Selten so geärgert. Es gab ein Interview mit Peer Steinbrück, der sich befragen ließ von Thomas Strobl, Frank Lübberding und Jochen Venus (den ich nicht kenne). Aus dem Hintergrund konnte Schirrmacher schießen.
Das Interview ist eine Analyse wert, die es an Länge übertrifft, da ich aber hier keine Wissenschaft betreibe, beschränke ich mich auf eine grobe Einschätzung und ein Detail.
Es wäre eines der besten Interviews gewesen, die ich seit langem gelesen habe, was vor allem den Fragen Lübberdings zu verdanken ist. Auch Strobl war zumindest so wach, den Begriff “Neoliberalismus” einzuwerfen und dessen Errungenschaften in einem Halbsatz zu würdigen. Es wurde also an der Oberfläche deutlich mehr Kritik in die Diskussion gebracht als man üblicherweise erwarten darf.
Lübberding fasste sogar einmal nach, als es darum ging, Steinbrück anzukreiden, dass er mit dem Begriff “Vollkaskomentalität” bestimmte “Bevölkerungsschichten” anspräche. Den Schönredner dann aber im entscheidenden Augenblick von der Kette und sich heraus lavieren zu lassen, ist ein unverzeihlicher Fehler. Das ist ebenso ärgerlich wie das eitle Blabla rund um einen Neoliberalismus, der nur genannt und nicht diskutiert wurde. Was aber ist Steinbrück, wenn nicht ein Sturmgeschütz jener Ideologie?
Halbherziges Nachfassen
In den Kommentaren bei weissgarnix kommt das zur Sprache:
” schau mal luebberding wenn ich sowas lese:
” Ich wende mich gerade gegen eine weitere Liberalisierung des Arbeitsmarktes, weil ich den Eindruck habe, dass sich die Gesellschaft darüber immer weiter aufspaltet und die prekäre Beschäftigung weiter zunimmt. Die Bürger verlieren Sicherheit, sie sind desorientiert und umso empfänglicher für sehr einfache Parolen. Aber mit der Vorstellung, dass der Arbeitsmarkt nicht weiter liberalisiert werden sollte, ist man im politischen und medialen Umfeld der reputierlichen Marktwirtschaft ziemlich alleine.”
Weisst du, da bekomme ich Gänsehaut. Meine Fußnägel wissen nicht wohin sie sich rollen sollen. Wer hat denn die Agenda 2010 eingeläutet? Wer hat denn bei dem ganzen Spiel alles abgenickt? Und nun kommt ein vollversorgter Parteifunktionär und rettet die Welt? Will Bundeskanzler werden? @ Merkel meine Stimme hast du 2013 ich gehe wählen. ”
Lübberdings Antwort:
” “Wer hat denn die Agenda 2010 eingeläutet? Wer hat denn bei dem ganzen Spiel alles abgenickt?”
Wird deshalb seine Aussage falsch? Was stört Dich jetzt? ”
Das ist der traurige Höhepunkt, dass er es tatsächlich nicht begreifen will: Die Aussage ist nicht nur falsch, sie ist eine Lüge, und zwar eine, die in die Zukunft hinein wirkt. Was muss man nehmen, um Steinbrück zu glauben, dass er sich Sorgen macht, “dass sich die Gesellschaft darüber immer weiter aufspaltet und die prekäre Beschäftigung weiter zunimmt”? Das exakt ist sein Werk, seines und das seiner Genossen.
Ist eine Lüge eine falsche Aussage?
War die Agenda 2010 falsch? Iwo! Sind “einfache Parolen” falsch? Zum Beispiel von arbeitslosen Eltern, die ihre Stütze nur in “Pils und Zigaretten” investieren? Beides, die Aufspaltung der Gesellschaft, die Verarmung der Unterschicht einerseits und das losgelassene Pöbeln über jedwede Opfer neoliberaler Politik andererseits, sind Steinbrücks originäres Handwerkszeug. Es ist seine tiefste Überzeugung, dass dies genau so richtig ist. Die weitere Zunahme prekärer Beschäftigung scheitert schon daran, dass sich kaum mehr wer findet, den man auch noch dort hinein zwingen kann. Und wenn doch – schert’s den Peer?
