Chauvinismus ist schwer. Eine Ironie, die nur das Leben schreiben kann, macht Frauenfußball derzeit zur ultimativen Rache der Realität an der Ideologie. Alles fließt. Was dabei herauskommt, ist allerdings ein zäher unappetitlicher Käse.

Das beginnt damit, dass man sich entscheiden muss, ob man Nationalist sein will oder Frauenfeind. Keine leichte Entscheidung. Ähnlich geht es den Fußballfans, die genötigt werden, den schwarzrotgelben Sexersatz der vergangenen Jahre jetzt auf Weibergrätschen zu übertragen. Da gehen einem ja sämtliche Kategorien flöten.

frafubaAm schlimmsten toben die politisch Korrekten. Die Bigotterie kennt keine Grenzen. Neulich musste ich mir im Radio Hörer-Elogen auf den Frauenfußball anhören. Der sei, so der Tenor, besser als der der Männer. Um es der Wahrheit kurz zu machen: Die besten Frauenteams spielen ungefähr das, was die Kerle in den 70ern zelebriert haben. Die mittelguten von denen. Von modernem Kurzpaßspiel, dem Tempo und der technischen Qualität der Männer trennen sie Welten. Die wenigen Spitzenmannschaften der Frauen, wohlgemerkt. Der Rest kickt so grottig, dass sich passende Attribute schon aus Höflichkeit verbieten.

Drei Sorten Frauenfeinde

Nein, das will niemand toll finden müssen, der sich für Fußball interessiert. Da scheint einzig die schneidig ablehnende Haltung Linderung zu schaffen, der blanke Machismus. Es gibt diskriminierende Witze, die sind gut, weil sie so übel zulangen, dass sie die Diskriminierung selbst bloßstellen. Ich werde hier trotzdem keinen erzählen. So etwas macht man vor Leuten, von denen man weiß, wie sie es auffassen.

Anders zum Beispiel Speichel Online, das Organ für den gepflegten Griff in die publizistische Güllegrube. Dass die Herrenreiter dort ihren Spaß an der billigen Zote nicht verbergen können, geht in Ordnung. Die Verpackung in Form peinlich gespielter Empörung aber macht es nur noch widerlicher. Als “schlimmste” Chauvisprüche zum Frauenfußball wurde dieser Tage eine Klickstrecke annonciert, ein Trojanisches Pferd, aus dem man scheinbar ungestraft die Sau rauslassen konnte. Das ist das Niveau des “Spiegel”: Keine Meinung, dennoch allzeit stammtischtauglich.

Der Sommeralbtraum der Journaille und ihrer Leser hat also begonnen. Selbst wer keine Lust auf Fußball hat, keine Lust auf äußerst mäßigen Fußball oder auf patriotische Attitüde, wird in den kommenden Wochen bis aufs Blut gequält werden, mit überflüssigen verlogenen ‘Berichten’ über einen irrelevanten Sport und einer hinterfotzigen Frauenverachtung, gegen die der echte Chauvinismus eine Wohltat war. Was soll’s? Das dient schließlich alles Wachstum und Beschäftigung.