Kampagnen: “Antisemitismus in der Linken”
Posted by flatter under Journalismus , Politik[77] Comments
21. Jun 2011 0:43
Es ist nicht einfach, als Deutscher zum Nahostkonflikt Stellung zu nehmen. Es ist hingegen sehr einfach, sich dabei zum Deppen zu machen. Am einfachsten ist es freilich, Leute zu finden, die sich zum Deppen machen und ihnen “Antisemitismus” vorzuwerfen. Das kann man wohlfeil ausnützen, und derzeit wird, womöglich mangels Talent zur politischen Auseinandersetzung, mit der Linken dieses Spiel getrieben.
Ich halte mich hier mit Äußerungen zu Israel zurück, aus guten Gründen. Vor allem Prinzipielles habe ich nicht dazu zu sagen. Als Europäer kann man sich die Haare raufen, wenn man sich anschaut, was die fehlende Trennung von Staat und Religion an Konflikten hervorruft. Als friedliebender Mensch kann sich an den Kopf fassen angesichts der Außen- und Sicherheitspolitik von Leuten wie Scharon oder Netanjahu. Religiöser Fundamentalismus und Gnadenlosigkeit auf allen Seiten, Waffennarren und Falken, das kennt man auch aus anderen Konflikten, die eben darum keine Lösung und kein Ende finden.
Deutsch Nahost?
Im Fall Israels steht im Mittelpunkt des Konflikts dessen Existenzrecht. Die Araber erkennen dieses auf breiter Front nicht an. Israel definiert seine Politik weitgehend über die Sicherung dieser Existenz, wobei man durchaus der Ansicht sein darf, dass die konkrete Politik eher das Gegenteil befördert.
Bei der Frage um das Existenzrecht des Staates, der als unmittelbare Folge des Holocaust entstanden ist, kann man als Deutscher nur den Rand halten. Niemand braucht die Meinung der Deutschen zu diesem Thema. Es gibt noch 190 andere Staaten in der UNO, deren Bürger das diskutieren können.
Das bedeutet keineswegs, dass man sich nicht zur Politik Israels äußern darf. Wenn man sich aber dazu gedrängt fühlt, sollte man sich auf konkrete Ereignisse und das Handeln konkreter Personen beziehen. Ist Netanjahu ein Kriegstreiber? Kann man fallweise diskutieren. Die Mauer von Gaza ein Schandmal? Ein naheliegender Gedanke. Das ändert nichts daran, dass die Bürger Israels sich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass sie dort leben. Man muss Israel nicht unterstützen, wenn es das Völkerrecht verletzt oder Unsinn veranstaltet. Man kann das auch kritisieren. Viel dürfte das allerdings nicht bringen. Der Bundesregierung sei angeraten, Israel zu unterstützen, ohne den Palästinensern zu schaden. Schwierig genug und kein Thema für den Stammtisch.
Manche kapieren das nicht, zumal solche, deren Gerechtigkeitsempfinden mangels geschichtlicher Orientierung auf Alarm getrimmt ist. Diese findet man durchaus im linken Spektrum. Und selbstverständlich gibt es auch unter denen Lautsprecher, Provokateure und Trolle. Darüber mag sich der Zentralrat der Juden echauffieren, wenngleich das schon nicht besonders klug ist.
Wenn aber die Medien und die bürgerlichen Restparteien das ausnützen, um eine dümmliche Kampagne zu fahren, ist das etwas anderes. So wie sich das gestaltet, hat es die Grenzen der Infamie überschritten.
Wem nützt es?
Es gibt zwei mehr oder weniger empörungsfähige Details, die seit Wochen immer wieder erwähnt werden, so als seien alle Linken verkappte Judenfeinde. Vor allem ist da natürlich dieses schwachmatische Machwerk, das grafisch den Davidstern mit dem Hakenkreuz verbindet. Die Vollidioten, die dafür verantwortlich sind, mit der Linken zu identifizieren, ist nicht nur verlogen und dumm, sondern auch absurd. Wäre die Partei so blöd, dergleichen zu befürworten oder auch nur zu dulden, wäre sie kein Gegner mehr für irgendwen. Wieder einmal aber tut sich u.a. “Spiegel Online” damit hervor, diesem Getrolle zum Erfolg zu verhelfen.
Die Ironie dieser Propaganda liegt vor allem darin, dass der unzweifelhaft antisemitische Urheber mithilfe der antilinken Propagandisten ein Zeichen setzen konnte: Wenn der Judenhass sich nur obszön genug äußert, ist er es wert, verbreitet zu werden. Und da man solche Äußerungen nur zu gern opportunistisch auf Gruppen zurückführt, anstatt sie den verantwortlichen Personen zuzuordnen, findet sich auch garantiert jemand, dem an Kollektivbeschuldigungen liegt. Das sorgt dann auch gleich für eine tolle “Debatte”. Das perverse Spiel mit der Öffentlichkeit folgt dabei nicht zuletzt den Regeln, denen fast alles folgt: Antisemitismus ist ein Geschäft. Am Montag am Kiosk.
Juni 21st, 2011 at 02:11
[...] Kampagnen: “Antisemitismus in der Linken” [...]
Juni 21st, 2011 at 07:14
@ flatter
“Bei der Frage um das Existenzrecht des Staates, der als unmittelbare Folge des Holocaust entstanden ist, kann man als Deutscher nur den Rand halten.”
ich finde, das gegenteil ist der fall. gerade deutsche haben sich prinzipiell für das existenszrecht israels einzusetzen – das schließt aber eben auch eine kritik nicht aus – zumindestens wenn sie sich nicht gegen “den juden” – sondern gegen realpolitik richtet, die es weder den israelis noch den pälestinensern ermöglicht friedlich miteinader umzugehen. das meine ich durchaus in beide richtungen.
aber die situation ist so verfahren und alle haben scheuklappen vor den augen.
nur durch die verbesserung von lebensbedingungen in dieser region, die allen dort lebenden menschen zugute kommt, wird der wiederstand eines teils der menschen gegen die isrelis aufhören.
Juni 21st, 2011 at 08:05
Ziemlich ideologische Parteinahme: Die Araber sind hier der Abschaum, der den Holocaust anstrebt, Israel die verfolgte Unschuld, das in seinem Abwehrkampf nur manchmal zu weit geht:
Daß die Vokabel “Existenzrecht” nichts als Popanz ist, um legitime arabische Ansprüche abzuwehren, fällt flatter gar nicht ein. Diese Ansprüche könnten nicht berücksichtigt werden, denn Juden drohe dadurch der Holocaust, denn Moslems sind nichts als finstere, brutale Mörder und Judenhasser. Natürlich sind Araber nicht gut auf Israel zu sprechen, nach Jahrzehnten kriegerischen Konflikts. Diese Feindschaft zum antisemitischen Vernichtungswunsch umzulügen, ist schon ziemlich bescheuert. Weil zu befürchten ist, daß es noch mehr Leute gibt, die das so sehen, wird gleich schon mal klargestellt:
Die unbestellten Vertreter der von den Nazis verfolgten Juden verbitten sich klare Einsichten und Stellungnahmen, seien sie auch noch so gut begründet.
Irgendwie komisch finde ich doch, daß Du der Linkspartei nahestehst. Eigentlich geht es ja nicht um die blöde antisemitische Streitschrift von “Radio Islam”, sondern um das Engagement der Linken für die Rechte der Palästinenser, das sich z.B. in Kreuzfahrten im Mittelmeer ausdrückt. Linksparteimitglieder sind halt edle Ritter. Deswegen mischen sie sich überall ein, wo sie meinen, daß Menschen Unrecht geschieht. Die Linkspartei dürfte den Ruf des Antisemitismus deshalb nie los werden.
Der Vorwurf des Antisemitismus läßt sich noch ausbauen. Linke engagieren sich z.B. auch gegen den Abbau von Minderheitenrechten, der sich in Minarett- und Kopftuchverboten ausdrückt. Das befördere Antisemitismus. Möchtest Du mal hören?
Juni 21st, 2011 at 08:05
Sehr gut geschrieben flatter. Ein Statement, dem nichts hinzuzufügen ist.
Juni 21st, 2011 at 08:06
……es wird Zeit, dass diese Pulverfass mal richtig in die Luft fliegt….nur so löst sich dieses Problem….
Juni 21st, 2011 at 08:17
“Antisemitismus ist ein Geschäft. Am Montag am Kiosk.”
Treffend auf den Punkt gebracht.
