, die “Rechte” der Verlage immer länger zu “schützen”. 70 Jahre lang sollen künftig auch Musikstücke darunter fallen, so dass jeder, der eines spielt, vervielfältigt oder öffentlich hörbar macht, zur Kasse gebeten werden kann. Neueste Erklärung dafür: Die armen Künstler hätten dann auch im Alter etwas davon. Die. Künstler. Im. Alter.

Auch das könnte irgendwann jemandem auffallen, dass die Lügen immer blöder werden, wenn es darum geht, sorry, Profite niemals so zu nennen und sie immer, grundsätzlich und nur zu sozialen Errungenschaften zu verklären. Schon das Wort findet man in kaum einem Text zu wirtschaftlichen Zusammenhängen. Praktisch nie wird auch nur in Erwägung gezogen, irgend etwas könnte aus Profitinteresse geschehen.

In einer Zeit, in der aber aus allem und jedem noch das letzte herausgequetscht werden muss, in der längst die Gesetzgebung zum Instrument des Kapitals geworden ist, zur grenzenlosen Vermarktung aller Lebensbereiche, werden die Erklärungen dazu, die sich das K-Wort und das P-Wort streng verbieten, zum schieren Irrsinn. Wenn ein breiter Konsens herrscht darüber, dass zwei plus zwei fünf ist, dann ist das keine Willkür der Herrschaft. Es ist der gnädige Wahn, der einzig noch dazu taugt, den inneren Zwang erträglich zu gestalten.

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