Markt ohne Rebellen: Essen, Ruhr
Posted by flatter under Best of , Hintergrund[66] Comments
13. Jul 2011 19:47
Kohle, Stahl und dicke Luft: Blick übers Ruhrtal
Feudalismus ist an Rhein und Ruhr kein Aufreger, nicht einmal Besatzer, woher sie auch kommen mögen. Drei Ottos hat der Pott ausgesessen, Konrads und nachbarschaftliche Grafen oder Kurfürsten, Römer, Preußen, Franzosen und Engländer, zuletzt die Bohlen und Halbachs, deren letzter Statthalter in der Villa auf dem gleichnamigen Hügel als Herr der Ringe noch heute residiert.
Dort also lebt das einfache, ehrliche Volk, knapp bei Verstand, bienenfleißig, von Staublunge und Kumpelbuckel gezeichnet. Über der Megastadt liegt ein dicker Grauschleier, Überall ist der Hammerschlag des Stahls zu hören, die Straßen zwischen den Halden sind mit Kohlenstaub bedeckt.
Arbeiterrad: Kost nix, is nix. 598-Euro-Japaner “fürm halben Preis gekricht”
Der Arbeiter an der Ruhr ist nicht geizig, muss sich aber nach der Decke strecken. Sein Fahrrad wird nie den Tegernsee sehen, man würde ihn dort trocken von der Straße drängen, ohne lange die Hupe zu betätigen. Er schämt sich nicht, hier mit einer Möhre herumzugurken, die in anderen Kreisen sogar vor dem Sperrmüll versteckt würde. Die Bescheidenheit geht nahtlos über in Schamlosigkeit, mancher trägt die Armut wie einen an der Straßenecke geöffneten Mantel vor sich hin.
Ich mag diesen Landstrich, gerade das Eisen in der Luft. Der beißende Qualm aus Chemikalien und Koks gehört einfach dazu. Als linksrheinisch aufgewachsener Zivilisationsbürger ist das hier für mich der halbe Weg nach Russland. Undenkbar, dass ich mich freiwillig hier niederließe – hatte ich immer gedacht. Was mich hierher verschlagen hat? Ja was wohl, ein Mädchen aus dem Kohlenpott. Passé auch das. Was bleibt, ist die Erotik des Alters.
Wenn man zwei Monate hungern muss, um sich das Vorvorjahresmodell eines mit japanischer Hardware behängten Alu-Gestells zu leisten, bleibt dafür freilich auch nicht mehr viel übrig. Kein Colnago, kein Pinarello, keine Crevetten oder Piña Colada. Pils für den Vater, ein bißchen Obst für die Tochter – man lässt sich ja nichts nachsagen, gesund muss es schon sein, was die Kleine mit in die Schule nimmt. Dass es sonst nichts gibt, hält man dort für einen Scherz, oder man lacht trotzdem mit.
Für Obst hat’s gerade noch gereicht. Mag ich aber nicht. Bleiben für mich nur die Tomaten.
Nach Jahren geprägt durch Anpassungsstörungen, die jeder hat, der nicht in einer Halde voll Kohle geboren wurde, werde ich inzwischen akzeptiert von den Menschen des Ruhrtals. Die sich ihr Paradies geschaffen haben in der sozialen Marktwirtschaft. Ihre Großeltern haben sich für Schwarzweißfernseher und VW Käfer auffen Pütt kaputtgeschuftet, die Enkel lassen sich im Job Center von umgeschulten Postbeamten bespucken. So ist halt der Markt, denkt sich der Essener was und wählt wieder SPD. An Rebellion denkt hier immer noch niemand. Die anderen Herren waren auch nicht schlimmer.
Juli 13th, 2011 at 19:59
Schnieke Eierfeile.
Müßt ja anständige Straßen haben, da unten in Südeuropa.
————-
Gefunden:
, Keine Crevetten
Juli 13th, 2011 at 20:34
flatter
Nette Gegend … rund um Essen kannte ich ein paar Ecken,nette Mädels seinerzeit ;-)
Is das dein Drahtesel ? ;-)
Juli 13th, 2011 at 20:42
Klar ist das meiner, geklaut hätte ich was Nobleres ;-)
Juli 13th, 2011 at 20:47
Na dann meine Mühle ist auch eher das Modell treue Seele . Muhahahaha
* Westminster behind
666
Juli 13th, 2011 at 20:50
Jau, der Kohlenstaub ist echt lästig. Setzt sich immer im Profil der Reifen fest, fahre allerdings Mountainbike, kein Rennrad.
