Heidenreich: Ich und der Marcel
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
13. Okt 2008 1:27
“Fernsehpreise” und Kultur, darüber kann man stundenlang räsonieren. Überhaupt ist der Zusammenhang zwischen der Glotze und dem Bildungsniveau der Glotzer alles und nichts. Es gibt ihn, er ist fast unmittelbar, aber Fernsehen ist eben kein Bildungsgut, sondern ein Komplex, der als wichtigster Verwertungsraum des Unterhaltungsmarktes auf Affekte zielt. Verblödung ist ein unvermeidlicher Kollateralschaden.
Eine Preisverleihung als Einzelveranstaltung kann in diesem Zusammenhang nicht herhalten für eine fundierte Kritik am Betrieb. Allein die Kritik an der Durchführung des Events von der Kritik an den Produkten der Branche zu trennen, ist eine fast unlösbare Aufgabe. Elke Heidenreich hat sich damit gar nicht lange aufgehalten, sie bietet einen bunten Mix an Unbehagen über einen langweiligen Abend, über doofe Sendungen und darüber, daß die Clowns im großen Zirkus die Stirn haben, ihre einzig ernsthaften Künstlerkollegen mit ihren Albernheiten zu beleidigen.
Als Sahnehäubchen auf diese ungenießbare Melange setzt Heidenreich ihre heuchlerische Grandiosität mit sicherem Instinkt für die Affekte des Publikums. Sie war nur dabei, um nicht dazu zu gehören. Sie, die Nachfolgerin des einzig wahren Hüters der Kultur in der Unkultur, will sich “schämen” und dabei doch nur alle anderen beschämen, im Kielwasser des Großen Marcel Reich-Ranicki.
Sie verdankt dem Fernsehen alles, worauf ihr Ruhm und ihr Kontostand beruhen. Das ist nicht “ein klein bisschen heuchlerisch“, das ist die aggressive Heuchelei einer Medienperson, die sich nie Gedanken darüber gemacht hat, daß sie selbt gemacht ist. Wenn “Sozialgeschnatter” feststellt:
“Das Niveau der Fernsehpreis-Verleihung und von Grabscher Gottschalk dürfte ihr schon seit Jahren bekannt sein“, ist das nur ein Detail. Sie selbst ist Teil des Betriebs und hat herzlich wenig zu einer fundamentalen Kritik dieses Betriebs beigetragen. Im Gegenteil: Sie will nichts davon davon wissen, daß sie Macht ausübt – im Rahmen eines Mediums, das eben nicht aufklärt, sondern verkauft:
“DIE WELT: Macht Ihnen diese Macht keine Angst?
Heidenreich: Ich mag das Wort nicht. Dann hat jede Konditorei auch Macht. Ich kann an keiner vorbeigehen, ohne mir ein Törtchen zu kaufen.
DIE WELT: Aber die hat nur Macht über fünf Passanten. Auf Ihre Tipps verlassen sich Millionen Menschen, und so manch kleiner Verlag ist von der plötzlichen Nachfrage schon überfordert worden.
Heidenreich: Daran darf ich nicht denken. Und manchmal machen mich die Ansprüche auch wütend.”
Wütend, aber eben nicht (selbst)-kritisch. Ihre Argumente sind nicht weniger albern als Gottschalks Moderationen.
Jürgen Kaube hat in der FAZ festgestellt:
“Überhaupt steht alles „in einem Zusammenhang vom Mittelalter bis heute“ (Heidenreich), wer wird sich da bei Einzelheiten, gar bei Fragen der Verständlichkeit aufhalten. Doch darum geht es ja auch gar nicht, sondern um die Beschwörung des Lesens als solchem, ganz unabhängig vom Denken.”
Elke Heidenreich besorgt ein Geschäft, das sich nur dank ihrer Herkunft von dem unterscheidet, was Unterschichtenfernsehen preiswürdig macht. Sie macht Bildungfernsehen zu einer Geschmacksfrage und zu einer ihres Selbstwertgefühls. Was sie anfrißt, ist nicht der Betrieb als solcher, sondern die Tatsache, daß andere mehr Aufmerksamkeit einheimsen, als sie selbt. Daß Fernsehen in seiner dümmsten und ödesten Machart noch mehr Erfolg hat als die Restkultur, deren einträgliche Gralshüterin sie sein möchte. Sie und der Marcel, das sind die Leute, deren Lebenswerk nicht beschmutzt werden soll durch den hohlen Alltag eines Geschäfts, das ihr die Plattform für ihre Überlegenheit bietet. Denken liegt ihr nur so weit am Herzen, wie ihr eigenes Talent das zuläßt. Sich selbst zu hinterfragen, kommt ihr dabei nicht in den Sinn.
