Kurz reingewaschen – Das Geld und seine Herrschaft
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
18. Okt 2008 0:40
Hasnain Kazim darf für SpOn vom Guten des Joe Ackermann plaudern: Er sei doch so erfolgreich und “der erste Manager, der auf einen Großteil seines Gehalts verzichtet“. Das dies nicht stimmt und seine Großzügigkeit so bemerkenswert gar nicht ist, stellt Karl-Heinz Büschemann für die Sueddeutsche fest. Kazims Eloge auf den Bankengott stellt diesen dar, als hätte er nichts mit der Bankenkrise zu tun. Die Argumente sind Lacher vom Band, “Mister 25%” kommt darin nicht vor. [update: Kommt er sehr wohl-siehe Kommentare]
Daß ein neuer Ausschuß eingesetzt wird, um das Geldkonfetti zur Rettung maroder Banken auszuwerfen, läßt nichts Gutes ahnen. Die Zusammensetzung und die Geheimhaltungspflicht sprechen nicht für eine Sternstunde des Parlamentarismus. Allein, daß die FDP dieses Vorgehen verlangte, spricht Bände. Selbstverständlich macht es Sinn, nicht sofort auf die Straße zu gehen und herauszuposaunen, wer da eventuell der Hilfe bedarf. Allerdings ist zu fürchten, daß vor allem Gemauschel und Filz derart gefördert werden. Zum Haareraufen ist die Argumentation von Carsten Schneider, wie SpOn sie zitiert:
“Für [den FDP-MdB und Haushaltsausschuß-Vorsitzenden] Fricke ist Geheimhaltung für die Arbeit in dem neu beschlossenen Ausschuss absolut notwendig, denn den Banken müsse Vertraulichkeit für zugesichert werden. Dem stimmt auch Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, zu: “Nur dann kann die Regierung diese Daten offenlegen und das Parlament eine effektive Kontrolle ausüben.” [das herrenlose “für” ist kein Zitierfehler, sondern aus dem Text bei SpOn. Man füge ein, was dort paßt.]
Aha, nur durch Geheimhaltung können Daten offengelegt werden. Manchmal frage ich mich, ob es noch einen Unterschied macht, ob Politiker so dummes Zeug quatschen oder sie nur so dumm zitiert werden. Der Effekt ist jedenfalls derselbe: Desinformation.
Wie man es richtig macht, zeigt einmal mehr der Duce: Mit Nicola Cosentino hat er einen Wirtschaftsstaatssekretär, der sich offenbar gar keine große Mühe gegeben hat, seine guten Beziehungen zur Mafia zu kaschieren. Ist dem Volk wurscht. Ob es daran liegt, daß Berlusconis Medien noch effektiver “berichten” als die deutsche Journaille?
Oktober 18th, 2008 at 10:45
Die überwiegende Mehrheit der Bürger, die dem Einfluss des Populismus ungeschützt ausgesetzt sind, würde wohl einen Systemeingriff in die Strukturen der Finanz“industrie“ für geboten halten. Dabei werden die Auswirkungen des Desasters derzeit erst einmal erahnt, aber noch nicht erfahren.
Da das System und besagte Strukturen, eingemauert in die Festung „ALTERNATIVLOS“, möglichst unangetastet bleiben soll, müssen Unfall und Reparaturversuche der Vertraulichkeit unterliegen. Wir müssen also einmal mehr und am besten gleich noch mehr Vertrauen haben.
Was da unter der gespendeten Wolldecke des Vertrauens vertraulich abgehen soll, ist mir allerdings rätselhaft wie noch nie etwas zuvor. Aber wir werden es sehen. Die nächste Blase aus Geld gleich Schulden gleich Illusionen muss in atemberaubenden Tempo und noch größerem Ausmaß hochgepumpt werden. Ich glaube, wir werden es mit sehr vielen Nullen zu tun bekommen und mit vielen neuen Innovationen der Gürtelschnallenindustrie.
Oktober 18th, 2008 at 10:45
Die überwiegende Mehrheit der Bürger, die dem Einfluss des Populismus ungeschützt ausgesetzt sind, würde wohl einen Systemeingriff in die Strukturen der Finanz“industrie“ für geboten halten. Dabei werden die Auswirkungen des Desasters derzeit erst einmal erahnt, aber noch nicht erfahren.
Da das System und besagte Strukturen, eingemauert in die Festung „ALTERNATIVLOS“, möglichst unangetastet bleiben soll, müssen Unfall und Reparaturversuche der Vertraulichkeit unterliegen. Wir müssen also einmal mehr und am besten gleich noch mehr Vertrauen haben.
Was da unter der gespendeten Wolldecke des Vertrauens vertraulich abgehen soll, ist mir allerdings rätselhaft wie noch nie etwas zuvor. Aber wir werden es sehen. Die nächste Blase aus Geld gleich Schulden gleich Illusionen muss in atemberaubenden Tempo und noch größerem Ausmaß hochgepumpt werden. Ich glaube, wir werden es mit sehr vielen Nullen zu tun bekommen und mit vielen neuen Innovationen der Gürtelschnallenindustrie.
Oktober 18th, 2008 at 11:18
“Mister 25 Prozent” kommt im Spon-Artikel nicht vor? Na, dann lesen Sie mal genau. Klar kommt der vor. Aber Sie reagieren auch einfach nur nach pawlowschem Reflex. Dabei ist der Artikel, auf den ich erst durch Sie gestoßen bin, gar keine “Eloge” auf Ackermann, sondern abwägend kritisch.