So gelingt es dem aktuell größten Blender und Populisten tatsächlich, sich als Heilsbringer und Menschenfreund darzustellen, dessen Authentizität noch das kritischste Interview übersteht. Sogar eines mit “Bloggern”.
Werden deshalb seine Aussagen falsch? Was stört mich jetzt? Nein, ein Lügner war der Mann schon immer, seine Feuertaufe die Mehrwertsteuererhöhung. Seine seit Jahren gepflegte kalte Herabwürdigung der Verlierer des “Wettbewerbs” ein Markenzeichen.
Mich stört, dass der Mann nicht so gefeiert wird wie es ihm gebührt: Mit einem Hagel von Schuhen.
Bildquelle: Peter Schmelzle
August 1st, 2011 at 15:54
Guter Bericht flatter .. du hast eigendlich alles gesagt.Was soll man da noch anfügen außer:
Mich stört, dass der Mann nicht so gefeiert wird wie es ihm gebührt: Mit einem Hagel von Schuhen.
I would prefer tarring and feathering for him !!
Ok klappen wir das Märchenbuch zu,das Leben ist kein Wunschkonzert
666
August 1st, 2011 at 16:05
Jau! Ging mir genauso.
Ich befürchte, dass die allgemeine Annnahme “Politiker seinen doof” dazu führte, Profis wie Steinbrück zu unterschätzen. Der Rest ist Selbstüberschätzung.
Wer hat das Interview veröffentlicht? Die faz? Say no more!
Und den Rest übernimmt die political correctness; die Leute müssen ja auch von was leben, wenn das Interview vorbei ist…
August 1st, 2011 at 16:15
Dieses “Interview” hat mir fast den Sonntagvormittag verdorben. Wie leicht will man es diesem ruppig- größenwahnsinnigen Bürovorsteher eigentlich noch machen? Warum nicht mal ein klein bißchen Pfeffer? Ein Hinweis auf Rüttgers? Auf Peers “Wahlsiege”?
Ich kanns’ mir nur so erklären. Diese Hofmusikanten halten Steinbrück bereits für den nächsten Kanzler und proben schon mal ein bißchen auf der Schalmei. Vielleicht wird’s ja 2013 was mit dem Posten als Regierungssprecher. Herr Seibert läßt grüßen…
August 1st, 2011 at 16:31
Nachtrag
Morph alias Jochen V. fasst es eigentlich selbst sehr gut zusammen:
“Ich glaube, man muss sich überlegen, ob man die Gelegenheit eines solchen Gesprächs wahrnehmen will (und sich dann nolens volens gewissen Spielregeln und thematischen Grenzen unterwirft) oder nicht. Man kann die Entscheidung die Gelegenheit zu nutzen als Ausdruck von Eitelkeit und Naivität interpretieren. Ich persönlich würde es eher Neugier nennen, gepaart mit einer gewissen Ignoranz gegenüber den erwartbaren Anwürfen.”
Diese Art der kritischen Analyse hat den Blog bislang ausgezeichnet: Das der Eitelste der Drei, Thomas Strobl, am meisten auskeilt, ist durch die “Verletzungen” und die Kritik, die er einstecken muss, nicht verwunderlich.
Das er den Blog im Sep. schließt, folgerichtig.
August 1st, 2011 at 16:37
Da passt nun sehr gut auch das Bonmot der Woche vom Spreng auf dieses Interview:
“Die Sagenichte und die Fragenichtse.”
Gut, der Lübberding hatte ‘ne ganz gute Performance, war allerdings bildungsbürgerlich (zu) gut vorbereited. Vor allem der Rat an Steinbrück: “Einfach mal nein sagen!” Sehr originell!
Aber beim Versuch, den “Sagenichts” Steinbrück zu stellen, waren sie wohl überfordert. Wobei, das passiert Profis natürlich auch.
Man muss an das Interview die einfache Testfrage stellen: Was habe wir neues gelernt? Und da ist leider ‘niente’.
August 1st, 2011 at 16:47
Am 9.9. ist Schluss
von weissgarnix am 23. Juli 2011
01. August 2011 Peer Steinbrück hat noch kein Blog.
Dafür schreiben seine Gesprächspartner im Internet ihre Gedanken nieder.Dafür schreiben Gesprächspartner im Internet seine Gedanken nieder. ff. [faz.net]
ähem …und da wunderst Du Dich, wenn eine verirrte fußnote bei Dir aufschlägt. In der letzten Woche hab ich den Reader mal deutlich entschlackt — von deutschsprachigen Blogs.