Oktober 13th, 2008 at 03:08
Auch wenn ich mich in meinem Blog selbst nur auf einige Details beschränkt habe, stimme ich dir zu.
Wenn Elke Heidenreich sagt, sie dürfe nicht an die von ihr ausgeübte Macht denken, und zudem noch hinterherschiebt: “Manchmal machen mich die Ansprüche auch wütend”, zeigt sie, dass sie sich ihrer Rolle in dem lächerlichen Medientheater sehr wohl bewusst ist.
Ich nehme ihr dabei sogar ab, dass sie in wachen Minuten an sich selbst den Anspruch stellt, eigentlich nicht an die Konsequenzen ihres Tuns denken zu dürfen.
Sie entspricht dem eigenen hehren Anspruch halt nur nicht.
Ganz im Gegenteil: Sie würde sich in ihrem eitlen FAZ-Kommentar (dem ich in seiner sachlichen Essenz zustimme!) wahrscheinlich nicht so selbstgerecht aufplustern, wenn sie sich aufgrund der von ihr wortgewaltig abgestrittenen “Macht” nicht irgendeine Wirkung versprechen würde.
Nach dem traumatischen Durchleiden der “Pflicht” (also der Preisverleihung) wird sie sich ja bestimmt auch die “Kür” (also die After-Show-Party) gegeben haben.
Ich selbst habe viele solcher Partys miterlebt. Man muss schon ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis und/oder Machtgefühl verspüren, um direkt am Tag danach druckreife Worte formulieren zu wollen. ;-)
Zu guter Letzt: Ich bin mir sicher, dass die gute Elke zu ihren Else-Stratmann-Zeiten kein großes Problem damit gehabt hätte, bei einer solch exponierten Preisverleihung an der Seite eines (von ihr heute als “Simpel” bezeichneten) Atze Schröder aufzutreten.
Ich mochte als damaliger Wahlkölner und WDR-Fan Elses Ergüsse sehr gern, aber das ist 20 Jahre her. Was damals als Kabarett/Comedy/Kleinkunst akzeptabel war, würde heutzutage allenfalls dem grobschlächtigen Niveau von Elses (Fast-)Namensvetter Ludger Stratmann entsprechen.
Wenn ihr Idol MRR statt auf Atze auf Else oder Ludger Stratmann hätte folgen müssen, hätte sich Elke Helene Rieger alias Heidenreich alias Stratmann wahrscheinlich auch beschwert.
Oktober 13th, 2008 at 03:08
Auch wenn ich mich in meinem Blog selbst nur auf einige Details beschränkt habe, stimme ich dir zu.
Wenn Elke Heidenreich sagt, sie dürfe nicht an die von ihr ausgeübte Macht denken, und zudem noch hinterherschiebt: “Manchmal machen mich die Ansprüche auch wütend”, zeigt sie, dass sie sich ihrer Rolle in dem lächerlichen Medientheater sehr wohl bewusst ist.
Ich nehme ihr dabei sogar ab, dass sie in wachen Minuten an sich selbst den Anspruch stellt, eigentlich nicht an die Konsequenzen ihres Tuns denken zu dürfen.
Sie entspricht dem eigenen hehren Anspruch halt nur nicht.
Ganz im Gegenteil: Sie würde sich in ihrem eitlen FAZ-Kommentar (dem ich in seiner sachlichen Essenz zustimme!) wahrscheinlich nicht so selbstgerecht aufplustern, wenn sie sich aufgrund der von ihr wortgewaltig abgestrittenen “Macht” nicht irgendeine Wirkung versprechen würde.
Nach dem traumatischen Durchleiden der “Pflicht” (also der Preisverleihung) wird sie sich ja bestimmt auch die “Kür” (also die After-Show-Party) gegeben haben.
