Es gab einmal Zeiten, da waren Künstler tendenziell kritisch und verstanden sich als außerhalb des Systems stehend. Ihre Wurzeln sind Philosophien, die von “Transzendenz” und “Aura” sprechen, ihnen wurde unterstellt, sie arbeiteten sich ab am “Nicht-Identischen”, dem, was nicht einfach zur Sprache kommt oder sich der Norm anpasst. Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es immerhin noch eine gewisse Tendenz zur politischen Einmischung. Künstler hatten oft eine andere Vorstellung von Idealen wie Gerechtigkeit oder Frieden als das, was der Sachzwang davon übrig ließ.
Wie so vieles, was die Ökonomisierung der Lebensbereiche geschleift hat, ist auch die Kunst, sind die Künstler inzwischen ein hässlicher Abklatsch des einstigen Strebens nach Entfaltung und Ausdruck, eine unfreiwillige Karikatur, eine entstellte Fratze. Der Gipfel dessen, was sich in der gesellschaftlichen Nische für solche Gestalten tummelt, sind die Selbstdarsteller ohne Selbst, “Celebrities”, deren Aufgabe darin besteht, da zu sein und Geld zu haben. Einige mögen irgendwann irgendwer gewesen sein, ein Castingprodukt, eine Sportskanone. Andere sind einfach Tochter, Gattin, Vetter von.
Erbfolge und Verlagskonzept
Es ist ein Hofstaat, in dem selbst die Narren gottlos dämlich sind und ohne jeden Witz. Die dazugehören, bestimmen, wer noch rein darf. Und wo einst Kreativität und Originalität die Türen und Ohren öffneten, sorgt heute eine Martkmaschine dafür, dass man ins Verlagskonzept passt. Das heißt also im selteneren Fall, dass frau ein entsprechendes Fahrgestell hat und dem Chef gefällt. In aller Regel reicht aber auch das nicht. Das neue Feudalsystem ist auch bei den “Künstlern” angekommen, der Platz auf der Bühne wird schlicht vererbt. Nichts hat diesen Umstand in seiner ganzen Erbärmlichkeit so bloßgestellt wie der Fall Hegemann.
Andere können das genau so gut, kaum ein Prominentenkind, das keine Karriere macht, wenn es nur will. Die Journaille feiert das ab wie alles andere, das die Kulturkonzerne ihr lancieren und stellt die richtigen Fragen wie immer im falschen Kontext, als seien die armen Kinder, die im Schatten ihrer noblen Eltern stehen, ein Opfer solcher Umstände. Ein passendes Exempel gibt es aktuell in der Sueddeutschen: Die Tochter Westernhagen. Sie spricht Sätze wie:
“Ich unterhielt mich auf einer Party mit dem Anwalt meiner deutschen Model-Agentur. Ich erzählte ihm, dass ich Songs schreibe.”
Vermutlich hat der Interviewer sie in diesem Augenblick zutiefst bewundert. Ich hätte spätestens an dieser Stelle einen Eimer gebraucht.
Juni 28th, 2011 at 22:32
Man sollte nicht vergessen, dass vor einigen Jahren, es war so um die Zeit der Einführung von Hartz IV herum, der berufsmäßige Chefredakteur Manfred Bissinger, eine Anzeigenkampagne startete mit dem Text AUCH WIR SIND DAS VOLK. Mitunterzeichner waren u.a. Hasnsd-Olaf Henkel, Markus Lüpertz und Marius Müller Westernhagen.
Mittlerweile, ich meine, im Laufe der letzten 2 Jahrzehnte hat sich eine Klasse herausgebildet, die an selbstverständlicher Arroganz und an ererbtem Snobismus nicht mehr zu überbieten ist.
Ich bräuchte da glaube ich mehr als einen Eimer.
https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/Bissinger-Volk.pdf
Juni 28th, 2011 at 22:45
“Ich unterhielt mich auf einer Party mit dem Anwalt meiner deutschen Model-Agentur. Ich erzählte ihm, dass ich Songs schreibe.”
*pruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuust*
Juni 28th, 2011 at 23:03
Lieber Flatter, Du vermengst hier Kunstkritik mit Deiner üblichen 08/15 Elitenkritik.
Der Stellenwert von vererbten Beziehungen und Standesdünkel war allerdings in früheren Jahrhunderten weit ausgeprägter als er Heute ist. Selbst die größten Künstler waren fast überwiegend entweder selbst erbliches Mitglied der obersten Elite (wie z.B. Goethe), oder doch zumindest gehobenes Bildungs”bürgertum” und mit der Elite verbandelt, z.B. als Hofmusiker, -Maler oder -Dichter. Und dies betrifft nur Musik und Literatur. Wenn man darüber hinaus die bildenden Künste betrachtet, so ist das meiste Vormoderne was in Louvre, Prado und Co. hängt doch Auftragsarbeit für die Adeligen und reichen Kaufleute jener Zeit – auch die Gioconda war schließlich keine Bauersmagd sondern die jugendliche Ehefrau eines stinkreichen Kaufmanns. Der Spaghettischnösel jener Tage wollte einen waschechten da Vinci genauso gerne in seinem Salon hängen haben wie der gemeine Russenoligarch Heute auch.
Wenn Kunst denn Heute tatsächlich schlechter ist als in vormoderner Zeit – was ohnehin nicht beweisbar ist – dann hat das wohl weniger mit Standesdünkel zu tun, sondern mehr damit im bequemsten, sattesten Zeitalter der Menschheitsgeschichte zu leben das den Menschen vom Joch der banal alltäglichen Mühen weitgehend befreit hat. In Zeiten als die Pest die halbe Nachbarschaft dahinraffte und die Hälfte der Kinder nicht die Volljährigkeit erreichte konnte ein Künstler auf eine Leidenserfahrung zurückgreifen die wohl Heute nur noch wenige Maler, Musiker, Bildhauer und Schriftsteller besitzen – gerade bei uns im verhältnismäßig wohlhabenden, stabilen Westen.
Wer wenig erlebt und mitgemacht hat, hat eben in der Regel auch weniger zu sagen als Menschen die alle Höhen und Tiefen durchgemacht haben.
Der Eindruck der Relevanzlosigkeit heutiger Kunst verstärkt sich davon abgesehendadurch dass Heute eine Quadrillion mehr Menschen kunstschaffend sind – ob als Laien oder Profis – als in Zeiten wo Jeder außer der winzigen Elite von früh bis spät auf den Feldern plackte und Abends müde ins Bett fiel. Vielleicht gibt es also Heute genau so viele oder sogar mehr Perlen als in der “guten alten Zeit” – nur fallen sie kaum mehr auf wegen der ganzen Säue die andauernd durchs Museum getrieben werden.
A propos: https://ahoipolloi.blogger.de/
Das würde gut in Deine Blogroll passen und Du hättest gleich auch was für die Verbreitung bissiger Kunst getan.
Juni 29th, 2011 at 00:02
Hmmm, Natascha, ich habe verstanden, dass nicht so sehr “die Kunst” schlechter geworden sei, sondern dass die Frage, ob Nachwuchs eines Künstlers auch automatisch Künstler sein muss/müssen, zu bejahen ist, was wohl offenbar nicht der Fall ist.