August 1st, 2011 at 17:01
Merkel hat fertig und wird wohl nicht mehr antreten, die FDP sowieso am Boden. Und wenn ich solche “Interviews” lese graut mir langsam vor einem Wahlkampf 2013 der auf eine GroKO von Kaltaugen-Ursula und Agenda-Peer hinausläuft
August 1st, 2011 at 17:46
sanctus
Und wo ist da dein Problem ? Was drauf steht war doch all die Jahre egal,Richung Farbe Konstellation ,scheißegal bekommen haben wir “Neolib” .. Etikettenschwindel,das wahre Problem!
August 1st, 2011 at 19:29
Ein Bilderberger halt.
Und ein herzliches Congratulations für die Insolvenzverschleppung in Übersee :P
August 1st, 2011 at 19:35
Benjamin
Das Prädikat Insolvenzverschleppung darf sich die beste Regierung aller Zeiten aber auch anheften ;-)
666
August 1st, 2011 at 20:00
Da schließ ich mich bedingungslos @lazarus09 (1) an. Da ist alles gesagt.
August 1st, 2011 at 20:06
@ Lazarus09, #8:
Und wie immer werden die meisten wählen, was ihnen das kleinere Übel zu sein scheint – also mit 170 statt 180 gegen die Wand, denn Abbiegen wäre schließlich viiieeeel zu gefährlich.
————-
Gefunden:
denn man auch
Verlierer des “Wettberwerbs”
August 1st, 2011 at 20:15
bei der nächsten bundestagswahl wähle ich merkel.
übrigens das zitat in anm. nr. 1. wieder besseres wissen – wider im sine von entgegen wird ohne ie geschrieben. :-)
August 1st, 2011 at 20:32
Seit 1987 habe ich bei jeder Bundestagswahl schwer gelitten. Nur 1998 nicht – was für eine absolute Fehleinschätzung!
Sollte Steinbrück und die “S”PD 2013 mit 25% und den Grünen die Kanzlerschaft holen, gehe ich in die innere Emigration. Bei schwarz-rot auch.
August 1st, 2011 at 20:46
Ich nehm die äußere. Irgendwas in Nordafrika vielleicht.
August 1st, 2011 at 20:49
klaus baum
Mein Metier ist Technic & Handwerk .. ;-) Rechtschreibung war eigentlich auch gut .. da ich aber auch jeden Tag außer Deutsch auch English ,Gaelic und Niederländisch schreiben darf sei mir der Fauxpas verziehen .. ;-)
Ich könnte auch schreiben:
Wer hier Rechtschreibfehler findet darf sie behalten !
oder:
Wer mich hier auf Rechtschreibfehler hinweisen will, der kann sich ins Knie ficken!!!!
(Das sollte eigentlich mit den Forenregeln gerade so konform gehen)
Trotzdem Danke .. ;-)
666
August 1st, 2011 at 20:52
flatter
Komm rüber Alter …. ;-) welcome in the Commonwealth ..
August 1st, 2011 at 21:10
Hmm,ich denke dass es ohnehin schon klar war,wie dieser Fragen-Katalog aussehen muss/sollte/soll.
Die drei Fragensteller(ohne den FAZ Mann) im Interview, oder auch “simpel” das “Gespräch” wie es im Blogg bei wg dargestellt wurde, konnten gar nicht anders, als dieses Oberflächliche-Gesultz in dieser Form veröffenlichen zu lassen.
(Also nicht sie an sich sondern was raus kam)
Ich als “wäre ein Populist” würde ja auch jedliche Kritik an meiner Person und Handeln von mir weisen,nachher merkt es noch jemand..(Politiker halt)
Und wer soll da nachhalten,nachhacken,wenn ohnehin schon feststeht,was geschrieben werden darf und was nicht?
Ich möchte mit den dreien gar nicht so sehr ins Gericht gehen,es zeigt einfach,dass wenn man die Gelegenheit hat,jemanden “Verantwortlichen” an den Pranger zu stellen,es ohnehin sinnlos ist, Einsehen zu erwarten oder auch ein ausgesprochenes Umdenken.