Juli 13th, 2011 at 20:52
@Lazarus: Wenigstens hat die nen Pisspott, ich muss immer vom Rad runter harhar
Juli 13th, 2011 at 20:59
Muhahahaaa
Da gab’s doch mal bei der Tour da haben die Profis .. Bääää
Juli 13th, 2011 at 21:17
Nun mal Spass beiseite, wir halten uns doch alle an dem bisschen bescheiden Wohlstand fest und sind froh das daß wenigstens noch geht … die Kids auf ne vernüftige Schule gehen und/oder einen Job haben mit dem sie rum kommen.
Ich kenne viele bei denen es so ist, von denen auch keiner groß über die momentanen Geschehnisse nachdenkt weil er eben im vorgerückten Alter einfach seine Ruhe haben will,ist ja nicht jeder so ein streitsüchtiger Revoluzer wie unsereins.
Die Jugend hat sich teilweise mit ihrer Situation abgefunden,viele Ältere gutausgebildete Fachkräfte werden für Kleingeld in Probearbeitsverhältnissen und Zeitarbeit verheizt ..Planungssicherheit für 3 Monate …
Da tut so ein bischen Idyle gut .. Gute alte Zeit ;-)
666
Juli 13th, 2011 at 22:03
Ups – hatte mich schon bei Don Alphons gewähnt, aber bei dem sein Rad kostet allein die Kurbel schon 500 Mäuse.
Juli 13th, 2011 at 22:48
Sag ich doch – der darf ja auch um den Tegernsee radeln, bei mir reicht’s nur für den Baldeney.
Juli 13th, 2011 at 23:06
Da denk ich an die Touren Raeder der Marke Staiger 3Gang Narbenschaltung , als die Aeltesten noch klein waren und wir an der Nidda entlag radelten mit den Kids mit Pic Nic am Spielplatz … Muhahahaaa
Juli 14th, 2011 at 00:32
Passé auch das?
…Strohballen auf der Geraden damit der alte Herr nicht aus den Kurven fällt??? Muhahahaaa
[© Lazarus09]
Schnödes Ablenkungsmanöver! Merke ‘Marke Bulls’, da vergnügt sich einer auf der kurvenreichen Strecke hinter dem Strohballen und näht dem Leser ‘n Knopf an die Backe von wegen ‘die Erotik des Alters’ und ‘Markt ohne Rebellen’. Je oller desto doller!
Juli 14th, 2011 at 05:21
Da staun ich ja nur noch Bauklötzer, Dein Fahrrad ist ja teurer als mein alter Ford Fiesta….aber der läßt sich noch leidlich fahren….
Juli 14th, 2011 at 05:43
da geb ich halt mal einen zum Besten…..
(nur für Frankophile)
Meine Frau beim Arzt: Est ce que votre marie a une forte erection? Non, une Ford Fiesta, repond ma femme.
So, Ihr Bescheid? Hach, dann lest den ganzen Artikel vom alten Siné.
Juli 14th, 2011 at 08:07
Schöne Parodie. Mich haut’s auch jedes Mal wieder um, wenn ich irgendwo im Dreieck Essen-Bredeney-Werden-Kettwig an einer Landstraße steh und kein einziges Haus seh, nur Felder und Wälder. Und das soll ne Großstadt sein im finsteren Ruhrgebiet?
Juli 14th, 2011 at 08:42
Wat?
Frankophil?
Nee..
Frankophon reicht.
Juli 14th, 2011 at 09:09
flatter: Seit 1.1.2011 ist für Renner und MTBs gesetzlich Carbonpflicht eingeführt worden.:-( Ist aber doch noch ne ziemlich gepflegte Laube – Dein offener Zweiventiler. Was hast Du mit den Stützrädern gemacht?
Zur Not spendiere ich eine Ventilkappe oder huste mal in Deine Reifen.;-)
PS.:1.Sehe Dich heute nachmittag hoffentlich wieder bei der Apothekenrundfahrt im Peloton.
2. Essen scheint für Lance Armstrongs Manager scheinbar ein attraktiver Markt für Fahrräder zu sein, denn er hat sich mit einer TREK-Filiale dort niedergelassen.
Juli 14th, 2011 at 09:14
Ein wenig bescheiden lebt man, abgesehen von Glücksfällen hin und wieder. Und ja, es stimmt, das reicht einem.
Aber auch das wollen sie wegnehmen, die Neo-Libs, nicht wahr?
Schöner Artikel, danke!