Und manch einer kann sehr wohl heute auf eine “Leidenserfahrung” zurückgreifen – wenn das denn nötig wäre für die “Kunst”. Nee, nee, 08/15 ist diese Elitenkritik nicht; La Gioconda ist ein schlechtes Gemälde, als Porträt nicht besonders gelungen. Das Lächeln ist das gleiche, das man auf frühgriechischen Kouroi beobachten kann – es kommt von der Unfähigkeit des Künstlers, den Mund richtig hinzubekommen. Was Du sonst zu diesem Gemälde anmerkst, ist ja richtig.
Was die Anzahl der Künstler angeht, so ist es mir ganz neu, dass die Zahl etwas mit der Qualität zu tun haben soll.
Aber sonst gebe ich Dir Recht – nur flatter hat keine Kunstkritik ausgeübt, finde ich. Eher die Kritik an Kunstlosigkeit, oder?
Juni 29th, 2011 at 00:04
Ach verflixt, Fehler auf Fehler, Entschuldigung. “…sondern ob die Frage, …. zu bejahen ist…”. Weitere Fehler werden auch entdeckt. Asche auf meinem Haupt!
Juni 29th, 2011 at 01:19
Das ist ja alles nicht neu. Frühere Medien haben auch ziemlich penetrant den größten Blödsinn mit so etwas wie visuellem Chic und mondäner Aura umgeben. Sah anders aus, war aber genauso gemein(t). Es gab genauso Bullshit und beschissene Künstler, nur waren die Vertriebswege andere – Altpapier in Form von Proklamationen, Annoncen, Subskriptionen etcpp – die lange vernichtet waren, bevor Historiker sich dafür interessieren konnten.
Die Medien für den Niedergang der Kultur verantwortlich zu machen, ist irgendwie ein bisschen komisch. Gehst ja auch nicht zur Erbauung auf eine Mülldeponie, um ganz unschuldig zu beweinen, dass es dort stinkt. Die breiten Medien haben wohl kaum die Aufgabe, dir das Gute, Wahre, Schöne zu vermitteln (außer ÖR). Es sind Plattformen, die einfach nur das Gros ihrer Rezipienten bespiegeln. Es gibt sie, weil sie funktionieren, nicht weil sie gut sind.
Wenn du andere Wege suchst, geh mal in eine kleine Ausstellung, einen Kammermusikabend o.ä. – und frag mal die Musiker, was sie verdienen und wie oft sie auf Parties rumhängen ;-)
Dass Kulturschaffende wieder ebensolche hervorbringen, ist doch völlig normal, hat was mit Anlagen und frühkindlicher Sozialisation zu tun. Ist in anderen Berufssparten auch nicht anders. Warum sollten negative Talente davon ausgenommen sein?
Juni 29th, 2011 at 07:32
Korrektur zu meinem Beitrag unter der Nr. 1 oben: Henkel ist nicht dabei, dafür aber Hundt und Rogowski und Keitel.
Juni 29th, 2011 at 08:05
Wieso sollte dies im Showbusiness anders laufen als im Rest der Republik? Beziehung sind gerade dort alles. Das dieser Effekt gerade jetzt angekommen sein soll sehe ich nicht. Meinst du, dass Kelly Osborn durch ihr Aussehen und ihre hochwertige Musik berühmt wurde?
Juni 29th, 2011 at 09:04
chriwi
Meinst du, dass Kelly Osborn durch ihr Aussehen und ihre hochwertige Musik berühmt wurde?
Ihr Vater auch nicht denn seine Frau ist die Tochter seines ehemaligen Verlegers .. wobei .. dem Ozzi seine Musik schon Ok ist \m/
Wohl aber die Frau Katzenberger ..? Muhahahaa
Bullshit die Sorte … gemachte “Stars” a la DSDS
Juni 29th, 2011 at 09:18
@Natascha:
“Der Stellenwert von vererbten Beziehungen und Standesdünkel war allerdings in früheren Jahrhunderten weit ausgeprägter als er Heute ist”
Super Erkenntnis, das bedeutet also, dass die echten Feudalsysteme noch feudaler waren als die “modernen Demokratien”?
Wenn ich also “08/15-Elitenkritik” übe, was ist dann dein Kommentar? Geschichtliche Daten sind Staffage für Scharlatane, wenn man sie nicht an den historisch je gegebenen Möglichkeiten misst. Deine Leidensromantik krankt an dem individualistischen Weltbild, das sie euch heute eintrichtern. Gerade weil die Künstler von heute alle Möglichkeiten haben, das sie umgebende System zu ‘transzendieren’, spricht die Wirklichkeit jener Kreise, in denen sie sich reichlich tummeln, Bände. Sie sind freiwillige Zuarbeiter einer Feudaloligarchie. Wenn das 08/15 ist, dann liefere Klügeres, was dir ja mühelos gelingen sollte.
Juni 29th, 2011 at 09:26
flatter
Bei den Künstlern können die Konsumenten doch abstimmen indem sie die Kunst nicht honorieren ..abschalten,nicht kaufen. Aber wie immer auch da sind die Leute zu faul jammern aber über die Zustände im Showbusiness.Glotzen DSDS und beklagen die Musik währe immer beschissener .. was soll das ?
Juni 29th, 2011 at 09:41
Mal im Ernst:
Es gab Zeiten da war erst der Künstler dessen Kunst irgendwann entdeckt wurde bzw. gefallen fand ..und dann der Kommerz und die Vermarktung.
Heutzutage werden “Stars” von den Vermarktern “hergestellt” nach Meinugsumfragen z.B. Mädchenzeitschriften :wie sieht dein Traumtyp..blabla danach wird dann ne Boy-group in Leben gecastet und massiv gepusht ..nur für den Reibach.
Slutty Danny darf sich unter Gelächter und VOX für Hugh Hefners Käseblatt blamieren weil ihr Traum, die Amis brauchen dringend eine Blondgefärbte aus Deutschland denn die gibts in ganz USA nicht,anschließend bekommt sie neue Titten und kotzt nun ihre Weisheiten in die Welt,”Geschäftsfrau” mit Cafe in Malle, … Wer die Werbestunden bei VOX kaufen müsste währe schon vor Beginn Insolvent wenn er denn eine Bank fände die das finanzieren würde. Und das schönste der teutsche Depp in muss Slutty Danny besuchen ..nun will the Godfather of Bullshit Jürgen Drews auch ..
Aaah was soll man da noch sagen ..
Juni 29th, 2011 at 09:49
Bei dem Thema fallen mir spontan die Ochsenknechts ein. Wer seine Söhne in weiser Vorausschau auf eine spätere Movie-Karriere schon mit Vornamen wie “Wilson Gonzales” und “Jimi Blue” der Lächerlichkeit preisgibt, und diese dann als Heranwachsende auch tatsächliche ihre Talentfreiheit permanent unter Beweis stellen, macht sich schon fast des sozialen Missbrauchs von Kindern verdächtig. Auch hier lieferte der Nachname des Vaters den sozialen Schmierstoff für krampfhafte Karrieren als Filmsternchen für Teenis.
