Börsencrash: Dramatischer Wertverlust der Politik
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
11. Okt 2008 1:42
Die Rückzugsgefechte des Neoliberalismus lassen an Unverschämtheit ebensowenig vermissen wie die Renditeversprechen der Finanzmarkt-Gurus. Während niemand, der noch bei Trost ist, bezweifelt, daß ein auf Gier und soziale Schieflage basierendes System kollabiert, suchen die Poppnieten des politisch-publizistischen Komplexes Halt an dem faulen Holz, das ihr Schiff zum Sinken brachte. Jochen Hoff hat bereits auf den dümmlichen Artikel in der “Zeit” hingewiesen, in dem Olaf Wittrock den Kunden die Schuld an der Krise zuschiebt, jetzt legt die “Welt” nach und zitiert Soziologen, “Wissenschaftler”, die angeblich “die Mittelschicht” für den Zusammenbruch verantwortlich machen. Halbgar werden dort Kleinanleger zwar als Getriebene beschrieben, die nur ihren Lebensstandard sichern wollten, aber es werden letztlich Behauptungen in die Welt gesetzt, die an jeder Realität vorbei “Verantwortung” allen zuschieben, nur nicht den Verantwortlichen.
“Verschwörungstheorien” und “narzisstische Kränkungen” sehen sie als Reaktion auf ein System, dem sich der Mittelstand “lustvoll” hingegeben hätte. Abenteuerliche Assoziationsketten ersetzen Argumente:
“Was hat der Ausbau von Kinderkrippen mit der Verstaatlichung von Banken gemein? Beide Male trägt der Staat Kosten, die eine verunsicherte Mittelschicht notgedrungen verursachte, aber nicht tragen kann“;
“Andererseits wollten Teile der westlichen Mittelschicht ihren Lebensstandard behaupten, indem sie hohe Renditen auf den Finanzmärkten suchten, bis die kollabierten – worauf auch hier die Staaten die Folgekosten schultern müssen.”
Was erlaube Mittelschicht? Wollen ihren Lebensstandard behaupten! Für die Folgen kommt der Staat dann auf. Der Staat kann den Lebensstandard der Mittelschicht nämlich auch dann nicht halten, wenn sich diese mit eigenen finanziellen Mitteln absichern wollen, nachdem sie vom Staat genau dies auferlegt bekommen haben und von den Banken in Angebote gelockt wurden, die als “sicher” verkauft wurden. Aber die Mittelschicht hat es besser zu wissen als die Ratingagenturen. Wenn nicht- selber schuld!?
Diese Argumente sind so hirnlos, daß ich mich nicht lange damit aufhalten will. Sie sollen schließlich auch nur von den Ursachen ablenken. Im Zentrum des Problems steht sowohl beim Verhalten der Mittelschicht als auch bei dem der Banker das verkehrte Verhältnis von Politik und Wirtschaft. Die Krise, die längst ein Untergang ist, ist das Symptom der Krankheit, die im Glauben an die Märkte besteht. Diese können nicht einmal die wirtschaftliche Basis einer Gesellschaft sichern. Umso weniger sorgen sie für Wohlstand oder auch nur ein Mindesmaß an Gerechtigkeit, ohne die eine demokratische Gesellschaft nicht existieren kann. Die Staaten haben sich die Regeln des Handelns und der Verteilung von Kapitalisten vorgeben lassen. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten nichts dafür geleistet, Gesellschaft zu organisieren und sich darauf beschränkt, denen alles recht zu machen, die das angeblich besser besorgen könnten. Wenn man nach Verantwortung sucht, ist man tatsächlich bei Managern, Kapitaleignern und ihren Organisationen an der falschen Adresse. Sie haben ihr Geschäft im besten Glauben, d.h. Profitinteresse besorgt. Das war ihr Job und ihr Ziel. Womöglich haben sie auch wirklich gedacht, sie könnten ganz nebenbei für allgemeinen Wohlstand sorgen, das ist aber irrelevant. Der Staat, die Politik, hatte die Kontrollfunktion und die Verantwortung für das Wohl ihrer Bürger. Sie haben völlig versagt.