Juli 14th, 2011 at 09:27
ninjaturkey und lazarus:
Meins!!!!!!!!!Nach jahrelangem zwanghaften Konsumverzicht einen Traum erfüllt: Bild hier.
Als Prekariatskind und Bergmannssohn heute noch mitten im Pott lebend gönnt man sich ja sonst wenig.
Juli 14th, 2011 at 09:50
Irgendwie drängt sich mir da gerade die aktuelle Skoda-Werbe in mein Bewußtsein:
“Leiden Sie auch an Statussymbolen?”
*duck*
Ich geh dann mal mein Damenrad putzen…
Juli 14th, 2011 at 10:17
Was’n hier los? Legen jetzt alle ihre ‘Mein Haus, mein Auto, meine Yacht, meine Frau, mein Kurschatten, mein Insolvenzverwalter’-Fotos auf den Tisch?
Krass.
Juli 14th, 2011 at 10:20
R@iner: Nöö. Du bist im Bike-Forum!;-))))))
Juli 14th, 2011 at 10:27
Achso. Da hätte ich selbst drauf kommen können, aber das Offensichtliche ist meist so fern.
Nix für ungut und ‘Glück auf’.
Juli 14th, 2011 at 10:54
R@iner meint:
Juli 14th, 2011 at 10:17
“Was’n hier los? Legen jetzt alle ihre ‘Mein Haus, mein Auto, meine Yacht, meine Frau, mein Kurschatten, mein Insolvenzverwalter’-Fotos auf den Tisch?
Krass.”
Warum nicht mal über etwas Angehmeres als diesen heutigen abscheulichen Kapitalismus kommentieren?
Ich selbst bin ebenfalls schon seit Jahren überzeugter und begeisterter Radfahrer, verwende es für fast alle “Lebenslagen” – zum öfteren “Leidwesen” der armen Autobatterie! :-)
Juli 14th, 2011 at 11:01
@Lazarus09
/… an der Nidda entla[n]g radelten …
Ei horsch emol, Kerle, bisd Du am End e Hessebub? In der Wedderau iss ach schee, gell?
Juli 14th, 2011 at 11:05
altautonomer
Potzpottwal .. ;-)
Ich hab’s zu meiner Schande nicht mit dem fahrradfahren … zu gross zu schwer zu faul ;-)
R@iner
Warum nicht … ist doch mal was neues,wie Bakunin sagt .. mal was Angenehmes .
Juli 14th, 2011 at 11:18
Ich habe es doch garnicht kritisieren wollen. Habe ich hier etwa den Eindruck hinterlassen, verbohrt und humorlos zu sein? Seltsam popeltsam.
Juli 14th, 2011 at 11:24
Vogel
Ei freilisch,Hinnertaunes und Wedderau sin schee kaa Fraach ;-)
BFFB
Juli 14th, 2011 at 11:25
Schleudert den Purschen zu Poden!^^
(bezogen auf R@iner)
Juli 14th, 2011 at 11:32
@Lazarus09
Morsche, Bub! Letzter Test: “Heimatkunde”unterricht, 3. Klasse (bei mir war dess ’59 – hadd sich bis heud in mei Hirnn eigefresse)”Auf Gottes Geheiß aus der Tiefe geboren …” wie gehts weider? Wo stehd dess? *g*
Denk’ nach, bidde ohne Gugel, gell?
Juli 14th, 2011 at 11:42
den leidenden zum lindern erkoren … e Heilwasser aus Bad Nauem isch glaab im Saliene Park ?.. is e weil her
Isch hab net geguggelt..gell
Juli 14th, 2011 at 12:19
Fasd. :-)
Dusd Du hier gugge: https://bad-nauheim.de/stadtportrait/geschichte-der-stadt/salzgewinnung-zum-solebad.html – bei 1846. Wennsde vom Bahnhof aus gradaus runner gehsd, Richtung Kurpak, läufsde direkd uff de Sprudelbrunne mit de Inschrifd zu.
Wünsch’ Dir e gud Zeid!
Juli 14th, 2011 at 12:25
Dadefer das des bei mir aach schon e paar Jahrzehnte her is wars awwer net schlescht ;-).. Alles guude ach fer disch..Kopp hoch aach wenn de Hals dreggisch is ;-)
Juli 14th, 2011 at 12:33
@19. altautonomer: Boah ey – Lob und Anerkennung. Dafür müsste ich Frau und Kinder 3-4 Monate lang hungern lassen (der Hund ist eh gerade auf Sparration). Mein Fahrrad ist 20 Jahre alt und braucht dringend Ersatzteile und mein Auto gehört noch zwei Jahre lang der Bank ;-)
BTW – Kann es sein, dass hier nur prekär lebende alte Säcke (wie ich) lesen und kommentieren?