Juni 21st, 2011 at 08:19
@ reinhard
also bevorzugen sie die bekannte atombombe auf alles da unten oder wie?
find ich zimlich schräg!!!!
Juni 21st, 2011 at 08:32
………………..außer einigen Textpassagen aus konkret (nachdem ich Nr. 2 las):
“Wegen des Sechs-Tage-Kriegs 1967 waren die linken Philosemiten von Israel enttäuscht: Plötzlich begriffen sie, daß ihr sozialarbeiterisches Mitleid nicht gefragt war, und fühlten sich zurückgestoßen, weil die Militanz des Judenstaates dem deutschen Moralpazifismus widersprach, den sie für die für alle verbindliche Konsequenz aus Auschwitz gehalten hatten.
Ohne Zweifel nämlich gibt es diese Kontinuität eines linken Antisemitismus, die sich nach 1969 von der Erklärung Ulrike Meinhofs zum palästinensischen Anschlag auf die Olympischen Spiele in München 1972 – die fatal an die Logik der Berliner Attentäter erinnert -, über die Selektion jüdischer Passagiere durch deutsche Flugzeugentführer 1976 bis zum versuchten Massenmord an sowjetischen Juden in Ungarn 1991 zieht. Die Frage ist, ob die Geschichte des bewaffneten Kampfes darin aufgeht bzw. untergehen muß. Gerade der Antizionismus unterschied die militanten nicht von den anderen linken Gruppen, der antiimperialistische Duktus ebensowenig. Von der Befreiung vom “Judenknacks” haben, wie sich Jahrzehnte später gezeigt hat, nicht nur die damaligen Militanten geträumt. Mit der Parallelisierung von Nazis und Juden und der Gleichsetzung von Israel und Nazideutschland haben sie allerdings etwas Originäres und Bleibendes geschaffen, bei dem sich heute von Norbert Blüm bis zur “Jungen Welt” alle bedienen, die, wie man so schön sagt, Israel kritisieren wollen. Sogar international hat diese rhetorische Figur eine wunderbare Karriere hinter sich – erst kürzlich bezeichnete der Autor und UN-Berichterstatter Jean Ziegler den Gaza-Streifen als “Vernichtungslager”.
reinhard 4.: Du meinst die Atombombe, Napalm oder die Neutronenbombe? Wenn das Satire sein soll, hast Du sie schlecht rübergebracht.
Juni 21st, 2011 at 08:36
Was wohl passiert, wenn “die Punks” oder “die Goths” sich ein Stückchen Land wo abzwacken?
Darf Kreuzberg unabhängig werden, wenn erst mal genug Migranten Opfer rechter Gewalt wurden?
Juni 21st, 2011 at 08:41
Verschiedene Aussagen des Beitrags teile ich.
Einzelne hingegen nicht. Zum Beispiel hat die Frage um das “Existenzrecht” von Israel u.a. zu dem ziemlich überhasteten Beschluss der Linken geführt, wonach das Eintreten für eine “Ein-Staaten-Lösung” im Ruch des Antisemitismus steht. Abgesehen davon, dass es vielleicht gute Gründe gibt, keine Zwei-Staaten-Lösung zu wünschen, hat der Beschluss u.a. zur Konsequenz, dass jene Leute, die die PalästinenserInnen dazu auffordern, ihre Recht als Bürger einer israelischen Staates zu fordern, auf einmal ziemlich “antisemitisch” wirken. Tolle Wurst!
Die Linke hat sich damit wirklich super ins eigene Knie geschossen.
Zustimmung auf jeden Fall zum Hinweis, dass Kritik immer konkret sein sollte. Das machen “die Linken” – aber auch andere – i.d.R. öfters falsch. Abgesehen davon teile ich die Einschätzung, dass hier eine Kampagne gefahren wird. Mit der kürzlichen Äußerung des Zentralrats der Juden in Deutschland erfährt das eine weitere Zuspitzung. Gibt es keine anderen jüdischen Organisationen? Was meinen die dazu? Fragen über Fragen.
Peter Ullrich von der Uni Leipzig, der schon länger an dem Thema forscht, und der in den letzten Tagen/Wochen von verschiedener Seite interviewt wurde, meinte irgendwo sinngemäß, dass bei der Kampagne wohl auch eine gehörige Portion Anti-Kommunismus eine Rolle spielt. Ich denke, ganz unrecht hat er damit nicht. Vieles in der Kampagne macht auf mich den Eindruck, dass es mit vorgeschobenen “Argumenten” gegen die linken Kommunisten vorzugehen gelte. Ganz so, als ob der Russe noch draußen vor der Türe stünde. Wie im kalten Krieg.
Arbo
P.S.: Zudem bin ich der Meinung, dass jene “Studie”, die das Ganze jetzt angestoßen hat, durchaus fadenscheinig ist. Die politische Motivation lässt sich bereits dem Titel entnehmen.
Juni 21st, 2011 at 08:47
Wenn ich mich nicht übers “deutschsein” definiere, darf ich sehr wohl die Israelische Politik beschissen finden. Faschos sind Faschos – immer und überall.
Juni 21st, 2011 at 08:51
Eine Anfang November 2003 veröffentlichte EU-weite Umfrage hat deutlich gemacht, unter welchen Vorzeichen die von Jürgen Habermas und anderen beschworene kerneuropäische Identitätsbildung vonstatten geht. Für das sogenannte Eurobarometer wurden 7.515 EU-Bürger in einer durchaus wahnhaft konnotierten Formulierung gefragt, welches Land die größte Bedrohung für den “Weltfrieden” darstelle.
Die Antwort fiel deutlich aus: 59 Prozent der Befragten nannten Israel; es folgen die USA, der Iran und Nordkorea mit jeweils 53 Prozent. Unter den Deutschen fühlen sogar 65 Prozent sich und den Rest der Welt von Israel bedroht, in Österreich 69 und in den Niederlanden 74 Prozent.
Willkommen im Club!
Juni 21st, 2011 at 09:17
Ohne nun eine Diskussion anfachen zu wollen, lieber Stephan Erdmann, so möchte ich doch einwenden, dass ich in dem Text viel Erbschuldbehaftetes erblicke. Du hast ja völlig recht, was da teilweise an Verschwörungsrhetorik breitgetreten wird, macht den Weisen von Zion die Ehre. Aber grundsätzlich glaube ich, dass man als heutiger Deutscher mitdiskutieren darf – auch verurteilen darf. Vielleicht sogar muß.
Dabei meine ich nicht, wie Charles Lewinsky in seinem Stück “Ein ganz gewöhnlicher Jude” schreibt, dass da die Logik “Ihr Juden seid von uns geschlagen worden, nun solltet ihr gelernt haben, dass man das nicht tut, weil ihr es selbst erlebt habt”. Das nicht! Man muß natürlich maßhalten mit seiner Kritik.
Ich bin offiziell Deutscher (mir selbst ist egal, was ich bin), mein Großvater war Wehrmachtssoldat – ob er Schuld trug, weiß ich nicht. Diese Generation hätte doch eher schweigen müssen. Wir verachten die Sippenhaft, die es bei den Nazis gab – Erbschuld ist aber geistige Sippenhaftung. Ich weigere mich einfach, für die Schuld meiner Ahnen kriminalisiert zu werden. Dabei verurteile ich aber das, was sie taten. Da spricht man gerne vom “deutschen Volk”, als sei das irgendeine Masse, die die Zeit überdauere. Und das deutsche Volk habe schuld – ich bin aber nicht das deutsche Volk, ich selbst bin unschuldig. Ich trage, wie jeder Mensch, die Verantwortung, dass sich dergleichen nicht mehr wiederholt – ich muß mich aber nicht verstecken und erbschuldig sein.
Juni 21st, 2011 at 09:20
@Pawlow, #10:
Hat Chefe ja auch gar nicht verboten, aber Diskussionen über das Existenzrecht des Staates Israel mag er wohl nicht.
Juni 21st, 2011 at 09:54
“Israel muss von der Landkarte getilgt werden”, rief Ahmadinedschad auf Persisch im Oktober 2005 und erhielt Applaus von rund 4000 Studenten. Aus dem an die Presse verteilten englischen Redetext wurde dieser Satz getilgt. Auch andere Sprecher, etwa der Hamasvertreter in Teheran, schlugen in die gleiche Kerbe. Die Welt reagierte unterschiedlich bestürzt auf diese Äußerung des frisch gewählten Staatsoberhaupts des Iran.
Ausgerechnet Deutsche waren es nach dem Krieg, die den Juden vorwarfen, sich nicht gewehrt zu haben. Nun können sie es.