Juni 29th, 2011 at 09:53
Sicher ist es empörend, wenn der letzte gequirlte Dünnpfiff als Literatur oder Kunst verkauft wird. Aber ich habe große Zweifel, ob es je anders war. Da Kunst und Kultur immer an den Mann und die Frau gebracht werden müssen, entsteht auch ein solcher Filz, wie er in dem Artikel beschrieben wird. Auch vom sog. “großen Publikum” sollte man nicht allzu viel erwarten: Schon immer gab es Bestsellerautoren, die zu ihrer Zeit reich und berühmt waren und die heute keiner mehr kennt. Andrerseits waren wirklich grandiose Leute vollkommen erfolglos, Kleist beispielsweise. Allerdings hat auch wieder ein Typ wie Beckett den Nobelpreis bekommen..
Es entsteht ja eine Gegenöffentlichkeit zu dem etablierten Feuilleton, beispielsweise auch dieser blog. Natürlich ist es empörend, wenn die Hegemanns oder wie die heißen jede Menge Geld kassieren, während ein Blogautor sich am Ende womöglich vom Jobcenter anhören muss, er solle mal eine richtige Arbeit aufnehmen. Aber davon sollte man sich nicht beirren lassen.
Juni 29th, 2011 at 10:19
@ flatter (10.@natascha)
Mehr als gut gegeben – nicht nur touche, sondern versenkt.
Juni 29th, 2011 at 10:44
Großartig, ich hätte den SZ-Artikel für gute Satire gehalten!
Zitat:
“Bisher fiel Mimi Westernhagen nicht unbedingt auf. Irgendwann ein Doppel-Interview mit ihrem Vater im „stern“, ein paar Nacktfotos im Playboy, zwei, drei läppische Filmchen…”
Was ist dann “auffallen”? Nackisch vom Empire State Building springen oder “Uns-Dieter” einen blasen?
Danke für den großartigen Artikel!
gruß
Juni 29th, 2011 at 12:28
Flatter:
Super Erkenntnis, das bedeutet also, dass die echten Feudalsysteme noch feudaler waren als die “modernen Demokratien”?
Wenn ich also “08/15-Elitenkritik” übe, was ist dann dein Kommentar? Geschichtliche Daten sind Staffage für Scharlatane, wenn man sie nicht an den historisch je gegebenen Möglichkeiten misst. Deine Leidensromantik krankt an dem individualistischen Weltbild, das sie euch heute eintrichtern. Gerade weil die Künstler von heute alle Möglichkeiten haben, das sie umgebende System zu ‘transzendieren’, spricht die Wirklichkeit jener Kreise, in denen sie sich reichlich tummeln, Bände. Sie sind freiwillige Zuarbeiter einer Feudaloligarchie. Wenn das 08/15 ist, dann liefere Klügeres, was dir ja mühelos gelingen sollte.
Ich weiß nicht wie viele Künstler Du kennst, aber die meisten Künstler die ich kenne defilieren nicht in der Bussi- und Champagnerparade der von’s und zu’s sondern trotten regelmäßig auf das Arbeitsamt um ihre bescheidenen und unregelmäßigen Einkünfte aufzustocken. Von einem talentbefreitem daddy’s girl wie Helene Hegemann auf die gesamte Kunstwelt zu schließen ist reichlich gewagt und vereinfachend.
Wer Heute über mangelhafte Kunst jammert ist aus meiner Erfahrung einfach zu faul etwas Zeit zu investieren um die Perlen aufzuspüren. Dabei gibt es dank des Internets eine nie dagewesene Quelle an Möglichkeiten dazu, denn zum Ersten ist Heute ein Verleger oder Vertrieb nicht mehr notwendig um Dichtung oder Musik an den Mann zu bringen, zum Zweiten ist die Kunst erstmals in der Menschheitsgeschichte global und ich kann den Picasso um die Ecke genauso mit ein paar Klicks aufspüren wie den bolivianischen Bauern der Dioramen mit Lamas schnitzt.
Eine übermäßig individualistische Lebensweise ist aus meiner Sicht bissiger politischer Kunst abträglich, da ein Künstler der nur um sich selbst und sein Ego kreist losgelöst ist von den Perversitäten unserer Zeit und von den Schicksalen seiner Mitmenschen. Er fühlt nicht mit, er empört sich nicht, dabei ist es gerade die Empörung die politische und gesellschaftskritische Werke von Les Misérables bis zu Katharina Blum nicht nur gut sondern auch relevant gemacht hat.
Kleiner Exkurs: Wenn Fachkompetenz das A einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn ist dann sind Beziehungen und Netzwerke das O. Derjenige der mehr erreichen will als eine Bürodrohne zu sein kommt gar nicht umhin sich damit zu beschäftigen. Wer in die passende Familie hineingeboren ist kann auf das Netzwerk seiner Eltern aufbauen, alle Anderen müssen bei Null anfangen. DER Staat oder DIE Gesellschaft hat aus meiner Sicht nur begrenzte Möglichkeiten um in das “O” einzugreifen, dagegen gibt es beim “A” jede Menge Werkzeuge um “Klassenunterschiede” zu nivellieren, z.B. durch ein gutes und kostenloses Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Universität. Das ist aber eine andere und weiterführende Diskussion über die alleine man Bände schreiben kann.
Noch mal zum Thema: Du vermengst für mich ziemlich undurchsichtig Kunstkritik und Elitenkritik und postulierst das anhand einer vermeintlich guten alten Zeit in der die Kunstwelt noch in Ordnung war, eine Zeit die es so allerdings nicht gab. Tatsächlich war Kunst früher genauso kommerziell wie Heute oder noch kommerzieller da breiten Bevölkerungsschichten jeglicher Zugang dazu fehlte. Tatsächlich verkehrten Künstler bis zu den berühmtesten Maestros im Dunstkreis der Herrschenden oder waren selbst von Geburt an Teil der Elite. Tatsächlich ist 99,999% aller Kunst die vor >100 Jahren produziert wurde für immer im Nebel der Geschichte verschwunden, darunter all der mehr oder weniger irrelevante Dünnpfiff der auch Heute noch den Kunstäther verstopft und an den sich in hundert Jahren ebenso niemand mehr erinnern wird. Auf jeden Fontane kommen hundert Freytags die zu ihrer Zeit sehr erfolgreich waren, die Heute aber niemand mehr kennt. “Große” Kunst erschließt sich ohnehin erst mit zeitlichem Abstand als Solche, wenn ihr Wirken über die Jahrzehnte und Jahrhunderte sichtbar wird, deshalb lässt sich kaum vorhersagen was von unserem Zeitalter einmal fortbestehen wird für nachfolgende Generationen.
Ich bin dennoch zuversichtlich dass Frau Hegemann schon in wenigen Jahren im Nebel der Kunstgeschichte verschwindet, Papas Einfluss hin oder her. Beziehungen können kommerziellen Erfolg schaffen – aber keine Qualität.