Netter Gedanke an sich aber hey….wayne
(Und so ganz nebeinbei,kompletter Mist war es auch nicht.Denke nur dass man einen solchen Aal wie Peer nicht eifach greifen kann und darf ;))
Im übrigen,
“Natürlich ist das,was wir gerade erleben ein Klassenkampf.Und unsere Klasse,die Klasse der Reichen,die gewinnt.”
Hab ich von Georg Schramm und er sagt er hat es von Warren Buffett.
Woher hatts Warren?
August 1st, 2011 at 21:33
Yukionna
Ich denke auch das es “echte” Interviews nicht gibt was mir auch teilweise Leute aus dem Medienbereich bestaetigen.Alles wird abgesprochen .. keine unangenehmen Ueberaschungen !
“Natürlich ist das,was wir gerade erleben ein Klassenkampf.Und unsere Klasse,die Klasse der Reichen,die gewinnt.”
Wenn wir sie gewinnen lassen ;-) wenn die “bits and bytes” nicht mehr auffindbar sind und die Eigentumstitel nicht mehr anerkannt werden .. haben sie nichts,nicht mal mehr die Faehigkeit ohne Geld zu ueberleben ;-)
666
August 1st, 2011 at 21:48
Irgendwas in Nordafrika vielleicht.
Ich klatsch das mal so rein:
Ägypten: Armee räumt Tahrir-Platz in Kairo
https://www.dradio.de/nachrichten/2011080119/5/
Den Rest google Dir selber
Das Wetter
Morgen wieder vielfach sonnig bei 22 bis 30 Grad.
August 1st, 2011 at 22:16
Ach… selbst wenn es gelungen wäre, den Pudding Steinbrück an die Wand zu nageln: das hätten seine PR-Lakaien doch hinterher fein säuberlich wieder rausredigiert!
Schade, daß ich kein Fisch- oder Käsehändler bin. Da hätt’ ich die Zeitung wenigstens noch zum Einwickeln hernehmen können. Für Aale oder Limburger.
August 1st, 2011 at 22:33
Mal so als Einwurf:
Als (Chef)(:-)kommentator in einem anderen Blog hättest du sicher mehr Resonanz. Na ja. Vielleicht hat es auch was, mit fünf Getreuen und zugelaufenen sieben Zwergen um die Häuser zu ziehen.
War mal ständiger Leser, schaue gelegentlich noch hier rein.
August 1st, 2011 at 23:14
Wow, selten so ein subversives Kompliment gesehn…
August 1st, 2011 at 23:26
@# HelminKa :
Und wo findet die Revolution nun statt?
August 1st, 2011 at 23:36
langlode44
Bei dem Verein mit den Zwei Boegen in seiner Naehe …wenn er mach dem fettigen Frass vom Klo kommt und alles raus ist …
Muhahahahaa
August 2nd, 2011 at 00:23
Ich leide nicht unter ungenügender Resonanz, danke.
[edit: was will das helminka von mir? tips fürs richtige bloggen geben? mehr als 300 kommentare? 5000 leser am tach? solche berater kann vodafon sicher gut brauchen.]
August 2nd, 2011 at 00:56
Steinbrück, diese Niete, wird niemals eine Wahl gewinnen. Nicht einmal eine gegen Blechliesel.
August 2nd, 2011 at 01:00
Welcome back, Frank!
August 2nd, 2011 at 01:34
Ach, weg war ich eigentlich nie – hab nur wenig Lust zu kommentieren und zu schreiben, aber lesen tu ich nach wie vor.
August 2nd, 2011 at 07:59
Die Lüge ist die wirksamste Waffe der Politik. Politiker müssen sie nicht mal selbst verbreiten – Hauptsache die Lüge wird verinnerlicht und den Lügenverbreitern geglaubt.
August 2nd, 2011 at 08:29
Zu 3, 5, 19 und 21: Wenn das kritische Journalisten sind, ist ein Friseur ein Hirnforscher.
August 2nd, 2011 at 10:40
Dieses Europa hat sich eben auf die Herstellung eines gemeinsamen Marktes verlegt und ist vorauseilend auf die Interessen derjenigen eingegangen, die von diesem gemeinsamen Markt profitieren.
Erst erzählt uns Steinbrück, ein Europa der Werte (wie es soviele Politiker machen) und dann entlarvt er sich mit diesem Satz. Europa ist ein Wirtschaftsverein, ein Club der Mächtigen, ein Werkzeug der Geldmacher. Und genauso empfindet und sieht es auch die Mehrheit der Europäer. Das ist der Grund, warum es nie ein “europäisches Gemeinschaftsgefühl” geben wird.