Oktober 18th, 2008 at 11:18
“Mister 25 Prozent” kommt im Spon-Artikel nicht vor? Na, dann lesen Sie mal genau. Klar kommt der vor. Aber Sie reagieren auch einfach nur nach pawlowschem Reflex. Dabei ist der Artikel, auf den ich erst durch Sie gestoßen bin, gar keine “Eloge” auf Ackermann, sondern abwägend kritisch.
Oktober 18th, 2008 at 14:12
@Heiner Grabbe: Habe ich tatsächlich überlesen, mea culpa. Allerdings lese ich den Artikel dennoch als Eloge. Daß gerade angesichts der eingeräumten Vorgehensweise Ackermann nach wie vor als “erfolgreich” dargestellt wird und die Kamelle vom Vergleich mit den “Landesbanken” herhalten muß, um zu dem Schluß zu kommen, Ackermann sei ja “irgendwie immer schuld”, ist billige Propaganda. Wenn einer verantwortlich ist für die Lage, dann Ackermann. Was liest man davon bei SpOn? ISt es “abwägend kritisch”, wenn man jemanden reinwäscht, obwohl seine Verfehlungen – die man “kritisch” erwähnt – völlig offensichtlich sind?
Oktober 18th, 2008 at 14:12
@Heiner Grabbe: Habe ich tatsächlich überlesen, mea culpa. Allerdings lese ich den Artikel dennoch als Eloge. Daß gerade angesichts der eingeräumten Vorgehensweise Ackermann nach wie vor als “erfolgreich” dargestellt wird und die Kamelle vom Vergleich mit den “Landesbanken” herhalten muß, um zu dem Schluß zu kommen, Ackermann sei ja “irgendwie immer schuld”, ist billige Propaganda. Wenn einer verantwortlich ist für die Lage, dann Ackermann. Was liest man davon bei SpOn? ISt es “abwägend kritisch”, wenn man jemanden reinwäscht, obwohl seine Verfehlungen – die man “kritisch” erwähnt – völlig offensichtlich sind?
Oktober 18th, 2008 at 14:34
@Heiner Grabbe:
Abwägend kritisch?
Habe ich da einen anderen Artikel gelesen?———————-Zitat: Branchenkenner wissen, dass Josef Ackermann durchaus als Vordenker und Hoffnungsträger taugt. Sie wissen um seine Leistungen als Banker. Darum, dass er unterm Strich Arbeitsplätze geschaffen hat. Und dass die Deutsche Bank trotz allem gut dasteht. Den Mannesmann-Prozess hat er überstanden. Intern ist er unumstritten.
Aber wenn Josef Ackermann in die Öffentlichkeit tritt, interessiert das niemanden mehr.—————————–Vordenker? Hoffnungsräger? Der Typ Mensch, den Ackermann verkörpert, hat die Welt doch gerade in die Lage gebracht, in der sie heute steckt. Genau, darum wissen diese Leute ja auch, wie wir da wieder herauskommen. Aber das gemeine Volk ist ja eh zu blöd, das zu verstehen. Wenn das als abwägend kritisch beurteilt wird, darf man sich wirklich nicht wundern, das die Führungskaste machen kann, was sie will.
Oktober 18th, 2008 at 14:34
@Heiner Grabbe:
Abwägend kritisch?
Habe ich da einen anderen Artikel gelesen?———————-Zitat: Branchenkenner wissen, dass Josef Ackermann durchaus als Vordenker und Hoffnungsträger taugt. Sie wissen um seine Leistungen als Banker. Darum, dass er unterm Strich Arbeitsplätze geschaffen hat. Und dass die Deutsche Bank trotz allem gut dasteht. Den Mannesmann-Prozess hat er überstanden. Intern ist er unumstritten.
Aber wenn Josef Ackermann in die Öffentlichkeit tritt, interessiert das niemanden mehr.—————————–Vordenker? Hoffnungsräger? Der Typ Mensch, den Ackermann verkörpert, hat die Welt doch gerade in die Lage gebracht, in der sie heute steckt. Genau, darum wissen diese Leute ja auch, wie wir da wieder herauskommen. Aber das gemeine Volk ist ja eh zu blöd, das zu verstehen. Wenn das als abwägend kritisch beurteilt wird, darf man sich wirklich nicht wundern, das die Führungskaste machen kann, was sie will.
Oktober 18th, 2008 at 19:17
ich hatte 2002 ein gespräch mit mitarbeitern der deutschen bank aus frankfurt. der kritische tenor war: der vorstand entläßt mitarbeiter und verteilt das eingesparte geld unter sich auf.
nicht alles, aber er, der vorstand hat sich die gehälter erhöht.
ob ackermann intern so positiv gesehen wird, möchte ich bezweifeln.
Oktober 18th, 2008 at 19:17
ich hatte 2002 ein gespräch mit mitarbeitern der deutschen bank aus frankfurt. der kritische tenor war: der vorstand entläßt mitarbeiter und verteilt das eingesparte geld unter sich auf.
nicht alles, aber er, der vorstand hat sich die gehälter erhöht.
ob ackermann intern so positiv gesehen wird, möchte ich bezweifeln.
Oktober 18th, 2008 at 20:20
@ flatter
Schnellstens dort hin!
Zur Problematik liefert Prof. Dirk Baecker auf taz.de einen phantastischen Beitrag.(Unter dem 16.10.)
Oktober 18th, 2008 at 20:20
@ flatter
Schnellstens dort hin!
Zur Problematik liefert Prof. Dirk Baecker auf taz.de einen phantastischen Beitrag.(Unter dem 16.10.)
Oktober 18th, 2008 at 23:39
Guter Artikel, fürwahr. Gemeint ist dieser hier.
Oktober 18th, 2008 at 23:39
Guter Artikel, fürwahr. Gemeint ist dieser hier.