Neulich im Café Print: Zweimal Blödsinn, bitte!
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
23. Sep 2008 0:21
Christoph Seils erweist in der “Zeit” seinem eigenen Geschwätz die letzte Ehre: Noch einmal reiht er die faden Floskeln neoliberalen Dummsprechs aneinander, stellt “Reform” gegen “Staat”, sieht einen “Linksrutsch” vor allem bei der SPD mit Steinmeier und Müntefering, nennt Oskar Lafontaine “vulgär-marxistisch” und sieht die Sozialdemokratisierung der Republik aufziehen. Gewohnt ahnungslos und frei von Schmerzen angesichts ächzendener Widersprüche betet er den Rosenkranz nieder und verzichtet endlich auf jeden Anflug einer Meinung. Er begrüßt nichts und verdammt nichts. Es bleibt sein abgedroschenes Vokabular auf der Oberfläche eines geschrumpelten Luftballons. Bitte nicht lesen!
Thomas Knüwer hat sich der traurigen Vorstellung angenommen, die Thomas Schuler in der Sueddeutschen gegeben hat. Der Google-Journalismus sei schuld am Kursrutsch der United Airlines, meint das freie SZ-Männlein. Tatsächlich war ein sogenannter “Analyst” so tumb, eine Meldung, die keine war, als latest News herumzuposaunen. Wunderbare Realsatire – lesen!
September 23rd, 2008 at 13:19
Früher schätzte ich die ZEIT einmal als hervorragendes und anspruchsvolles liberales Wochenblatt.
Aber auch an diesem Blatt ging der intellektuelle Niedergang kritischen deutschen Journalismus’ zugunsten wirtschaftlicher Willfährigkeit nicht vorüber.
Heute ignoriere ich es als wesentlich neoliberale Plattform westerwellscher Phrasenrhetorik.
Über das andere genannte Gazettchen sage ich wirklich gar nichts mehr, es ist der Mühe nicht wert.
September 23rd, 2008 at 16:56
Was Boris sagt, kann ich nur unterschreiben. DIE ZEIT war für mich vor allem in den 60er Jahren ein sehr hilfreiches und lehrreiches Blatt, dem ich viel verdanke. In guter Erinnerung habe ich noch die damals abgedruckte Büchner-Preis-Rede von H.M. Enzensberger und einen Essay von Robert Havemann. Damals hat sich DIE ZEIT auch noch sozial engagiert, aber das ist lange her.
Ende der neunziger, als ich sie wieder abonniert hatte, wurde sie für mich immer ungenießbarer, vor allem aufgrund ihrer Fixierung auf Prominente und auf den neoliberalen Zeitgeist, den man gleichsetzen kann mit einem sacrificium intellectus.