200 Zimmer-Wohnung steuerfrei vererbt
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
06. Nov 2008 23:44
Wer glaubt, die Große Koalition kenne nur soziale Kälte, sieht sich heute eines Besseren belehrt. Sie ist vielmehr die Koalition der Witwen und Waisen, die ein ganz großes Herz hat für trauernde Milliardärserben. Die Witwe von Hoch und Wohl darf nach dem Ableben ihres Gatten die 200-Zimmer-Kaschemme weiterhin ihr Eigen nennen, ohne dafür auch nur einen Cent Erbschaftssteuer zu zahlen. Das wird ihr über den herben Verlust hinweg helfen.
Auch die Kinder müssen nichts an den Fiskus abführen, solange ihre Wohnung nicht größer ist als 200 m². Das wird einige Erben sehr ärgern, ein Triumph für die SPD, die doch so hart gekämpft hat, damit die Reichen sich angemessen am Steueraufkommen beteiligen.
Ganz große Juristerei ist die Lesart des Karlruher Urteils, welches die Reform notwendig machte. Darin hieß es, Immobilien dürften gegenüber anderen Vermögensarten nicht bevorzugt werden. Der Experte für rechtlichen Rock’n Roll, Volker Kauder, meint, dies
“entspreche auch dem besonderen Schutz von Ehe und Familie im Grundgesetz“.
So soll also ein Verfassungsgebot durch ein anderes ausgehebelt werden. Wenn Frau Trump im Tower bleibt, gehört der Kasten ihr – ohne Abschläge. Das ist doch glasklar “Schutz von Ehe und Familie”.
Auch der Besitz von Produktionsmitteln darf nicht schnöde versteuert werden wie Meiers Familienschmuck. Nein, wer den Betrieb zehn Jahre weiter fährt, zahlt keine Steuern. Könnte man dies noch in Ansätzen verstehen, wird der Steuersatz auf 15% reduziert, wenn mindestens sieben Jahre weiter im Namen der Familie produziert wird. Dies ist ein peinlich deutliches Zeichen dafür, daß es überhaupt nicht um das Wohl der Betriebe geht, sondern darum, ein möglichst frühes möglichst einträgliches Verhökern zu ermöglichen.
Sinnvoll wäre es gewesen, die Steuer sowohl für Kleinbetriebe als auch für Immobilien abhängig zu machen vom Gesamtvolumen der Erbschaft. Niemand soll sein kleines Häuschen verkaufen müssen, um die Steuer entrichten zu können. Es ist auch durchaus diskutabel, einen kleinen Palast behalten zu dürfen, wenn jemand sein ganzes Leben dort zugebracht hat. Allerdings ist es nicht einzusehen, daß aus einem möglicherweise gigantischen Restvermögen nichts für die Erbschaftssteuer auf das Millionen-Anwesen herangezogen werden darf. Dieses “Gesetz” ist ein weiterer Akt der Umverteilung. So weit, so ungerecht.
Während man also einen feinen Sinn hat für Geldadel, der nicht aus seinem Haus vetrieben werden darf, zieht man andernorts jeden Cent einer Erbschaft heran, damit nicht jemand auf die Idee kommt, sich einmal im Leben einen schönen Tag zu machen. Wenn ein HartzIV-Empfänger erbt, gilt das Erbe als Einkommen. Bis es aufgebraucht ist, werden die Leistungen eingestellt.
Ich frage mich, wer angesichts solcher Gesetze noch die FDP braucht. Besser können es die Besserverdienenden mit ihr auch nicht haben.
November 7th, 2008 at 02:07
[...] 1: << Feynsinn kommentiert >> den “Kompromiss” um die [...]
November 7th, 2008 at 02:07
[...] 1: << Feynsinn kommentiert >> den “Kompromiss” um die [...]
