Nachdem Koch in Hessen seine antidemokratische Haltung, will heißen: seinen Herrschaftsanspruch hat duchsetzen können, darf er sich wieder offiziell zum Ministerpräsidenten wählen lassen. Gelungen ist ihm der Machterhalt mit ähnlichen Mitteln wie einst der Wahlsieg: Mit Ressentiments und Intrigen. Diesmal wird er wohl auf ausländerfeindliche Parolen ebenso verzichten können wie auf antikommunistische Parolen, denn seine Freunde von der SPD haben ihre Partei so zerlegt, daß sie selbst mit einem echten Obama keine Chance hätten.
Kaum ist das lächerliche Spiel um angebliche Kommunisten und SED-Nachfolger erfolgreich beendet, bröckelt der Putz auch in der Öffentlichkeit und gibt den Blick hinter die erbärmlichen Kulissen frei. Plötzlich wird über Blockflöten in der CDU berichtet. Die WAZ/”Der Westen” entblößt Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich als strammen DDR-Systemträger, der von seiner Vergangenheit nichts wissen will. Die “Welt” berichtet über eine Talkshow mit Beteiligung von Sahra Wagenknecht, wobei sie zwar die übliche Unsachlichkeit walten läßt, der “Sozialistin” aber partout nichts wirklich Böses nachsagen kann. Nicht einmal ihr.
Derweil läßt sich die “LINKE” auf das Niveau der Rechten aus CDU und SPD herab und keilt mit einer “Studie” gegen den “Rechtsxtremismus” bei den Christdemokraten. Das ist zwar inhaltlich genauso dünn wie die Hetze der anderen, kann aber durchaus einen aufklärerischen Aspekt zum Tragen bringen. Fazit: Es ist alles bloß Show, hüben wie drüben.
Diese Karikatur von Politik wird leider nicht als solche wahrgenommen. Sie wird als Machtpolitik betrieben und ist dabei äußerst wirksam. Eine politische Auseinandersetzung findet nicht statt, weil machtgeile Rechthaber die politische Kultur vollständig ruiniert haben. Eine Änderung des Wahlrechts wäre die richtige Antwort darauf: Statt Wahlzetteln sollte man die Zeitung in die Urne stopfen, von der man sich am liebsten belügen läßt. Deren Redaktionen entscheiden dann darüber, wer regieren darf. Am Ergebnis dürfte sich dabei wenig ändern, und man könnte sich den teuren Wahlkampf sparen.