Juni 21st, 2011 at 10:42
Eine Frage die mich beschäftigt ist, was haben die Palästinenser mit dem Holocaust zu tun?
Juni 21st, 2011 at 11:11
@altautonomer 09:54 h
Daß Teile der Rede von Ahmadinedschad falsch übersetzt und diese falsche Übersetzung von den Medien verbreitet wurde, ist mittlerweile belegt und offiziell bestätigt.
Quellen – u. a.:
https://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=12382
https://www.steinbergrecherche.com/08bpb.htm
https://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Iran/israel.html
Juni 21st, 2011 at 11:16
Ich fühle keine besondere Verplichtung, nur aufgrund meiner Vorvorgänger einer Diskussion über Isreal aus dem Weg zu gehen. Jeder Mensch beginnt ein neues Kapitel und Erbsünde gibs in der röm.kath. Kirche aber nicht bei freidenkenden Menschen. Die einzige Leitlinien die für mich gelten ist die Menschenrechtskonfession und die steht derzeit eher auf Seiten der Palästinenser. Keiner will Isreal von der Landkarte verschwinden lassen, aber der gelebte Rassismus und die Schikanen gegenüber Andersgläubigen sind schon ziemlich unerträglich. Auf der anderen Seite sind die Araber die Isreal das komplette Existenzrecht absprechen. Was genauso unerträglich ist. Das sollte im Zentrum der Diskussionen stehen und nicht irgendwelche geschichtlichen Diskussionen, die in Wahrheit nur die Generation betrifft die dabei war, für alle anderen ists das genauso sinnlos wie sich für den Massenmord in Ruanda oder die Eingeborenen Genesis in Amerika verantwortlich zu fühlen.
Juni 21st, 2011 at 11:18
@polifisch(1): Ich bin der Ansicht, dass das Existenzrecht Israels für Deutsche so selbstverständlich sein sollte, dass es schon dumm ist, das auszusprechen. Welch eine Geste, Israel als Deutscher das zuzugestehen!
@georgi(2): Du reagierst reflexhaft. Wie kommst du darauf, dass die Nichtanerkennung Israels einen “Holocaust” durch die Araber” bedeutet? Aus deren Sicht ist das völlig nachvollziehbar, denn sie lebten dort schon vorher. Insofern hat sich Deutschland auch an den Arabern versündigt, was man freilich nicht gutmacht, wenn man wieder auf Juden eindrischt. Wie gesagt: Es gibt andere, die diesen Konflikt regeln können. Wir können es nicht.
@Pawlow (10) Der Ansatz könnte funktionieren. Als deutsche Partei wird es dir allerdings schwerlich gelingen, nicht deutsch zu sein. Und auch in de Fall ist es nicht sinnig, “die israelische Politik” zu kritisieren, sondern einzelne Entscheidungen oder Programme.
@Altautonomer (11): Die Umfrage ist perfide. Dass Israel einer der zähesten Konfliktherde ist, lässt sich ja nicht abstreiten. Wer darauf entwortet, hat schon verloren.
@Roberto: Vorab würde es mich freuen, mich nicht immer “Stephan Erdmann” zu nennen. Niemand nennt mich so, und ich finde es schon seltsam, jemaden überhaupt bei Vor- und Nachnamen anzusprechen. Erinnert mich irgendwie an “alias Frahm”.
Erbschuld geht mir dezent irgendwo vorbei. In der Generation meiner Großeltern gab es in meiner Familie mindestens einen Widerständler und mindestens zwei glühende Nazis. Die meisten hielten sich für unpolitisch.
Ändert aber nix. Es geht mir darum aufzuzeigen, welche Wirkung bestimmte ‘Meinungen’ von Deutschen im Diskurs haben. Da kann man noch so sehr glauben, Recht zu haben, auch das nützt nix. Es ist manchmal weise, die Klappe zu halten und eben andere sprechen zu lassen. Die können das nämlich genau so gut und werden obendrein besser gehört.
Juni 21st, 2011 at 11:19
Von der Linken wird ständig verlangt, dass sie sich wegen der deutschen Teilung läutert. Wenn sie sich kritisch gegen neue Mauern einsetzt ist es auch wieder nicht richtig.
Juni 21st, 2011 at 11:29
@Frantischek (18): “Keiner will Isreal von der Landkarte verschwinden lassen” – wenn das so wäre, wäre einiger Zündstoff raus aus der Diskussion. Doch, es gibt solche, und die Trommelschläger der anderen Seite machen sich das zunutze.
@Elga(20): Ach, was von der Linken so verlangt wird – von Bild am Sonntag und am Montag. Das muss nicht die Leitlinie sein. Es kann ihr auch niemand zum Vorwurf machen, gegen Mauern zu sein. Nur sollte sie nicht gegen ‘das Volk’ sein, das die Mauer gebaut habe.
Ich muss gerade an ein Lied Udo Lindenberg denken:
“Der Russe, der ist schlecht”
Ich sage “Welcher denn, das sind doch mehrere”, und da hätt ich ja nu auch wieder recht.
Juni 21st, 2011 at 11:29
ach flatter – das sogenannte Existenzrecht Israels ist ein derart schwammiger Begriff, dass er überhaupt nix aussagt. Was ist denn damit gemeint? Weder ist ein “jüdischer Staat” noch sind dessen Staatsgrenzen überhaupt definiert, was dann wiederum eine Definition eines Palästinenserstaats unmöglich macht – dessen wirtschaftliche Überlebensfähigkeit gleich zweimal nicht. siehe dazu foglenden Beitrag von Shir Hever,Wirtschaftswissenschaftlter am Alternative Information Center in Jerusalem
The Palestinian State and Neo-Liberal Capitalism
https://www.youtube.com/watch?v=bc-fUCbvQ-o&feature=player_embedded
Ich finde diese neue Sau, die socalled “linke Antisemititsmusdebatte” einfach nur verlogen, oberflächlich u. völlig verdreht. Antisemiten gibt es überall, rechts wie links – hier gehts doch aber um was ganz anderes: nämlich darum, Wege zu einem friedlichen und menschwürdigen Zusammenleben der Menschen im Nahen Osten zu finden.
hier noch ne leseempfehlung zum Thema:
“Das ist ein Skandal sondergleichen”
9. Juni 2011
Die Solidaritätsbewegung für Palästina läßt sich nicht vom »Maulkorberlaß« der Linksfraktion beirren. Gespräch mit Fanny-Michaela Reisin
Interview: Peter Wolter
Prof. Dr. Fanny-Michaela Reisin, geboren in Jerusalem und israelische Staatsbürgerin, ist Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte
https://www.juedische-stimme.de/?p=350
Juni 21st, 2011 at 11:32
Und was sag ich noch: Das Argumentieren kann man Leuten überlassen, die einen anderen Status haben.
Juni 21st, 2011 at 11:33
Ich schließe mich u.a. diesem statement von Roberto an:
>>Wir verachten die Sippenhaft, die es bei den Nazis gab – Erbschuld ist aber geistige Sippenhaftung. Ich weigere mich einfach, für die Schuld meiner Ahnen kriminalisiert zu werden. Dabei verurteile ich aber das, was sie taten. Da spricht man gerne vom “deutschen Volk”, als sei das irgendeine Masse, die die Zeit überdauere. Und das deutsche Volk habe schuld – ich bin aber nicht das deutsche Volk, ich selbst bin unschuldig. Ich trage, wie jeder Mensch, die Verantwortung, dass sich dergleichen nicht mehr wiederholt.<<
Ich greife gern bei der Kritik an Israels Politik auf Kritiker zurück, die selber Juden sind; ebenso als es in den 90er Jahren um Antiamerikanismus ging: es gab und gibt genügend amerikanische Intellektuelle, die die amerikanische Politik kritisierten und kritisieren.
Wenn man dann Juden Antisemitismus vorwirft und Amerikaner Antiamerikanismus nimmt das ganze wahrhafte absurde Züge an. Außerdem muss man sich deutlich machen, was das für Leute sind, die sich plötzlich auf die Seite des Humanismus stellen. Das hießt, in welcher Weise sie ihre Antisemitismus-Vorwürfe instrumentalisieren.
Juni 21st, 2011 at 11:36
Oppa, nun aber nich mit dem Stahlhelm auf der Birne so doll auf die armen Kommentatoren losgehen…
Da hatte ich mich so über eine Chance zur politischen Weiterbildung gefreut, wenn hier die Titanen aus Liliental zusammentreffen und dann eine derart zickige Diskursführung…
Wo soll denn das junge Gemüse was Anständiges lernen, wenn nicht hier?
