Klimaschutz, Diplomatie und die Existenz Israels
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
10. Jul 2008 0:53
Während führende Politiker, zu denen man resignierend wohl auch Herrn Pofalla zählen muß, die Welt dem Volk in leichte Häppchen zerlegen, sind die Dinge in der großen Wirklichkeit gern komplexer. Dazu gehört zum Beispiel Atomkraft. Dazu gehört der Umgang mit Regierungen anderer Länder. Und dazu gehört ganz sicher die Lage im Nahen Osten. Daß alles in einem Zusammenhang steht, wird heute einmal mehr deutlich. Während Israel auf einen Angriff gegen Iran drängt oder zumindest harsch damit droht, Irans Atomanlagen zu zerstören, wird auf dem G8-Gipfel der weltweite Ausbau der Kernenergie als Nonplusultra angepriesen. Gleichzeitig macht China deutlich, daß es in puncto Gehör für die Belange der Internationalen Gemeinschaft ein großes Vorbild hat: Die USA. Man läßt sich überhaupt nichts sagen, stellt die eigenen Interessen über alles andere und pfeift auf die anderen. Dabei kann sich China darauf berufen, daß die USA in Menschenrechtsfragen wie in Fragen des Klimaschutzes völlig rücksichtslos vorgehen und ihnen dafür keinerlei Konsequenzen ins Haus stehen.
Für uns oder gegen uns
Als Mit Bush und Scharon Anfang 2001 zwei taube Falken an die Macht kamen, sah es nicht gut aus um den Frieden in der Welt. Wer konnte ahnen, daß es schlimmer käme, als man befürchten mußte? Die Kriege im Irak und in Afghanistan sind dabei nur die Folge des tieferliegenden Grundes für das Desaster: Das Ende der westlichen Diplomatie.
Nach dem tragischen Ende der Hoffnung im Nahem Osten durch den Mord an Rabin haben die aggressive Politik von Scharon und die Selbstmordpolitik der Palästinenserführungen zu einer besorgniserregenden Lage geführt. Ausgrechnet zu dieser Zeit trat ein US-Präsident sein Amt an, der fürchterlicher kaum hätte toben können. “Entweder für uns oder gegen uns” ist das Motto seiner Administration. Sein unsäglicher “Diplomat” John R. Bolton hat die UNO ebenso verachtet wie Außenminister Colin Powell, der es für angezeigt hielt, ein unfaßbares Lügengebäude zu präsentieren, um einen längst beschlossenen Krieg zu rechtfertigen. Nach innen wie außen haben sich Bushs Truppen über alle zivilisatorischen Standards hinweggesetzt. Es gilt das Recht des Stärkeren. Widerspruch dazu kam allenfalls von einem deutschen Pfau und Wahlkämpfer. Die “Koalition der Willigen”, i.e. Willfährigen, handelte in einer Art Korpsgeist und schaffte Fakten – bedenkenlos. Wer es sich sonst noch leisten konnte, tat es ihnen gleich. Rußland und China fragen nicht lange, sie machen dieselbe Politik nach Gutsherrenart und lassen die Muskeln spielen, anstatt Probleme zu erkennen und nach Lösungen zu suchen.
Iran mit seinem autistischen Präsidenten und dem abgehobenen Wächterrat wähnt sich ebenfalls stark genug, den Islam gegen das Judentum in Stellung zu bringen, ohne Rücksicht auf die Folgen.
Wenn Israel nun auf die Bedrohung eines solchen Atom-Konkurrenten panisch reagiert, darf das niemanden wundern. Ihre Angst vor der einen tödlichen Bombe ist berechtigt, weil sie Iran nicht vertrauen können. Dies aber ist unmittelbar die Folge einer Poltitik, die glaubt, man müsse mit niemandem mehr sprechen. Kann Israel Iran trauen? Kann Iran Israel trauen? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Es herausfinden oder präventiven Selbstmord begehen.
Es ist in diesem Zusammenhang ein wahres Glück, daß die USA zwei Kriege führen, mit denen sie reichlich zu tun haben. Das allein hält sie davon ab, einen Krieg zwischen Israel und Iran zu unterstützen. Der dürfte darum auch hoffentlich ausfallen.
Wie schafft man das dringend nötige Vertrauen zwischen den befeindeten Staaten? Sie müssen sich ja nicht lieben, ein Kalter Krieg wird auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Selbst NATO und “Warschauer Pakt” hatten diplomatische Beziehungen, die das Schlimmste verhindern konnten. Wie soll aber Beziehung entstehen, wo schon von Diplomatie keine Spur ist?
|
Wenn jetzt wegen eines geheuchelten Klimaschutzes von China erwartet wird, seine Kapazitäten zu drosseln, ist das bestenfalls naiv. Rücksichtsvolle Gesprächspartner, die eine Politik des Gebens und Nehmens praktizierten, könnten China überzeugen. Die “G8″ und ihre Führungsmacht sind das absolute Gegenteil.
Unfaßbar erscheint die Szenerie, nach der sich die Bundeskanzlerin quasi zu entschudligen hat, weil sie den Ausbau der Kernenergie nicht jubelnd mitträgt (obwohl sie würde, wenn sie könnte). Hat irgendwer daran gedacht, wie diese geniale Idee im Iran aufgenommen wird? Schon daß für den Westen überall der Terrorist sitzt, der die Völker nuklear verseuchen will, hätte konsequent Bedenken wecken können. Mit Blick auf den Nahen Osten ist der Plan hanebüchen. Er zeugt von einem Geist, der sich von jeder Vorstellung eines internationalen Miteinanders verabschiedet hat.
Juli 10th, 2008 at 22:54
Und dazu könnte noch kommen, daß China sich anschickt, den “kapitalistischen Drachen” besser zu reiten, als es die USA und der Westen imstande sind.
Juli 10th, 2008 at 22:54
Und dazu könnte noch kommen, daß China sich anschickt, den “kapitalistischen Drachen” besser zu reiten, als es die USA und der Westen imstande sind.