SPD: Symptome der Schröderitis
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
19. Nov 2008 0:30
Schäuble hat ausnahmsweise einmal recht:
“Die SPD sei innerlich zerrissen und nicht mehr verlässlich. “Wenn sich die Parteiführung für etwas einsetzt, kann man geradezu sicher sein, dass die Basis der SPD das Gegenteil macht.” ”
Freilich hat er das Prinzip noch immer nicht verstanden: Wenn die Basis etwas beschließt oder kundtut, wofür sich die Parteiführung dann nicht interessiert, ist letztere nicht verlässlich. Anstatt sich im Sinne der Parteimitglieder zu engagieren, klüngeln sie lieber im Kabinett mit den angeschlossenen Lobbygruppen. Was Wiefelspütz ausheckt, hat nichts mit dem zu tun, was Sozialdemokraten für richtig halten. Wählen wir halt künftig mit der Zweitstimme den Dieter!
Dazu paßt auch das Gewese um die vier Koch-Retter in der hessischen SPD, die glaubten, sie könnten im Sinne der Seeheimer Ypsilanti erledigen, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen. Das die Nachrichtenruine “Spiegel” (online) diese Sonntagsdemokraten gebetsmühlenhaft “Rebellen” nennt, ist ein weiteres Symptom der offenen Ehe von Politik und Demokratie, an der dieses Land krankt. Es soll den Leuten in den Kopf gehämmert werden, wer hier was zu sagen hat und daß die neoliberale innere Führung immer recht hat. “Rebellisch” ist nichts am Verhalten der Abweichler. Heimtücke und Anbiederung an die vermeintlich Mächtigen im Staate sind so rebellisch wie eine Falte in der Uniform. Hätte man noch Hoffnung, könnte man an eine Rebellion in der SPD glauben, an einen Aufstand gar. Der Unmut ist da, aber in den abgetragenen Hosen der sozialdemokratischen “Basis” findet sich kein Arsch mehr, der über die Sitzfläche eines Hockers ragt.
November 19th, 2008 at 10:07
“Wenn die Basis etwas beschließt oder kundtut, wofür sich die Parteiführung dann nicht interessiert, ist letztere nicht verlässlich. Anstatt sich im Sinne der Parteimitglieder zu engagieren, klüngeln sie lieber im Kabinett mit den angeschlossenen Lobbygruppen.”
Das ist der entscheidende Punkt und ein gutes Abbild jener Mentalität, die unsere Demokratie auf gesamter gesellschaftlicher Ebene unterwandert: Was die “da unten” wollen, schert die “da oben” immer weniger. Es ist völlig egal, was die Gründe hierfür sind. Jeder wird stets der Meinung sein, den richtigen Standpunkt zu haben. Genau so einfach ist es tatsächlich und lässt sich nur noch mit viel teurem Werbeaufwand schönreden. Siehe etwa die von der INSM beauftragte Agentur Scholz & Friends, die den Bürger von Dingen überzeugen soll, die er bis dahin noch gar nicht so gesehen hatte.
November 19th, 2008 at 10:07
“Wenn die Basis etwas beschließt oder kundtut, wofür sich die Parteiführung dann nicht interessiert, ist letztere nicht verlässlich. Anstatt sich im Sinne der Parteimitglieder zu engagieren, klüngeln sie lieber im Kabinett mit den angeschlossenen Lobbygruppen.”
Das ist der entscheidende Punkt und ein gutes Abbild jener Mentalität, die unsere Demokratie auf gesamter gesellschaftlicher Ebene unterwandert: Was die “da unten” wollen, schert die “da oben” immer weniger. Es ist völlig egal, was die Gründe hierfür sind. Jeder wird stets der Meinung sein, den richtigen Standpunkt zu haben. Genau so einfach ist es tatsächlich und lässt sich nur noch mit viel teurem Werbeaufwand schönreden. Siehe etwa die von der INSM beauftragte Agentur Scholz & Friends, die den Bürger von Dingen überzeugen soll, die er bis dahin noch gar nicht so gesehen hatte.