Juni 21st, 2011 at 11:42
Wer ist denn hier zickig? Wo?
Juni 21st, 2011 at 11:42
Erich Fried wuchs als einziges Kind einer jüdischen Familie auf. Ich folgere daraus, dass er dann ebenfalls Jude war. Darf ein Jude Israel kritisieren?
Fried jedenfalls schrieb:
Worauf es ankommt
Es kommt im Augenblick
nicht darauf an
wann es war
daß die Unterdrückerregierung
in Israel
sich verwandelt hat
in eine Verbrecherregierung
Aber es kommt darauf an
zu erkennen
daß sie jetzt eine
Verbrecherregierung ist
Es kommt auch nicht mehr
darauf an
darüber zu streiten
nach welchem Vorbild
sie ihre Verbrechen begeht
Diese verbrechen selbst
tragen sichtbar die Spur ihres Vorbilds
Aber es kommt darauf an
nicht nur klagend oder erstaunt
den Kopf zu schütteln
über diese Verbrechen
sondern endlich
etwas dagegen zu tun
Es kommt nicht darauf an
was man ist
Moslem, Christ, Jude, Freigeist:
Ein Mensch
der ein Mensch ist
kann nicht schweigen
zu dem was geschieht
Juni 21st, 2011 at 11:46
@Klaus Baum:
Die Frage “Darf ein Jude Israel kritisieren?” ist zwar völlig absurd, wird aber ja durchaus von Leuten wie Broder so oder ähnlich ‘diskutiert’. Gut, der Mann ist ein Vollhorst, aber dennoch bekommt er reichlich Platz für seine öden tendenziösen Artikelchen. Was soll ich auf dem Feld? Das Terrain ist so vermint, da hole ich keinen Blumentopf.
Juni 21st, 2011 at 11:48
Ich verschärfe meine Kritik an jenen, die der Linken Antisemitismus vorwerfen. Diese Kritiker sind keine Semitenfreunde, sie instrumentalisieren ihre Kritik bloß. Erst wenn sie aufhören, ihre Kritik zu instrumentalisieren, kann man darüber reden, ob es antisemitische Tendenzen bei einigen gibt, die sich als links bezeichnen.
Hier ein weiteres Gedicht von Erich Fried, dem jüdischen Schriftsteller:
Höre, Israel!
Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
“Zieht eure Schuhe aus”.
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
Juni 21st, 2011 at 11:51
@ flatter 23: nö, eben nicht.
https://blip.tv/play/heAlgb6SYAI.html
Juni 21st, 2011 at 11:57
Naja, es wäre schön gewesen, wenn da tatsächlich ein Diskurs entstanden wäre, das mit dem Bildungsanspruch war schon ernst gemeint.
Mag aber auch am Medium liegen.
Finde trotzdem, du gehst manchmal ein bisschen doll auf Leute los, bzw. kanzelst das ziemlich ab, wenn die dir widersprechen. Auch wenn es Leute sind, die evtl. ganz grundsätzlich bzw. meistens deine Meinung teilen und sich hier auch ordentlich äußern. Klar hast du hier Hausrecht, aber ein bisschen qualifizierter Widerspruch ist doch eine gute Möglichkeit, seine Ansichten zu überprüfen und u.U. zu erweitern.
Nun aber bitte nicht gleich eins auf den Deckel, ich lese hier wirklich gerne und regelmäßig und wollte eigentlich auch gar nicht rumstänkern und vom Thema ablenken. Hab es halt nur etwas als vertane Chance empfunden.
Juni 21st, 2011 at 11:58
Ein Jude an die
zionistischen Kämpfer – 1988
von Erich Fried
Was wollt ihr eigentlich?
Wollt ihr wirklich die übertreffen
die euch niedergetreten haben
vor einem Menschenalter
in euer eigenes Blut
und in euren eigenen Kot?
Wollt ihr die alten Foltern
jetzt an die anderen weitergeben
mit allen blutigen
dreckigen Einzelheiten
mit allem brutalen Genuss
der Folterknechte
wie unsere Väter sie damals
erlitten haben?
Wollt jetzt wirklich ihr
die neue Gestapo sein
die neue Wehrmacht
die neue SA und SS
und aus den Palästinensern
die neuen Juden machen?
Aber dann will auch ich
weil ich damals vor fünfzig Jahren
selbst als ein Judenkind
gepeinigt wurde
von euren Peinigern
ein neuer Jude sein
mit diesen neuen Juden
zu denen ihr
die Palästinenser macht
Und ich will sie zurückführen helfen
als freie Menschen
in ihr eigenes Land Palästina
aus dem ihr sie vertrieben habt
oder in dem ihr sie quält
ihr Hakenkreuzlehrlinge
ihr Narren und Wechselbälge
der Weltgeschichte
denen der Davidstern
auf euren Fahnen
sich immer schneller verwandelt
in das verfluchte Zeichen
mit den vier Füßen das
ihr nun nicht sehen wollt
aber dessen Weg ihr heut geht!
Juni 21st, 2011 at 12:07
@Amike: Wo kanzle ich wen ab?
Juni 21st, 2011 at 12:13
https://www.youtube.com/watch?v=G3Z79PIB7fM
(Israelkritik: Moshe Zuckermann im Interview mit Teresa Arrieta)
Juni 21st, 2011 at 12:41
Zu dem Thema wollte ich eigentlich nichts schreiben,machs jetzt aber doch und zwar kurz.
für mich auf den Punkt gebracht :
1. Ja,die Vernichtung von Millionen Menschen die als Sündenbock herhalten mussten ist das übelste was sich hauptsächlich, aber nicht ausschließlich nur, Deutschland geleistet hat.
2. Jeder der auch nur den Hauch einer Kritik seit 1945 an “jüdischen” Unternehmungen äußert daf sich “Antisemitismus” ankreiden lassen.
Ausschmückungen beider Beispiele erspare ich mir hier und auch ansonsten da diese Abend und Blogfüllend währen.
That’s it 666
Juni 21st, 2011 at 12:43
13. Roberto de Lapuente und 24. Klaus Baum:
Eure Exkulpationen höre ich vornehmlich aus dem rechten Lager, welche
a) die personelle und institutionelle Kontinuität des Nationalsozialismus ignorieren und
b) die Gegenwart nicht reflektieren, wo in fast jeder größeren Stadt des heutigen Nachkriegs-Deutschlands Neonazis mit Bezug auf den dunkelsten Teil der deutschen Geschichte aufmarschieren und
c) vergessen, dass wir DIE Generation sind, die sich diesem Phänomen nicht zuletzt auch angesichts der Erfahrungen aus der Geschichte des 3. Reichs entgegen zu stellen hat.
Um es einmal etwas vulgärer zu sagen: Wenn rechtsradikale Fussballfans im Stadion grölen “Wir bauen eine U-Bahn von hier bis nach Auschwitz” seht Ihr da keinen Zusammenhang mit 1933? Und stellt Ihr Euch nicht die Frage, ob Ihr heute (wenn auch in Gegnerschaft)Teil einer Gesellschaft seid, die dies ermöglicht?
Juni 21st, 2011 at 12:53
Ob „die Linke“ anisemitisch sei oder Teile von ihr oder sonstwas, das interessiert mich so etwas von nicht, das ignorier ich nicht mal. Ich muss nicht auf jede Sau draufspringen, die ein Schweinehirt durchs Dorf treibt.
Sollte ich mich zu den hier gestellten Fragen äussern müssen,
bleibt mir – mangels eigener Erfahrung – nur mein Grundmass:
„Ist es menschlich, ist es mit-menschlich, hilft es zum leben ?“
Juni 21st, 2011 at 13:04
altautonomer, was hat denn die politik israels im “umfeld” von israel mit den neonazis in deutschland zu tun?
Juni 21st, 2011 at 13:18
@flatter(28):
Was soll ich auf dem Feld? Das Terrain ist so vermint, da hole ich keinen Blumentopf.
Das muss vielleicht ein Politiker sagen, weil er seinen beruflichen Werdegang riskiert. Aber warum sollten politikinteressierte Internetnutzer vor wichtigen Themen kuschen, nur weil der Schwierigkeitsgrad hoch ist?
@altautonomer(36):
Es gibt verschiedene Methoden der Strohmann-Argumentation:
Eine fiktive Person mit fragwürdigen Anschauungen oder Handlungen beschreiben und behaupten, dass diese fiktive Person die Gruppe vertrete, die der Sprecher kritisieren will.