Juli 14th, 2011 at 12:47
@ ninaturkey (ninjaturkey?):
Nö, ich z.B. bin nur halbalt (aber durchaus ein prekärer Sack), und ein Weibsbild taucht hier auch gelegentlich mal auf.
Juli 14th, 2011 at 12:56
Sehr schöne Don Alphonso-Parodie.
Juli 14th, 2011 at 13:17
ninaturkey
prekär lebender alter Sack .. das Prädikat könnte bei mir auch Anwendung finden. Das meiste noch auch den “Guten” Zeiten ,old Millenium denn heute ist auch Ende vom Monat, Ende vom Geld vielleicht auf höherem Niveau aber nixdestotrotz ..
Humor is wenn mer trotzdem lacht ;-)
666
Juli 14th, 2011 at 13:57
34 ninaturkey: Sponsored by last exit “Spielbank Hohensyburg”. Aus Langeweile als alter Sack im Rentenalter mal reingeschaut und etwas “abgehoben”.
Die gelegentlich hier kommentierende Mountainbikerin Tasha würde ich z. B. auch nicht zu den alten Säcken zählen
Juli 14th, 2011 at 15:12
flatter: “Dort also lebt das einfache, ehrliche Volk, knapp bei Verstand,……….” Wie Recht Du damit hast, möchte ich einmal karrikieren:
https://de.indymedia.org/2011/07/311797.shtml
Es ist ja offensichtlich, dass dieser ganze Absatz nicht ernst gemeint ist. Kohlenstaub gibt es schon lange nicht mehr. Essen ist die Textil- Kultur- und Sportmetropole des Ruhrgebiets und keine verträumte Bergarbeitersiedlung.
Und wenn der so von Dir glorifizierte Arbeiter aus Essen sich ein Fahrrad kauft, führt dies heutzutage nicht zum Verzicht auf das Auto, sondern zur Anschaffung eines Dachgepäckträgers, um damit trotz der Nähe des Baldeneysees an den Tegernsee zu fahren.
Insofern Widerspruch von mir.
Juli 14th, 2011 at 15:20
altautonomer
OoohHoooohoo … du meinst also ein echter Adolf Tegtmeier ?
ODER….
Kennt noch einer Tour de Ruhr da gab’s mal so eine Serie von Elke Heidenreich ..hahahahahahahaha
Muhahahaha 666
Juli 14th, 2011 at 17:59
Prekär lebender alter Sack – hier bin ich, noch so einer!
;))
Juli 14th, 2011 at 18:00
37 lazarus 09
ähhh… Mitte des Monats ist bei Dir auch schon Ende des Monats (= Ende der Geldstange)?
Juli 14th, 2011 at 18:34
Von wegen “Bike-Forum”. Ich sehe eher den nahtlosen Übergang von ‘Rädern aus Essen’ hin zu ‘Essen auf Rädern’.
Juli 14th, 2011 at 19:03
fremder beobachter
Nein… das kann ich mir nicht erlauben ,ließt du nochmal ;-) .
R@iner
Bei mir nicht .. ich hab genug Kids da muss einer ran den alten Simpel verköstigen .. LOL
Juli 14th, 2011 at 19:07
Äääh by the way .. aber ne Ü30 Party is das hier allemal .. Muhaaaahaahaa
Juli 14th, 2011 at 19:32
So selten, wie hier ein “LOL” zu lesen ist, liegst Du mit dieser Einschätzung sicherlich goldrichtig.^^
Juli 14th, 2011 at 20:37
Endlich hat mal jemand den Mut, den guten Don auch mal ironisch aufzugreifen.