November 19th, 2008 at 10:51
P.S.: Wo wir gerade bei “die da oben” sind, bin ich der Einzige, der sich ernsthaft an der aktuellen Forderung der EU-Kommision nach uneingeschränkter Bewegungsfreiheit für Beschäftigte reibt? Das Argument, “die Auswirkungen auf Löhne und Arbeitslosigkeit durch den Zuzug osteuropäischer Arbeitskräfte seien “gering”, die meisten ‘alten’ Mitgliedsländer verzeichneten seit der Erweiterung weiter steigende Löhne und fallende Arbeitslosigkeit” finde ich kaum glaubhaft. Meinen die etwa Deutschland? Letztlich geht es doch schlicht und einfach darum, viele billige Arbeitskräfte zu bekommen.
https://www.welt.de/welt_print/article2746864/EU-will-die-Tore-weit-aufmachen.html
November 19th, 2008 at 10:51
P.S.: Wo wir gerade bei “die da oben” sind, bin ich der Einzige, der sich ernsthaft an der aktuellen Forderung der EU-Kommision nach uneingeschränkter Bewegungsfreiheit für Beschäftigte reibt? Das Argument, “die Auswirkungen auf Löhne und Arbeitslosigkeit durch den Zuzug osteuropäischer Arbeitskräfte seien “gering”, die meisten ‘alten’ Mitgliedsländer verzeichneten seit der Erweiterung weiter steigende Löhne und fallende Arbeitslosigkeit” finde ich kaum glaubhaft. Meinen die etwa Deutschland? Letztlich geht es doch schlicht und einfach darum, viele billige Arbeitskräfte zu bekommen.
https://www.welt.de/welt_print/article2746864/EU-will-die-Tore-weit-aufmachen.html
November 19th, 2008 at 11:55
Hol euch alle der Lafo!
November 19th, 2008 at 11:55
Hol euch alle der Lafo!
November 19th, 2008 at 12:08
@2: Grundsätzlich spricht doch erstmal nichts dagegen, wenn ich mir meinen Arbeitsplatz in Europa uneingeschränkt aussuchen darf. Es sollte nur geregelt sein, dass ich nicht in Lohnkonkurrenz zu den lokalen Arbeitskräften trete… aber dann würde die ganze Regelung aus sicht “der da oben” wahrscheinlich wieder witzlos.
Zu “die da oben”: Es gibt doch Parteitage. Bundesparteitage, Landesparteitage etc. Hier ist die “Basis” doch auch in irgendeiner Art und Weise vertreten. Hier könnte die “Basis” doch die “die da oben” Abwählen und ersetzen… habe ich bisher immer geglaubt. Warum klappt das nicht? Wie funktioniert sowas, dass Leute wie Müntefering, Steinmeier und -brück und wie sie alle heißen zu ihren Posten kommen? Traut sich sonst keiner? Wurden sie gewählt weil sie einfach da waren?
November 19th, 2008 at 12:08
@2: Grundsätzlich spricht doch erstmal nichts dagegen, wenn ich mir meinen Arbeitsplatz in Europa uneingeschränkt aussuchen darf. Es sollte nur geregelt sein, dass ich nicht in Lohnkonkurrenz zu den lokalen Arbeitskräften trete… aber dann würde die ganze Regelung aus sicht “der da oben” wahrscheinlich wieder witzlos.
Zu “die da oben”: Es gibt doch Parteitage. Bundesparteitage, Landesparteitage etc. Hier ist die “Basis” doch auch in irgendeiner Art und Weise vertreten. Hier könnte die “Basis” doch die “die da oben” Abwählen und ersetzen… habe ich bisher immer geglaubt. Warum klappt das nicht? Wie funktioniert sowas, dass Leute wie Müntefering, Steinmeier und -brück und wie sie alle heißen zu ihren Posten kommen? Traut sich sonst keiner? Wurden sie gewählt weil sie einfach da waren?
November 19th, 2008 at 12:09
@3: Lieber der als “das Merkel” ;)
November 19th, 2008 at 12:09
@3: Lieber der als “das Merkel” ;)
November 19th, 2008 at 12:45
@4: “Hier könnte die “Basis” doch die “die da oben” Abwählen und ersetzen… habe ich bisher immer geglaubt. Warum klappt das nicht?”
Weil Personen vergleichsweise irrelevant sind. “Leute wie Müntefering, Steinmeier und -brück” wird es an der Spitze immer geben. Folgt man bspw. Michels “Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie” – ein durchaus mal zu empfehlender Text, der allerdings keineswegs unkritisch zu betrachten ist -, dann hat jede Organisation die Tendenz zur Oligarchisierung. Letzten Endes wird die Organisation zum Selbstzweck und strukturkonservativ. Die Notwendigkeit des Delegationsprinzips, der organisatorischen Effizienz etc. führt zur Herausbildung einer verselbstständigten Führungsschicht, der die ursprünglichen basisdemokratischen, vielleicht gar revolutionären (in Michels untersuchten sozialistischen Parteien) Gedanken zunehmend abgehen.