Juni 21st, 2011 at 13:31
klaus baum: Das frag doch am besten mal die Neonazis am nächsten Weltfriedenstag Anfang September in Dortmund.
Juni 21st, 2011 at 13:32
@Shock: Ich sage ja nicht, dass man das nicht darf. Es geht nicht um “Kuschen”, sondern um die Aussicht auf eine fruchtbare Diskussion. Da ist m.E. die Perspektive sehr eng zu wählen. Die Diskussion hier ist bislang vergelichsweise äußerst moderat – vermutlich kennst du welche um diesen Komplex in anderen Blogs. Dennoch dreht sie sich nicht um den Kern des Artikels (der mit der Linken und Antisemitismus als journalistisches Geschäft), sondern um die allgemeine Problematik einer Kritik an Israel. Allein dies zeigt mir schon, dass es kaum möglich ist, den Diskurs hierzulande sinnvoll zu führen. Und wie gesagt: Ich setze da auf die Debatte anderen Orts. Die ist zwar oft auch nicht schöner, aber wenigstens von einer Belastung befreit.
Juni 21st, 2011 at 13:36
Flatter:
Den allermeisten Israelis ist es schnurzpiepegal welche Meinung die Deutschen zu Israel haben, bzw. bekommen diese das gar nicht erst mit. Es herrscht mittlerweile eine ungemeine Wagenburgmentalität in Israel. Die öffentliche Meinung ausländischer Nationen die dort noch wahrgenommen wird ist vielleicht die in den USA, aber sicher nicht die in einem für Israel eher unwichtigen Land wie Deutschland.
Ich werfe hier keinem seinen eurozentristischen Blickpunkt vor, aber ihr überschätzt eure eigene Wichtigkeit. Israeldiskussionen haben immer etwas von Kaffeeklatsch, jeder hat eine Meinung dazu, aber 99 % waren noch nie in Israel und den Palästinensergebieten und haben keine praktische Erfahrung mit den Mentalitäten der Menschen und deren Alltagsproblemen vor Ort.
Es ist gerade in Deutschland, wo man diesbezüglich immer meint der Nabel der Welt zu sein, ein pseudointellektueller, theoretischer Diskurs von Tastaturkaratekas mit wenig Substanz und null Ergebnissen.
Man sitzt im friedlichen Teutonien, umgeben von Freunden und durchlässigen Grenzen, hat aber keine Ahnung wie es ist in einem winzigen Land zu leben das von Feinden umzingelt ist und ohne seinen für uns eigentümlichen Militarismus von diesen zahlenmäßig zigfach überlegenen Feinden schon längst vom Erdboden getilgt worden wäre.
Alles in Allem scheint mir Israel gegenwärtig vor Allem Projektionsfläche für die Postulierung der eigenen moralischen Überlegenheit zu sein.
Natürlich könnte man, wollte man den Palästinensern wirklich helfen, diese Energie auch sinnvoll investieren, z.B. darin seine 200.000 palästinensischen Mitbürger zu unterstützen die hier in Deutschland leben – das erfordert natürlich echtes Engagement und nicht nur schöne Worte.
Juni 21st, 2011 at 13:59
Das ist eben das Dilemma, was dieses Thema immer wieder begleitet und wahrscheinlich noch lange begleiten wird. Es gibt einen großen Unterschied, ob man ein Antizionist ist, oder ein Antisemit, bloß für den bürgerlichen Lager spielen solche Feinheiten natürlich keine große Rolle mehr, sobald es gegen die Linken geht.
Ich kritisiere daher schon seit Langem die Politik Isreals und zwar so, wie ich es für angebracht halte, da ich selber eine tiefe Sympathie für die Juden habe und die zionistische Politik halte ich für das größte Problem für Israel. Wer mir dann Antisemistismus vorwirft, ist für mich schlicht ein Unwissender und dem empfehle sich politisch fortzubilden, bevor ich mit ihm weiter diskutiere.
So hätte auch die Linke das Thema angehen müssen. Sie hätten sich damit sicherlich etliche dumme Artikel erspart, die es in den letzten Tagen zu diesem Thema so gab.
Juni 21st, 2011 at 14:08
@Natascha: Das sieht der Zentralrat der Juden in Deutschland ebenso anders wie die versammelte Journaille.
Natürlich kratzt es die Israelis nicht, was in der Rheinischen Post steht. Es beeinflusst aber die politische Landschaft hierzulande.
Das allerdings könnten sich die Verteidiger der Freiheit Palästinas hinter die Löffel schreiben: Dass sie mit ihren Argumenten nicht denen helfen, für die sie vermeintlich sprechen. Als nächstes könnten sie dann darüber nachdenken, was sie tatsächlich bewirken. So geht Diskurs.
Juni 21st, 2011 at 14:25
@ flatter
meine güte flatter, das ist doch hanebüchen was du hier aufstellst. Es gibt Deutsche hier in Deutschland mit Palästinensischen Wurzeln, Deutsche mit jüdischen Wurzeln – die alle am besten die Schnauze zu halten haben. Ebenso wie solche Deutschen, denen gerade aufgrund ihrer Geschichte das Existenzrecht der Juden, genauso wie das der Palästinenser am Herzen liegt. Noch vor gut 5 bis 6 Jahren hatten die wenigsten hierzulande überhaupt einen blassen Schimmer unter welchen “Lebensbedingungen” die Palästinenser ihr Dasein zu fristen haben. Dass es dort bspw. getrennte Straßen für Juden u. Palästinenser gibt, dass es dort dieselbe Rassentrennung gibt, wie in Südafrika. Erst seit diesem “verminten Diskurs” hat sich das ein wenig verändert, bis dato gab es diesen Diskurs hierzulande näml. überhaupt nicht.
Juni 21st, 2011 at 14:32
Wem nützt es?
Tja, hier eine etwas ältere Meldung, die ich gestern auch schon bei SPIEGELFECHTER verlinkt habe:
“[...]Pressemitteilung – CDU gratuliert Dieter Graumann[...]”
weiter im Text:
“[...]Die CDU Deutschlands wird auch in Zukunft ein enger und verlässlicher Partner des Zentralrats der Juden sein[...]”
Quelle und ganzer Text:
https://www.cdu.de/archiv/2370_31972.htm
Tja, umgekehrt wird wohl auch ein Schuh draus, wie die Kampagne gegen die Linke, nicht nur die Partei gleichen Namens, zeigt.
Frage:
Ist Dieter Graumann gar CDU-Mitglied?
Würde mich einmal interessieren – zumal er sich erheblich parteiischer gibt als alle anderen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden Deutschlands vor ihm zusammen.
…bekommt doch glatt ein Geschmäckle, wenn Dieter Graumann nun die Linkspartei in die Antisemitismus-Ecke stellen will….
Übrigens, es soll wie Avraham Burg in “Hitler besiegen” schreibt auch in Israel selbst durchaus Kritiker geben die die Totschlagkeule Antisemitismus gegen eigene jüdische Landsleute, auch gegen ihn selbst, mißbrauchen…
Tja, auch in der Linken, nicht nur der Partei gleichen Namens, soll es jüdische Mitglieder geben –
Wichtige Frage: Sind die Antisemiten? Sind die Judenhasser?
Ich weiß, pervers, aber so sehen es eben, lt. Avraham Burg, Menschen die anderen Antisemitismus vorwerfen…..alle Dagegen-Menschen sind eben “Antisemiten”, und ganz egal ob die selbst Juden sind oder nicht….die Totschlagkeule Antisemitismus erledigt eben das Geschäft der “Neuen Rechten”, und auch der religiösen christlichen und jüdischen Fanatiker, weltweit – nicht allein in Israel, nein auch in Deutschland und den USA sowie anderen Ländern.
Gruß
Bernie
PS: Gebt mal in eine x-beliebige Suchmaschine “Graumann CDU” ein – es ist doch interessant wieviel Treffer man da landet – Ich war bei der letzten bei über 90.000 ;-)
Juni 21st, 2011 at 14:33
altautonomer, ich fragte dich.
Juni 21st, 2011 at 14:36
Jetzt auch hier diese bescheuerte idiotische “Juden”. “Antisemitismus”- “Existenzrecht Israels” – “Debatte”?
Sorry Freunde, da köpf ich mal lieber ein Krombacher und schweige und schmunzle….
Noch viel Spass und “Erbauung”! :-)
Juni 21st, 2011 at 14:50
Ergänzung:
Meine Vermutung kommt daher, dass der Zentralrat der Juden Deutschlands traditionell immer schon neudeutsch “mittig” war, d.h. trotz aller antisemitischen Ausfälle dieser Parteien cdu/csu und fpd-lastig…..