Diese knallbunten Rennräder, die jeder Straßenverkehrsordnung widersprechen, sind mir schon lang ein Dorn im …
Juli 14th, 2011 at 20:56
Jeeves
Kein Licht vorne keins hinten nur diese flash lights,kein Schutzblech vorn und hinten die Piloten bunte Litfaßsäulen als Werbeträger für lau im Gegenteil noch fett Pappe abgedrückt für’s Teamshirt und die Kids müssen ohne Morgen Gedeck & Zigarette zur Schule weil dafür keine Kohle mehr da ist…
Machen keinen Platz wenn der von Beruf Sohn seinen Porsche mal auf der Landstrasse ausfahren will um Püppie zu zeigen was er drauf hat,im Gegenteil zeigen dem eltitären Spross noch frech den Finger und glotzen der Püppie an der Ampel in den Ausschnitt .. in der Tat ein Dorn im Auge des Herrn..diese Didi Thurau’s für Arme
666
Juli 15th, 2011 at 01:20
37 lazarus 09
Habe noch mal gelesen, bin wie immer nicht schlau. Muss noch mal lesen, und noch mal. Hierorts ist Ende des Monats manchmal bereits am Anfang des Monats, in diesem Monat halt ist Ende Mitte. :/
Aber was soll’s. I get by with a little help from my friends. Oder ähnlich.
Radeln ist schön.
Laufen auch.
Heute laufen wir. ;)
Trust nobody under thirty. ) (Das letzte Emoticon ist die Cheshire-Katze)
Juli 15th, 2011 at 07:47
Was ist denn hier los? Ich habe mich vor den immer neuen Radeln und der ewigen Esserei hierher geflüchtet, jetzt gibt es hier auch Räder und Food.
Das Ruhrtal kenne ich gar nicht, gibt es da schon Äpfel, Birnen und Trauben? Bei uns kann man gerade noch die letzten Schattenmorellen pflücken und die Tomaten wollen ja schon Jahre nicht mehr.
Juli 15th, 2011 at 08:07
Im Pott wirst Du immer akzeptiert, wenn Du offen und ehrlich bist.
Das merke ich jedes Mal, wenn ich als Exil-Hesse wieder dorthin komme, wo man die Unterschiede auch nach fast zwei Jahrzehnten noch immer sehr stark bemerkt.
Stahl und Kohle, das war allerdings einmal, in den 80ern waren die Falten der Jeans nach 10 Kilometer Radfahrt schon etwas dunkler, dagegen ist dort heute ja schon fast ein Erholungsgebiet.
Habe es noch nicht ausprobiert, man soll mit dem Rad quer durchs Ruhrgebiet fahren können, fast ohne Straßen benutzen zu können.
Mein Altersruhesitz wird bestimmt wieder dort sein.
Gelungene Parodie auf den Don, der einem mit seiner Genießer-Besserwisserei meistens ziemlich auf den S… geht…
:-)
Juli 15th, 2011 at 08:20
Frau Zimmetbaum: Kirschen und Erdbeeren sind weg. Gelbe und rote Minimirabellen stehen im Reifestadium kurz vor dem Mundraub des vorbeiradelnden Prekarianers. Das Schöne hier im “Kohlenpott” sind auch die Alleen mit wild wachsenden Pflaumen- Äpfel- und Birnenbäumen. Ernte im September – wenn man weiss wo.
Juli 15th, 2011 at 08:54
Phantastisch! Als auch zugezogener Essener ein großes Dankeschön meinerseits für dieses treffsichere Portrait :D
Ab nächstem Jahr geht das Jobcenter Essen übrigens in rein kommunale Trägerschaft über (Optionskommune). Die Stadt erhofft sich irrwitzigerweise noch irgendwo Geld über zu behalten dann…dann wird es noch ärger bei der ArGe ;)
Juli 15th, 2011 at 10:02
Essen auf Rädern, der Ruhr-Brecht aufm Rad. Nicht nur dieser (keineswegs radebrecht formulierter) Eintrag, das/der BLOG insgesamt ist gemeint. Neben dem inhaltlichen Sinn, der in den allermeisten Fällen die meinige Meinung widerspiegelt (eigentlich sollte man zur Aktiv-Immunisierung ja eher das Geschriebs anderer lesen, das konträr ist im Vergleich zum Seelenbalsam…), ist es die wohltuende Stilistik im Worttanz, Semantik und Verballhornung. Mr. Feynsinn, keep the fire burning!
Juli 15th, 2011 at 11:14
fremder beobachter
? Was gibts da nicht zu verstehen ?
Das ich hier nicht auf Stütze bin haste doch mitbekommen,große Familie wohl auch,Angestellte zu bezahlen auch ? Ich nicht vermögender Erbe in xter Generation auch ?
Also mittlerer Laden der grade so rund läuft .. keine großen Sprünge .. rund halt.
666
Juli 15th, 2011 at 12:10
@FrauZimmetbaum+altautonomer: Ich habe sogar Trauben im Garten. Wenn der Sommer so weitergeht, werden allerdings nicht mal die Vögel sich die holen, dann mache ich Sauerkraut draus.