Ich selbst habe viele solcher Partys miterlebt. Man muss schon ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis und/oder Machtgefühl verspüren, um direkt am Tag danach druckreife Worte formulieren zu wollen. ;-)
Zu guter Letzt: Ich bin mir sicher, dass die gute Elke zu ihren Else-Stratmann-Zeiten kein großes Problem damit gehabt hätte, bei einer solch exponierten Preisverleihung an der Seite eines (von ihr heute als “Simpel” bezeichneten) Atze Schröder aufzutreten.
Ich mochte als damaliger Wahlkölner und WDR-Fan Elses Ergüsse sehr gern, aber das ist 20 Jahre her. Was damals als Kabarett/Comedy/Kleinkunst akzeptabel war, würde heutzutage allenfalls dem grobschlächtigen Niveau von Elses (Fast-)Namensvetter Ludger Stratmann entsprechen.
Wenn ihr Idol MRR statt auf Atze auf Else oder Ludger Stratmann hätte folgen müssen, hätte sich Elke Helene Rieger alias Heidenreich alias Stratmann wahrscheinlich auch beschwert.
Oktober 13th, 2008 at 03:23
[...] Feynsinn bezieht sich im lesenswerten, wohl formulierten Blogbeitrag “Heidenreich: Ich und der Marcel” auch auf meine Kommentare zum Thema, die ich im Beitrag “Liebe Bambi-Preisträgerin, konsequent geht anders!” gepostet habe. Hier meine Entgegnung: [...]
Oktober 13th, 2008 at 03:23
[...] Feynsinn bezieht sich im lesenswerten, wohl formulierten Blogbeitrag “Heidenreich: Ich und der Marcel” auch auf meine Kommentare zum Thema, die ich im Beitrag “Liebe Bambi-Preisträgerin, konsequent geht anders!” gepostet habe. Hier meine Entgegnung: [...]
Oktober 13th, 2008 at 10:23
[...] • Dem Herrn Paulsen sein Kiosk • Querblog • nerdcore • zeitrafferin • Feynsinn • medienlese • Gastgewerbe Gedankensplitter • Gedankensolo • Sprechblase [...]
Oktober 13th, 2008 at 10:23
[...] • Dem Herrn Paulsen sein Kiosk • Querblog • nerdcore • zeitrafferin • Feynsinn • medienlese • Gastgewerbe Gedankensplitter • Gedankensolo • Sprechblase [...]
Oktober 13th, 2008 at 13:00
“Platt-Form” ist ein treffender Ausdruck.
Oktober 13th, 2008 at 13:00
“Platt-Form” ist ein treffender Ausdruck.
Oktober 13th, 2008 at 13:14
PS.: Der Ranicki ging mir seit je her auf die Nerven. Ich habe mich mal gefragt, ob es irgendeine Einsicht, einen treffenden Satz von ihm gäbe, den ich mir gemerkt hätte. Nichts. Allenfalls etwas, das mir negativ aufgestoßen ist: Im Zusammenhang mit Urs Widmers Buch, “Der Geliebte meiner Mutter” (der Geliebte ist Dirigent und der reichste Mann !!! der Schweiz), sagte Ranicki: “Ich lese lieber ein Buch über einen Dirigenten als über einen Fischer.”
Für mich ist das eine programmatische Äußerung, die im Gegensatz steht zu dem, was Büchner im “Lenz” schreibt: “Man versuche es einmal und senke sich in das Leben des Geringsten und gebe es wieder in den Zuckungen, den Andeutungen, dem ganzen feinen, kaum bemerkten Mienenspiel…”
Ranicki ist ein egozentrischer Siegertyp, der es mit Seinesgleichen hält, den Siegern, den Reichen, den Etablierten, den Großbürgern.
Oktober 13th, 2008 at 13:14
PS.: Der Ranicki ging mir seit je her auf die Nerven. Ich habe mich mal gefragt, ob es irgendeine Einsicht, einen treffenden Satz von ihm gäbe, den ich mir gemerkt hätte. Nichts. Allenfalls etwas, das mir negativ aufgestoßen ist: Im Zusammenhang mit Urs Widmers Buch, “Der Geliebte meiner Mutter” (der Geliebte ist Dirigent und der reichste Mann !!! der Schweiz), sagte Ranicki: “Ich lese lieber ein Buch über einen Dirigenten als über einen Fischer.”