Friedman z.B. ist FDP-Mitglied…..und es gibt sicher noch andere Fälle, die Bände sprechen was die politische Übereinstimmung von Positionen angeht….
Klaus Ernst (Die Linke) hat wohl denselben Verdacht wie ich:
“[...]Z: Linken-Chef Ernst kritisiert Zentralrat der Juden[...]”
…dieser Auszug ist bemerkenswert:
“[...]Parteichef Klaus Ernst griff gestern den Zentralrat der Juden frontal an und rief Präsident Dieter Graumann dazu auf, “die Niederungen der Parteipolitik schnell wieder zu verlassen”[...]”
Quelle und kompletter Text:
https://www.blogspan.net/presse/waz-linken-chef-ernst-kritisiert-zentralrat-der-juden/mitteilung/222861
Welche Partei Ernst da wohl meint? Sicher nicht seine, die greift Graumann ja frontal an…..
Gruß
Bernie
Juni 21st, 2011 at 14:54
ps. @ flatter
wenn ich hier in D u. in deutscher Sprache Kritik an der israelischen Politik äußere, Kritik an den dortigen Menschenrechtsverletzungen, an Völkerrechtsverstößen etc, dann weißt Du doch überhaupt nicht wer ich bin, welcher Religion ich angehöre, wie mein “Stammbaum” aussieht etc. Ich müsste also erstmal sowas wie einen “negativen Arierausweis” vorzeigen, um meine Meinung äußern zu dürfen? um das Recht zu haben, das Maul aufzumachen? Muss ich also bevor ich mich äußere erst klar machen, dass ich zwar eine jüdische Großmutter habe, mein Großonkel aber ein Nazi war, während meine Großtante deportiert wurde? Hätte ich dann das Recht zu sprechen, oder sollte ich lieber schweigen? Könnte nun ja auch noch sein, dass mein Mann Palästinenser ist, u. mein Cousin in den 90gern mit seiner Familie aus Russland nach Israel immigriert ist – die Frage ist nur, wer will das wissen u. wozu? Was würde das ändern?
Viell. meinst du aber auch, es sollte sich aus “konstruktiven Diskursgründen” nur äußern, wer in Israel lebt u. Jude ist.
Das würde dann aber implizieren, dass wir uns nur noch über das äußern dürfen, was wir hautnah u. am eigenen Leib erleben.
(Palästinenser kommen hierzulande ohnehin nirgendwo zu Wort. erst Recht keine palästinenschen Friedensaktivisten. Warum wohl? )
Juni 21st, 2011 at 14:55
@flatter (#19)
[zu These: "Einstaatenlösung = Holocaust 2.0"]
Hier ein Beispiel für eine Israel-Apologie, präsentiert von jemandem, der bei anderen Themen bewiesen hat, daß er differenziert urteilen kann, dessen Kaltblütigkeit ihn beim Thema Israel aber verläßt:
Das ist unter Israel-Apologeten noch die besonnenste Argumentation. O.g. These ist so verbreitet wie die altautonomers ["Ahmedinedschad = Hitler 2.0"].
Juni 21st, 2011 at 15:10
Die Linke muss sich jetzt von ihren antisemitischen Mitgliedern trennen oder sich zumindest deutlich distanzieren?
Haben die den Zeit für sowas? Ich dachte die sind noch damit beschäftigt, das geraubte SED-Vermögen zurück zu geben…
Juni 21st, 2011 at 15:25
@willi
Das “geraubte SED-Vermögen” hat doch wohl eher unsere FDJ-Agitatorin für Propaganda geerbt, oder die Treuhand – als die PDS.
Die GröKa aller Zeiten A. Merkel.
Gruß
Bernie
Juni 21st, 2011 at 15:31
@Bakunin: Krombacher?! Ist das dein Beitrag zur Debatte, so eine Pisse zu saufen? ;-)
@all: Ich habe den Eindruck, dass einige trotz ausdrücklicher Hinweise darauf, dass ich eben nicht von Verboten oder Tabus spreche, mir unterstellen, ich wolle bestimmte Meinungsäußerungen unterdrücken. Das ist Unsinn. Ich halte sie nur nicht für klug und eher für kontraproduktiv. Selbstverständlich hat jeder das Recht, sich nach seiner Fasson zu verrennen.
Juni 21st, 2011 at 15:36
klaus baum 47: Esoteriker hätten es einfach und würden sagen: Alles hängt mit allem zusammen.
Aber im Ernst. Das Verhalten des israelischen Staates gegenüber den Palästinensern als Holocaust zu bezeichnen und überall in den kriegerischen Aktivitäten der Israelis Faschismus zu wittern (Z. B. auch Arafat), dieser auch unter Linken übliche, inflationäre Umgang mit der Singularität der Ereignisse, die sich um den Topos Auschwitz ranken, relativiert die Verbrechen der Nazis, eignet sich bestens für die Lügenparolen der Neonazis und ist Wasser auf die Mühlen der Holocaustleugner.
Zur Kritik am linken Antizionismus: https://www.isf-freiburg.org/isf/beitraege/isf-antisemitismus.von.links.html
Juni 21st, 2011 at 15:38
@Natascha(42):
Natürlich könnte man, wollte man den Palästinensern wirklich helfen, diese Energie auch sinnvoll investieren, z.B. darin seine 200.000 palästinensischen Mitbürger zu unterstützen die hier in Deutschland leben – das erfordert natürlich echtes Engagement und nicht nur schöne Worte.
Mit dieser Argumentation kann man versuchen, jede Diskussion über das Ausland zu ersticken. Sollen wir jetzt auch aufhören, über weibliche Beschneidung in Afrika zu reden und stattdessen die alleinerziehende Mutter von nebenan mit nem Hunni unterstützen? Oder noch besser, statt über chinesische Dissidenten in China zu reden, sollten wir lieber deutsche Dissidenten unterstützen? Das ist echtes Engagement, nich so’n bla bla! ;)
Juni 21st, 2011 at 15:58
Nix mehr, bin joggen.
Juni 21st, 2011 at 16:03
2 mal Null Punkte für Lena Meyer-Landrut. Ein tolles Land!
Juni 21st, 2011 at 16:27
@Bernie
Wahrscheinlich schon. War nicht so ernst gemeint, sondern als Hinweis gedacht, dass doch laufend irgendwelche Dinge behauptet und breitgetreten werden, die dem Urnempöbel klar machen sollen, das die Linke ein klares NOGO ist.Da die ewigen SED-Vergleiche mittlerweile verbraucht und sich auch keiner mehr für den Porsche vom Ernst interessiert, musste halt was Neues her, das die Linke scheinbar diskreditiert.
Juni 21st, 2011 at 17:09
@willi, all
“[...]War nicht so ernst gemeint, sondern als Hinweis gedacht, dass doch laufend irgendwelche Dinge behauptet und breitgetreten werden, die dem Urnempöbel klar machen sollen, das die Linke ein klares NOGO ist[...]”
Ich hab mir schon so etwas gedacht als ich deinen Text las – die Ironie ist mir nicht entgangen ;-)
Übrigens so neu ist die Idee der Linkspartei-Gegner gar nicht, um die Linke – nicht allein die Partei die diesen Namen trägt – zu diffamieren – Schon zu Hochzeiten, des, 2008 gescheiterten Marktradikalismus kamen Vergleiche auf die “Linke” (!: Ich mein jetzt nicht allein die Linkspartei) in die Ecke “Rot-Braun” stellen sollten, und zwar von, wie ich bereits erwähnte, “Neuen Rechten”, die es auch vor Sarrazin schon gab.
Es soll übrigens auch in den Geschichtswissenschaften schon Historiker, sogar internationale, geben die Faschismus und Kommunismus gleich setzen wollen – Wem dies nützt? Das frage ich mich schon seit Jahren.
Ich erinnere da nur zum Beispiel an Robert Gellately, der sich sogar dazu hinreißen läßt die Verbrechen Stalins direkt mit denen der Nazis, ja sogar des Holocaust (Stalin soll angeblich an Plänen für Gaswagen gearbeitet haben, wenn es nach diesem Geschichtsrevisionisten geht)gleich zu setzen.
Die Zielsetzung dürfte wohl klar sein, es geht darum ideologische Todfeinde – eben Kommunismus und Nationalsozialismus (=dt. Version des Faschismus, und keineswegs “sozialismus” wie uns revisionistische Historiker wie Guido Knopp weismachen wollen) – gleich zu setzen, und von der eigenen Rechtsdenke abzulenken – was Marktradikale angeht – und dies nicht allein auf Deutschland bezogen sondern “global” wie es so schön heißt.