Juli 15th, 2011 at 12:29
flatter
Sauerkraut aus Trauben willste das nicht zum Patent anmelden ?
Kühne oder Hengstenberg spendieren dir vielleicht einen neuen Drahtesel so ein Nobelgerät mit Licht und Schutzblech ;-)
Juli 15th, 2011 at 12:46
Ein Bulls mit ner 105er ist doch kein übles Rad für den der schnell fahren will (und noch fit genug ist um es zu können).
Soll ja Blogger geben die zwar viel teures, italienisches Gezeugs fahren aber niemals konkrete Zeiten für ihre Strecken angeben ;)
Juli 15th, 2011 at 13:28
Stimmt, aber was sind schon konkrete Zeiten? Wenn ich im Schnitt 35 fahre, wo es flach ist, wie schnell bin ich dann im Windschatten oder bei einer 10%igen Steigung (von der es hier reichlich gibt)? Vor allem aber machen wir uns nix vor: Wir (Ich, der Don und der Führer) sind in dem Alter, in dem es jedes Jahr ein paar Sekunden langsamer wird ;-)
Juli 15th, 2011 at 13:41
flatter
in dem Alter, in dem es jedes Jahr ein paar Sekunden langsamer wird
Drum setz’ ich auf “Hilfsmotor” …
Juli 15th, 2011 at 13:42
35 ist doch schonmal ein Wort – auch im Flachland.
Im Übrigen hat mir der Artikel wirklich sehr gut gefallen und ich würde mich über mehr in dieser Art freuen.
Juli 15th, 2011 at 13:47
Er war vorm Fernseher eingeschlafen
und jetzt rauscht das Ding vor sich hin
Er war viel zu müde um ihn auszumachen
und dann fand er das Rauschen schön
Er Träumte vom Meer und vom blauen Himmel
draußen goss es wie immer in Strömen
Im Ascher ein Zigarettenstummel
Auf dem Glastisch ein Bild von seinen Söhnen
Die hatte er schon sehr früh gezeugt
und er weiß nicht ob er’s heute bereut
Der eine wurd’ Schlosser, so wie er
der andere trinkt lieber Bier
Da kommt seine Frau verschlafen herein
im Nachhemd aus Diolen
Sie knipst die Glotze aus, sagt streng:
Hermann, du musst ins Bett geh’n
Und artig trottet er hinter ihr her
seinen Traum hat er lang vergessen
und morgen früh steht er dann wieder sein’ Mann
in irgend ‘nem Werk in Essen
„Gute Nacht, Hermann”
https://youtu.be/1WBw3giLMW0
Juli 15th, 2011 at 14:01
Und dann schmiss er’s mit Karacho voll ins TV,
und schrie: “Ihr glaubt wohl ich bin nicht ganz dicht!
Jeden Abend Fusel schlucken und dann in die Röhre kucken
und dann pennen und dann wieder zur Schicht.”
(Udo Lindenberg, “Der Malocher”)
Herr Westernhagen ist ja jetzt Mr.Armani, seine Tochter spricht mit dem Anwalt ihrer Modelagentur über die Songs, die sie schreibt.
Da ist mir Udo lieber, der als “sprechender Hut” seinen Altersruhesitz auf Schloss Hockwärts bezogen hat.
Juli 16th, 2011 at 11:23
“Herr Westernhagen ist ja jetzt Mr.Armani, seine Tochter spricht mit dem Anwalt ihrer Modelagentur über die Songs, die sie schreibt.”
Dass muss man ja nicht so ideologisch sehen. In den Siebzigern und Anfang der Achtziger war er besser als Udo.
Juli 16th, 2011 at 13:45
Fast ist es schon zu spät , aber ich muss noch schnell was reinschreiben. Eine Allee von Apfel- Birn- und Pflaumenbaum, das ist ja der schiere Kindertraum, und das ausgerechnet im Kohlenpott, wobei ich da nur die Rede drüber kenne. Die Trauben im Garten werden dieses Jahr sicher reichlich und gut, an dem Sommer ist doch nichts auszusetzen, im Sinne von Vegetationsperiode? Ich habe zwei Stöcke an einer Mauer nach Süden, den Junischnitt gibt es immer erst im Juli, weil zwei Amseln im Wein ihre Nester haben, da ist der Garten einen Monat No-Go-Area, aber das stört nicht die Ernte.
Juli 16th, 2011 at 17:02
Hm, ich habe mal da gelebt, wo Essen am … schönsten … ist. :) In Altenessen.