Das “Unwort des Jahres” kommt wieder einmal aus dem Ökonomenkauderwelsch. Nachdem schon in 2004 “Humankapital” mit dem Preis für besondere Verdienste gegen die Sprache ausgezeichnet wurde, tummeln sich in diesem Jahr laut SPIEGEL gleich mehrere Begriffe aus der Kaderschmiede des Wortdesigns unter den häßlichsten des Jahres: “Smartsourcing”, “Qualitätsoffensive”, “unternehmerische Hygiene”. Nun fragt man sich, ob die Gesellschaft für deutsche Sprache ein Haufen stramm linker Marktwirtschaftshasser ist oder ob es wirklich eine Affinität der Wirtschaftssphäre zur Sprachvergewaltigung gibt. Wohlgemerkt: Es ist nicht die Werbebrache, die für ihre Hirngespinste abgemahnt wird, sondern die Chefetage des deutschen Managements. Was steckt dahinter? Ist es die Macht der Rhetorikkurse? Die “Sorge dich nicht – lebe” Mentalität? Oder doch “verdinglichtes Bewußtsein”?
Zum Begriff selbst muß allerdings festgestellt werden, daß er nicht einmal aussagt, was er sagt. Wenn “Entlassungsproduktivität” “gleichbleibende, wenn nicht gar gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung” meint, müßte es eigentlich “Nachentlassungsproduktivität” heißen. Konsequent gedacht, verbirgt sich hinter dem Unwort etwas anderes, nämlich die Produktivität von Entlassungen und von deren Ankündigung. Man kennt das: Ein Konzern kündigt Entlassungen an, und der Börsenkurs steigt. Das zusätzliche Kapital kann dann zur Steigerung der Produktivität genutzt werden. Das ist zwar auch etwas holprig, benennt aber einen Effekt, für den dringend ein Begriff nötig wäre. Warten wirs ab – das nächste Unwort kommt bestimmt!