November 7th, 2008 at 06:58
Es ist in der Tat unglaublich: Während ein 58jähriger ALGII-Empfänger, der 40 Jahre lang hart gearbeitet und sich dabei ein wenig für den Ruhestand angespart hat, in den nächsten 7 Jahren seine gesamten Reserven aufbrauchen muss, bevor er auch nur einen Cent erhält, wird für ein ererbtes Schlösschen, für das der Begünstigte 40 Jahre gar nix getan hat, ein feuchter Händedruck fällig. Wie immer wird diese Nachricht medial verpuffen unter so wichtigen Meldungen wie: “Wusste Tiefensee eine Woche früher Bescheid?” oder “Minister Steinbrück liest Kindern vor”
Meint: http://www.demokratie-ist-wichtig.de
November 7th, 2008 at 06:58
Es ist in der Tat unglaublich: Während ein 58jähriger ALGII-Empfänger, der 40 Jahre lang hart gearbeitet und sich dabei ein wenig für den Ruhestand angespart hat, in den nächsten 7 Jahren seine gesamten Reserven aufbrauchen muss, bevor er auch nur einen Cent erhält, wird für ein ererbtes Schlösschen, für das der Begünstigte 40 Jahre gar nix getan hat, ein feuchter Händedruck fällig. Wie immer wird diese Nachricht medial verpuffen unter so wichtigen Meldungen wie: “Wusste Tiefensee eine Woche früher Bescheid?” oder “Minister Steinbrück liest Kindern vor”
Meint: http://www.demokratie-ist-wichtig.de
November 7th, 2008 at 07:01
Die ganz klare Frage ist doch, warum soll man sich im Leben die Mühe machen alles von unten nach oben zu schaufeln, nur um es dann nach dem Tod wieder zurückzuwerfen?
Die Firmen müssen auch billig verkauft werden können. Was sollen denn unsere schöne Finanz”industrie” sonst zerschlagen und verhöckern?
Das Gesetz macht absolut Sinn und reiht sich perfekt in die Reihe ein. Von allen Steuern schadet diese am wenigsten. Denn derjenige ist Tod.
November 7th, 2008 at 07:01
Die ganz klare Frage ist doch, warum soll man sich im Leben die Mühe machen alles von unten nach oben zu schaufeln, nur um es dann nach dem Tod wieder zurückzuwerfen?
Die Firmen müssen auch billig verkauft werden können. Was sollen denn unsere schöne Finanz”industrie” sonst zerschlagen und verhöckern?
Das Gesetz macht absolut Sinn und reiht sich perfekt in die Reihe ein. Von allen Steuern schadet diese am wenigsten. Denn derjenige ist Tod.
November 7th, 2008 at 09:25
ob erbschaftssteuer oder konjunkturprogramm, nichts davon hilft den kleinen mehr als den großen.
man kann nur hoffen, das die SPD bei den neuwahlen in hessen richtig abstürzt und daraus die richtigen schlüsse gezogen werden. wird nur niemand tun, sondern den absturz auf die versuchte zusammenarbeit mit den linken schieben.
November 7th, 2008 at 09:25
ob erbschaftssteuer oder konjunkturprogramm, nichts davon hilft den kleinen mehr als den großen.
man kann nur hoffen, das die SPD bei den neuwahlen in hessen richtig abstürzt und daraus die richtigen schlüsse gezogen werden. wird nur niemand tun, sondern den absturz auf die versuchte zusammenarbeit mit den linken schieben.
November 7th, 2008 at 12:53
@kiesow: Das glaubst Du wohl selbst nicht. Seit Jahren gibt es einen Mitglieder-Exodus aus der SPD heraus und der Parteiführung ist immer noch nicht aufgefallen, dass das mit der Politik der letzten 10 Jahre zu tun haben könnte. Stattdessen stimmt man das gleiche Lied mit der CDU auf die Boshaftigkeit der Linken ein und macht sich zu einem Spielball ihrer Machtinteressen. So wie die SPD derzeit aufgestellt ist, ist auch keine Wende in Sicht, auch dann nicht, wenn die SPD auch im Westen zu einer bedeutungslosen Partei wird, die jeden Machtanspruch vergessen kann. Denn, die SPD von heute will gar nicht regieren, man ist lieber ein Junior-Partner in einer Grossen Koalition, weil da fällt es nicht mehr auf was für eine unsoziale Politik man verfolgt, weil man nur noch als eine profillose Partei wahrgenommen wird, die nur noch fragt wie hoch sie springen soll, wenn die Christdemokraten von ihnen verlangen, dass sie springen sollen.
November 7th, 2008 at 12:53
@kiesow: Das glaubst Du wohl selbst nicht. Seit Jahren gibt es einen Mitglieder-Exodus aus der SPD heraus und der Parteiführung ist immer noch nicht aufgefallen, dass das mit der Politik der letzten 10 Jahre zu tun haben könnte. Stattdessen stimmt man das gleiche Lied mit der CDU auf die Boshaftigkeit der Linken ein und macht sich zu einem Spielball ihrer Machtinteressen. So wie die SPD derzeit aufgestellt ist, ist auch keine Wende in Sicht, auch dann nicht, wenn die SPD auch im Westen zu einer bedeutungslosen Partei wird, die jeden Machtanspruch vergessen kann. Denn, die SPD von heute will gar nicht regieren, man ist lieber ein Junior-Partner in einer Grossen Koalition, weil da fällt es nicht mehr auf was für eine unsoziale Politik man verfolgt, weil man nur noch als eine profillose Partei wahrgenommen wird, die nur noch fragt wie hoch sie springen soll, wenn die Christdemokraten von ihnen verlangen, dass sie springen sollen.
