Die Brötchenhausse
Posted by flatter under Best of , HintergrundKommentare deaktiviert
02. Okt 2008 0:30
Wie immer hetze ich durch die Gänge, um mich mit Waren zu versorgen, heute im Dienste meines Arbeitgebers. Schnell noch zum Bäcker, denn ich habe noch nichts gegessen. Ich bin knapp dran, stelle mich aber trotzdem an eine Riesenschlange an (Tresenanakonda) und warte. Als ich schon fast zum Bedienpersonal vorgedrungen bin, werde ich Zeuge eines Vorgangs. Eines unerhörten. Der Typ vor mir, Nadelstreifen, Krawatte mit Goldnadel, schwätzt die Bäckereifachverkäuferin voll:
“Nein, ich möchte nur, daß sie mir zweihundert Brötchen zu günstigen Konditionen vorläufig überlassen. Sollten sie genügend Kunden haben, um heute sicher vierhundert Brötchen verkaufen, nehme ich auch gern achthundert. Zusammen mit den zwei Zentnern Hackfleisch, die für mich beim Metzger vorgehalten werden und dem Salat aus der letzten Woche würde ich Ihnen einen Super-Preis machen, um das Ganze oder auch nur eine Tranche zurück zu kaufen, die ihnen der Metzger wiederum hälftig abnehmen würde. Spätestens kurz vor Ladenschluß können Sie damit, wenn die Öfen schon abgestellt sind, eine gute Rendite erwirtschaften, weil die Nachfrage bei sinkendem Angebot steigt. Die Leute zahlen Ihnen jeden Preis! Und damit nicht genug: Als weiteren Anreiz habe ich für Sie persönlich hier ein schmuckes echtvergoldetes Armband im aktuellen Wert von vierhundert Brötchen. Sie sind also von vornherein der Gewinner!”
[Fortsetzung folgt...]
Oktober 2nd, 2008 at 01:20
Ne, das läuft in meiner Realität immer anders:
8 Brötchen, bitte.
Nehmse doch 10, die sind im Angebot, das is dann billiger.
Äh, ich brauch ja nur 8, gebense mir doch einfach 8 für den Preis von 10.
(Dämliches Gesicht) Neeeee, das geht nicht.
(Saudämliches Gesicht von mir)Dann gebense mir halt 10.
Ich kriege meine Brötchen, hole 2 heraus und lege sie wieder auf den Tresen und gehe.
Nachruf: Hallo Sie, Sie haben 2 Brötchen verloren.
DAS ist Realität in deutschen Bäckereien, die sind (zum Glück) weit weg von jeglicher Börsenmentalität.
Oktober 2nd, 2008 at 01:30
Realität ist gerade nicht auf der Agenda, denn seit Freud wissen wir, daß sie einer Prüfung unterliegt. Im übrigen verwechselst du Bäckereien mit Gebäckverkaufsstellen.
Okay, ich habe auch “Bäcker” geschrieben. Voll drauf reingefallen, HA!
(Mann, bin ich müde!)
Oktober 2nd, 2008 at 09:38
*brüll*
Großartig! Der Tag ist gerettet! Auf die Fortsetzung (mit entsprechenden Kommentaren) freue ich mich jetzt schon.
Oktober 2nd, 2008 at 11:32
Gehe jetzt los, 400 Juni-Brötchen kaufen.(den Optionschein zum Kauf von 400 Brötchen im Juni 2009) Enorm günstig, da nur 30 Cent über heutigem Preis, und der Bäcker ist mit einem Zinsswap auf die türkische Lira konkursversichert.
Oktober 2nd, 2008 at 12:44
Schlage vor, Ihr lest alle erstmal den Igor Uszczapowski, und dann dürft ihr weiterlästern ähh mitreden.
Oktober 2nd, 2008 at 13:02
Uszczapowski hat nicht den geringsten Schnall von Brötchen.
Oktober 2nd, 2008 at 14:35
Nun, der könnte jedenfalls dem Bauern, der Weizen für Brötchen produziert, mit existenzsichernden Strategien behilflich sein, wie der sich gegen ein Absemmeln der Weizenpreise auf dem Weltmarkt absichert ;-)
Oktober 2nd, 2008 at 15:57
Im Grunde geht es um die Frage, wie man den Produzenten (also den Guten!) Risiken abnehmen und diese verteilen kann (auf die Starken). Würde mich wirklich mal interessieren, was den Linken (zähle mich ja auch dazu) zu diesem Thema so einfällt. Zur Zeit höre ich nur Schimpfen auf die bösen, bösen Spekulanten. Das da was falsch läuft zur Zeit, ist offensichtlich. Aber das irgendein Journalist oder Wirtschaftsexperte oder der Geißler oder der Lafontaine genau sagen kann, was eigentlich genau das Problem ist, das bezweifle ich. Da muss man nämlich ziemlich dicke Bretter bohren und das tun die wenigsten. Ich selbst – gebe ich zu – habe auch noch kein umfassendes mentales Modell von der Thematik.
Aber ich will hier nicht weiter als Spaßbremse auftreten :-)
Oktober 2nd, 2008 at 19:33
Ich komme gerade nach Hause, und ich habe heute nur ein halbes Brot gekauft. Ich glaube, ich werde es im späteren Leben zu nichts bringen.
Oktober 2nd, 2008 at 20:53
Die Sache mit der “großen Wirtschaft” habe ich nicht verstanden, nur die mit der “kleinen Bestechung”. Was soll man auch mit vierhundert Brötchen anfangen, dann nimmt man doch lieber ein “echtvergoldetes Armband”, oder etwa nicht -;)
Oktober 3rd, 2008 at 00:01
zu 9: ich bringe es bereits in diesem Leben zu nix.
Und darum würde ich darauf wetten, dass der Preis der Brötchen steigt. Das Geld zum Wetten würde ich mir leihen…