Juni 29th, 2011 at 13:19
Was ist Kunst? Und – wer ist Frau Hegemann?
Geht es nicht eher darum, dass Menschen, Formen – Ausdrucksformen – finden, um ihr “Dasein” zu bewältigen?
Hat van Gogh sich um “Erbschaften” gekümmert, oder “musste” er nicht die “Bilder” aus sich herausmalen, die in ihm waren?
Schrieb Brecht nur um von Literatur-Fuzzis “zerrissen” zu werden? Was macht Menschen zu “Künstler_innen”?
Kann es nicht sein, dass es da mehr gibt, als die “heutige” Sicht von Kommerz & Co?
Oder – wie es Bob Grenier, der “Sprach-Poet” aus Amerika ausdrückt:
“Schreiben setzt die Welt in Wartestand. Ist die Feierlichkeit vorüber, scheint sich das Licht jäh verändert zu haben. Wir sind Sonden und machen den Fehler zu glauben, wir hätten alles in der Hand,”
Juni 29th, 2011 at 14:13
Künstler bzw. ihre Kunst sind nicht mehr oder weniger der Ausdruck ihrer Zeit wie andere menschliche Tätigkeiten auch. Der Künstler steht (un bewegt sich eventuell) in Zeit und Raum. Er kann durch Reflexion und geistige Arbeit durchaus seine Position beleuchten und damit ndirekt auch die Gesellschaft. Dadurch kann er zum (inter)subjektiven Informationslieferanten werden (in einem bescheidenen Sinne von Aufklärung). Die Kunst ist für eine Gesellschaft wichtig, als das was sie ist (und bleibt): Ein Teil des Ganzen.
Juni 29th, 2011 at 15:31
Und die aus der Verwandtschaft z.B. einer TV-Charge, die nix so richtig können, machen dann eben (im eigenen Keller-Studio) die schlichte Musik zu dem TV-Film, der Serie, dem Tatort oder 110. Mal drauf achten, wieviele bekannte Nachnamen einem da plötzlich auffallen. Die, denen’s noch peinlich ist, nehmen natürlich ein Pseudonym.
Juni 29th, 2011 at 15:43
@Natascha: Was für ein langes Geschwafel, und dabei nur das alte Vorurteil aus dem 19. Jahrhundert, was Kunst gefälligst zu sein hat…
…und dann auch noch: dass das ach so neue tolle Internet alle Künstler von den pösen Verlegern und Vertrieben befreit.
Schon mal überlegt, wer dann diese Künstler letztlich bezahlt? Doch nicht der Internetangucker. Der will ja alles frei (meint: für ihn kostenlos) haben.
Ach, diese naiven von-aussen-drauf-Schauer. Hier: Natascha, ein “Model” das nebenbei auch gaaanz sueße Gesichter zeichnet.
Juni 29th, 2011 at 15:49
Aaah sind wir mal ehrlich ..solche wie die Beatles, Stones, Led Zeppelin oder,oder würden heutzutage ihren Erfolg nicht mehr wiederholen können.
der Tage ist der Interpret austauschbar und deffiniert sich nur über Skandale oder das was er an hat oder bei den Mädels nicht ..
gute alte Zeit ..seufz
666
Juni 29th, 2011 at 16:49
Dieser Artikel ist nichts weiter als spießiges Altherrengewichse.
Der Mainstream bestand schon immer zu 99% aus Schrott und “Produkten”, oder war dieser ganze Schlager Absud und Disco Scheiss etwa hohe Kunst?
Wer sicht natürlich ausschließlich aus dem TV informiert, könnte den Eindruck bekommen, dieses sei heute besonders schlimm.
Tatsächlich reicht ein Blick in die Charts, um das Gegenteil zu beweisen.
Da haben wir in den Top 5 z.B. mit KIZ eine Gruppe, die sich in fast jedem Song an der herrschenden Kaste abarbeitet -> “Ackermann Du Arschloch, ich zeige Dich an, ich wähle 110 aber keiner geht ran” :-P
Juni 29th, 2011 at 17:22
@hä: Ich mag diesen Ton nicht, und ich dulde ihn nicht. Für ein Mal reicht mein Humor, aber allzu oft werde ich mir so etwas hier nicht anhören. Da ist der alte Herr bekanntermaßen spießig, das könntest du wissen.
@Natascha: Argumente werden nicht schöner, wenn man sie wiederholt. Der Artikel befasst sich mit einer ‘Elite’ von sogenannten Künstlern, denen, die dem Volk so verkauft werden und die sich selbst zweifellos für welche halten. Wenn du glaubst, erst das vollständige Ausrotten jeder respektablen Kunst sei ein Grund zur Trauerrede, werden wir uns nicht einig.
Vor allem aber spreche ich nicht vordergründig von Kunst im allgemeinen, sondern von den Eigenheiten der modernen Feudalherrschaft, der Vererbung von kulturellen und wirtschaftlichen Lehen, und weise darauf hin, dass dies auch die ‘Kunst’ erreicht hat. Natürlich man kann das totdifferenzieren, ich wollte aber kein Buch drüber schreiben.”Mangelhafte Kunst” thematisiere ich ebensowenig wie dass “die Kunst” “früher besser” gewesen sei. Solche Kategorien liegen mit völlig fern, ich konfrontiere vielmehr einen Anspruch als Möglichkeit (Transzendenz, Aura) mit einer Gesellschaft von doofen Hofschranzen als Realität. Das ist das Spannungsfeld, in dem ich die herrschenden Zustände beschreibe.
Andeutungen, ich sei “zu faul” für irgend etwas und Mutmaßungen, wen ich evtl. kenne, sind Anmaßungen, wo die Argumente wohl aus waren.
Juni 29th, 2011 at 17:39
Muss Natascha Recht geben in dem Fall. Hänge gerade in Melbourne in der Kunstszene ab un treffe andauernd die Spezies die Flatter soschmerzlich im Mainstream vermisst. Ich denke es gibt kein individuelles Problem der Kunst, sondern vielmehr ein systemisches.”manufacturing consent” auch in der Kunstlandschaft.
Tolle Musik, tolle Gedanken überall. Guckste hier:
https://www.youtube.com/watch?v=kE_Nhcm7h3E
https://www.escapistmagazine.com/videos/view/zero-punctuation/24-Call-of-Duty-4
Juni 29th, 2011 at 18:05
Aber Kunst entsteht doch immer in einer Abgrenzung gegen den Mainstream. Da kannst du Miles Davis nehmen, ebenso wie die Beatles oder die Stones, die in einer Rebellion gegen den damaligen musikalischen Main Stream entstanden sind. Auch bei Stravinskys Sacre de Printemps haben die Zuschauer bei der Uraufführung getobt und mit ihren Regenschirmen geschlagen, selbst Mozart soll zu seiner Zeit eine echte Innovation gewesen sein.