Politiker haben ihren Wählern eingetrichtert, so wenig Staat wie möglich sei gut für alle. Daß sie selbst “Staat” waren, focht sie nicht an. Sowohl staatliches Eigentum als auch staatliche Souveränität haben sie ausgelagert und sich redlich bemüht, diese Kapitulation vor der eigenen Charakterlosigkeit und ihrem Mangel an Ideen als alternativlos zu verkaufen. Kritik war nicht gefragt. Genauso kläglich haben die Medien versagt, die den fleißigen Heizer auf demselben Zug gegeben haben. Für ihre Unfähigkeit, etwas anderes zu tun, als blind auf den Abgrund zuzurasen, erfanden sie die “Globalisierung”, was bedeutet, daß alle klug sind, wenn sie nur denselben Blödsinn machen. Inzwischen profitieren Länder wie Italien von ihrer Unbeweglichkeit und Ignoranz und stehen als die Klügeren da, weil sie ganz versehentlich anders gehandelt haben als die ach so klug Globalisierten.
Die Köpfe sind noch immer dieselben, es finden sich halt auf die Schnelle keine, die anders denken. Gleichgeschaltet und gedankentaub sind ihre Helden und Feinde immer noch dieselben. Lafontaine böse, Steinbrück gut. Wenn die FTD schreibt:
“ “Ich bin überzeugt, dass wir mit Von-Fall-zu-Fall-Lösungen nicht mehr weiterkommen. Das ist ausgereizt”, sagte Steinbrück vor einem Treffen der G7-Finanzminister und -Notenbankchefs. Die Finanzbranche erwarte eine sektorübergreifende Lösung. Nötig seien umfassende Maßnahmen, die für den Finanzsektor insgesamt einen stabilisierenden Charakter haben. Details zu einer solchen “systemübergreifenden Lösung” wollte Steinbrück nicht nennen. Er betonte, Lösungspakete müssten sich – bei internationaler Abstimmung – weiter von Land zu Land unterscheiden.” “, und diese haarsträubenden Binsenweisheiten unter dem Titel “Steinbrück arbeitet an Mega-Plan” postet, ist das ein Offenbarungseid. Seit Monaten weiß jeder, der es wissen will, daß eine Katastrophe im Gange ist. Jetzt kommt der Superexperte Peer daher und stellt fest, daß gegen einen Waldbrand kein Autofeuerlöscher hilft. “Details” seines Mega-Plans kennt er nicht. Daß “mega” “millionen” heißt und es um billionen geht, ist ein Bonmot am Rande, aber es paßt. Btw: Was macht eigentlich der ausgeglichene Haushalt?
Der Knaller: Die Finanzbranche erwartet also eine sektorübergreifende Lösung. “Die Finanzbranche” hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Höre ich Bescheidenheit, gar Demut? Nein, es ist ein Befehl: Macht hinne, wir wollen wieder abkassieren!
Wir werden von einer derart unfähigen “Elite” regiert, monetär betreut und desinformiert, daß man sich schon freuen darf, wenn einer einfach seufzt, sich ins Treppenhaus setzt und zugibt, daß er nicht weiter weiß. Es ist ganz wunderbar, wenn Menschen, die das Desater haben kommen sehen und erfolglos Alternativen angeboten haben, nicht als triumphierende Dämonen dargestellt werden. Wirklich schön wäre es, wenn sich die Erkenntnis durchsetzte, daß beinahe alles schiefgelaufen ist und wir es einmal völlig anders versuchen müßten. Zum Beispiel damit, daß in Zukunft das organisierte Wohl der Bürger in den Händen des von ihnen kontrollierten Staates zu liegen hat. Aber das wäre sicher Stalinismus.
Oktober 11th, 2008 at 09:13
Die Tatsache, dass Politiker jetzt versuchen die Krise der Welt zu lösen (radikale Massnahmen), löst nur ein Gefühl der völligen Gewissheit aus, dass der Totalkollaps nun garantiert eintritt.