So in kurz und wenig argumentativ dargelegt.
Zumindest hatte ich beim Lesen des Textes von 1911 durchaus Parallelen zur heutigen Situation gesehen ;) .
November 19th, 2008 at 12:45
@4: “Hier könnte die “Basis” doch die “die da oben” Abwählen und ersetzen… habe ich bisher immer geglaubt. Warum klappt das nicht?”
Weil Personen vergleichsweise irrelevant sind. “Leute wie Müntefering, Steinmeier und -brück” wird es an der Spitze immer geben. Folgt man bspw. Michels “Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie” – ein durchaus mal zu empfehlender Text, der allerdings keineswegs unkritisch zu betrachten ist -, dann hat jede Organisation die Tendenz zur Oligarchisierung. Letzten Endes wird die Organisation zum Selbstzweck und strukturkonservativ. Die Notwendigkeit des Delegationsprinzips, der organisatorischen Effizienz etc. führt zur Herausbildung einer verselbstständigten Führungsschicht, der die ursprünglichen basisdemokratischen, vielleicht gar revolutionären (in Michels untersuchten sozialistischen Parteien) Gedanken zunehmend abgehen.
So in kurz und wenig argumentativ dargelegt.
Zumindest hatte ich beim Lesen des Textes von 1911 durchaus Parallelen zur heutigen Situation gesehen ;) .
November 19th, 2008 at 14:21
@6: Sowas hatte ich befürchtet. Danke für die Desillusionierung ;)
November 19th, 2008 at 14:21
@6: Sowas hatte ich befürchtet. Danke für die Desillusionierung ;)
November 19th, 2008 at 15:11
Aus dem Kreis Konstanz sitzt ein SPDler im Bundestag, der brav immer alles abnickt. Da die örtliche SPD aber in fester hand ist, wird sich auch an der Kandidatur dieses “Etwas” nix ändern.
Und überhaupt: bei Abgeordnetenwatch ist es immer wieder mal interessant zu schauen, wie Hinterbänkler antworten. Was ich da so lese von SPDlern erinnert mich fatal an das Geschmonze von Münzhering, Schröder, Steinmeier und Co. Und das ist doch die Basis, oder? Die Hinterbänkler, die von ihrem KV aufgestellt werden…
Also, die SPD-Basis ist genau so verkommen wie die Spitze, daher passt es schon.
Und wenn ich denke, daß der “Linke” Annen jetzt verdrängt wurde von einem, der einfach nur noch ein wenig mehr rechts ist, dann finde ich das sogar klasse, weil denen nämlich auf die Art endlich mal die Alibilinken ausgehen in dieser asozialen Partei.
November 19th, 2008 at 15:11
Aus dem Kreis Konstanz sitzt ein SPDler im Bundestag, der brav immer alles abnickt. Da die örtliche SPD aber in fester hand ist, wird sich auch an der Kandidatur dieses “Etwas” nix ändern.
Und überhaupt: bei Abgeordnetenwatch ist es immer wieder mal interessant zu schauen, wie Hinterbänkler antworten. Was ich da so lese von SPDlern erinnert mich fatal an das Geschmonze von Münzhering, Schröder, Steinmeier und Co. Und das ist doch die Basis, oder? Die Hinterbänkler, die von ihrem KV aufgestellt werden…
Also, die SPD-Basis ist genau so verkommen wie die Spitze, daher passt es schon.
Und wenn ich denke, daß der “Linke” Annen jetzt verdrängt wurde von einem, der einfach nur noch ein wenig mehr rechts ist, dann finde ich das sogar klasse, weil denen nämlich auf die Art endlich mal die Alibilinken ausgehen in dieser asozialen Partei.
November 19th, 2008 at 18:02
[...] (meiner Meinung nach) hierzu auch ein Beitrag von Feynsinn, der die grundlegende aktuelle Problematik der SPD, die ihren Ursprung zweifelsohne auf der [...]
November 19th, 2008 at 18:02
[...] (meiner Meinung nach) hierzu auch ein Beitrag von Feynsinn, der die grundlegende aktuelle Problematik der SPD, die ihren Ursprung zweifelsohne auf der [...]
November 19th, 2008 at 20:32
N e i n !
Ich fürchte, der Lafo holt euch nicht!
November 19th, 2008 at 20:32
N e i n !
Ich fürchte, der Lafo holt euch nicht!