Natürlich gibt es immer diese “Hofschranzen”, Großkopferte aus dem Kulturleben, “wichtige” Kritiker und andere Figuren. Und eben auch diese komischen Söhne und Töchter. Von einer reichen Upper-Class wie der unsrigen werden die halt auch sehr gut alimentiert. Na und? Man muss sich nur einmal eine Schnarchsendung wie Aspekte ansehen, um zu erkennen, was man von denen zu halten hat. Never mind the bollocks!
Juni 29th, 2011 at 18:07
@25 algore85
Nicht vollkommen falsch, aber es geht, wie ich meine, nicht um die Kunst, sondern die Kunstlosigkeit, oder, wenn man so will, um die Künstlichkeit. Flatter hat’s eh besser formuliert!
Allgemein (also nicht @25 speziell): Wenn das Kind eines Genies automatisch auch ein Genie wird, wo blieb denn Einsteins Vater? (vel similiter)
Juni 29th, 2011 at 18:10
@Ulli: Schau dir Westernhagen an und was er früher getextet hat. Dann hat er entdeckt, dass er ein “Ästhet” ist und die Ausdrucksform “Armani” dafür gefunden. Diese Anpassungsprozesse hat es auch schon immer gegeben, inzwischen furzen solche Freaks aber schon die Sessel der Folgegenerationen voll, damit da bloß nix mehr wächst, wo sie herkommen.
Juni 29th, 2011 at 18:12
Leute, Kunst kommt von können .. wer bestimmt wann was Kunst ist ?
Frühe hieß der förderer Mäzen, z.B. Ludwig II/ Wagner Der Bayern-König wurde kritisiert ,Wagner war umstritten erst viel später wurde er anerkannt .. er hattte nur nichts davon .
Heute wird keiner bestreiten das es sich bei Richard Wagner um einen berümten Künstler handelt.
Heute kommt der Quoten König Dietä sagt : Du bist dä Hammä du rockst die Hallee . Den kritisiert keiner der DSDS’ler macht Kasse der Dietä noch mehr und auch Jahre später wird jeder sagen das war Bullenscheiße .
Muhahhaaa 666
Früher kam ein Album raus und die Charts wurden nach den Verkaufszahlen ermittelt ..der Kunde stimmte mit dem Kauf ab.
Heute, die Marionette wird gecastet ein Song aufgenommen dank modernster Technik kann die wie eine Gießkanne klingen,wird alles glatt gebügelt, die Radiostationen dudeln den Scheiß rund um die Uhr alle verdienen sich eine goldene Nase..
Juni 29th, 2011 at 18:14
Nö, Lazarus, als Philosoph widerspreche ich da. Kunst kommt ebenso von Wollen, Erkennen, Versuchen, sich Weigern und vor allem Wahrnehmen.
Juni 29th, 2011 at 18:19
@flatter: Ich denke ja auch, dass wir ein gigantisches “Elitenversagen” beobachten, gerade fährt diese Bande ja sogar die europäische Einigung gegen die Wand.
Aber Westernhagens Tochter? Ich habe mal in einem Zeitmagazin ein paar schicke Fotos von ihr gesehen, ihre Musik ist bislang noch nicht zu mir durchgedrungen.
Übrigens haben ja auch die Söhne von John Lennon und Bob Dylan Platten veröffentlicht. Die hätten uns die Götter der Ästhetik auch ersparen können.
Ich denke, das Problem liegt darin, dass heute alles nur noch Kulturindustrie ist. Konzerne und Finanzinvestoren beherrschen alle größeren Firmen, die Kultur vertreiben. Der Name Westernhagen steht für Umsatz, also produzieren und pushen sie das arme Mädchen, um Euros aus ihr herauszuquetschen.
Juni 29th, 2011 at 18:32
flatter
Wieso, man sollte Wollen, Erkennen, Versuchen können,die Kunst wäre die Zusammenhänge herzustellen..
Wenn ich den Pinsel auspinsel ist das Abfall,wenn ein anderer das als Ausdruck seiner Wahrnehmung etc. macht und als solches einem Publikum erklären kann ist das Kunst.
Guckst du Ffm Städel ,Bild : Paul Klee Blick in das Fruchtland
Juni 29th, 2011 at 18:39
nur mal so ein kleiner hinweis nebenbei: mitter der 70er jahre gabs mal im mittelhochdeutschen oberseminar das thema: geblütsadel und tugendadel. schon damals, also um 1200 hat man schon darauf reflektiert, dass lobenswerte eigenschaften sich nicht vererben.
und, um noch weiter zurückzugehen, im AT gibt es den übergang zwischen einem aus der not hervorgehenden, einen aus der not heraus gewählten (an)führer, der nach dem ende der not wieder zurücktritt in die gruppe, das volk, und dem königtum, bei dem sich der königstitel dann vererbte.
in dem, was flatter an verhaltensweisen beschreibt, was er am beispiel der westernhagens beschreibt, wird deutlich, dass menschen offenbar über jahrtausende hinweg immer die gleichen verhaltensmuster wiederholen.
es liegt am mangel kritischer selbstreflexion. ich habe vor 16 jahren in meinem essay über ross macdonald geschrieben, wenn man nicht will, dass geschichte sich immer wiederholt, muss man sich mit dem beschäftigen, was wahr, man muss seine strukturen begrifflich erfassen, um zu vermeiden, den selben scheiß stets aufs neue zu reproduzieren.
in dem film über maschmeyer, den dieser verbieten wollte, gab es ja eine szene, in der er anlässlich einer fernseh-wohltätigkeits-gala etwa eine halbe million spendete: die kamera zeigte einen teil der geladenen promi-gäste, u.a. günter netzer. da hatte man das gefühl, die alten proleten haben den aufstieg, einen fragwürdigen aufstieg geschafft, gehören jetzt dazu. auf wirkte diese VIP-Gesellschaft wie ein in sich geschlossener Corpus, der nichts mehr mit der welt des alltäglichen menschen zu tun hat.
eine abgehobene clique, die nur noch sich selber feiert.
dem ggenüber sind die kritischen stimmen doch eher marginal. und insofern trifft flatter den nagel auf den kopf, d.h. seine wahrnehmung ist zutreffend.
Juni 29th, 2011 at 18:56
@Lazarus: Ja, ich wollte nur nicht Kunst auf die Fertigkeit, die technische Fähigkeit reduziert wissen. Und wenn du eine verdammte Eingebung hast und dann den Pinsel schwingst, ist das kein Abfall, sondern ein Schritt zur Kunst. Das würde ich von so manchem hingegen nicht behaupten, der bei XY studiert hat und seinen Murks in Düsseldorf ausstellt.
Juni 29th, 2011 at 18:59
flatter
Soweit sind wir gar nicht auseinander .. wenn überhaupt ;-)
Juni 29th, 2011 at 19:00
Kunst ist nicht die Installation, die irgendwo rumsteht und mit einer Kupfertafel versehen ist, auf dem der Gestalter, das Erstellungsdatum und der Titel des Objekts stehen. Kunst ist nicht das Gemälde im Museum, nicht der Bühnenakt in der Oper und nicht die freizügige Aktaufnahme auf dem Foto, nicht der Film im Kino, nicht der Hit im Radio. Kunst entsteht im Kopf des Betrachters, hinter den Augen und zwischen den Ohren. Dort entscheidet der Inhaber des verarbeitenden Denkorgans, ob es Kunst ist, was er gerade wahrnimmt und wenn ja, ob es schlechte oder gute Kunst ist.
