Antiantiamerikanismus oder: Die Zeitung hat immer recht
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
05. Nov 2008 0:20
Broderismus ist ein hartes Brot. Die Kunst, sich einen ideologischen Gegner zu basteln, ist dann besonders schwer, wenn es sich um einen schweigenden handelt. Nörgler sind ein gefundenes Fressen, Kritiker muß man zum Popanz überzeichnen, aber was macht man, wenn eigentlich niemand gegen etwas ist, für das man kämpfen will?
Einfach desselbe wie immer. Tanja Dückers zeigt, wie hart es für Antiamerikanisten ist, Obama als das schlechthin Böse anzuprangern. Denn so kennt sie ihre Antiamerikaner: Alles, was von “drüben” kommt, ist denen spinnefeind. Mit dieser Prothese konnten die Broderisten jede Kritik an der abscheulichen Bush-Administration abtun, als sei sie ein Spleen der verbohrten Yankeehasser. Dückers scheint diesen publizistischen Trend für bare Münze zu nehmen, anstatt ihn auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Was dabei herauskommt, ist eine triumphierende Rechthaberei im sinnfreien Raum. Beispiel:
“Kaum hatten wir “unseren“ Amokläufer in Erfurt, brachten uns die Amis mit ihrem Virginia-Tech-Desaster, bei dem über 30 Menschen von einem einzigen Schüler erschossen wurden, zum Schweigen. Und zum schauderhaft-verzücktem Fingerzeig: So was passiert doch nur in Amerika.”
Im folgenden kommt sie uns mit den Verfehlungen europäischer Politiker, die auch nicht besser seien als die Amis, das Ganze im Anstrich mutiger Kritik:
“Wie konnte eine deutsche Regierung akzeptieren, dass ein deutscher Staatsbürger mit ihrem Wissen und Einverständnis im von uns unermüdlich angeprangerten Guantánamo für sechs Jahre eingebuchtet wird? Wieso wird so ein Fall nach ein paar Wochen gedämpfter Erregung wieder aus den Medien gekehrt wie eine mäßig spannende Nachricht aus Heidi Klums Privatleben?”
Ja was denn nun? Sie sieht “Fingerzeige”, die niemand gegeben hat und liest offenbar ihren eigenen Text nicht, der an dieser Stelle widersrüchlicher nicht sein könnte. Die Quelle für jende “Fingerzeige” ist ihre eigene Projektion, die jeder Realität entbehrt. Hernach kritisiert sie die Praxis derjenigen Journalisten, die einen stramm pro-amerikanischen Kurs durch den selbsterzeugten Nebel ihrer “uneingeschränkten Solidarität” fuhren.
Diejenigen, die sie damit treffen will, können das getrost abschütteln. Volker Pispers hat es auf den Punkt gebracht mit den Worten: “Mein Antiamerikanismus ist überhaupt nicht unreflektiert”. Vielleicht sollte Tanja weniger ihr eigenes Weltbild händchenklatschend pflegen und so von Erkenntnis zu Erkenntnis hüpfen. Besser wäre es, zu lesen, zu denken und zu diskutieren. Mit echten Meinungen und den dort vorfindlichen Differenzierungen. Dies würde sie zu wahrhaft erschütternden Erkenntnissen führen. Dagegen aber ist sie wohl immun, denn sie weiß es ja immer schon besser.
November 5th, 2008 at 22:07
der antiamerikanismus, ein sicheres wertebild vieler, gerät über nacht arg ins wanken. auch bei vielen europäern. obama hat auch uns verzückt.
den grundstein legte allerding der us-gassenhauer “twenty-four”. sechs staffeln lang diente agent jack bauer einem integren, sympathischen schwarzen us-präsidenten. ich bin überzeugt, für viele abgestumpfte tv-sessel-kleber wurde ein schwarzer präsi durch diese staffel erst vorstellbar.
November 5th, 2008 at 22:07
der antiamerikanismus, ein sicheres wertebild vieler, gerät über nacht arg ins wanken. auch bei vielen europäern. obama hat auch uns verzückt.
den grundstein legte allerding der us-gassenhauer “twenty-four”. sechs staffeln lang diente agent jack bauer einem integren, sympathischen schwarzen us-präsidenten. ich bin überzeugt, für viele abgestumpfte tv-sessel-kleber wurde ein schwarzer präsi durch diese staffel erst vorstellbar.