Hätte ich im 5 Punkte Plan der G7 irgendwo das Wort “Enteignung” gelesen wäre der Gedanke vielleicht in eine andere Richtung gegangen. Bis Morgen abend (Öffnung der Märkte in Asien) werden wir wissen was man dem deutschen Steuerzahler gedenkt aufzubürden.
Oktober 11th, 2008 at 09:13
Die Tatsache, dass Politiker jetzt versuchen die Krise der Welt zu lösen (radikale Massnahmen), löst nur ein Gefühl der völligen Gewissheit aus, dass der Totalkollaps nun garantiert eintritt.
Hätte ich im 5 Punkte Plan der G7 irgendwo das Wort “Enteignung” gelesen wäre der Gedanke vielleicht in eine andere Richtung gegangen. Bis Morgen abend (Öffnung der Märkte in Asien) werden wir wissen was man dem deutschen Steuerzahler gedenkt aufzubürden.
Oktober 11th, 2008 at 11:55
Guter Kommentar. Unser Peer macht das schon, wobei ich mich ernsthaft Frage, ob Steinbrück ein Künsterlernamen ist und er eigentlich Gynt mit Nachnamen heißt. Dir Inhaltsangabe bei Wiki fängt so an:
“Die Geschichte von Peer Gynt ist sehr phantasievoll und reich an Episoden.
Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. Auf diese Weise verdrängt er, dass sein Vater, der einst sehr angesehene Jon Gynt, Hof und Habe durch Misswirtschaft und zahlreiche Alkoholeskapaden verloren hat. In Peers Phantasiewelt ist die heruntergekommene Behausung jedoch nach wie vor ein strahlender Palast.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Peer_Gynt
Schönes WE
also ich weiß ja nicht…
Oktober 11th, 2008 at 11:55
Guter Kommentar. Unser Peer macht das schon, wobei ich mich ernsthaft Frage, ob Steinbrück ein Künsterlernamen ist und er eigentlich Gynt mit Nachnamen heißt. Dir Inhaltsangabe bei Wiki fängt so an:
“Die Geschichte von Peer Gynt ist sehr phantasievoll und reich an Episoden.
Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. Auf diese Weise verdrängt er, dass sein Vater, der einst sehr angesehene Jon Gynt, Hof und Habe durch Misswirtschaft und zahlreiche Alkoholeskapaden verloren hat. In Peers Phantasiewelt ist die heruntergekommene Behausung jedoch nach wie vor ein strahlender Palast.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Peer_Gynt
Schönes WE
also ich weiß ja nicht…
Oktober 11th, 2008 at 12:52
vll wäre es mal an der zeit, einmal auf den sagenhaften artikel vom 23.02.2003 (sic!) in der fasz hinzuweisen, in dem jo a von der deutschen bank eine bad bank forderte, in der alle gammeliegen kredite von der regierung aufgefangen werden.
aber die zeit war dafür noch nicht reif …
Oktober 11th, 2008 at 12:52
vll wäre es mal an der zeit, einmal auf den sagenhaften artikel vom 23.02.2003 (sic!) in der fasz hinzuweisen, in dem jo a von der deutschen bank eine bad bank forderte, in der alle gammeliegen kredite von der regierung aufgefangen werden.
aber die zeit war dafür noch nicht reif …
Oktober 11th, 2008 at 14:09
[...] wenn ich lese, was feynsinn über die Unbelehrbarkeit des unerträglichen Menschenschlags namens “die Neoliberalen” [...]
Oktober 11th, 2008 at 14:09
[...] wenn ich lese, was feynsinn über die Unbelehrbarkeit des unerträglichen Menschenschlags namens “die Neoliberalen” [...]
Oktober 11th, 2008 at 16:22
Wenn man verdeutlichen will, w e s h a l b dieses Gesellschaftsmodell von der Startbahn Wirtschaftswunder in Richtung Elend-für-alle los rast, kann man das nicht an Personen fest machen. Das Problem ist, das die Gesellschaft, Bürgerschaft oder wie auch immer nicht bereit ist, die Fakten oder auch nur die Zeichen zu erkennen.