November 7th, 2008 at 21:59
Und die CSU unter “Barack Seehofer” oder auch “Horst Obama”, dem neuen alten Hoffnungsträger der Christsozialen, hat`s möglich gemacht.
November 7th, 2008 at 21:59
Und die CSU unter “Barack Seehofer” oder auch “Horst Obama”, dem neuen alten Hoffnungsträger der Christsozialen, hat`s möglich gemacht.
November 7th, 2008 at 23:37
In den Geschichtsphilosophischen Thesen von Walter Benjamin heißt es: Der etablierte Historiker fühlt sich mit seiner Darstellung in die Sieger ein. Das tut auch unsere Politik. Wenn man im Radio die Stimmen von CSUlern hörte, wie sie sanft und zärtlich über die armen Erben redeten, da wurde einem ganz warm ums Herz.
Andererseits, ich lebe in einem etwas heruntergekommenen Haus, für das mein “Hauswirt” keinen Penny aufbringen könnte, wenn seine Mutter stirbt und es endgültig in seinen Besitz übergeht. Aber möglicherweise sind das Grenzfälle, und der CSU ist es gelungen, diese für die Gesetzgebung zu generalisieren.
November 7th, 2008 at 23:37
In den Geschichtsphilosophischen Thesen von Walter Benjamin heißt es: Der etablierte Historiker fühlt sich mit seiner Darstellung in die Sieger ein. Das tut auch unsere Politik. Wenn man im Radio die Stimmen von CSUlern hörte, wie sie sanft und zärtlich über die armen Erben redeten, da wurde einem ganz warm ums Herz.
Andererseits, ich lebe in einem etwas heruntergekommenen Haus, für das mein “Hauswirt” keinen Penny aufbringen könnte, wenn seine Mutter stirbt und es endgültig in seinen Besitz übergeht. Aber möglicherweise sind das Grenzfälle, und der CSU ist es gelungen, diese für die Gesetzgebung zu generalisieren.
November 8th, 2008 at 23:14
schön für meine Tochter… Wenn ich also im Lotto gewinne, mir davon eine größere Wohnung kaufe und noch 400.000 Euro auf der Bank liegen lasse, kein Problem, ist alles steuerfrei. Nur: ich spiele kein Lotto, und wenn, die Chancen auf sechs richtige kennen wir alle. Also doch ein Geschenk an die Wohlhabenden und Reichen. Von Horst S. aus I. habe ich nichts anderes erwartet, sitzt doch ein Teil seiner Klientel am Starnberger See, Wörthsee, Chiemsee usw. Aber dass die SPD wieder einmal einem faulen Kompromiss zustimmt, sagt viel über deren desolaten Zustand aus.
November 8th, 2008 at 23:14
schön für meine Tochter… Wenn ich also im Lotto gewinne, mir davon eine größere Wohnung kaufe und noch 400.000 Euro auf der Bank liegen lasse, kein Problem, ist alles steuerfrei. Nur: ich spiele kein Lotto, und wenn, die Chancen auf sechs richtige kennen wir alle. Also doch ein Geschenk an die Wohlhabenden und Reichen. Von Horst S. aus I. habe ich nichts anderes erwartet, sitzt doch ein Teil seiner Klientel am Starnberger See, Wörthsee, Chiemsee usw. Aber dass die SPD wieder einmal einem faulen Kompromiss zustimmt, sagt viel über deren desolaten Zustand aus.
November 13th, 2008 at 00:42
[...] FDP ist die wahre soziale Partei Deutschlands. Sie kämpft wie ein Löwe für die Enterbten, die enteigneten Leistungsträger qua Geburt. Leider stellt sich heraus, daß diese Helden nicht [...]
November 13th, 2008 at 00:42
[...] FDP ist die wahre soziale Partei Deutschlands. Sie kämpft wie ein Löwe für die Enterbten, die enteigneten Leistungsträger qua Geburt. Leider stellt sich heraus, daß diese Helden nicht [...]