Jeder Mensch, der jemals seine “künstlerischen Werke” beworben und somit der Allgemeinheit vorgestellt hat, will genau in diesem Fall damit Geld verdienen – mir fiele niemand ein, der einfach Anerkennung einheimsen wollte (ausgenommen die Hobbybastler, die in ihrer Doppelgarage auf drei nebeneinander aufgereihte Tischtennisplatten ihre in 10jähriger Arbeit aufgebaute sündteure Märklin H0 filmen und auf Youtube rumzeigen). Hat er sein Werk gut gemacht, wird das entsprechend honoriert. Ist es schlecht, wird es schlicht mit Häme und Spott übergossen.
Hat der Künstler einen guten Vermarkter, der etwas von Massenpsychologie versteht, kann er auch mit einem schlechtem Werk, wie im Beispiel das Buch der Hegemann, Geld verdienen.
Die vielen grottenschlechten Castings und sonstigen Shows, der unfähige Nachwuchs von bekannten Kunstschaffenden (Kunst ist eh ein Kunstwort…) – das alles ist doch nur ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft, unseres Zeitalters, die Ausreizung der technischen Möglichkeiten (siehe Emmerichs 2012). Es wird kaum besser werden, eher noch schlechter.
Also:
Der Betrachter entscheidet, was Kunst ist und ob sie ihm gefällt.
Ich vermeide möglichst, ein kunstverdächtiges Werk als Kunst zu bewerten, außer teils heftigste Kontroversen kommt da eh nichts rüber, das mir brauchbare Erkenntnisse liefern würde.
Für mich gibt es entweder ein gut gemachtes Werk oder ein schlecht gemachtes, sonst nichts.
Juni 29th, 2011 at 19:04
Mal ganz blöd gefragt:
Was soll die ganze Kultur, Kunst, Philosophie, Ethik und Blabla seit wir uns “vom Baum runter” entwickelt haben, wenn sich die “Krone der Schöpfung” in regelmäßigen Abständen immer wieder aufs neuste selbst verbrennt, totschlägt und ausrottet und das aus den hirnrissigsten Gründen und – als sog. “Fortschritt” – mit immer besseren Waffen und Mitteln?
Schöne Grüße von der Palme
Juni 29th, 2011 at 19:07
Naja, zwischen den kannibalistischen Einlagen erarbeiten wir stets neue Konzepte unserer Gottgleichheit. Fehlt nur noch die Erkenntnis, was der Alte für ein zynisches Arschloch ist.
Juni 29th, 2011 at 19:09
noch eine bemerkung zu “hä”: er ist einer jener leute, die eine beschreibung, eine analyse nicht akzeptieren können, weil sie ein gegenbeispiel kennen, mit dem sie dann alles andere als altherrendingens abtun.
sage ich, ich serviere heute eine möhrensuppe, und hä findet darin ein kartoffelwürfelchen, erwidert er, das ist aber keine möhrensuppe, denn es gibt darin ja noch kartoffeln.
Juni 29th, 2011 at 19:12
was lüpertz anbelangt, so ging die rede einst unter kunststudenten der HBK kassel: die lüprtzleute laufen alle so affektiert angezogen herum wie ihr meister. wer an einer akademie studiert, wird noch lange kein künstler, viele verlieren das künstlerische ohnehin als kunstlehrer und werden kleinbürger mit haus und garten.
am kunstlehrer bestätigt sich die regel, dass regelmäßiges einkommen das künstlerische im menschen absterben läßt
Juni 29th, 2011 at 19:21
@ Benjamin, da hast du wohl wahr :-)
Im Grunde ist die Verkonsumierung von “Kunst” schlichte Freizeitgestaltung, um bei Laune zu bleiben. Ein Konzert von Shakira oder Rihanna mag gute Laune erzeugen, eins einer sturzbetrunkenen Amy Winehouse halt schlechte – aber vielleicht ist gerade das auch irgendwie “Kunst” oder zumindest gut gemacht *g*
Die Erzeugung von “Kunst” dient also letztendlich auch der Freizeitgestaltung ^^
Warte mal: Die ersten großen Kriege (na, Napoleon kennt jeder), wo die Teilnehmer noch selbst zu den Schlachtfeldern laufen oder reiten und sich totstechen oder schießen mussten, äh – also die Planung dieser Schlachten auf dem Tisch mit den großen Karten, was das nicht auch Kunst, wenn die Figuren hin- und hergeschoben wurden?
“Nee, der Hügel sieht doof und ist zu beschwerlich, ich stelle meine Einheit mal dort hin, da ist auch ein Bachlauf, können meine Helden beim Durchlaufen noch schnell Wasser fassen.”
Juni 29th, 2011 at 19:24
DAS ist mal ECHTE Kunst:
:-D
Juni 29th, 2011 at 19:51
Alle, die hier schreiben, sind Künschtler (frei nach Beuys); das sagt natürlich nix über die Qualität aus.
Juni 29th, 2011 at 20:25
@juliane, genau.
übrigens vielen dank für deinen brief.
Juni 29th, 2011 at 20:29
@flatter, gerade wird ex negativo dein artikel bestätigt: den katholischen priestern geht der nachwuchs aus (DLF, 29.6.2011; 20:10)
Juni 29th, 2011 at 20:35
Juliane
1988 hatte eine Putzfrau in der Düsseldorfer Kunstakademie das Kunstwerk „Fettecke“ von Joseph Beuys weggewischt peinlich peinlich ;-)drum kommt Kunst von “Können”, Beuys konnte seine Kunst “erklären” und das ist für mich zweifelsohne die wahre Kunst ;-) .
Auch wenn sich für mich oft die Frage stellt ist es noch Kunst oder schon Bullshit .. bei fast allen 2th Generation “Künstler” trifft die zweite Kategorie..
Juni 29th, 2011 at 22:15
Herr Flatter:
@Natascha: Argumente werden nicht schöner, wenn man sie wiederholt. Der Artikel befasst sich mit einer ‘Elite’ von sogenannten Künstlern, denen, die dem Volk so verkauft werden und die sich selbst zweifellos für welche halten. Wenn du glaubst, erst das vollständige Ausrotten jeder respektablen Kunst sei ein Grund zur Trauerrede, werden wir uns nicht einig.
Erwiderungen werden nicht dadurch schöner indem die Argumente des Gegenübers wiederholt ignoriert werden.
Du stellst eine These auf, nämlich
Es gab einmal Zeiten, da waren Künstler tendenziell kritisch und verstanden sich als außerhalb des Systems stehend.
bleibst aber jedweden Beleg schuldig. Es ist eben nur eine Behauptung die Deinem persönlichen Kunsthorizont entspricht und der ich widersprochen habe, da ich sehr wohl gute, politische Kunst erlebe, immer wieder gute Bands und Autoren entdecke die ich noch nicht kannte. Wer hier alleine auf den “Mainstream” vertraut wird Heute wohl so wenig fündig wie vor hundert Jahren, denn der Mainstream ist naturgemäß kleinster gemeinsamer Nenner um ein Maximum an Konsumenten anzusprechen.
