“Jemand muss bestraft werden”, so lautet der Markenkern konservativer, vor allem aber ‘christlich – konservativer’ Weltanschauung. Das ist stets mit zu bedenken, wenn über “Strafverschärfungen” debattiert wird. Man stelle sich allein einmal vor, wie die Welt aussähe, hätte jeder Ruf nach Strafverschärfung zu einer solchen geführt. Der tägliche live übertragene Foltermarathon stellte alle Killerspiele und Horrorvideos in den Schatten. Aber ich schweife ab, und das noch, bevor ich überhaupt zum Thema komme.
Es geht um den Märtyrertod einer alten Dame, zu Tode wie auch immer getrampelt, gedrückt oder liebkost wurde von einer wilden, “aggressiven” Kuh. Dies sei keine Nachricht, so höre ich es schon wieder kommentieren, und ich antworte: Bloß weil ihr keine Hindus seid, ethnozentrisches Pack!
Wir wissen nicht, was der freundliche Brahmane empfiehlt, der deutsche Christenmensch aber ruft, wie es eben seine angezüchtete und eingetrichterte Natur ist, nach Strafe. Für die Kuh kann es da nur ein Urteil geben: Todesstrafe! Selbstverständlich möchte man niemanden töten, der keinen Namen hat, also taufte man sie noch flugs “Verona”.
“Ob Verona getötet werden soll, steht noch nicht fest. Vermutlich wollte die Kuh ihr Junges schützen und griff deshalb an.”
Keine Gnade!
Das sollen dann schon mildernde Umstände sein? Es kann doch nicht sein, dass eine solche Bluttat, die mit dem Tod eines Menschen endete, ungesühnt bleibt. Und erlauben wir also jetzt dem Vieh, was für den Menschen die übelste aller Todsünden ist? Wer garantiert denn dafür, dass die Täterin nicht wieder mordet? Wer sich von veganischen Gutmenschen die Regeln diktieren lässt, muss sich nicht wundern, wenn er im Faschismus aufwacht. Noch nie hatte ‘Milchkalb’ (“Von unserem Fleischlieferant wurde mir angeboten: a) Milchkalb, 8 Wochen alt, im Stall ausnahmslos mit Frischmilch (Diezi-Kiwe) ernährt b) Kalb aus Mutterkuh-Haltung, 3 Monate alt, offener Stall“) eine höhere moralische Berechtigung, was sage ich: Verpflichtung!
So viel zur fleischlichen Sünde, was man für übertrieben halten mag. Zumindest aber die menschliche Zivilgesellschaft hat die bittere Pflicht, hier einzugreifen. Strafend einzugreifen:
“Sollte dies der Fall sein, könnte auf die Halterin des rund 700 Kilogramm schweren Tieres ein Strafverfahren zukommen, weil es von der Weide entkommen konnte.”
Der “Unfall” wird nämlich erst wieder zum Fall, wenn jemand bestraft wird. Die Strafe erst holt die quasi außerweltliche Ungerechtigkeit (Tod, vorzeitig) in die Welt des Rechts zurück. Mit der Sühne ist die Ordnung wiederhergestellt. Je mehr Sühne, je schärfer die Strafe, desto größer die Ordnung. Von dieser Weide soll nie wieder eine Killerkuh ausgehen. Dann war der Tod doch auch nicht ganz vergebens.
September 3rd, 2011 at 12:31
Die Kuh soll keinen Namen gehabt haben?
Dann hast du aber von der Landwirtschaft keine Ahnung; jede Kuh erhält einen Namen. Wie sollte man sie sonst ansprechen?
September 3rd, 2011 at 12:37
Strafe?
Eine Strafe soll doch erfolgen, daß das nicht noch einmal getan wird.
Die gleiche Frau umhauen, dürfte schlecht möglich sein.
Wiedergutmachung?
Die Frau wird nicht wieder aufstehen, nichts mehr davon haben, daß ihr Grab mit ‘nen paar Blümchen mehr aus einem Verfahren geschmückt wird…
Was wir Strafe nennen, ist Rache!
Wird sich die Kuh nichts draus machen (können).
Die Halterin würde wohl ruiniert.
Ordnung?
Killen dann eben andere Kühe von anderen Weiden – um ihre Jungen zu schützen.
Vielleicht niemanden einsperren?
Achnee, um niemand zu sein, muß man ja Mensch sein – kann also nicht Viech (Kuh) sein.
Dat kriegt ‘der’ Humanismus nicht (mehr) gebacken…
September 3rd, 2011 at 12:53
Tragikomik des Lebens. Getötet, – vom eigenen Essen.
Da geht der rüstige 90ig-jährige Bauer, doch gerne nochmals in den Stall, und stellt sich dem uralten Kampf ums Überleben, zwischen Pflanzenfressern und Raubtieren. Und verliert.