Der Irrsinn liegt darin, dass ein Vehikel mit eingebauter Endlosbeschleunigung in Gang gesetzt worden ist, die Kreditvermehrung durch den Kredit. Geld nämlich ist auf den Cent genau nichts anderes als Kredit.
Das vorletzte Problem war, Schulden von armen Leuten mit Gewinn an Leute zu verkaufen, die nicht wissen, dass die Schuldner längst zahlungsunfähig sind. Das letzte, leichter zu lösende Problem ist, die nun noch größeren Schulden allen, der Gesellschaft, dem „Staat“ zu übertragen. Darauf folgt des faulen Zaubers Ende und schließlich sein Neustart.
Zwischendurch verbürgt sich der Staat, die Gesamtheit aller Bürger also, für die Sicherheit der Geldeinlagen aller Bürger. Der Bürger bürgt für den Bürger und darf, soll, muss das als treffliches Management der Krise bejubeln. Am Ende der Krise steht – oh Wunder – eine Reform. Die Mutter aller Reformen. Der große Schnitt, die Währungsreform. Unausweichlich…
Es ist noch immer nicht zu vermitteln. Die letzte Wahl hat in geradezu beckstein-huberistischer Massivstheit gezeigt: die Leute wollen Huber und Beckstein. Sie wollen kein Problem. Also haben sie noch kein Problem.
Mag es pure Einbildung sein oder Eingebildetheit oder beides, aber ich bin der Überzeugung, dass man zumindest im Groben die Fehlfunktion des Geldes erkennen muss. In aller Komplexität kann das niemand. Aber ohne diese Grunderkenntnis kann man nichts reparieren, letztlich nicht einmal bei der Reparatur helfen.
Zu dem ZEIT-Schreiber Dünner Pfiff noch ein Wort: Er muss auf den Markt mit seiner Haut. Er muss dort etwas verkaufen.
Oktober 11th, 2008 at 16:22
Wenn man verdeutlichen will, w e s h a l b dieses Gesellschaftsmodell von der Startbahn Wirtschaftswunder in Richtung Elend-für-alle los rast, kann man das nicht an Personen fest machen. Das Problem ist, das die Gesellschaft, Bürgerschaft oder wie auch immer nicht bereit ist, die Fakten oder auch nur die Zeichen zu erkennen.
Der Irrsinn liegt darin, dass ein Vehikel mit eingebauter Endlosbeschleunigung in Gang gesetzt worden ist, die Kreditvermehrung durch den Kredit. Geld nämlich ist auf den Cent genau nichts anderes als Kredit.
Das vorletzte Problem war, Schulden von armen Leuten mit Gewinn an Leute zu verkaufen, die nicht wissen, dass die Schuldner längst zahlungsunfähig sind. Das letzte, leichter zu lösende Problem ist, die nun noch größeren Schulden allen, der Gesellschaft, dem „Staat“ zu übertragen. Darauf folgt des faulen Zaubers Ende und schließlich sein Neustart.
Zwischendurch verbürgt sich der Staat, die Gesamtheit aller Bürger also, für die Sicherheit der Geldeinlagen aller Bürger. Der Bürger bürgt für den Bürger und darf, soll, muss das als treffliches Management der Krise bejubeln. Am Ende der Krise steht – oh Wunder – eine Reform. Die Mutter aller Reformen. Der große Schnitt, die Währungsreform. Unausweichlich…
Es ist noch immer nicht zu vermitteln. Die letzte Wahl hat in geradezu beckstein-huberistischer Massivstheit gezeigt: die Leute wollen Huber und Beckstein. Sie wollen kein Problem. Also haben sie noch kein Problem.
Mag es pure Einbildung sein oder Eingebildetheit oder beides, aber ich bin der Überzeugung, dass man zumindest im Groben die Fehlfunktion des Geldes erkennen muss. In aller Komplexität kann das niemand. Aber ohne diese Grunderkenntnis kann man nichts reparieren, letztlich nicht einmal bei der Reparatur helfen.