Fazit:
Eine immer wieder versuchte, und uralte Strategie, die diesmal eben in den Antisemitismusvorwurf gegen die Linkspartei mündet….
Schrieb Orwell nicht in “1984″ – mal aus meiner Erinnerung wiedergegeben – “Die Geschichte wird solange gefälscht bis die jemand für Wahrheit hält, und diese Wahrheit geht dann in die Geschichtsschreibung ein und wird für bare Münze genommen”?
Ich denke genau hierauf zielt die Kampagne gegen die Linkspartei (und die “Linke” insgesamt).
Fraglich ist daher nur:
Wieso diese zaghaft Gegenwehr, und das Entgegenkommen mancher Linker – Haben die diese Absicht noch nicht so glasklar erkannt wie ich die seit Jahren schon sehe?
Frägt sich
Bernie
PS: Es scheint am Kurzzeitgedächtnis der Menschen zu lieben, oder an der Politikerverdrossenheit: Schon vergessen, dass ein dt. Historiker nämlich Götz Aly die 68er direkt in die Nähe der Nazis rücken wollte – Ich meine damals auch mit dem Antisemitismusvorwurf, gebe aber zu, dass mein Gedächtnis sich auch irren kann – Götz Aly schrieb sogar ein ganzes Buch darüber. In einem anderen hat dieser neoliberale Historiker namens Götz Aly den Nationalsozialismus so beschrieben als wäre der heute eine Rechtfertigung für alle, die den Bestand des Wohlfahrtsstaates verteidigen – Anders ausgedrückt: Antineoliberale sind die wahren Nazis und Antisemiten. In diesem Sinne erscheint die Kampa gegen die Linkspartei doch in einem ganz neuen Licht? Oder?
Juni 21st, 2011 at 17:52
flatter:
Der Zentralrat sieht sich auch als fünfte Kolonne und langer Arm der israelischen Regierung, diese Organisation wird gemeinhin überschätzt. Sie ist konservativ (trotz gelegentlich bunter Porno-vögel wie Paolo Friedman) und rechtslastig. Sie vertritt weder eine Gesamtheit der Juden in Deutschland noch die Mehrheit. Aus meiner Sicht ist der ZDJ eher ein Musterbeispiel für maßlose Selbstüberschätzung und Selbstanmaßung.
Juden die zwanghaft versuchen jüdischer als Abraham zu sein – oder ums in die Formel der christlichen Mehrheitsgesellschaft zu übersetzen – päpstlicher als der Papst – stellen allerdings ein gewisses Amüsierpotenzial dar. Ich darf das ja zum Glück so sagen als junior member dieser Gemeinschaft. Die öffentlichen Einlassungen des ZDJ gehen bei mir also für gewöhnlich im linken Ohr rein und im Rechten wieder raus, ohne im grauen Dazwischen mit einem Übermaß an gewidmeter Aufmerksamkeit zu verweilen.
Das ist so ein unendlich komplexes Problem dass ich im Laufe der Zeit zur Einsicht gelangt bin dass Juden und Palästinenser ohne die Einmischungen wohl- oder bösemeinender ausländischer Mächte schneller zu einer Lösung gelangen würden.
Gegenwärtig wird z.B. über eine palästinensische Einheitsregierung gerungen, wobei es wohl Schwierigkeiten gibt da der Kandidat für den Chefposten der Hamas zu judenfreundlich ist weil er sich erdreistet den Juden auch ein Existenzrecht zuzubilligen.
Shock:
Man kann viel reden, bits und bytes sind geduldig, aber davon ändert sich die Situation der Menschen eben nicht. Änderungen setzen Engagement und Taten voraus. Dafür muss man sich nicht mal für die UN in den Palästinensergebieten engagieren so wie es Freunde von mir machen, auch hier in Deutschland gibt es genug Möglichkeiten dieses Volk zu unterstützen wenn es einem wichtiger ist als eine intellektuelle Fingerübung.
Darüber hinaus ist es praktisch unmöglich sich aus der Ferne ein genaues Bild der Realitäten in Israel/Palästina zu machen wenn man noch nie vor Ort war.
Juni 21st, 2011 at 18:35
Aber jetzt mal ernsthaft; soll man sich als Bundesrepublikdeutscher eher auf Seiten der Judäischen Volksfront oder eher auf Seiten der Volksfront von Judäa stellen?
Aber eigentlich will ich überhaupt gar keine Nationalstaaten, was mich wohl zum Antisemiten, wenn nicht sogar zum Nazi macht.
Juni 21st, 2011 at 18:37
Schlimmer: Anarchistischer Linksnazi!
Juni 21st, 2011 at 18:52
@Benjamin, #62:
Rübennase!
Was die Ablehnung von diesem Nationalstaatenkram angeht:
+1 from me
Sich da irgendwelche Unterscheidungsmerkmale so hochzustilisieren, bis sie als Beweis für eine grundlegende Inkompatibilität herzunehmen sind, welche dann eine räumliche Abgrenzung rechtfertigen darf, was für eine rückständige Revierpisserei ist denn das, bitte?
Juni 21st, 2011 at 19:51
Wie immer hat es Nachdenkseiten auf den Punkt gebracht, worum es bei dem Streit um den angeblichen Antisemitismus in der Linkspartei wirklich geht:
“[...]Der Antisemitismus-Vorwurf wird zur friedens- und gesellschaftspolitischen Gleichschaltung der Linken benutzt[...]”
Quelle und ganzer Text:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=9849
Gruß
Bernie
Juni 21st, 2011 at 20:33
@ flatter
“@all: Ich habe den Eindruck, dass einige trotz ausdrücklicher Hinweise darauf, dass ich eben nicht von Verboten oder Tabus spreche, mir unterstellen, ich wolle bestimmte Meinungsäußerungen unterdrücken. Das ist Unsinn. Ich halte sie nur nicht für klug und eher für kontraproduktiv. Selbstverständlich hat jeder das Recht, sich nach seiner Fasson zu verrennen.”
eben diese merkwürdige kritik deinerseits nenne ich hanebüchen. ich habe nun weiss gott nich nur einmal erlebt, wie menschen der “ausgewogeheit wegen” von selbstgerechten bloggern zurechtgewiesen wurden, sprich ihre kritik, die sich schlicht auf fakten bezog, als “typisch deutsch”, wenn nicht gar antisemitsch, in jedem fall aber als paranoid u. israelphobisch gebrandtmarkt wurde und das weil diese menschen halt keinen wert darauf gelegt haben, ihren “status”, vorher kundzutun.
also müsste, wie schon angemerkt, dieser logik folgend, jeder, um als konstruktiver kritiker gelten zu dürfen, seinen status vorher anmelden. er braucht also den negativen ariernachweis. seine kritik findet aber leider auch dann weder gehör in den leitmedien, noch wird sie dadurch konstruktiver weil sie eben immer noch ignoriert wird, – aber zumindest der “neutrale, ausgewogene deutsche blogger u. wohlfühllinke” ob mit oder ohne ariernachweis traut sich dann mal einen link zu einer solchen meinungsäußerung zu legen auch wenn diese identisch ist mit der noch kurz zuvor als “typisch deutsch u.paranoid” bezeichneten. es ist dann auch völlig in ordnung, wenn dieser mensch mit dem entsprechend nachgewiesenen status dann von deutschen politikern eine souveräne, menschenrechtsverbindliche stellungnahme fordert – eben grade in bezug auf die deutsche geschichte. nur folgen, sollte eine solche stellungnahme lieber nicht, siehe oben.
Juni 21st, 2011 at 20:46
@ berni 65
yep, hat good old Albrecht Müller mal wieder sehr gut auf den Punkt gebracht, thx.
Juni 21st, 2011 at 21:12
@ Natasha:
Du würdes Recht haben, wenn beide auf Augenhöhe diskutieren könnten. Dazu existieren meiner Beobachtung nach aber beiderseits zu viele Ängste. Oder etwas drastischer: Zu viele Arschlöcher, die ihr politisches Süppchen aus diesen Ängsten kochen. Im Moment sehe ich dort jedenfalls kein ausgeglichenes Diskussionsklima.
Was die ausländischen Mächte anbelangt: Wo ist das nicht der Fall? Gerade der Nahen und Mittleren Osten ist ja voll von Beispielen, die zweigen, wie “Nationalstaaten” zum Spielfeld ausländischer Mächte verkommen.
