Die 4%-Prozent-Partei ist verzweifelt. Das ganze Elend verschafft sich derzeit Ausdruck im Berliner Wahlkampf, in dem kein Versuch ausgelassen wird, sich zu blamieren, Trends hinterher zu hecheln, sich Wählern aller Verdummungsstadien noch unter deren Niveau anzubiedern. Im Anfang war auch diesmal das Wort “Steuersenkung”, am Ende führt selbst das zur Offenbarung, nicht des Johannes, aber des ähnlich wirren Untergangs einer Partei, die tatsächlich noch ernst genommen werden will.

Natürlich lässt sich der in Auflösung befindliche Schädelschwamm der Rechtsliberalen zuerst ins Bräunliche verführen, wo das Gebäck schon nach Dunkelheit duftet. Jemand, der nicht auf der Westerwelle “Das ist Deutschland hier” surft, würde sich vielleicht informiert haben, was es so an Backwaren gibt in Paris. Selbst eine brachiale wörtliche Übersetzung wäre höflicher: “petit pain”, da weiß der Froschfresser schon bescheid. Ich kann übrigens auch kein Französisch. Wie dem auch sei, es ist ja nur die Partei des Außenministers, die können besser Panzer verkaufen als mit den Leuten sprechen. Und “Panzer”, so mögen sie denken, “die kennt der Franzose noch von damals”.

Die Heimat der Orientierungslosen

autosfdpWer sich die weitere Dissoziation einer politischen Haltung anschauen möchte, wovor ich ausdrücklich warne, mag das in der Heimat der Orientierungslosen tun, wo die Symptome öffentlich zur Schau gestellt werden wie sonst nur bei rotten.com. Zwei Beispiele: Die FDP ist gegen eine autofreie Stadt, weil “keine Frau der Welt mit dem Fahrrad in den Kreißsaal will“. Bitte nicht wörtlich nehmen, selbst die Funktionäre der Partei parken nicht in Kreißsälen – oder doch? Merke: Die autofreie Stadt beeinträchtigt in erster Linie Frauen in den Wehen. Das allerdings sagt die FDP wirklich so. Ob sie es auch meint, was sie meint und ob sie irgend etwas meint, wer soll das noch wissen? Ist das wichtig?

Ganz aktuell hat sie ein Thema entdeckt, von dem es heißt, es sei wichtig. Sehr wichtig sogar. Dazu will sie jetzt auch etwas meinen und hat deshalb ein Plakat aus einem acht Jahre alten Foto gemacht. Ihr Sprecher Björn Jotzo, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, hat recherchiert:

Die permanenten nächtlichen Brandanschläge auf Autos und Lieferwagen zeigen, dass es in der Stadt ein nicht zu unterschätzendes Potential an gewaltbereiten linken Chaoten gibt. Auch wenn die Brandanschläge in der linken Szene umstritten sind, gibt es dort keine sichtbaren Bemühungen endlich präventiv tätig zu werden“.

Popcorn für alle

Zwar hat die Polizei dieses Jahr noch keinen der Täter erwischt, geschweige denn eine Übersicht darüber, wer aus welchen Motiven wo die Karren abfackelt, aber Herr Jotzo und seine FDP, die sich sonst nirgends mehr auskennen, wissen das: “Gewaltbereite linke Chaoten” machen sowas. Und daraus folgt was? Richtig: Sie sollen “endlich präventiv tätig werden”. Die Linken! Vermutlich die Chaoten selbst. Geniale Idee, denn das wäre die einzige Rettung der ‘liberalen’ Welt.

Die ist nämlich so zerrüttet, dass ihr nichts anderes übrig bleibt als, sagen wir: ‘originelle Lösungen’ wie diese. Böse Zungen nennen das “Irrsinn”, aber wenn man an den ‘Finanzmärkten’ die Böcke zu Gärtnern macht, warum dann nicht auch auf den Straßen? Denn das Konzept, am besten gar keine Steuern mehr zu erheben und trotzdem “mehr Polizei” (siehe Plakat) zu fordern, bedarf gewisser Anpassungsleistungen. Einfache Armbinden können da so manche Beamtenpension einsparen helfen.

Bei der nächsten Aktion lernen wir dann, wie die denkbefreiten Freidenker Frieden und Weltmeisterschaft durch die Privatisierung der Wasserversorgung und die Abschaffung der Gemeinnützigkeit erreichen. Das Popcorn dazu gibt es wie immer in Ihrer FDP-Geschäftsstelle.