Nachdem ich gestern das Thema bereits angekratzt hatte, drängt es sich heute auf: Wie viele Milliarden braucht man, um Fußball zu spielen? Die Rummenigges und Rauballs laufen Amok, weil das Kartellamt sich erdreistet hat, die Zuschauer nicht auszuplündern zu lassen, damit sie noch samstags zu einer akzeptablen Zeit in Bild und Ton über den Spieltag informiert werden. Fußball im Fernsehen mag ein schrecklich profanes Thema sein, aber es kreuzen sich hier alle Linien, die den Konflikt zwischen einem losgelassenen Markt und den Interessen der Menschen aufzeichnen.
Es geht um zusätzliche Einnahmen aus dem exklusiven Recht des Pay-TVs, über die Spiele zu berichten. Bereits jetzt zahlt “Premiere” 220 millionen Euro für Live-Berichte und andere Exklusivrechte. Es sollte noch mehr werden, unter der Bedingung, daß jeder, der vor 22 Uhr Spielberichte sehen will, dafür zahlt. Daß vor allem die Chefsympathen von Bayern München jetzt schäumen, ist so durchsichtig wie albern. Die Bayern haben Jahr für Jahr etwa das doppelte Budget von Werder Bremen (60/30 Millionen) zur Verfügung. Der Gesamtumsatz der Bayern liegt bei knapp 190 Millionen.
Die reichsten europäischen Vereine setzen über 250 Millionen um. Die Bayern, die gern das eine oder andere Milliönchen investieren, um Talente anderer Vereine auf der Tribüne versauern zu lassen, geifern nicht nur ihre Überzeugung heraus, man könne durch Geld – und nur durch Geld – guten Fußball zustande bringen, sie beschwören auch noch den Untergang des deutschen Fußballs, weil sie nicht mit Clubs mithalten können, die ein paar Prozent mehr in teure Superstars investieren. Von Gewinnen ist in dem Zusammenhang natürlich keine Rede, das ganze Geld dient nur der Ehre von Volk, Fußball und Vaterland.
Daß Geld allein nicht zum Erfolg führt, haben Clubs wie Schalke, Berlin, Wolfsburg, Dortmund, Stuttgart und andere in den letzten Jahren eindrucksvoll demonstriert. Selbst Bayern und Madrid haben übles Gekicke für massig Kohle abgeliefert. Der Unterschied liegt darin, daß sie seit Jahrzehnten kaufen wie blöde und damit die Statistik aufpolieren.
Es ist wie im richtigen Leben: Diejenigen, die den Hals schon voll haben, wollen sich ein Recht darauf sichern, so viel Geld zu drucken, daß die Underdogs ihnen nicht mehr in die Suppe spucken. Das blöde Argument, daß irgendwo auf der Welt irgendwer noch mehr “Money for Nothing” einheimst, wird zum “Standortfaktor” erklärt, der Deutschland in den Ruin treibt. Wörtlich:
- “Es wird immer schwieriger, international wettbewerbsfähig zu sein” (Rummennige)
- “Das könnte den deutschen Profi-Fußball um Jahre zurückwerfen” (Rauball)
- “Wir sind auf dem besten Weg, den Standort Deutschland für den Profifußball massiv zu gefährden” (Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball Liga)
Derselbe Sermon, der jedesmal daher geleiert wird, wenn hohe Gewinne nicht hoch nicht genug sind.
Es ist nie die Rede davon, daß jemand davon profitiert, wer davon profitiert und welche Substanz dahinter steht. Mehr als hundert Jahre Vereinsfußball, zigmillionen Fans und Aktive haben dafür gesorgt, daß es “diesen Fußball” gibt. Sie haben nichts dafür verlangt, sondern einfach ihre Leidenschaft investiert. Die aktuelle Generation dieser Zuträger soll jetzt die Klappe halten und zahlen. Sie sind Rechtlose und Untertanen.
Aktiengesellschaften und andere Geschäftemacher, die den ganzen Zirkus gekauft haben, halten sich ernsthaft für die Eigentümer dieser Welt, woraus sie aggressiv das Recht ableiten, immer mehr davon zu haben. Kein “Argument” ist dafür zu dumm. Die dümmsten werden Tag für Tag in die Öffentlichkeit geblasen.
Daß es überhaupt noch staatliche Instanzen gibt, die diesem Alptraum entgegentreten, ist den nimmersatten Idelogen der Raffgier ein rostiger Nagel in ihren kalten Augen. Wie so oft, gibt es keinen Aufschrei der Massen, geschweige denn einen Aufstand. Im Gegenteil: So lange es “Fans” der FC Bayern AG gibt, dürfen sich die grauen Herren beinahe bestätigt fühlen.