August 2nd, 2011 at 10:46
Amüsantes Interview. Peer hat die Interviewer ganz schön vorgeführt und nach dem ersten Viertel hatte er die Kontrolle über das Interview inne und hat die Fragen quasi initiiert obwohl die meisten seiner Beiträge nicht mit einem Fragezeichen endeten. Starke, rhetorische Leistung von ihm. Leider lässt das die Interviewer nicht sehr gut aussehen.
gruß
August 2nd, 2011 at 11:22
@epikur: Und eilt der Peer ihnen nach und hält ihnen hoch dotierte Vorträge, wie sie sie hören wollen.
August 2nd, 2011 at 13:45
flatter
Einsamer Spitzenreiter bei Stufe 3 ( mehr als 7000€ pro Vortrag genauer brauchen das die Elititaeren Nebenverdienstler nicht angeben ) Vorträgen ist.Sup-Peer Steinbrück: Im vergangenen Jahr hielt er insgesamt 26 Reden dieser Kategorie die genauen Honorare werden wie gesagt öffentlich nicht genannt …
Da soll sich doch jeder mal seine eigenen Gedanken machen … !! Aaah wo ist hier der Sick-Bag
666
August 2nd, 2011 at 14:25
Die Aussagen Steinbrücks sind das Eine. Die gestellten und nicht gestellten Fragen etwas anderes. Aber wie um aller Götter Willen können die von der Linken nur so dämlich sein und das so kommunizieren: “Die Entscheidung über den Mauerbau war l96l für die Führungen der Sowjetunion und der DDR ohne vernünftige Alternative.”
Ich mach’ noch ganztägig den Hutablagendackel. Kann man sich irgendwo einfrieren lassen?
August 2nd, 2011 at 15:41
R@iner
Die Linken erklären wohlwollend & verteidigend den Mauerbau als ohne vernünftige Alternative..?! Da greift man sich an den Kopf …
Wann immer Dinge geschehen die der Bürger unhinterfragt wiederspruchslos hinnehmen soll und auch muß, bekommt die Aktion das Prädikat “Alternativlos”
Scheinbar eine auch von den Linken gerne gebrauchte Formulierung .. ;-)
666
[EDIT: Man hat uns glaubhaft versichert uns zu versenken wenn wir es nicht selbst tun würden ..Alternativlos,also laßt uns anfangen Löcher in den Bootsrumpf zu schlagen]
August 2nd, 2011 at 15:44
@R@iner(OT): Die reflexhaften Reaktionen auf solche Texte sind wenig hilfreich. Die Argumentation in dem Papier ist nicht stringent, aber das Resultat ist nicht falsch, sofern man in ‘Alternativlosigkeiten’ denkt. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Konkurrenz im Westen fatal. Selbst bei aller Mühe, die Zustände in der DDR zu verbessern, war die BRD eine echte wirtschaftliche Bedrohung. Dass dieser Umstand nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die Apparatschiks sich allerdings keinerlei Mühe gemacht haben – geschenkt.
Mich wundert eher, dass die Systemgrenze nicht früher dicht gemacht wurde. Da geht es auch nicht um “die Mauer”, sondern den Eisernen Vorhang. Wie soll man sich die Blöcke mit offenen Grenzen vorstellen?
Keine Frage, dass der Westen sich wegen der ineffizienten Wirtschaft im Osten das Spiel länger leisten konnte. Insofern ist es logisch, das die UdSSR diese Entwicklung vollzog. Man muss das auch einmal betrachten können, ohne sich jedweder Sympathie für ein autoritäres Regime verdächtig zu machen. Dass es bei Linken untalentierte Halbhirne gibt, die so etwas diskutieren, weiß inzwischen auch jeder. Warum also das Ding an die große Glocke hängen und obendrein nicht die Autoren ggf. als Deppen entlarven, sondern abgenutzte Reizwörter in die Runde werfen?
August 2nd, 2011 at 16:50
@ R@iner, Lazarus09:
Welche Alternativen hätte es denn gegeben, zu der Zeit & aus Sicht des Ostblocks?