Für mich ist das eine programmatische Äußerung, die im Gegensatz steht zu dem, was Büchner im “Lenz” schreibt: “Man versuche es einmal und senke sich in das Leben des Geringsten und gebe es wieder in den Zuckungen, den Andeutungen, dem ganzen feinen, kaum bemerkten Mienenspiel…”
Ranicki ist ein egozentrischer Siegertyp, der es mit Seinesgleichen hält, den Siegern, den Reichen, den Etablierten, den Großbürgern.
Oktober 13th, 2008 at 21:17
https://www.youtube.com/watch?v=jsbhA64PvwA&feature=related
ich finde den auftritt von marcel reich-ranicki letztlich doch versöhnlich, vor allem wenn er sich mit karajan und gottschalk mit rostropowitsch vergleicht.
Oktober 13th, 2008 at 21:17
https://www.youtube.com/watch?v=jsbhA64PvwA&feature=related
ich finde den auftritt von marcel reich-ranicki letztlich doch versöhnlich, vor allem wenn er sich mit karajan und gottschalk mit rostropowitsch vergleicht.
Oktober 15th, 2008 at 13:09
Der deutsche Fernsehpreis, den MRR abgelehnt hat, war der “gesamtdeutsche” und nicht der öffentlich rechtliche.
Seine Kritik gilt daher gegen das gesamte deutsche TV Programm und nicht nur gegen die Sendungen des öffentlich rechtlichen.
Und ich muss MRR Recht geben – das Niveau im deutschen Fernsehen ist längst unter jeglichem ertragbaren Niveau gesunken.
Dabei geht es mir nicht ausschließlich darum, was gesendet wird (auch wenn das eine Rolle spielt), sondern wie und wann.
Und ich möchte auch kein Akademiker/Kultur-TV, ich möchte einfach nur gut unterhalten werden – auch von den privaten TV Sendern und auch von den öffentlich rechtlichen.
Was mir aufgefallen ist:
Die privaten Sender betreiben absolute Gewinnmaximierung um jeden Preis: möglichst billig produzieren oder einkaufen und möglichst oft wiederholen, um mit möglichst wenig Kosten in der Produktion möglichst viel Werbeminuten unters Volk zu bringen.
Die Folge? Das Programm ist erbärmlich, sieht man von wenigen Blockbustern ab. Der Werbeanteil (nur der Werbeunterbrechungen!) ist inzwischen bei 33% angekommen. Eigenproduzierte Sendungungen sind so konzipiert, dass man möglichst viele Schnipsel in anderen Sendungen wieder unterbringen kann. Sei es, dass die nächste Superstarmodel-Show in Talksendungen, in News oder in Skandalsendungen wieder eingespielt werden, oder dass es Skandalsendungen gibt, die die dümsten Talkshowsendungen immer und immer wiederholen.
Das führt inzwischen sogar soweit, dass sich auch die Werbeagenturen und die Werbeminutenkäufer sich über die Qualität des privaten TVs in Deutschland beschweren – zur Folge hat das aber nur, dass die privaten ihre Qualität auf das mindesterträgliche steigern.
Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (ab hier ÖR-TV) verzetteln sich in endlos viele Programme, die alle das gleiche zeigen.
Die ARD besitzt in jedem Bundesland eine eigene Sendeanstalt – es fehlt nur noch eine für Helgoland, Mallorca, Legoland und das Klo von Schwarzenegger, um den Wahnsinn komplett zu machen. Und alle Sendeanstalten haben ihre eigenen Wasserköpfe, ihr eigenes Internetportal, ihre eigenen TV und Radio Sender, ihre eigenen Nachrichtenkamerateams.
Es benötigt keine 20 ÖR Sender, von denen 15 den Tatort von vor 7 Monaten wiederholen. Ich bin durchaus für regionale Sendungen, aber mich interessiert durchaus auch die regionalen Sendungen der anderen – daher würde durchaus ein drittes Programm reichen, dass sich dafür ausschliesslich um Regionale Belange kümmert, aber diese dann bundesweit.
Und genauso braucht es einen guten Dokukanal, und nicht 7 Dokukanäle, (3 SAT, ARTE, 1plus, ZDF Doku und wie sie alle heissen). Und ÖR-TV soll ebenso Kultur, Sport, Filme, Serien und dergleichen anbieten.
Sinnvoll wären öffentlich Sparten Sender und nicht ein total unsinniges Patchwork in allen Sendern.