@ Benjamin:
Jup, das kann passieren. Aber tröste Dich, ich habe auch eine Nationalstaatsskepsis. Jedenfalls bin ich nach wie vor der Meinung, dass eine Zwei-Staaten-Lösung langfristig eher negativ wirken wird, weil das dann “Unrecht”, von wem auch immer begangen, irgendwie in Beton zu gießen versucht. Wenn dort in langer Frist Frieden einkehren soll, kommen die beteiligten Parteien um eine Aufarbeitung wohl nicht herum. Beispiele wie das gehen kann, dürfte Afrika liefern.
Naja, aber da geht wohl meine Utopie mit mir durch …
Arbo
Juni 21st, 2011 at 21:22
@minimum: In manchen Bereichen brauchst du den ‘negativen Ariernachweis’, um gehört zu werden, ja. Wenn ich das weiß, kann ich damit umgehen. Es geht aber gar nicht vordergründig um die hintersten Türchen des Diskurses. Es geht vor allem darum, dass Besserwisser, die von Castrop Rauxel aus Palästina befreien wollen, indem sie den Zionismus anprangern, häufig sehr verzichtbare Beiträge zur Diskussion liefern.
Juni 21st, 2011 at 21:38
@ flatter
yes my dear, ich kann mir schon vorstellen was du meinst, auch halte ich von dererlei “Antizionismusparolen” genauso wenig wie du, aus dem einfach Grund, dass sie am eigentl. Thema vorbeizielen.
die aktuelle kampagne gegen die linke hat aber m.E. mit diesen “Besserwissern aus Castrop Rauxel” recht wenig zu tun. Hier gehts einmal mehr um das Flotilla Netzwerk, das diskreditiert werden soll – und da nützt dir dein negativer Ariernachweis leider ebensowenig wie dein Judenstatus.
Btw, die obe von mir verlinkte Pressekonferenz der Jüdischen Stimme bezügl. des Goldstone Reports
(war nur die Rede von Rolf Verleger – https://blip.tv/play/heAlgb6SYAI.html
es lohnt sich aber alle Reden anzuhören!)
fand in den Leitmedien selbstverständlich auch keinerlei Resonanz.
Juni 22nd, 2011 at 00:00
Kritik kommt nun auch aus Israel selbst – an der Linkspartei, aber anders als die Gegner der Linkspartei in der neoliberalen Einheitspartei Deutschlands die gerne hätten – von jüdischen Linken nämlich:
“[...]Zeigt Solidarität mit den Palästinensern
Linke Israelis kritisieren die Partei Die Linke[...]”
Quelle und kompletter Text:
https://www.jungewelt.de/2011/06-22/044.php
…ich weiß, dass sind für die Gegner der Linkspartei eben israelische bzw. jüdische Antisemiten ;-) :-(
Gruß
Bernie
Juni 22nd, 2011 at 11:44
@ Natascha 42
“Israeldiskussionen haben immer etwas von Kaffeeklatsch, jeder hat eine Meinung dazu, aber 99 % waren noch nie in Israel und den Palästinensergebieten und haben keine praktische Erfahrung mit den Mentalitäten der Menschen und deren Alltagsproblemen vor Ort.”
klar, da haste recht. allerdings nur beschränkt. ich denke, dass man sich durchaus auch gedanken machen muss – wir disskutoieren hier auch über ackermann und co. und ich glaub nicht, das die meisten sein individuelles naturel so gut kennen, wie du es in dieser debatte über di3e menstalitäten verlangst.
diskusion ist wichtig (@ flatter – auch unter deutschen – nicht weil sie deutsch sind sondern weil sie menschen mit meinungen sind)
denn es geht nicht darum ob in israel nur einer davon etwas mitbekommt oder das als ratschlag gedacht ist, sondern um die hisige meinungsbildung um dem deutschen antisemitismus etwas entgegenzusetzen.
und dazu gehört auch ein prizipielles existenszrecht israels in der öffentlichkeit immer wieder zu betonen – weil es eben nicht so ist wie flatter meint: das es normal ist –
wenn ich an die ganzen verschwörungstheorien die im netz rumschwirren denke, oder an die demos und klebis und sprühereinen auf denen “ZOG” als losung zu finden ist denke, wird doch klar das gerade die deutschen diesem zeugs etwas entgegen setzen müssen -
Juni 22nd, 2011 at 18:58
Interessant auch:
Nach meinem letzten Artikel (zugegeben polemisch) zum Nahostkonflikt ist mein Blog nicht mehr zu erreichen.
Tja tja…
Juni 23rd, 2011 at 12:36
https://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/kommentarseite/1/wilders-ist-freigesprochen/kommentare/1/1/?tx_skpagecomments_pi1showComments=1&tx_skpagecomments_pi1success=1
Gefühlte 90 % aller Kommentare sind auf PI NEWS-Niewoh; soviel zum Thema “linke” taz.
Hat zwar nur am Rande mit Antisemitismus zu tun, aber wenn man das Große und Ganze betrachtet, dann fällt auf, dass jede mikroskopische Kritik an der israelischen Politik oder wie in meinem Blog AUCH NUR die Kritik an der Instumentalisierung der Juden durch US-Faschos und deren europ. Kameraden als “racism” (!) gewertet wird, während ein blondierter und geföhnter Kaaskopp meint, hier den ganzen Orient zu beleidigen. Und wie nennt man das dann? Richtig! Meinungsfreiheit -,-
Hetze gegen Menschen ohne Lobby ist salonfähig und wer das kritisiert ist ein “Gutmensch” und “Linksfaschist” oder sogar “Dhimmi” etc.
Ich mein ja nur…
Juni 23rd, 2011 at 17:59
“[...]Hetze gegen Menschen ohne Lobby ist salonfähig und wer das kritisiert ist ein “Gutmensch” und “Linksfaschist” oder sogar “Dhimmi” etc.[...]”
Yep es scheint so, dass die Internationale der Fundamentalisten regiert, und die Aufgeklärten eben tot sind – Ein Trost, ewig kann es so nicht weitergehen.
Was die verbotene Kritik an der Kriegs- und Besatzungspolitik Israels angeht, da gibt es doch auch Parallelen zum Kritik am Islam, der eben in die Ecke Nazitum gestellt wird.
Fazit:
Es scheint so, dass man, wenn man die jeweilige Kriegs- und Besatzungspolitik eines Landes (egal ob Israel oder nicht) kritisiert eben aufpassen muss dass man nicht zu irgend einer Kriegspartei (z.B. Israel oder den Palästinensern) gerechnet wird.
Nichts für ungut, aber seit dem Krieg gegen Ex-Jugoslawien habe ich den Verdacht, dass es genauso läuft in der dt. öffentlichen Debatte – Damals hieß es auch, es gibt keine Neutralität, entweder man ist für oder gegen Milosevic bzw. für oder gegen die NATO – ein dazwischen gibt es nicht – Auch lange vor dem berühmten Satz von George W. Bush “Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns…” – in der Bibel heißt es da noch ….”einen Mittelweg gibt es keinen”….. Nicht anders läuft – seit Jahrzehnten – die Debatte in Deutschland ab, und kotzt Menschen wie mich nur noch an!
Gruß
Bernie
Juni 23rd, 2011 at 19:59
Etwaige Holocaust-Vergleiche gab’s damals dazu auch noch gratis frei Haus … was natürlich voll O.K. war …
Arbo
Juni 23rd, 2011 at 20:10
@Arbo
Ist mir auch klar, aber mir ging es mehr darum, dass man als Neutraler gleich alt aus sah damals – Die Holocaust-Vergleiche sind mir nicht unbekannt, und haben etwas mit rot-grünem Ausschlachten für Kriegszwecke zu tun – Ein Präzedenzfall der damalig, einmalig war – “Holocaust” als Begründungsgrund für eine Krieg gegen ein Volk, dass keineswegs einen zweiten Holocaust geplant hatte – Oder hat irgend ein Serbe einen Moslem vergast?
Ich halte es seither mit Serdar Somuncu, dem türkischstämmigen Kabarettisten, den diese ewigen Vergleiche auch nerven – Er soll einmal geschrieben haben “Nicht jedes Arschloch ist ein zweiter Hitler”.
Die Grünen könnten von Serdar Somuncu so einiges lernen, insbesondere, dass Holocaust als Kriegsbegründung ebenso mies ist wie Antisemitismus, oder Totschlagkeule Antisemitismus um Kritiker von Krieg und Besatzung mundtot zu machen, und den echten Holocaust gleich mit unsäglich zu verharmlosen. ;-)
Grüße
Bernie