Hegemann wird in 5 Jahren niemand mehr kennen und von Westerhagens Tochter habe ich noch nie zuvor etwas gehört. Das sind Kinder die aus dem langen Schatten ihrer Eltern treten wollen, ein Bemühen das weder neu noch ein Weltuntergang ist. Solche Juniorausgaben sind besonders extrovertiert und nervig, aber ein Grund um von der “vollständigen Ausrottung jeglicher respektabler Kunst” zu fabulieren? Wohl kaum.
Wenn dann Mancher hier darüber salbaldert wie toll früher alles war als es noch die Stones und die Beatles gab (diese Erwähnung darf bei keiner Diskussion der Musikgeschichte fehlen!) und dass da keine heutige Band mehr rankommt so wirkt dieses Blog einfach wie ein Altherrenverein von Nostalgikern die der eigenen Jugend nachweinen und die Heutige ob ihrer oberflächlichen Banausenhaftigkeit zeihen. Das hat natürlich Aristoteles schon vor über 2.000 Jahren gemacht, ist insofern auch nichts Neues.
Vor allem aber spreche ich nicht vordergründig von Kunst im allgemeinen, sondern von den Eigenheiten der modernen Feudalherrschaft, der Vererbung von kulturellen und wirtschaftlichen Lehen, und weise darauf hin, dass dies auch die ‘Kunst’ erreicht hat. Natürlich man kann das totdifferenzieren, ich wollte aber kein Buch drüber schreiben.”Mangelhafte Kunst” thematisiere ich ebensowenig wie dass “die Kunst” “früher besser” gewesen sei. Solche Kategorien liegen mit völlig fern, ich konfrontiere vielmehr einen Anspruch als Möglichkeit (Transzendenz, Aura) mit einer Gesellschaft von doofen Hofschranzen als Realität. Das ist das Spannungsfeld, in dem ich die herrschenden Zustände beschreibe.
Ich widerspreche Deiner Analyse ja auch nicht im Allgemeinen, sondern im Speziellen, nämlich wegen der Behauptung früher (wann genau eigentlich?) wäre das irgendwann mal besser gewesen. Tatsächlich ist der Feudalismus doch so alt wie die Zivilisation selbst und hat auch den Übergang zu mehr oder weniger demokratischen Gesellschaften relativ unbeschadet überstanden. Mit Sicherheit war die Gesellschaft zu Zeiten unserer großen “Dichter und Denker” noch wesentlich feudaler und weniger egalitär als sie es Heute ist und oft genug waren Künstler Teil dieser Strukturen statt als arme Poeten außerhalb zu stehen und sich zu empören.
Der Feudalismus hält sich auch deshalb so hartnäckig, weil praktisch alle normalveranlagten Eltern ein Maximum an Lebenschancen an ihre Kinder vererben wollen. Hier werden Einige schreiben die selbst Kinder haben und mir da kaum widersprechen können. Wer die Ressourcen hat um seinem Kind ein Gymnasium in guter Gegend oder gar eine Privatschule zu bieten nebst Strauss außerschulischer Aktivitäten vom Musizieren bis zum Pferd, der tut das mit Selbstverständlichkeit. Die eigenen Netzwerke werden genutzt damit die Kinder einen Fuß in die Tür bekommen. Das ist die ureigene Natur des Elternseins, ebenso wie es die ureigene Aufgabe des Staates ist die daraus resultierenden Ungleichheiten zu nivellieren. Dass der Staat – also letztlich wir alle – was das angeht in den letzten Jahrzehnten einen ziemlich beschissenen Job macht sehe ich ebenso.
Der Künstler selbst hat keine Aufgabe die sich klar definieren ließe. Er kann unterhalten und damit einen Haufen Geld verdienen, er kann provozieren, er kann sich empören und diese Empörung in seiner Kunst kanalysieren um auf Misstände aufmerksam zu machen.
Andeutungen, ich sei “zu faul” für irgend etwas und Mutmaßungen, wen ich evtl. kenne, sind Anmaßungen, wo die Argumente wohl aus waren.
Ein Eingeständnis dass ich weiß wen Du kennst ist keine Mutmaßung darüber wen Du kennst (eine Mutmaßung setzt das Vorspiegeln von Wissen voraus), Anmaßung dagegen ist eher so was wie das hier:
Deine Leidensromantik krankt an dem individualistischen Weltbild, das sie euch heute eintrichtern.
Zum Einen gibt es “uns” nicht, denn Du sprichst hier von Millionen Individuen mit denen ich nicht pauschal in einen Topf geworfen werden will, zum Anderen wird gerne verdrängt wer “sie” sind, nämlich die Generation 40+ die an den Schalthebeln in Medien, Politik und Wirtschaft sitzt und dafür verantwortlich ist was “uns” eingetrichtert wird.
Die Propaganda der ein junger Mensch von Geburt an ausgesetzt ist fällt schließlich nicht vom Himmel sondern wird von den älteren Generationen aus purem Eigennutz produziert, ebenso wie die älteren Generationen die Jugend zwei Mal im letzten Jahrhundert in eine gigantische Schlachtbank abkommandierten nur um die eigenen Taschen weiter mit noch mehr Macht und Geld zu füllen.
Aus diesem Grund sind anmaßende Äußerungen über die indoktrinierte Jugend fehl am Platz.
Juni 29th, 2011 at 22:41
Natascha
Wenn dann Mancher hier darüber salbaldert wie toll früher alles war als es noch die Stones und die Beatles gab …. wirkt dieses Blog einfach wie ein Altherrenverein von Nostalgikern die der eigenen Jugend nachweinen und die Heutige ob ihrer oberflächlichen Banausenhaftigkeit zeihen.
PMS ?
Du haengst dich weit aus dem Fenster dafuer das du nicht richtig gelesen hast .. Niemand schrieb das keiner an Stones etc rankommt sondern das diese bei den heutigen Auswahl und Vermarktungskriteren gar nicht erst Erfolg gehabt haetten !
Also erst lesen dann posten… ;-)
666
Juni 29th, 2011 at 23:23
@Natascha: Lassen wir das. Da oben steht so viel Unsinn, das gebe ich mir nicht in dieser epischen Länge. Allein der Satz:
“Der Feudalismus hält sich auch deshalb so hartnäckig, weil praktisch alle normalveranlagten Eltern ein Maximum an Lebenschancen an ihre Kinder vererben wollen” verkennt völlig die Klassenunterschiede, hantiert mit einem unkritischen Begriff von “Normalität” und geht an jeder Ralität dessen vorbei, was in diesen Zeiten vererbt wird. Darüber hinaus rede ich nicht von ‘den Künstlern’, folge nicht deinen Privatdefinitionen (siehe “Mutmaßung”) usf.. Ich diskutiere gern jeden einzelnen Aspekt meiner Artikel und versuche, diese zu erläutern. Ich diskutiere aber nicht darüber, ob sie den Kategorien der kapriziösen Weltsicht einzelner Leser entsprechen.