Es braucht auch keine Sportschau im Vorabendprogramm der ARD UND dazu ein aktuelles Sportstudio 2 Stunden später im ZDF.
Es braucht auch keinen Weltspiegel in der ARD und ein Auslandsjournal im ZDF.
Und es braucht auch kein überkandideltes Internetangebot der ÖR Sender – Es reichen Information über Sendungen und vielleicht einfach mal eine gute online Übersicht aller Sendungen, die das ÖR-TV besitzt.
Und Dutzende von Radiosendern quer über Deutschland verteilt, die alle das gleiche senden braucht es auch nicht.
Wenn (!) sich das ÖR TV endlich mal auf eine sinnvolle Konzeption einigen würde anstatt das Geld durch endlos sinnlose Redundanz zu verschwenden, hätte das ÖR TV auch genug Geld, um damit attraktive Serien oder Filme zu kaufen und für alle ein attraktives Programm zu machen.
Vor allem sollte man mal wirklich eine Bedarfsanalyse machen, welche Sendungen wirklich gefragt sind, und welche nicht.
Und welche Sendungen zu welcher Zeit gefragt sind. Denn es ist völlig unsinnig, zB irgendwelche Kochsendungen mit 5 Sterneköchen nachts um 23 zu senden, die dann sowieso niemand der Leute, die es interessiert ansehen. Denn die, die noch gucken sind arbeitslos und haben kein Geld um das nachzukochen und die, die es interessiert schlafen längst, weil sie zur arbeit müssen. Und das Beispiel ist nur eines von vielen (ich sage nur “gute Dokumentationen”). Ich habe ernsthaft die Theorie aufgestellt, die Programmdirektoren der ÖR-TV seien von der Festplattenrekorderindustrie geschmiert…
Und als Folge dessen MÜSSTE (!!) das private Fernsehen in Deutschland die Qualität merklich raufsetzen und die Werbequoten runterzuschieben, um die Leute bei sich zu behalten.
Und dann gäbe es nicht einmal mehr das große Murren über GEZ Gebühren, denn die Leute wüssten, dass sie etwas für Ihr geld bekommen und dass das Geld nicht zum Fenster rausgeschmissen wird. GEZ ist nämlich gar nicht in Frage gestellt, sondern nur das Preis/Leistungsverhältnis!
Und daher gebe ich MRR recht und finde sein Ablehnen des Preises gut.
Allerdings glaube ich nicht daran, dass die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten es hinbekommen,
eine sinnvolle Struktur konzeptionell umzusetzen – allein, weil dazu viel zu viele Entscheider bei der Verschlankung ihren Stuhl räumen müssten.
Oktober 15th, 2008 at 13:09
Der deutsche Fernsehpreis, den MRR abgelehnt hat, war der “gesamtdeutsche” und nicht der öffentlich rechtliche.
Seine Kritik gilt daher gegen das gesamte deutsche TV Programm und nicht nur gegen die Sendungen des öffentlich rechtlichen.
Und ich muss MRR Recht geben – das Niveau im deutschen Fernsehen ist längst unter jeglichem ertragbaren Niveau gesunken.
Dabei geht es mir nicht ausschließlich darum, was gesendet wird (auch wenn das eine Rolle spielt), sondern wie und wann.
Und ich möchte auch kein Akademiker/Kultur-TV, ich möchte einfach nur gut unterhalten werden – auch von den privaten TV Sendern und auch von den öffentlich rechtlichen.
Was mir aufgefallen ist:
Die privaten Sender betreiben absolute Gewinnmaximierung um jeden Preis: möglichst billig produzieren oder einkaufen und möglichst oft wiederholen, um mit möglichst wenig Kosten in der Produktion möglichst viel Werbeminuten unters Volk zu bringen.
Die Folge? Das Programm ist erbärmlich, sieht man von wenigen Blockbustern ab. Der Werbeanteil (nur der Werbeunterbrechungen!) ist inzwischen bei 33% angekommen. Eigenproduzierte Sendungungen sind so konzipiert, dass man möglichst viele Schnipsel in anderen Sendungen wieder unterbringen kann. Sei es, dass die nächste Superstarmodel-Show in Talksendungen, in News oder in Skandalsendungen wieder eingespielt werden, oder dass es Skandalsendungen gibt, die die dümsten Talkshowsendungen immer und immer wiederholen.