Zu dem ZEIT-Schreiber Dünner Pfiff noch ein Wort: Er muss auf den Markt mit seiner Haut. Er muss dort etwas verkaufen.
Oktober 11th, 2008 at 20:08
Falls hier noch mal jemand hereinschaut: Mich würde interessieren, was von folgendem Artikel von Theo Sommer aus dem Jahre 1993 zu halten ist.
https://www.zeit.de/1993/21/Ein-Abgrund-von-Doppelmoral
Es ging damals um die Selbstbedienungsmentalität von Politikern, u.a. um den Verkehrsminister Krause, der auf Staatskosten seine Villa renovieren ließ oder so ähnlich. Sommer kommt zu dem Schluß, daß wir alle kleine Betrüger sind und deshalb von den Politikern keine Moral verlangen dürfen.
Mich hat das damals schon irritiert, war ich doch der meinung, das Leute, die an der “Spitze” stehen (etwa ein Lehrer seinen Schülern gegenüber), eine Vorbildfunktion haben. In dem Sommer-Artikel stinkt der Fisch nicht vom Kopf, sondern von den Füßen her.
Oktober 11th, 2008 at 20:08
Falls hier noch mal jemand hereinschaut: Mich würde interessieren, was von folgendem Artikel von Theo Sommer aus dem Jahre 1993 zu halten ist.
https://www.zeit.de/1993/21/Ein-Abgrund-von-Doppelmoral
Es ging damals um die Selbstbedienungsmentalität von Politikern, u.a. um den Verkehrsminister Krause, der auf Staatskosten seine Villa renovieren ließ oder so ähnlich. Sommer kommt zu dem Schluß, daß wir alle kleine Betrüger sind und deshalb von den Politikern keine Moral verlangen dürfen.
Mich hat das damals schon irritiert, war ich doch der meinung, das Leute, die an der “Spitze” stehen (etwa ein Lehrer seinen Schülern gegenüber), eine Vorbildfunktion haben. In dem Sommer-Artikel stinkt der Fisch nicht vom Kopf, sondern von den Füßen her.
Oktober 11th, 2008 at 21:41
Was der ausgelichene Haushalt eigentlich macht? – Wie wäre es zur Abwechselung einmal mit Kürzungen im Sozialbereich und einem Herunterschrauben der Anspruchsmentalität? Die Börsianer (miß-)brauchen Solidarität. Damit die aberwitzigen Casinospielchen weitergehen.
Oktober 11th, 2008 at 21:41
Was der ausgelichene Haushalt eigentlich macht? – Wie wäre es zur Abwechselung einmal mit Kürzungen im Sozialbereich und einem Herunterschrauben der Anspruchsmentalität? Die Börsianer (miß-)brauchen Solidarität. Damit die aberwitzigen Casinospielchen weitergehen.
Oktober 12th, 2008 at 00:15
@snozin: “Wenn man verdeutlichen will, w e s h a l b dieses Gesellschaftsmodell von der Startbahn Wirtschaftswunder in Richtung Elend-für-alle los rast, kann man das nicht an Personen fest machen” -
Ich betrachte Personen im System als Symptomträger. Steinbrück als Person, vor allem aber als mediale Entität eignet sich hervorragend für die Illustration eines Verhaltens, das dem Problem sehr zuträglich ist. Personen haben den Vorteil, daß sie Entscheidungen treffen können. In einer Systemkrise bedarf es kritischer Entscheidungen und eines entsprechenden Geistes, der sich vom System distanziert. Das Andere ist gefragt, es muß durchdacht und organisiert werden. “Weiter so” und hilflose Rettungsrettungsversuche dessen, was immer schon und immer noch als richtig galt und gilt, ist die fatale Strategie. Ein möglichst umsichtiger Prozeß der Zerstörung des Gegebenen muß das Ziel sein, da es sich ohnehin gerade selbst zerstört. Die Panik vor dem Kollaps kann nicht durch Schönbeterei verhindert werden. Vielmehr muß die Chance zum Umbau ergriffen werden, indem man die Vorteile der Alternativen erkennt und ein kreatives Potential entfesselt, das aus dem Niedergang ein neues, stabileres System entwickelt. Ein solcher Prozeß kann in einer individualsierten Gesellschaft duchaus von Individuen vermittelt werden. Aparatschiks wie die Helden der KroKo eignen sich dazu kaum. Der politische Apparat ist ohnehin zu langsam, um angemessen reagieren zu können. Kritische Medien haben hier ein deutlich größeres Potential.