LSD & Gruppenpetting für alle, plus sofortige Beendigung des Kalten Krieges?
Beide Hälften sind von Speichelleckern regierte Spielbälle globaler Machtpolitik gewesen, eine offene wirtschaftliche Auseinandersetzung konnte sich die DDR nicht erlauben, eine militärische Auseinandersetzung dürfte hüben wie drüben keiner ernsthaft für erstrebenswert gehalten haben; was blieb, war die systematische Abschottung vom Westen, analog zur politischen Abgrenzung.
Wer da eine anständige Alternative findet, die damals auch realisierbar gewesen wäre, darf sich gerne in eine Zeitmaschine setzen, meinen Segen hat er/sie.
Wie wäre es denn wohl verlaufen, wenn der Osten geboomt hätte und der Westen nur spärlich dahinvegetiert wäre, mit einem zur DDR gehörenden Ost-Bonn?
Wozu der Kapitalismus und seine Jünger fähig sind, dürfte ja mittlerweile jeder geschnallt haben…
August 2nd, 2011 at 17:00
Selbst als Historiker muß ich gestehen: das ritualisierte Gebetsmühlengeklappere um Mauerbau, SED-Diktatur, Unrechtsstaat, DDR-Vergangenheit fällt mir nur noch auf die Nerven. Die einen wollen den Kalten Krieg rückwirkend jeden Tag aufs Neue gewinnen – und die anderen sollen gefälligst jeden Tag zehnmal wiederholen, daß sie ALLES falsch gemacht haben und danach in Sack und Asche gehen. Tertium non datur! Am lautesten klappert es auffälligerweise immer, wenn irgendwo Wahlen anstehen.
PS: Das entscheidende Datum sucht man in dem ganzen hohlen Journalisten-Gesumms von heute übrigens vergebens: den 22. Juni 1941.
August 2nd, 2011 at 17:18
Horst Horstmann
Welche Alternativen hätte es denn gegeben, zu der Zeit & aus Sicht des Ostblocks?
Ja keine aus deren Sicht .. :-D
Wie es aus Regierungs,Kapital und Wirtschafts Sicht, die man versucht zu unserer zu machen, zu der Zeit doch auch keine Alternative gibt zum Rettungsschirm™
Es macht zudem wenig Sinn abgehoben und großkotzig die Alternativen von 1961 im Jahr 2011 zu diskutieren zumal es gescheiter währe heute die Alternativen zu beleuchten …. für mich zumindest ;-)
August 2nd, 2011 at 18:18
@ Lazarus09:
Klar, die Zukunft ist natürlich wichtiger als die Vergangenheit, wenn man aber heute möglichst richtige Entscheidungen über vernünftige Alternativen für’s Morgen treffen will, dann ist es äußerst hilfreich, zu wissen, woran diese Alternativen scheitern könnten.
So dürfte z.B. ein reiner Sozialismus aktuell noch immer am Wunsch nach Individualität & bunten Glasperlen scheitern, so wie der Kapitalismus gerade mal wieder am Wunsch nach Sicherheit & Gerechtigkeit scheitert (und hoffentlich endgültig verreckt!), während wir wie die Laborratten live dabei sind…
August 2nd, 2011 at 18:22
@flatter #38: Ich habe einfach Bedenken, daß dieser Satz von der Presse aus dem Zusammenhang gerissen und an die große Glocke gehängt Reflexhaftigkeit hervorrufen könnte. Der Text stammt ja nicht von der Zentrale. aondern vom Landesverband aus einer Gegend, in der er vielleicht sogar anders verstanden wird. Insofern geliegt es fefe doch ganz gut, ihn schon einmal für die nächsten Sommerlochüberschriften in der Art und Weise zu isolieren, wie er es getan hat.
Der Satz könnte, muß aber nicht zu einer Steilvorlage werden, die dann wieder lange Dementi nach sich sich ziehen würde.
@Horst Horstmann: Eine interessante Frage wäre doch, ob man Westdeutschland seitens der Siegermächte überhaupt auf die Beine geholfen hätte, wenn nicht ‘der Russe’ die nächste Bastion gewesen wäre. Am Schluß hat ‘der Westen’ den phönixhaften Aufstieg aus den Ruinen dem Umstand des kalten Krieges bei gleichzeitigem Abbau der Produktionsanlagen ‘im Osten’ zwecks Zahlung von Reparationen zu verdanken.
