rafmusicWir haben alles unter Kontrolle, nur keine Aufregung. Zwar explodieren derzeit andauernd Sprengsätze in IKEA-Konsumtempeln und es sind auch schon Menschen zu Schaden gekommen, das ist aber keine größeren Schlagzeilen wert. Es ist wohl nur die Mafia oder ein handelsüblicher Erpresser? Die Gefahr für Unbeteiligte und der durch Bomben angerichtete Schaden waren vermutlich seit Jahren nicht hoch, dennoch springt keine Heimatschutzbehörde aus dem Helikopter und riegelt Europa ab. Sogar die Möbelmärkte haben noch auf.

Man stelle sich vor, die Ischlamischte hätten ein Bekennerschreiben hinterlassen oder wenigstens eine revolutionäre Zelle. Die Panik wäre entsetzlich, denn die dann anstehenden Hamsterkäufe angesichts des Ausbruchs von Armageddon trieben das verfolgte Volk ausgerechnet dorthin, wo es am gefährlichsten wäre: in die Kaufhäuser.

Einer von uns

“Burn warehouse, burn!” hieß es auch damals, als die Baader-Meinhof-Bande beinahe für eine Renaissance der Todesstrafe gesorgt hätte. Gar nicht auszudenken, fände man den roten Stern oder – das Ende der Welt! – ein Turban schmückte den Elch der schwedischen Dünnbrettbohrer-Gemeinde. Der Sturm auf den nächsten Atombunker wäre unvermeidlich.

Können wir uns das mal merken? Dass wir so gelassen umgehen können mit einer Gefahr, die eben so real ist wie unvermeidlich, die halt mal jemanden trifft, aber eben mit der angemessenen Unwahrscheinlichkeit? Das ist eine rhetorische Frage, richtig. Denn wir waren ja eben noch mit dem Zittern und Beten wegens tödlicher Gurken beschäftigt und haben uns vielleicht nur deshalb nicht in die Hosen gepisst, weil die schon voll und wir schon leer waren.

Andererseits ist es bemerkenswert, wie der Kapitalist die Gefahr sogleich herabstuft, wenn er das Treiben von Seinesgleichen erkennt. Da geht es scheinbar nur um Geld. Dass dabei Köpfe rollen und Bomben hochgehen, das kennt er. Beunruhigend ist schließlich nicht, dass etwas Schlimmes passiert. Beunruhigend ist, wenn es der Fremde verursacht, den wir nicht verstehen. Aus niederen Motiven hingegen, das geht in Ordnung. Das ist kein Terror. Das ist einer von uns.