Das führt inzwischen sogar soweit, dass sich auch die Werbeagenturen und die Werbeminutenkäufer sich über die Qualität des privaten TVs in Deutschland beschweren – zur Folge hat das aber nur, dass die privaten ihre Qualität auf das mindesterträgliche steigern.
Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (ab hier ÖR-TV) verzetteln sich in endlos viele Programme, die alle das gleiche zeigen.
Die ARD besitzt in jedem Bundesland eine eigene Sendeanstalt – es fehlt nur noch eine für Helgoland, Mallorca, Legoland und das Klo von Schwarzenegger, um den Wahnsinn komplett zu machen. Und alle Sendeanstalten haben ihre eigenen Wasserköpfe, ihr eigenes Internetportal, ihre eigenen TV und Radio Sender, ihre eigenen Nachrichtenkamerateams.
Es benötigt keine 20 ÖR Sender, von denen 15 den Tatort von vor 7 Monaten wiederholen. Ich bin durchaus für regionale Sendungen, aber mich interessiert durchaus auch die regionalen Sendungen der anderen – daher würde durchaus ein drittes Programm reichen, dass sich dafür ausschliesslich um Regionale Belange kümmert, aber diese dann bundesweit.
Und genauso braucht es einen guten Dokukanal, und nicht 7 Dokukanäle, (3 SAT, ARTE, 1plus, ZDF Doku und wie sie alle heissen). Und ÖR-TV soll ebenso Kultur, Sport, Filme, Serien und dergleichen anbieten.
Sinnvoll wären öffentlich Sparten Sender und nicht ein total unsinniges Patchwork in allen Sendern.
Es braucht auch keine Sportschau im Vorabendprogramm der ARD UND dazu ein aktuelles Sportstudio 2 Stunden später im ZDF.
Es braucht auch keinen Weltspiegel in der ARD und ein Auslandsjournal im ZDF.
Und es braucht auch kein überkandideltes Internetangebot der ÖR Sender – Es reichen Information über Sendungen und vielleicht einfach mal eine gute online Übersicht aller Sendungen, die das ÖR-TV besitzt.
Und Dutzende von Radiosendern quer über Deutschland verteilt, die alle das gleiche senden braucht es auch nicht.
Wenn (!) sich das ÖR TV endlich mal auf eine sinnvolle Konzeption einigen würde anstatt das Geld durch endlos sinnlose Redundanz zu verschwenden, hätte das ÖR TV auch genug Geld, um damit attraktive Serien oder Filme zu kaufen und für alle ein attraktives Programm zu machen.
Vor allem sollte man mal wirklich eine Bedarfsanalyse machen, welche Sendungen wirklich gefragt sind, und welche nicht.
Und welche Sendungen zu welcher Zeit gefragt sind. Denn es ist völlig unsinnig, zB irgendwelche Kochsendungen mit 5 Sterneköchen nachts um 23 zu senden, die dann sowieso niemand der Leute, die es interessiert ansehen. Denn die, die noch gucken sind arbeitslos und haben kein Geld um das nachzukochen und die, die es interessiert schlafen längst, weil sie zur arbeit müssen. Und das Beispiel ist nur eines von vielen (ich sage nur “gute Dokumentationen”). Ich habe ernsthaft die Theorie aufgestellt, die Programmdirektoren der ÖR-TV seien von der Festplattenrekorderindustrie geschmiert…
Und als Folge dessen MÜSSTE (!!) das private Fernsehen in Deutschland die Qualität merklich raufsetzen und die Werbequoten runterzuschieben, um die Leute bei sich zu behalten.
Und dann gäbe es nicht einmal mehr das große Murren über GEZ Gebühren, denn die Leute wüssten, dass sie etwas für Ihr geld bekommen und dass das Geld nicht zum Fenster rausgeschmissen wird. GEZ ist nämlich gar nicht in Frage gestellt, sondern nur das Preis/Leistungsverhältnis!
Und daher gebe ich MRR recht und finde sein Ablehnen des Preises gut.
Allerdings glaube ich nicht daran, dass die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten es hinbekommen,
eine sinnvolle Struktur konzeptionell umzusetzen – allein, weil dazu viel zu viele Entscheider bei der Verschlankung ihren Stuhl räumen müssten.