Inzwischen würden möglicherweise alle Wessis aufschreien und sagen, man hätte sich alles selbst zu verdanken und der ‘Westler’ wäre eben fleißiger gewesen. Um Fakten geht es dabei nicht.
Schluß jetzt mit OT.
August 2nd, 2011 at 18:35
Ich klatsch das mal so rein:
According to rumours the authorities have decided to clear Puerta del Sol and the encampment in the Paseo del Prado because of the upcoming visit of the pope, in mid august.
…
Scenes from the destruction of Sol
Augenzeugenbericht und Videos via Oscar ten Houten [In Sol on 2 August 2011]
…
“Watch your wallet! The pope is coming!”
Tags: Huns | Police | Vandalism | teutsche permanent Wegschauer
August 2nd, 2011 at 18:46
@ Rainer:
Eine These ist ja, daß der Marshall-Plan letztendlich nur umgesetzt wurde, weil die Achse des Geldes befürchtete, Westdeutschland könnte sonst sozialistisch werden und eventuell den Rest Europas damit “anstecken”.
August 2nd, 2011 at 18:47
@fußnote: Tipp: Frag’ doch freundlich bei Frau Mop (“Die roten Schuhe”) nach. Wenn du Glück hast und sie Gefallen an deinen Vorschlägen findet, macht sie auch einen kleinen Text drumherum. Alles revolutionäre ist bei ihr jedenfalls gut aufgehoben. Sie hat seit Mitte Mai die meisten Postings zu Spanien und Griechenland im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Blogs erstellt.
August 2nd, 2011 at 19:02
Ein Bonbon aus dem ND:
“Deshalb soll ja wohl auch der “Fürstenzug” in Dresden um mindestens drei Personen erweitert werden.
“Kurt der Macher”,
“Georg der Bedeutungslose” und
“Stanislaw der Vergessliche”.
In Vorbereitung wäre dann noch der “Handymann” zu vergeben, der aber deutlich umfassender und effektiver als “Böhme der Stasimann”.”
Quelle
https://www.neues-deutschland.de/artikel/203489.ddr-geschichte-holt-die-cdu-ein.html
Durchaus passend zu Thema und OT, wie ich meine.
August 2nd, 2011 at 19:29
@40 FF: sehr gut, geht mir genauso.
August 2nd, 2011 at 19:52
@ FF und willi:
Den Schreihälsen wird langsam mulmig in der hinteren Gegend, und sie haben noch keinen Schuldigen festnageln können. Und noch schlimmer die Kommunisten können es nicht gewesen sein, wenn s denn demnächst so richtig scheppert im Casino. Also wird vorsorglich auf diese eingedroschen.
August 2nd, 2011 at 19:53
Interessanter Bericht meiner Meinung nach, zum Thema Obama Schuldenkrise und Kompromiss™ (Insolvenzverschleppung)
Guckst du hier ;-)
Und die Rolle Obamas .. da bekommt
eine andere Bedeutung ;-)
August 2nd, 2011 at 20:05
@ R@iner #43:
“Der Satz könnte, muß aber nicht zu einer Steilvorlage werden, die dann wieder lange Dementi nach sich sich ziehen würde.”
Ist schon längst passiert. So eine Gelegenheit lässt man sich doch nicht entgehen.
Am Sonntag in einem der unzähligen “Sommer-Interviews” in den ÖR durfte die LINKEN-Vorsitzende Lötzsch gleichmal dazu Stellung nehmen. Ich habe allerdings nur mit einem halben Ohr hingehört, weil mich das Ganze nur noch anödet. Wirkliche Neuigkeiten erfährt man da sowieso nicht mehr.
August 2nd, 2011 at 20:12
Lutz Hausstein
da bin ich bei dir .. öde ist es
August 2nd, 2011 at 20:15
@Lutz Hausstein: Siehste, für uns ist das berechenbar. Warum für die nicht? Betriebsblindheit? Ich kapiere das nicht.
August 2nd, 2011 at 20:34
Solange der groesste anzunehmende Unfall das worst case scenario schlecht hin der verunsicherte Anleger ist und das Wohlbefinden ganzer Staaten an der Hoehe der Renditen dieser Schmarotzer gemessen wird ist der Rest schlicht und ergreifend
Das System dahinter kann man nennen wie man will ….
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