Dat, – kricht der Humanismus, wirklich nich (mehr) gebacken ;-)
September 3rd, 2011 at 13:00
Da die Kuh keine Gummisohlen getragen hat, sehe ich keine Möglichkeit für Strafaussetzung/-milderung, für Resouialisierung schon gar nicht, sad but true
September 3rd, 2011 at 13:00
In Anbetracht des Schuldstrafrechts anstelle des archaischen Erfolgsstrafrechts plädiere ich bei der Kuh auf “nicht strafmündig” infolge verminderter Zurechnungsfähigkeit. Als Massregelvollzug käme ein eingeschränkter Weidegang in Betracht.
https://www.krim.unibe.ch/unibe/rechtswissenschaft/isk/content/e663/e878/e1749/e1894/e1896/files1898/Strafrecht,Strafvollstreckungs-undStrafvollzugsrecht_ger.pdf
September 3rd, 2011 at 13:20
Nachtrag:
Andernfalls wüsste ich da ein paar gute Rezepte, z.B. Pot-au-feu oder Gulasch …
September 3rd, 2011 at 15:15
Dort geht es zwar nicht um die Kuhhaltung, aber man muss heute ja überall aufpassen…
ARD-exclusiv: Das System Wiesenhof
https://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/799280_reportage—dokumentation/8068044_ard-exclusiv–das-system-wiesenhof
Die kleinen Preise machen sowas möglich…
September 3rd, 2011 at 16:39
ich kann die kuh verstehen.
September 3rd, 2011 at 16:49
Da gehts aber anders ab:
https://youtu.be/5KHSU6915Kk
Ich kann mich einer gewissen klammheimlichen Freude nicht erwehren.
September 3rd, 2011 at 19:37
Ich bin für eine Verurteilung der Kuh zu 250 Burgern. Das Urteil ist sofort zu vollstrecken.
September 3rd, 2011 at 19:44
https://de.wikipedia.org/wiki/Problemkuh
Was für Gräser nehmen manche Leute eigentlich zu sich die Tage??
September 3rd, 2011 at 19:52
wiederkäuen aus solidarität. jetzt! muh
September 3rd, 2011 at 21:47
als koch sei dazu gesagt…man kann fast jedes problem mit kräuterbutter lösen
September 3rd, 2011 at 22:44
Gefunden:
umden Märtyrertod
keine Nachticht
September 3rd, 2011 at 22:55
Schöner Text!
Danke!
September 4th, 2011 at 08:19
micha 13:
……..einsam unter Tierleichenvertilgern: Ich.
September 4th, 2011 at 11:41
…… ein Stück Lebenskraft: Fleisch
September 4th, 2011 at 13:44
@flatter, YMMD…..:-D
mir ist vor lachen wieder mal das Glas über die Tastatur…etc.
Jetzt geh ich in die Kneipe und erzähl das mal ganz locker.
Jeder kann’s ja in der FR nachlesen.
September 4th, 2011 at 14:05
Kühe sollten verboten werden!
Und Kuhhaltung erstrecht!!!
Man sieht ja, was für eine Gefahr davon ausgeht!
September 4th, 2011 at 15:21
Kühe sollten wirklich verboten werden, erst macht Yvonne Urlaub im Wald, jetzt haut Verona mit ihrer Brut ab, Wikipedia ist schon voll mit dem Thema, die Gefahr ist abstrakt hoch, dass sich die Kühe organisieren gegen die Fleischverarbeitung. Da hilft eigentlich nur das vegetarische Starterkit von PETA dagegen.
September 4th, 2011 at 15:32
yvonne, verona – hier sollte sich noch ein plätzchen finden lassen :-)
September 4th, 2011 at 15:47
@mo
So eine Art Gut Eiterpickel?
Vielleicht singt Francine dann auch auf Hof Butenland?
https://www.youtube.com/watch?v=OD00v9Lgr-Q&feature=related
September 4th, 2011 at 15:50
Bingo, Kühe sind keine Schinken, aber Altersheim… Ob die das wollen, jetzt lacht der Hindu aber wirklich.
September 4th, 2011 at 15:51
@till: hä? leider ein völlig unverständlicher kommentar mit nichtfunktionierendem link.
btw: ich finde das ein durchaus lobenswertes projekt. und nicht nur, weil ich selbst vegetarisch lebe.
September 4th, 2011 at 16:30
@mo
Klar, solche Projekte sind grossartig und die Menschen, die sie betreiben erst recht. Yvonne ist von so einem Gnadenhof gekauft worden, in Österreich steht nämlich für Kühe auf abhauen schon die Todesstrafe durch erschiessen.
September 5th, 2011 at 11:33
@mo
Sorry, wenn ich unverständlich war. Hier eine Klartextversion:
Ist das Kuhaltersheim so eine Art Gnadenhof wie “Gut Aiderbichl”?
Vielleicht singt dann, wenn das Kuhaltersheim “Hof Butenland” einmal so berühmt geworden ist wie das “Gut Aiderbichl”, Francine Jordi dort auch.
Link: Francine Jordi singt auf “Gut Aiderbichl”
Ich habe nun auch eine Frage an dich:
Welches ist der Unterschied zwischen “vegetarisch leben” und “vegetarisch essen”?
September 5th, 2011 at 11:44
Ich warte noch drauf, daß ein Safariveranstalter verklagt wird, weil ein Safariteilnehmer freiwillig einem Löwen in den Rachen gesprungen ist, und sich die Angehörigen dann beschweren, daß der Löwe zugebissen hat. m(