Juni 30th, 2011 at 08:51
@flatter: Ich liebe ja echt die bissige Art deines Blogs, aber in Diskussionen in den Kommentaren bist du wirklich mehr als anstrengend. Du wirkst nicht selten altklug und arrogant. Und bevor du mich jetzt rauskickst sage ich noch: Ich finde das EHRLICH schade!
Juni 30th, 2011 at 09:19
Ja, genau, hör gefälligst auf, Dich wie ein normaler Mensch aufzuführen…
*kicher*
Juni 30th, 2011 at 09:24
@50…Du wirkst nicht selten altklug und arrogant…
findest du? ich nicht…
wenn du dies hier als altklug und arrogant empfindest, dann kennst du aber den Spiegelfechter noch nicht… da kommt dann noch Rabulistik dazu
Juni 30th, 2011 at 10:04
“Raunz.”
“Raunz.”
“Raunz, raunz!”
“Raunz, raunz!”
usw.
Juni 30th, 2011 at 11:03
WUFF!
Juni 30th, 2011 at 11:09
Eine Antwort der Art “Da oben steht so viel Unsinn, das gebe ich mir nicht in dieser epischen Länge.” empfinde ich so, ja!
Mag sein, dass das eine passende Reaktion auf Getrolle und Geflame ist, wobei ignorieren da wohl erfolgreicher ist, aber als Reaktion auf einen Kommentar, der versucht am Thema zu argumentieren, ist das einfach nur assig.
Juni 30th, 2011 at 11:14
“Assig” ist das Niveau, das ich eben nicht pflege. Wie ist das wetter im Glashaus?
Wenn jemand einen Kommentar schreibt, der länger ist als der Artikel und ich jedem einzelnen Satz an zwei Stellen widersprechen müsste, lasse ich mich nicht mehr darauf ein. Ich diskutiere Lesermeinungen zum Artikel, nicht zu jedem Tiffef.
Selbstverständlich habe ich dich jetzt gekickt. Du bist aus dem Internet gelöscht. Für immer.
Juni 30th, 2011 at 11:43
“[...]das diese bei den heutigen Auswahl und Vermarktungskriteren gar nicht erst Erfolg gehabt haetten !”
Ich war schon immer ein Kind des Underground und was früher in dunklen Kellern stattfand, gibt es heute kaum noch. Mich kotzen ansonsten Roland Kaiser singende “Weiber” auf Rammstein-Konzerten an, mich kotzen Mainstream-Snösel, die so angepasst sind, dass schon der Anblick scmerzt, auf Technoparties an. Das versaut einem alles. Heute ist es cool, wenn Politiker sich als Heavy Metal Fans outen, niemand wundert sich wenn ein Fitness Center die Love Parade promotet. Damit geht jede Subkultur unwiederbringbar unter. Ich war das letzte mal auf der Loveparade, als ein Marienhof-LKW an mir vorbei fuhr…
Es ist eben gar nicht so, dass die Rolling Stones heute keinen Erfolg mehr hätten, sondern dass sie zu tode commerzialisiert werden und am Ende nichts mehr von der Kunst übrig bleibt. Das ist eigentlich auch das Schicksal von Rammstein oder auch Unheilig usw. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Subkultur muss nicht heißen, dass sie erfolglos und klein ist, sondern dass sie sich der Commerzialisierung und der Gewinnmaximierung verweigert. Gerade das findet aber nicht mehr statt.
Das Recht und die Pflicht der Jugend auf Rebellion, die natürlich immer schon Ausdruck in der Kunst fand, wird schon im Keim erstickt, verbogen und angepasst, bis nur noch ein schlechtes Abziehbild von Klischees übrig bleibt.
Juni 30th, 2011 at 11:44
Steht irgendwo, dass du meiner Meinung nach hier alles ausdiskutieren sollst, was dich nicht interessiert oder auf das du keine Lust hast?
Das Ding ist wohl eher, dass du abschließend noch mal nachtreten musst, um auch ja deinem Diskussionspartner (wenn man die denn so nennen kann) zu zeigen wie gering du sie und ihre Meinung doch schätzt.
Bin dann mal eben mir ‘nen neues Internet kaufen…
Juni 30th, 2011 at 12:13
@Superkuh: Der Film, der in deinem Kino läuft, wird hier nicht gespielt. Ich trete gar nicht, ich äußere meine Meinung gegen eine andere. Habe ich irgenwo jemanden beleidigt, bin ich persönlich geworden? Was soll dieser Vorwurf? Wenn du es allerdings nicht aushältst, dass andere ihren Dissens deutlich äußern, kann ich dir nicht helfen.
Wenn ich jemanden lang mache, sieht das anders aus. Du würdest vermutlich den Notarzt rufen.
Juni 30th, 2011 at 12:22
Bonsta
Zu tode commerzialisiert waren die seinerzeit bis heute auch .. Ich wollte zum Ausdruck bringen das dieser “Werdegang” von einer Keller, Kneipen Band bis zum populistischen veröffentlichen und dem daraus resultierenden Kommerz und Berühmtheitsgrad heute nicht mehr funktioniert weil sich die Labels,Produzenten blabla ihr “Stars” selbst backen ,nach Marktuntersuchungen passgenau auf die “Bedurftnisse” der Konsumenten …
Früher wurde aus Kunst Kommerz – Heute wird aus Kommerz Kunst
Ausdrücklich ist das meine Sicht der Dinge die man nicht teilen braucht .. ;-)
PS: die meisten Hard Rock/Heavy Metal Bands stehen nicht in der Öffentlichkeit und sind weit von Commerzialisierung und Gewinnmaximierung entfernt..wie du ja auch schreibst,falls ich das richtig verstehe..
666
Juni 30th, 2011 at 13:20
[...] … ein Hofstaat, in dem selbst die Narren gottlos dämlich sind und ohne jeden Witz. [...]
Juni 30th, 2011 at 14:11
Sieh’s doch einfach so: Jede Zeit hat ihre Kunst. Und jede Kunst hat ihre Zeit.
Juni 30th, 2011 at 14:21
Völlig richtig.
Juni 30th, 2011 at 21:32
flatter richtig so. Ich bin alt oder wie die jungen sagen ein alter Esel…
aber sowas können die immer noch nicht:
https://www.youtube.com/watch?v=g4ouPGGLI6Q
Da fehlt halt bei vielen Jungspinnern die Substanz.
Übrigens: Der….Akkerman ist besser als der Ackermann
nebenbei: Bass voll aufdrehen
Juli 1st, 2011 at 11:08
Für Interssierte hier ein Artikel: „Das Künstlerprekariat sitzt in der Falle“.
Da geht es, anders als im Ursprungspost, um die vielen schlechtverdienenden (Berliner) Künstler.
https://www.monopol-magazin.de/artikel/20101584/-chris-dercon-kuenstlerprekariat.html