@Klaus Baum:
Von Politikern keine Moral zu erwarten, ist ähnlich, wie von Bäckern kein Brot zu erwarten. Moral allein ist aber sicherlich nicht die Option, und sie birgt auch große Gefahren, da sie äußerst anfällig für totalitäre Ideen ist. Gefragt ist Offenheit und der Wille zu einer stabilen Gesellschaft. Wie schon oft betont, geht das nicht ohne die tragende Säule der Gerechtigkeit.
Oktober 12th, 2008 at 00:15
@snozin: “Wenn man verdeutlichen will, w e s h a l b dieses Gesellschaftsmodell von der Startbahn Wirtschaftswunder in Richtung Elend-für-alle los rast, kann man das nicht an Personen fest machen” -
Ich betrachte Personen im System als Symptomträger. Steinbrück als Person, vor allem aber als mediale Entität eignet sich hervorragend für die Illustration eines Verhaltens, das dem Problem sehr zuträglich ist. Personen haben den Vorteil, daß sie Entscheidungen treffen können. In einer Systemkrise bedarf es kritischer Entscheidungen und eines entsprechenden Geistes, der sich vom System distanziert. Das Andere ist gefragt, es muß durchdacht und organisiert werden. “Weiter so” und hilflose Rettungsrettungsversuche dessen, was immer schon und immer noch als richtig galt und gilt, ist die fatale Strategie. Ein möglichst umsichtiger Prozeß der Zerstörung des Gegebenen muß das Ziel sein, da es sich ohnehin gerade selbst zerstört. Die Panik vor dem Kollaps kann nicht durch Schönbeterei verhindert werden. Vielmehr muß die Chance zum Umbau ergriffen werden, indem man die Vorteile der Alternativen erkennt und ein kreatives Potential entfesselt, das aus dem Niedergang ein neues, stabileres System entwickelt. Ein solcher Prozeß kann in einer individualsierten Gesellschaft duchaus von Individuen vermittelt werden. Aparatschiks wie die Helden der KroKo eignen sich dazu kaum. Der politische Apparat ist ohnehin zu langsam, um angemessen reagieren zu können. Kritische Medien haben hier ein deutlich größeres Potential.
@Klaus Baum:
Von Politikern keine Moral zu erwarten, ist ähnlich, wie von Bäckern kein Brot zu erwarten. Moral allein ist aber sicherlich nicht die Option, und sie birgt auch große Gefahren, da sie äußerst anfällig für totalitäre Ideen ist. Gefragt ist Offenheit und der Wille zu einer stabilen Gesellschaft. Wie schon oft betont, geht das nicht ohne die tragende Säule der Gerechtigkeit.
Oktober 12th, 2008 at 21:15
Und wahrscheinlich wird die notwendige kritische Distanz zum System und das “andere” Denken eher von Akteuren von außerhalb kommen. Diese haben aber kaum Einfluß auf die systemtragenden Entscheider in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Mediengesellschaft.
Bis man sich im Establishment ernsthaft nach Alternativen umschaut, bedarf es noch weiteren Problemdrucks, der nicht zuletzt auch “von unten” ausgeübt werden sollte.
Oktober 12th, 2008 at 21:15
Und wahrscheinlich wird die notwendige kritische Distanz zum System und das “andere” Denken eher von Akteuren von außerhalb kommen. Diese haben aber kaum Einfluß auf die systemtragenden Entscheider in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Mediengesellschaft.
Bis man sich im Establishment ernsthaft nach Alternativen umschaut, bedarf es noch weiteren Problemdrucks, der nicht zuletzt auch “von unten” ausgeübt werden sollte.